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Unter dem Codenamen Taaget betrieb die Abwehr der militarische Nachrichtendienst der deutschen Wehrmacht eine Wetterstation auf der Bareninsel Die Station bestand von November 1944 bis Marz 1945 und wurde von zwei Hilfswilligen betrieben von denen einer wahrend des Dienstes auf ungeklarte Weise verschollen ging Taaget ubermittelte nur unzureichende Daten und gilt als Fehlschlag Die Bareninsel vom Suden aus gesehenInhaltsverzeichnis 1 Wettererfassung in der Arktis 1 1 Auf der Bareninsel 2 Taaget 2 1 Anfangsschwierigkeiten 2 2 Betrieb 2 3 Abholung 2 4 Weiteres Schicksal der Besatzung 2 4 1 Spatere Darstellung 3 Nachspiel 4 Literatur 5 EinzelnachweiseWettererfassung in der Arktis Bearbeiten nbsp Lage der BareninselZwischen 1941 und 1944 richtete die deutsche Wehrmacht mehrere Wetterstationen auf Inseln im Arktischen Ozean ein um Informationen uber die dortigen Wetterverhaltnisse zu gewinnen Die hierbei gewonnenen Daten wurden fur die Wettervorhersage in Europa die Planung des U Bootkrieges im Nordatlantik und als Grundlage der Konzeption der Einsatze von Marine und Luftwaffe gegen die Nordmeergeleitzuge verwendet Auf der Bareninsel Bearbeiten Auf der Bareninsel wurden zunachst Wetterdaten durch unbemannte Wetterstationen erhoben die ihre Ergebnisse automatisiert per Funk mitteilten Im Oktober 1942 landete der Wetterflieger Rudolf Schutze im Auftrag der Luftwaffe mit einer He 111 auf der Bareninsel An Bord hatte er eine automatische Wetterstation des Modells Krote und einen Mitarbeiter des Wetterdienstes der Luftwaffe Schutze hatte zwei Tage zuvor einen Landetrupp zur Insel gebracht der mit Fallschirmen abgesprungen war um eine Landebahn zu bauen Der vierkopfige Trupp benotigte anschliessend zwei weitere Tage um diese so herzurichten dass Schutze mit dem Landetrupp an Bord wieder starten konnte Im November begann auch die Kriegsmarine damit die Bareninsel in ihr Wettermeldenetz miteinzubeziehen Dafur wurden drei automatische Stationen durch U Boote auf die Insel gebracht Es handelte sich um WFL Gerate Wetterfunkgerat Land mit den Codenamen Edwin WFL 22 Hermann WFL 34 und Christian WFL 29 Letztere beiden erwiesen sich als erstaunlich langlebig Sie wurden am 6 Juli 1944 durch die Besatzung des U Bootes U 737 uberpruft und funktionierten noch obwohl ihre Betriebszeit von sechs Monaten eigentlich uberschritten war Taaget BearbeitenDie meisten der Wetterstationen der Wehrmacht in der Arktis wurden von der Kriegsmarine oder der Luftwaffe betrieben Die jeweiligen Wettertrupps setzten sich hierbei stets aus Soldaten und Wissenschaftlern zusammen wobei letztere oft als Sonderfuhrer eingestuft wurden Im Jahr 1944 verfolgte der militarische Nachrichtendienst Abwehr bei der Einrichtung von zwei neuen Wetterstationen jedoch ein vollig anderes Konzept Die Abwehr rekrutierte hierfur unter hilfswilligen Zivilisten die der Wehrmacht durch norwegische Behorden vermittelt wurden 1 Zunachst wurde die Unternehmung unter dem Decknamen Laubfrosch geplant Realisiert wurden schliesslich eine Wetterstation an der Sudspitze Spitzbergens ehem Laubfrosch 3 mit dem Decknamen Landvik und eine Einrichtung auf der sudlicher gelegenen Bareninsel ehem Laubfrosch 2 die die Bezeichnung Taaget erhielt Zur Einrichtung dieser Station rekrutierte die Abwehr zwei Wetterfunker 2 Der Norweger Leif Utne hatte mit den Dienststellen der Abwehr in Nord Norwegen kooperiert Er war wahrend der Besetzung Norwegens in seinem Heimatort Kiberg nahe Vardo aufgegriffen und ausgewiesen worden Utne floh im Sommer 1940 in die Sowjetunion Nachdem er dort zum Agenten ausgebildet worden war kehrte er 1942 nach Norwegen zuruck und stellte sich der Abwehr als V Mann zur Verfugung Ivan Pasijkurow stammte