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Wilhelm Drill geboren am 31 August 1873 in Paasdorf 1 gestorben 1942 war ein osterreichischer Arzt und Medizinalrat der bis 1938 in Mauer praktizierte Im Zuge des Holocaust wurde er am 27 April 1942 gemeinsam mit seiner Frau Auguste Drill nach Wlodawa deportiert Beide wurden schliesslich ermordet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Praktischer Arzt in Mauer 1 2 Spitalskommandant im Ersten Weltkrieg 1 3 Medizinalrat 1 4 Berufsverbot und Vertreibung aus Mauer 1 5 Deportation und Ermordung 2 Auszeichnungen 3 Gedenken 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDrill absolvierte das Gymnasium in Nikolsburg in Sudbohmen und promovierte an der Universitat Wien zum Doktor der Medizin Danach war er funf Jahre lang am Allgemeinen Krankenhaus in Wien als Sekundararzt tatig Praktischer Arzt in Mauer Bearbeiten Zur Jahreswende 1903 04 liess er sich als Praktischer Arzt in der damals noch selbststandigen Gemeinde Mauer sudlich von Wien nieder Im Jahr 1907 ubersiedelte er in das Bernheierhaus in der Maurer Lange Gasse 62 an der Ecke Kirchengasse heute Gesslgasse 2 Spitalskommandant im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Wahrend des Ersten Weltkrieges von August 1914 bis November 1918 leitete Wilhelm Drill als Spitalskommandant das Reservelazarett in Bosnien Er wurde fur seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet unter anderem mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Band der K u k Tapferkeitsmedaille und dem Ehrenzeichen fur Verdienste um das Rote Kreuz Medizinalrat Bearbeiten Drill kam auch nach dem Kriegsdienst wiederum in Mauer seinem Beruf nach Politisch trat er nie hervor 2 Am 6 April 1925 heiratete er am Magistratischen Bezirksamt im Alsergrund Auguste Taussig geb am 18 Marz 1887 in Wien Vll rom kath Die Ehe blieb kinderlos Drill wurde schliesslich Kassenarzt einer Reihe von Krankenkassen wurde von der Gemeinde Mauer als zweiter Totenbeschauer vereidigt und vertrat den jeweiligen Gemeindearzt Im Jahr 1936 beschloss der Gemeindetag von Mauer bei Wien einstimmig fur Drill in Wurdigung seiner langjahrigen Verdienste den Titel eines Medizinalrates zu erwirken Berufsverbot und Vertreibung aus Mauer Bearbeiten Nach dem Annexion Osterreichs fiel er unter die Bestimmungen der Nurnberger Gesetze und erhielt Arbeitsverbot Im Sommer 1938 behandelte er in seiner Praxis nur noch judische Patienten Er schloss seine Praxis entsprechend den Bestimmungen NS Regimes am 30 September 1938 In der Folge musste er den zweiten Vornamen Israel tragen Am 7 Februar 1941 erging ein Sicherheitsbescheid zur Zahlung von 11 700 RM sogenannter Reichsfluchtsteuer mit der Begrundung dass Feststellungen darauf schliessen lassen dass er den Wohnsitz im Reichsgebiet aufgeben werde 2 Vor dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion am 22 Juni 1941 bestand noch als letzte Ausreisemoglichkeit der Landweg uber die Sowjetunion nach Shanghai in China Es ist allerdings nicht bekannt ob das Ehepaar Drill tatsachlich fluchten wollte Am 17 August 1941 mussten Wilhelm Drill und seine Gattin ihre Wohnung in Mauer verlassen und in die Rotenturmstrasse 21 im 1 Bezirk ubersiedeln im Februar 1942 kamen sie beide in ein Ubergangslager im 2 Wiener Gemeindebezirk Deportation und Ermordung Bearbeiten Am 27 April 1942 um 19 11 Uhr verliess ein Deportationstransport mit 1 000 judischen Mannern Frauen und Kindern den Wiener Aspangbahnhof Zu den Deportierten zahlten auch Auguste und Wilhelm Drill 3 4 Zielort des Transportes war die polnische Kleinstadt Wlodawa rund hundert Kilometer ostlich der Distriktshauptstadt Lublin und elf Kilometer nordlich des Vernichtungslagers Sobibor Die Bevolkerung von Wlodawa war uberwiegend zu rund 70 judischer Herkunft Neben den aus Wien Deportierten langten im April 1942 auch 800 Manner Frauen und Kinder aus Mielec in der Kleinstadt ein wodurch sich die Lebensbedingungen sowohl der Ortsansassigen als auch der Deportierten betrachtlich verscharften Rund 1 500 Manner wurden zu Arbeitsjuden erklart und fur Entwasserungs und Flussregulierungsarbeiten eingesetzt Zwischen dem 22 