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Friedrich Wilhelm Eitel Ohst 9 September 1896 in Berlin 1948 zum 8 Mai 1945 fur tot erklart war ein deutscher SA Fuhrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Herkunft Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit 1 2 Weiteres Leben in der Weimarer Republik 1924 bis 1933 1 3 Tatigkeit in der Anfangsphase des NS Regimes 1933 bis 1934 1 4 Ausscheiden aus der SA und weiteres Leben im NS Staat 1934 bis 1945 1 5 Verbleib nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Archivalien 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenHerkunft Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit Bearbeiten Ohst war ein Sohn des Oberbahnhofvorstehers Wilhelm Ohst und seiner Frau Helene geb Ahlers Von 1906 bis 1914 besuchte er ein Gymnasium in Brilon Zum 1 August 1914 unmittelbar nach Beginn des Ersten Weltkriegs trat Ohst als Kriegsfreiwilliger in die Preussische Armee ein mit der er bis 1918 an der Westfront eingesetzt wurde Am 6 Marz 1915 wurde Ohst zum Leutnant der Reserve befordert Anschliessend war er zweieinhalb Jahre Kompaniefuhrer und zum Schluss des Krieges Abteilungsfuhrer des 3 Bataillons des Infanterieregiments 25 Im Krieg wurde Ohst mehrmals verwundet Oberschenkel und Beinschuss sowie Gasvergiftung so dass er nach dem Krieg als 70 kriegsbeschadigt galt Ausserdem wurde er mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen sowie mit dem Ritterkreuz des Hohenzollernschen Hausordens ausgezeichnet Nach Kriegsende beteiligte Ohst sich mit dem freiwilligen Landesjagerkorps an den nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches ausgebrochenen Kampfen zwischen den Anhangern einer sozialistischen Revolution und den die Revolution bekampfenden Freikorps Anschliessend ging er mit der 2 Kompanie des Jagerkorps ins Baltikum wo er bis zur Auflosung der Baltikumsarmee verblieb Nach seiner Ruckkehr ins Reichsgebiet trat er in das Reichswehrregiment 62 in Dusseldorf ein mit dem er sich an der Bekampfung revolutionarer Erhebungen im Ruhrgebiet beteiligte Nach dem Einmarsch der franzosischen Armee ins Ruhrgebiet Anfang 1923 beteiligte Ohst sich an der von radikalen Nationalisten unternommenen Bekampfung der Besatzungstruppen in Form von Sabotageaktionen So wirkte er an der Sprengung von Brucken mit Zu dieser Zeit kam er zudem in Kontakt mit Franz Pfeffer von Salomon Wegen seiner Aktivitaten bei der Bekampfung der franzosischen Besatzungstruppen wurde Ohst von einem franzosischen Kriegsgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt Bald danach wurde er in Neuss von belgischen Truppen verhaftet konnte aber aus der Haft vor einer moglichen Auslieferung an die Franzosen entkommen Weiteres Leben in der Weimarer Republik 1924 bis 1933 Bearbeiten Nach dem Ende des Ruhrkampfes gehorte Ohst bis Ende 1925 der Schwarzen Reichswehr im Verband des Wehrkreiskommandos 6 in Munster an Zu dieser Zeit erkrankte er an einer schwelenden Lungenentzundung die zu einer schweren Lungentuberkulose fuhrte Infolgedessen verbrachte er die Jahre 1926 bis 1930 in Krankenhausern und Lungensanatorien In den 1920er und fruhen 1930er Jahren arbeitete Ohst als staatlicher Lotterieeinnehmer in Berlin wo er in der Berliner Strasse 33b und spater im Weidenweg 79 wohnte Spatestens seit 1931 war er Mitglied der Sturmabteilung SA In die NSDAP trat Ohst laut Kartei am 30 Dezember 1931 ein Mitgliedsnummer 1 067 972 er selbst behauptete allerdings bereits 1925 Mitglied gewesen zu sein Ende des Jahres 1931 wurde er zum SA Fuhrer zur besonderen Verwendung im Sturmbann 1 5 ernannt 1931 beteiligte er sich an der Durchfuhrung der antisemitischen Kurfurstendamm Krawall Im Marz 1932 erhielt Ohst die Stellung eines SA Fuhrers z b V zur besonderen Verwendung in der SA Untergruppe Berlin Ost Im Juli 1932 wurde Ohst als Sturmbannfuhrer kurzzeitig Stabsfuhrer bei der SA Untergruppe Magdeburg Anhalt in Dessau Von Oktober 1932 bis zum Sommer 1934 wurde Ohst Sturmbannfuhrer