aus Kursk Er geriet in Norwegen in deutsche Kriegsgefangenschaft und verbrachte dort einige Zeit in Kriegsgefangenenlagern Als die mit der deutschen Seite kollaborierende Russische Befreiungsarmee unter General Wlassow aufgestellt wurde trat Pasijkurow dieser sogenannten Wlassow Armee bei So wurde die Abwehr auf ihn aufmerksam Pasijkurow gab sich im Laufe seines Einsatzes als Ukrainer Pole und als Balte aus Fur ihren Einsatz erhielten beide Kollaborateure Tarnnamen Utne wurde Ludwig genannt und Pasijkurov hiess fortan Josef Balkin Anfangsschwierigkeiten Bearbeiten Am 14 November 1944 verliessen die Mitglieder des Wettertrupps Taaget an Bord von U 1163 den Marinestutzpunkt in Tromso Zwei Tage spater erreichten sie ihr Einsatzgebiet in der Sorhamna Bucht Unter dem Befehl des Kommandanten von U 1163 Oberleutnant zur See Ernst Balduhn errichtete die Besatzung des U Bootes die Wetterstation auf einem Plateau in Kustennahe Am 22 November lief U 1163 wieder in Tromso ein Obwohl verabredet war dass Ludwig und Josef unmittelbar mit dem Ubertragen der Wetterdaten beginnen sollten kam aus ungeklarter Ursache kein Kontakt zu Taaget zustande nbsp U 992Schliesslich wurde U 992 das vor der norwegischen Kuste patrouillierte zur Bareninsel beordert Oblt z S Falke Kommandant des Bootes sollte dem Grund der fehlenden Meldungen nachgehen und wenn moglich die Verbindung zu Taaget herstellen Um zur Behebung technischer Mangel gerustet zu sein nahm das deutsche U Boot zunachst in Narvik neue Batterien und zwei von der Luftwaffe zur Verfugung gestellte Motorengeneratoren fur die Wetterstation an Bord Zudem wurde der E Obermaschinist Hermann Friedrich in den Aufbau der Stromversorgung der Wetterstation eingewiesen U 992 lief am 14 Januar von Narvik aus und erreichte die Sorhamna Bucht am 25 Januar Kommandant Falke machte mit Kanonenschussen auf die Anwesenheit des Bootes aufmerksam und liess am nachsten Morgen Friedrich sowie drei weitere Besatzungsmitglieder von U 992 zur Insel hinuber setzen Den Steilhang nahe dem Strand uberwanden die Manner die auch Generatoren und Batterien mit sich fuhrten mithilfe des dort von der Besatzung von U 1163 im Vormonat zuruckgelassenen Kletterseils Auf dem Plateau zwischen der Sorhamna Bucht und der Walross Bucht traf Friedrich mit Josef zusammen Zudem stellte er fest dass zahlreiche von U 1163 angelandete Ausrustung Treibstoff und Proviant ungeborgen im Schnee lag Gemeinsam mit Josef der sich gegenuber den Besatzungsmitgliedern von U 992 als polnischer Staatsburger ausgab was Friedrich allerdings wenig glaubwurdig vorkam suchten die Manner von U 992 die etwa einen Kilometer entfernte Station auf wo sie auch Ludwig antrafen 3 Beide Manner waren zwar wohlauf aber die Generatoren der Station waren unbrauchbar und die Batterien waren leer Als eigentlichen Grund fur das bisherige Versagen der Wetterstation Taaget identifizierten die Besatzungsmitglieder von U 992 allerdings die gestorte Kommunikation der beiden Manner der Stationsbesatzung untereinander Wahrend Josef trotz seiner Zeit in norwegischen Gefangenenlagern nur Ukrainisch und ein wenig Deutsch verstand sprach Ludwig obwohl er zwei Jahre in Russland ausgebildet worden war angeblich nur Norwegisch 4 2 E Obermaschinist Hermann Friedrich gewann den Eindruck dass sich die beiden Manner nicht nur sprachlich nicht gut verstanden Da Beide nie miteinander sprachen gab es keine Mahlzeiten keinen geregelten Tagesablauf Der Pole sagte mir dass er seinen Kumpel tagelang nicht sehen wurde Beide hatten Jagdflinten Karabiner und Pistolen und haben viel gejagt Hermann Friedrich E Obermaschinist von U 992 3 Friedrich und die drei Besatzungsmitglieder von U 992 richteten innerhalb von drei Tagen die mitgebrachte Technik in der Station ein