und dem 24 Mai 1942 kam es im Ghetto Wlodawa zur ersten Judenaktion 500 alte und arbeitsunfahige Juden der grossere Teil aus Wlodawa stammend aber auch Deportierte aus dem Deutschen Reich wurden vom Sicherheitsdienst der SS SD unter Mithilfe einheimischer Hilfstruppen festgenommen und nach Sobibor gebracht Bei dieser Aktion kam es bereits in Wlodawa zu einem Massaker mit einer betrachtlichen Zahl von Opfern 5 Im Sommer 1942 wurden mehr als hundert Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren gewaltsam von ihren Eltern getrennt und nach Sobibor deportiert In den fruhen Morgenstunden des 24 Oktober 1942 wurde schliesslich die Auflosung des Ghettos in Angriff genommen SD Gendarmerie Schutzpolizei und einheimische Hilfskrafte aus dem Lager Trawniki nahmen die judische Bevolkerung Wlodawas fest trieben mehr als 6 000 Juden zum Teil auch aus Arbeitslagern der Umgebung auf dem Sportplatz zusammen und brachten sie schliesslich zum Bahnhof Dort wurden 500 Arbeitskrafte freigestellt die anderen wurden nach Sobibor transportiert und dort ermordet Anfang November wurden auch diese sogenannten Arbeitsjuden deportiert Mangels ausreichender Transportkapazitaten ermordete die SS zahlreiche von ihnen bereits auf dem Bahnhofsgelande von Wlodawa Von den 1 000 nach Wlodawa Deportierten uberlebten drei Auguste und Wilhelm Drill zahlten nicht zu den Uberlebenden Am 8 Mai 1945 wurde Wilhelm Drill fur tot erklart Auszeichnungen BearbeitenGoldenes Verdienstkreuz mit der Krone K u k Tapferkeitsmedaille Ehrenzeichen II Klasse fur Verdienste um das Rote KreuzGedenken Bearbeiten nbsp Gedenkstein nbsp Nach Wilhelm Drill benannte Strasse Im Jahr 1954 wurde die fruhere Turkengasse im Liesinger Bezirksteil Mauer durch Beschluss des Gemeinderatsausschusses fur Kultur in Drillgasse umbenannt 6 7 Vor dem letzten Wohnsitz der Familie Drill in Wien Liesing vor dem Haus Maurer Lange Gasse 62 in dem sich auch die Ordination von Wilhelm Drill befand wurde am 10 September 2014 von der Initiative Steine der Erinnerung in Liesing ein Erinnerungsstein fur das Ehepaar verlegt Die beiden Namen findet sich auch in der Liste Liesinger Opfer des Nationalsozialismus 1938 1945 8 Literatur BearbeitenFelix Czeike Historisches Lexikon Wien Wien Verlag Kremayr amp Scheriau 1992 2004 Yad Vashem Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer Abruf des Namens Wilhelm Drill am 27 Juni 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Drill Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Uber Geburtstag und ort gibt es leicht divergierende Quellen Yad Vashem nennt den 30 August 1873 und Nikolsburg in Tschechien als Geburtsort das Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes nennt die oben angefuhrten Daten Die beiden Orte liegen nahe beieinander und waren zum Geburtsdatum beide Teil der k u k Osterreichisch Ungarischen Monarchie a b c Steine der Erinnerung in Liesing Liesinger Opfer des Nationalsozialismus 1938 1945 Lebenslauf Dr Wilhelm Drill abgerufen am 27 Juni 2015 A Letter To The Stars Geburts und Deportationsdaten von Auguste Drill abgerufen am 27 Juni 2015 A Letter To The Stars Geburts und Deportationsdaten von Wilhelm Drill abgerufen am 27 Juni 2015 Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Personensuche Wilhelm Drill abgerufen am 27 Juni 2015 Peter Autengruber Lexikon der Wiener Strassennamen Bedeutung Herkunft Hintergrundinformation fruhere Bezeichnung en Wien Pichler Verlag 9 Auflage 2014 David judische Kulturzeitschrift Verfolgt vertrieben ermordet Memento vom 23 September 2015 imInternet Archive Zur bleibenden Erinnerung durch Strassennamen in Wien 23 abgerufen am 27 Juni 2015 Liesinger Opfer des Nationalsozialismus 1938 1945 Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive abgerufen am 27 Juni 2015 PersonendatenNAME Drill WilhelmKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Arzt der vom NS Regime aufgrund seiner judischen Abstammung ermordet wurdeGEBURTSDATUM 31 August 1873GEBURTSORT Paasdorf NO oder Mikulov Tschechien STERBEDATUM 1942STERBEORT unsicher Vernichtungslager Sobibor Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Drill amp oldid 232357183