z b V zur besonderen Verwendung im Gruppenstab der SA Gruppe Berlin Brandenburg zunachst unter Wolf Heinrich von Helldorff und dann unter Karl Ernst In dieser Eigenschaft war er verschiedentlich mit der Erledigung von Sonderaufgaben betraut Tatigkeit in der Anfangsphase des NS Regimes 1933 bis 1934 Bearbeiten Im Februar 1933 wurde Ohst damals im Rang eines SA Sturmbannfuhrers stehend von Hermann Goring als Verbindungsmann der SA zur Polizei im Berliner Polizeiprasidium installiert Bald danach setzte Goring Ohst anlasslich des Verbotes des Berliner Tageblatts am 21 Marz 1933 als Kommissar der Reichsregierung zur Gleichschaltung des Mosse Verlag ein In dieser Position war er dafur zustandig die Massnahmen zur Liquidierung dieses traditionell liberalen Verlages als einer zum Nationalsozialismus dissidenten Kraft durchzufuhren und ihn stattdessen auf nationalsozialistische Linie zu bringen So war er insbesondere damit befasst als Aufpasser und Kontrolleur die Redaktion und selbst die Rotationsdruckmaschinen des Verlages zu beaufsichtigen um zu gewahrleisten dass die Inhalte der vom Mosse Verlag herausgegebenen Publikationen insbesondere die Tageszeitungen und Auslandszeitungen des Verlages inhaltlich im Einklang mit den Vorgaben der neuen Machthaber standen 1 Im Rahmen der von Ohst vollzogenen Sauberung der Redaktion von den Nationalsozialisten unliebsamen Elementen entliess er u a 118 judische Verlagsmitarbeiter aus ihren Stellungen Parallel unternahm Ohst im Auftrage von Goebbels zu dieser Zeit mehrere Reisen ins Ausland So versuchte er wahrend eines Besuches in Lugano den geflohenen ehemaligen Chefredakteur des Berliner Tageblatts Theodor Wolff davon zu uberzeugen nach Deutschland zuruckzukehren und die Chefredaktion der Zeitung wieder zu ubernehmen Ein ahnliches Angebot unterbreitete er Hans Lachmann Mosse 2 Der damals 13 jahrige George L Mosse beschrieb spater Ohst folgendermassen Ohst war ein Schlagetot wie so viele SA Manner der ersten Stunde und wurde denn auch 1934 unter dem Vorwurf Wirtshausschlagereien angezettelt einen losen Lebenswandel gefuhrt und einen Mord begangen zu haben aus der NSDAP ausgeschlossen Ohst was a thug like so many early members of the SA and in 1934 he would be expelled from the party for starting barroom brawls for loose living and for murder 3 Am 24 Marz 1933 verhaftete Ohst im Auftrag des neuernannten SA Gruppenfuhrers von Berlin Brandenburg Karl Ernst zusammen mit den SA Leuten Rudolf Steinle und Kurt Egger den Hellseher Erik Jan Hanussen in seiner Wohnung in der Lietzenburger Strasse Ohst und die beiden SA Manner gelten auch als die wahrscheinlichen Morder Hanussens 4 Ohst beschuldigte bereits 1934 seine Kumpanen des Mordes erklarte aber sein Verstandnis fur die Tat Nach meiner Ansicht ist Hanussen einer der grossten Verbrecher 5 Am 27 Januar 1934 wurde Ohst selbst verhaftet Ihm wurde vorgeworfen die SA Uniform und den Namen des SA Gruppenfuhrers Ernst zu geschaftlichen Zwecken missbraucht zu haben Weiter wurde ihm vorgehalten als Lotterieeinnehmer mit Geldern in unverantwortlicher Weise gewirtschaftet zu haben und sich bei der Ubernahme von Mosse personliche Vorteile verschafft zu haben Ohst verteidigte sich mit dem Hinweis dass ich von den staatlichen Lotteriegeldern die fehlten keinen Pfennig fur mich personlich verwandt habe dass ich sie in der schweren Zeit der Partei und SA fur sie verwendet habe Ferner brachte er vor dass Goring ihn fur seine Arbeit im Zusammenhang mit der Ubernahme des Hauses Mosse bei der er 138 Juden entlassen haben will erklart habe Lieber Ohst fur Sie bin ich nicht mehr Ministerprasident fur Sie bin ich nur Kamerad 6 Er wurde schliesslich als unschuldig und unbelastet entlassen Ausscheiden aus der SA und weiteres Leben im NS Staat 1934 bis 1945 Bearbeiten Im Zusammenhang mit der Rohm Affare vom Sommer 1934 kam es zu einer abermaligen Verhaftung Ohsts Nach sechswochiger Ehrenhaft im KZ Columbia Haus erfolgte seine Freilassung am 18 August 1934 Kurz