luden die Batterien wieder auf und stellten die Stromversorgung wieder her Am letzten Tag lud Kommandant Falke Ludwig und Josef zum Abendessen auf das U Boot ein Nach Eindruck der U Bootbesatzung wuschen die beiden sich zu dieser Einladung erstmals seit zwei Monaten und nahmen die Gelegenheit wahr in einen Spiegel zu blicken 3 Gegen 21 00 Uhr wurden die beiden Wetterfunker wieder an Land gebracht und das U Boot setzte seine Unternehmung fort Von nun an sendete Taaget regelmassig Wetterdaten Betrieb Bearbeiten Fur den Empfang der Meldungen von Taaget war die deutsche Funkstelle in Bardufoss zustandig wo ab Ende Januar entsprechende Daten eintrafen Anhand gewisser Unregelmassigkeiten konnten die dortigen Funker feststellen dass nicht Ludwig der sich mit der Technik auskannte sondern grosstenteils Josef die Meldungen abgab Offensichtlich unternahm der Norweger ausgedehnte Jagdausfluge wovon ein von ihm in der Mitte der Insel deponierter Kalender Zeugnis gibt der spater aufgefunden wurde Ludwig hatte hier zwei Besuche am 3 und am 11 Februar eingetragen Auch an anderen Orten der Insel wurde spater eine Benutzung festgestellt die wohl auf Aktivitaten Ludwigs zuruckzufuhren ist Abholung Bearbeiten nbsp Karte der BareninselAm 7 April meldete sich Taaget mit der Bitte um Evakuierung Angeblich war das norwegische Besatzungsmitglied wahrend eines Jagdausflugs verschollen und der ubriggebliebene Ukrainer sah sich nicht imstande die Station alleine weiterzubetreiben Die U Bootfuhrung beorderte U 668 unter dem Kommando von Kapitanleutnant Wolfgang von Eickstedt zur Bareninsel um den Uberlebenden aufzunehmen Aufgrund der schlechten Wetterlage des dichten Nebels und zusatzlich starken Eistreibens war es von Eickstedt nur durch ausfuhrliches Koppeln moglich die verabredete Abholstelle im Suden der Bareninsel zu finden Dort angekommen liess er Signalpatronen abfeuern Da sich der zu evakuierende Ukrainer nicht zeigte liess von Eickstedt nach einer Weile die kustennahen Klippen mit der Flak beschiessen um auf die Anwesenheit des U Bootes aufmerksam zu machen Schliesslich erschien eine Gestalt auf dem Hochplateau zwischen der Walross und der Sorhamna Bucht die der Bootsbesatzung durch Gestikulieren zu verstehen gab dass U 668 in die Sorhamna Bucht einlaufen sollte Es handelte sich um Josef der verlangte unmittelbar an Bord gebracht zu werden Von Eickstedt entschied seinerseits die Wetterstation aufzusuchen Dort angekommen stellten die Besatzungsmitglieder von U 668 fest dass sich sowohl die Waffe als auch die personlichen Unterlagen und sogar die Uniform des vermissten Norwegers in der Hutte befanden Die Besatzung sicherte die meteorologischen Gerate und erganzte den Proviant des U Bootes mit Konserven die vor der Station im Schnee vergraben waren Ein Teil der Besatzung erkundete zudem die Insel und drang bis zum etwa 15 Kilometer entfernten verlassenen Bergarbeiterdorf Tunheim vor wo eine gut erhaltene Dampflokomotive aufgefunden wurde Das Boot erreichte den Marinestutzpunkt in Narvik am 17 April 1945 Taaget hatte im Verlauf seiner Einsatzzeit kaum langer als uber einige Wochen Daten weitergegeben zudem war im Verlauf ein Menschenleben verloren gegangen Diese Unternehmung gilt daher als Fehlschlag Weiteres Schicksal der Besatzung Bearbeiten Josef wurde zunachst nach Narvik an Bord des Avisos Grille gebracht wo er dem Fuhrer der U Boote Nordmeer Reinhard Suhren Bericht erstattete dann verliert sich seine Spur In einem spater erschienenen Buch berichtete er davon dass er nach einem kurzen Gesprach mit Agenten der Abwehr unter falschem Namen in Norwegen untergetaucht sei Erst 50 Jahre spater habe er es gewagt unter seinem richtigen Namen in die ehemalige Sowjetunion zuruckzukehren Spatere Darstellung Bearbeiten