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Die Wehrpflichtkrise von 1944 war eine politische und militarische Krise die sich in Kanada wahrend des Zweiten Weltkriegs als Folge der Einfuhrung der Wehrpflicht ereignete Sie hatte ahnliche Ursachen wie die Wehrpflichtkrise von 1917 die politischen Folgen waren jedoch weitaus weniger gravierend Der kanadische Premierminister Mackenzie King von 1935 bis 1948 hatte im Wahlkampf 1940 versprochen auf die Wehrpflicht zu verzichten Zwei Jahre spater setzte die Regierung eine Volksabstimmung zu dieser Frage an Die Wehrpflicht wurde von den Anglokanadiern mit grosser Mehrheit angenommen wahrend die Frankokanadier sie ebenso deutlich ablehnten Eingefuhrt wurde die Wehrpflicht schliesslich Ende 1944 aber nur sehr zogerlich Letztlich gelangten nur 2463 wehrpflichtige Soldaten an die Front am Boden womit diese Massnahme aus militarischer Sicht kaum Bedeutung hatte Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Volksabstimmung 1942 3 Einfuhrung der Wehrpflicht 4 Literatur 5 Weblinks 6 NotizenHintergrund Bearbeiten nbsp Franklin D Roosevelt William Lyon Mackenzie King und Winston Churchill 1943 Kanada erklarte dem Deutschen Reich am 10 September 1939 den Krieg und entsandte eine Division nach Europa die aber vor der Eroberung Frankreichs nicht mehr zum Einsatz kommen konnte 1940 versprach Premierminister William Lyon Mackenzie King das direkte militarische Eingreifen Kanadas zu beschranken Viele Kanadier unterstutzten Kings Versprechen selbst als sich abzeichnete dass der Krieg lange andauern wurde Wie bereits wahrend des Ersten Weltkriegs schlossen sich junge Frankokanadier den wenigen traditionell franzosischsprachigen Infanterie Regimentern der kanadischen Armee an Im Kasernenleben und bei der Ausbildung wurde Franzosisch gesprochen nur die Kommando und Funksprache war Englisch Die ubrigen Einheiten der Armee waren hingegen anglisiert da die Ausbildung bei technischen Einheiten nur in englischsprachigen Zentren verfugbar war Zahlreiche frankophone Einheiten hatten durchaus zu einer Division zusammengefasst werden konnen doch wurden diese wegen des Mangels an franzosischsprachigen Ausbildern auf englischsprachige Divisionen verteilt Dadurch wurde die Chance verpasst in der Provinz Quebec und anderen frankophonen Gegenden ein politisch gunstigeres Klima fur die Zustimmung zum Kriegseinsatz zu schaffen Im Juni 1940 erliess die Regierung den National Resources Mobilization Act NRMA der es ihr erlaubte Frauen und Manner zu registrieren und diese in kriegswichtigen Industrien einzusetzen der Einsatz in Ubersee war jedoch nicht gestattet Volksabstimmung 1942 Bearbeiten1941 gab es genugend Freiwillige fur die Bildung von funf Ubersee Divisionen Die Konservative Partei setzte Premierminister King unter Druck damit dieser beim Generalgouverneur um die Einfuhrung der Wehrpflicht ersuche King wollte diesen Schritt jedoch nicht ohne Unterstutzung des Volkes wagen und setzte fur den 27 April 1942 eine Volksabstimmung an Die Regierung bat die Bevolkerung nicht direkt um die sofortige Einfuhrung der Wehrpflicht sondern darum die vor der Unterhauswahl 1940 gemachten Versprechungen zurucknehmen zu durfen Kings beruhmtes Zitat conscription if necessary but not necessarily conscription Wehrpflicht falls notwendig jedoch nicht notwendigerweise Wehrpflicht widerspiegelte den mehrdeutigen Charakter der Abstimmung Die Zustimmung in Kanada betrug 63 3 im englischsprachigen Teil des Landes sogar 83 Auf Ablehnung stiess die Vorlage jedoch im frankophonen Teil insbesondere in Quebec wo gegnerische Komitees darunter eines von Henri Bourassa dem erbittertsten Gegner der Wehrpflicht von 1917 fast drei Viertel der Bevolkerung uberzeugen konnten Daraufhin brachte die Regierung einen Gesetzesvorschlag ein der jene Teile des NRMA aufhob die das Verbot