nach seiner Freilassung wurde ein SA Sondergerichtsverfahren gegen Ohst aufgrund seiner Beziehungen zu dem in der Rohm Affare exekutierten Berliner SA Chef Ernst eingeleitet Ihm wurden u a seine Mitwirkung an der Ermordung Hanussens im Auftrag Ernsts sowie die Teilnahme an Zechgelagen und der Unterschlagung staatlicher Lotteriegelder vorgeworfen Das Sondergericht schlug der Obersten SA Fuhrung am 29 September 1934 die Entlassung Ohsts aus der SA an Nachdem diese diesen Vorschlag billigte beschloss das Sondergericht in seiner Sitzung vom 23 Oktober 1934 offiziell die Entlassung Ohsts aus der SA unter Aberkennung seines Dienstgrades und seiner Dienststellung Kurz darauf wurde er unter neuen Vorwurfen beschuldigt Kontakte zu Herren der franzosischen Botschaft unterhalten zu haben In einem SA Ehrengerichtsverfahren wurde er am 27 September 1934 aus der SA ausgeschlossen mit der Begrundung dass es fur jeden SA Mann und SA Fuhrer einen Schlag ins Gesicht bedeuten wurde da seine Personlichkeit und seine Taten nicht mit dem Geist der SA in Einklang zu bringen sind Seit 1935 amtierte Ohst als Geschaftsfuhrer des Verbandes Deutscher Handler und als Herausgeber der deutschen Kohlenzeitung Der Verlag Deutsche Kohlenzeitung ging im Herbst 1938 nun als Deutsche Kohlenzeitung Verlag Wilhelm Ohst ins Handelsregister eingetragen in seinen Besitz uber Verbleib nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Ohsts letztes gesichertes Lebenszeichen ist ein Brief vom Marz 1944 in dem er dem Amtsgericht Charlottenburg mitteilt dass die Verlagsraume der Kohlenzeitung bei einem Luftangriff schwer beschadigt worden seien Im November 1944 wurde er seiner Frau zufolge zum Volkssturm eingezogen Sein Verbleib nach Kriegsende ist unklar Der Deutschen Kriegsgraberfursorge zufolge gilt Ohst seit dem Zweiten Weltkrieg als vermisst bzw verschollen 7 Er wurde durch Entscheidung des Amtsgerichts Charlottenburg vom 9 September 1948 fur tot erklart wobei formal der 8 Mai 1945 als Todeszeitpunkt festgelegt wurde Nach dem Krieg erklarte seine Frau ein Bekannter habe ihn zuletzt am 2 Mai 1945 in Berlin gesehen Er soll in den letzten Kriegstagen von Kommunisten erschossen worden sein Als die Staatsanwaltschaft Berlin ihn in den 1960er Jahren in Zusammenhang mit dem Mord an Hanussen ausfindig zu machen versuchte erwies er sich als unauffindbar Die Ermittler ausserten in einem internen Vermerk allerdings die Vermutung dass der Mann mit dem Ohsts Frau zu dieser Zeit zusammenlebte niemand anderes als Ohst selbst sei der sich nach dem Krieg eine neue Identitat zugelegt habe Ohst habe so die Annahme sich selbst in den Nachkriegsjahren offiziell als im Krieg verschollen melden lassen um unter neuem Namen untertauchen und so politischen wie juristischen Verfolgungen entgehen zu konnen und gegebenenfalls sich und seiner Frau Hinterbliebenenversorgung zu beschaffen Archivalien BearbeitenIm Bundesarchiv haben sich diverse Unterlagen zu Ohst erhalten Namentlich befinden sich im Bestand des ehemaligen Berlin Document Center eine SA Personalakte eine Akte mit Parteikorrespondenz und eine SA Gerichtsakte SA P Mikrofilm D 98 Bilder 1765 2020 zu Ohst Literatur BearbeitenKurt Schilde SA Gefangnis Papestrasse 1996 Einzelnachweise Bearbeiten Margret Boveri Wir lugen alle Walter Olten 1986 S 77 Bernd Sosemann Theodor Wolff Ein Leben mit der Zeitung 2000 S 294 Georg Lachmann Mosse Confronting History A Memoir 2000 S 46 Alexander Bahar Wilfried Kugel Reichstagsbrand 2001 S 650 Demzufolge erschossen sie ihn in der Kaserne der SA Feldpolizei in der Pape Strasse Schilde SA Gefangnis S 33 Kurt Schilde SA Gefangnis Papestrasse 1996 S 32 Deutsche KriegsgraberfursorgePersonendatenNAME Ohst WilhelmALTERNATIVNAMEN Ohst Friedrich Wilhelm Eitel vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SA FuhrerGEBURTSDATUM 9 September 1896GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM nach 1934 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Ohst amp oldid 226220532