Der russische Kollaborateur Ivan Pasijkurov aus Kursk Mitglied der Wlassow Armee der unter dem Tarnnamen Joseph Balkin im Auftrag der deutschen Abwehr im Zweiten Weltkrieg die Wetterstation Taaget betrieben hatte veroffentlichte Jahrzehnte spater einen Lebensbericht mit dem Titel Verlorene Jahre Tapte ar in dem die Ereignisse sich etwas anders darstellen Pasijkurov beschreibt sich in diesem Buch als treuen Anhanger Stalins der versucht habe die Wetterermittlung der Deutschen weitestgehend zu sabotieren Zwischen ihm und Ludwig ware es standig zu Spannungen gekommen dieser sei zudem oft betrunken gewesen habe dann scherzhaft mit seiner Pistole gedroht und seinerseits Joseph bereits kurz nach dem Anlanden auf der Bareninsel die Munition abgenommen Zu Gunsten ausgedehnter Jagdausfluge habe Ludwig obwohl mit den Geraten deutlich besser vertraut ihn mit den Aufgaben der Wetterdatenerhebung und ubermittlung oft alleine gelassen Nur wahrend gelegentlicher gemeinsamer Mahlzeiten hatte sich aufgrund der Kochkunste des Norwegers die standige Spannung manchmal etwas gelockert Anfang April 1945 habe Ludwig schliesslich Josef gezwungen gemeinsam mit einem Schlauchboot in die Walrossbucht hinauszurudern Auf offenem Wasser habe Ludwig dann durch heftige Bewegungen das Boot zum Kentern gebracht und sei ertrunken Josef habe sich mit letzter Kraft an Land retten und zur Station schleppen konnen Nach einigen Tagen in volliger Erschopfung habe er dann die Kraft gefunden die Gegenfunkstelle Bardufoss zu unterrichten Nachspiel BearbeitenAm 25 Mai 1945 erreichte der norwegische Zerstorer Stord die Bareninsel und nahm das Gebiet erneut fur Norwegen in Besitz Die Besatzung der Stord erkundete die Insel nur oberflachlich und entdeckte die beiden WFL Hermann und Christian im Norden der Insel nicht Eines der Gerate wurde im Juni wieder aufgefunden als die Besatzung einer in Tunheim ein ehemaliges Bergarbeiterdorf an der nordostlichen Kuste eingerichteten norwegischen Wetterstation die Insel grundlicher erkundete Bei diesen Erkundungen wurde auch Ludwigs Kalender in Krillvasshytta inmitten der Insel aufgefunden Das zweite WFL Gerat blieb hingegen verschwunden Es wird angenommen dass eine nicht bekannt gewordene sowjetische Expedition das WFL womoglich irgendwann zwischen August des Vorjahres und Juni 1945 aufgefunden und demontiert hatte Eine deutsch norwegische Expedition suchte im Jahr 1985 mit der Kystvakt Fregatte Senja die Orte auf an denen deutsche Wetterstationen existiert hatten Auch der Ort wo vierzig Jahre zuvor Taaget eingerichtet war wurde besichtigt Von der damaligen Hutte waren nur einige herumliegende Balken und Bretter zuruckgeblieben Literatur BearbeitenFranz Selinger Von Nanok bis Eismitte Meteorologische Unternehmungen in der Arktis 1940 1945 In Uwe Schnall Hrsg Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums Band 53 Convent Verlag GmbH Hamburg 2001 ISBN 3 934613 12 8 Wilhelm Dege Gefangen im arktischen Eis Wettertrupp Haudegen die letzte deutsche Arktisstation des Zweiten Weltkrieges Convent Verlag Hamburg 2006 ISBN 3 934613 94 2 Einzelnachweise Bearbeiten Rupert Holzapfel Deutsche Polarforschung 1940 45 PDF 1 6 MB In Polarforschung 21 Nr 2 1951 S 85 97 a b Franz Selinger Von Nanok bis Eismitte Meteorologische Unternehmungen in der Arktis 1940 1945 Convent Verlag Hamburg 2001 ISBN 3 934613 12 8 S 294 295 a b c Franz Selinger Von Nanok bis Eismitte Meteorologische Unternehmungen in der Arktis 1940 1945 Convent Verlag GmbH Hamburg 2001 ISBN 3 934613 12 8 S 300 Wilhelm Dege War north of 80 The last German Arctic Weather Stations of World War II University of Calgary Press ISBN 1 55238 110 2 S 24 25 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wetterstation Taaget amp oldid 232331492