der Wehrpflicht fur Einsatze in Ubersee betrafen Die Zustimmung zur sofortigen Einfuhrung der Wehrpflicht war jedoch nicht einhellig so kam es in Montreal zu Ausschreitungen In Toronto eigentlich eine Hochburg der Wehrpflichtbefurworter wurde der fruhere konservative Premierminister Arthur Meighen bei einer Nachwahl geschlagen Ergebnisse der Volksabstimmung vom 27 April 1942 nbsp Werbeplakat der Royal Canadian Air ForceJa Anteil Nein AnteilAlberta 186 624 71 1 75 880 28 9 British Columbia 253 844 80 4 62 033 19 6 Manitoba 218 093 80 3 53 651 19 7 New Brunswick 105 629 69 8 45 743 30 2 Nova Scotia 120 763 77 1 35 840 22 1 Ontario 1 202 953 84 0 229 847 16 0 Prince Edward Island 23 568 82 9 4 869 17 1 Quebec 375 650 27 9 971 925 72 1 Saskatchewan 183 617 73 1 67 654 26 9 Yukon Territorium 847 74 4 291 25 6 Zivile Stimmen 2 670 088 63 3 1 547 724 36 7 Militarische Stimmen 251 118 80 5 60 885 19 5 Total 2 921 206 64 5 1 608 609 35 5 Einfuhrung der Wehrpflicht BearbeitenNach den Kampagnen in Italien 1943 und der Invasion der Normandie 1944 erwies sich die Zahl neuer freiwilliger Rekruten als ungenugend um die in Europa erlittenen Bestandesverluste auszugleichen insbesondere bei der Infanterie Als eine Brigade 1943 zur Schlacht um die Aleuten entsandt wurde befanden sich in ihren Reihen auch einige hundert Wehrpflichtige da die Aleuten in Nordamerika liegen und der Einsatz deshalb nicht in Ubersee stattfand nbsp Andrew McNaughtonDie frankokanadischen Minister im Kabinett und die frankophone Bevolkerung im Allgemeinen misstrauten Verteidigungsminister James Ralston zutiefst Premierminister King war deshalb uberzeugt es sei aus politischen Grunden notwendig ihn zu ersetzen An Ralstons Stelle trat am 1 November 1944 General Andrew McNaughton der als Gegner der Wehrpflicht galt Zwar waren die Marine und die Luftwaffe im Sollbestand doch McNaughton war nicht in der Lage fur das Heer genugend Freiwillige zu rekrutieren Einige Kabinettsmitglieder drohten mit ihrem Rucktritt was die Regierung zu Fall gebracht hatte Schliesslich wurden 12 908 Wehrpflichtige die im NRMA Programm involviert waren nach Europa entsandt Nur gerade 2463 gelangten uberhaupt an die Front von diesen verloren 79 ihr Leben Aus der allgemeinen Bevolkerung war niemand zum Dienst verpflichtet worden Mit seiner Verzogerungstaktik verhinderte King eine ernsthafte politische Krise da er sich nicht erkennbar auf eine Seite geschlagen hatte Gleichwohl verschlechterte sich das Verhaltnis zwischen anglophonen und frankophonen Kanadiern wenn auch bei weitem nicht so sehr wie 1917 1 Ab 1943 war in Kanada deutlicher geworden dass die Vernichtung der Juden die Shoa ein wesentliches deutsches Kriegsziel war Erst jetzt begann man erste Schritte gegen Antisemitismus zu tun zumal es eine geringe aber lautstarke Gruppe kanadischer Nationalsozialisten gab Im Marz 1944 meldete der New Yorker Aufbau in einer kleinen Notiz Kanada will Rassenhetze unter Strafe stellen 2 Literatur BearbeitenJ L Granatstein Conscription in the Second World War 1939 1945 A Study in Political Management The Ryerson Press Toronto 1969 ISBN 0 7700 0249 8 J L Granatstein J M Hitsman Broken Promises A History of Conscription in Canada Oxford University Press Toronto 1977 ISBN 0 19 540258 8 Weblinks BearbeitenConscription In The Canadian Encyclopedia Abgerufen im 1 Januar 1 englisch francais Ergebnisse der Volksabstimmung von 1942Notizen Bearbeiten Die meisten Kanadier starben als Flieger im kontinentalen Luftraum Europas insbesondere gegen Kriegsende bei Kampfen um den Rheinubergang am Niederrhein z B Operation Plunder aber auch z B in Mecklenburg Unter ihnen gab es viele judische Flieger Das Flugpersonal bestand nur aus Freiwilligen Ausgabe vom 31 Marz 1944 S 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wehrpflichtkrise von 1944 amp oldid 206999982