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Phyllotaxis altgriechisch fyllon phyllon deutsch Blatt ta3is taxis Anordnung ist eine Bezeichnung fur die regelhafte Anordnung der Blatter von Pflanzen Blattstellung und Blattstand sind gleichbedeutende Bezeichnungen 1 Die Blatter der Sonnenblume sind spiralig wechselstandig angeordnetSpiralig schraubig alternate spiral Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grundtypen der Blattstellung 2 1 Wechselstandig 2 2 Gegenstandig 2 3 Wirtel oder quirlstandig 2 4 Rosettig 2 5 Grundstandig 2 6 Weitere Anordnungen 3 Aufbau 3 1 Grundspirale Divergenz und Zyklus 3 2 Blattzeilen Orthostichen 3 2 1 Parastiche 4 Goldener Schnitt 5 Steuerung uber Hormone 6 Blutenblatter 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie stangelstandigen cauline Blatter sind nicht wahllos angeordnet Bereits Leonardo da Vinci hat in seinen Tagebuchern auf die regelmassige Anordnung der Blatter hingewiesen Den modernen Phyllotaxis Gedanken begrundete ein Schweizer Naturalist namens Charles Bonnet Er entdeckte 1754 als Erster folgende Anordnung in der schraubigen Phyllotaxis Je ein Blatt pro Knoten was dem Bereich der Sprossachse an dem eine oder mehrere Blatter ansetzen entspricht Die aufeinanderfolgenden Blatter sind jeweils um einen bestimmten Winkel zueinander verschoben Er fand heraus dass die Blatter um einen Ast spiralartig angeordnet sind Bonnet nannte diese Spirale die genetische Spirale Der Botaniker Karl Friedrich Schimper gilt als derjenige der die dahinterstehenden Gesetzmassigkeiten mathematisch erschlossen hat Durch seine Arbeiten wurde um 1830 die Lehre von der Blattstellung begrundet Mehrere noch heute verwendete Fachbegriffe wurden von Schimper gepragt so Divergenz Cyclus Orthostiche und Parastiche Alexander Braun wurde durch Schimper zu weiteren Forschungen angeregt Aufgrund seiner Beitrage spricht man auch von der Schimper Braun schen Blattstellungslehre Schimper Braun sche Hauptreihe 2 nbsp Wechselstandig alternate distichous nbsp Gegenstandig opposite distichous nbsp Kreuzgegenstandig opposite decussate nbsp Der Schwalbenwurz Enzian mit kreuzgegenstandigen Blattern nbsp Wirtelig whorled nbsp Der Tannenwedel mit quirlstandigen BlatternGrundtypen der Blattstellung BearbeitenWechselstandig Bearbeiten Hierbei stehen die Blatter einzeln entlang der Sprossachse abwechselnd d h keines steht mit einem anderen auf gleicher Hohe alternate Meist sind wechselstandige Blatter spiralig schraubig zerstreut dispers spiral Die Blatter stehen weder in 90 noch in 180 sondern in einem anderen jedoch stets festen Winkel zueinander Die einblattrigen Nodi bilden eine Schraubenlinie Helix Es sind verschiedene Anordnungen moglich siehe unter Aufbau zweizeilig distichous two ranked 1 2 180 Die Blatter stehen an der jeweils gegenuberliegenden Seite des Stangels sodass sich zwei alternierende Blattreihen bilden Pro Nodus gibt es ein Blatt es entstehen zwei senkrechte Zeilen Orthostichen mit Blattorganen Spirodistichie ist die Bezeichnung fur die zweizeilige oder distiche Blattstellung bei der sich die beiden Geradzeilen allmahlich um die Achse drehen Gegenstandig Bearbeiten Die Blatter stehen jeweils entlang der Sprossachse zu zweit gegenuber opposite superposed distichous zweizeilig Manchmal sind die Blatter nur wenig auseinander angeordnet dann sind sie fast gegenstandig subopposite Meistens stehen die Blattpaare dimerer zweiteiliger Wirtel selbst kreuzgegenstandig opposite decussate dekussiert Je zwei am Stangel aufeinander folgende Blattpaare stehen etwa rechtwinklig zueinander alternierend Haufig bei Lippenblutengewachsen Es entstehen vier Zeilen Orthostichen mit Blattorganen Diese Art der Blattstellung bei der die Blatter zueinander in einem bestimmten sog Aquidistanzwinkel Winkelabstand zwischen den Blattern angeordnet sind ist sehr haufig Dabei folgt die Anordnung zwei Regeln zum einen der Aquidistanzregel der Winkelabstand zwischen allen Blattern ist gleich gross und andererseits der Alternanzregel Blatter zweier aufeinanderfolgender Blatt Reihen stehen versetzt zueinander So werden Langsreihen Orthostiche gebildet Wirtel oder quirlstandig Bearbeiten Beim wirtel oder quirlstandigen Organkreis Grundtyp entspringen am Spross immer mindestens zwei Blatter im haufigsten Fall zwei oder drei di tri polymerer Wirtel auf gleicher Hohe am selben Knoten Rosettig Bearbeiten Durch reduziertes Langenwachstum des Stangels kann es vorkommen dass viele Blatter auf ungefahr derselben Hohe sitzen Man spricht in diesem Fall von einer Blattrosette Haufig befindet sich eine Blattrosette am Stangelende Ist die Rosette grundstandig spricht man von einer Grundrosette Grundstandig Bearbeiten Die Blatter befinden sich kurz uber oder direkt an der Bodenoberflache radical basal subbasal sodass alle Blatter scheinbar dem Boden entspringen Bei vielen Pflanzen haben diese sogenannten Grundblatter eine andere Form als die Stangelblatter siehe Rosettenpflanze nbsp Der Mittlere Wegerich hat nur grundstandige Blatter nbsp Blatter reitend equitant Schuppenblatt imbricate gescheitelt buschelig fascicled nbsp Cheilocostus speciosus einseitig spiralig angeordnete Blatter nbsp Blatter von Orixa japonica paarweise wechselstandigWeitere Anordnungen Bearbeiten Reitend equitant Die Blatter sind ungestielt mit zur Sprossachse rinnen rohrenformig umgebogenem Grund Das erste Blatt umfasst die Sprossachse und die nachfolgenden Blatter umfassen dann jeweils das vorhergehende an den Randern Pseudoquirl Pseudowirtel Scheinquirl pseudowhorled Die drei oder mehr Blatter sind spiralig schraubig mit einer flachen Ganghohe in dicht ubereinander liegenden Knoten angeordnet so dass es aussieht wie ein Wirtel Dachziegelig schuppig imbricate Schuppenblatt Blatter wechselstandig angeordnet uberdecken sich Sprossachse nicht mehr sichtbar Gescheitelt in Buscheln fascicled Blatter entspringen allseits an waagrecht stehender Sprosse zweireihig in der Horizontalebene gekrummt Tanne Eibe Einreihig einseitig spiro monistichous secund einseitwendig Die Blatter sind nur auf einer Seite angeordnet wie bei Cheilocostus speciosus An der Spitze des Stangels angeordnet schopfartig acrocaulis Orixa Typ hier bei Orixa japonica sind die Blatter paarweise wechselstandig also immer abwechselnd ein kleineres dann ein grosseres Blatt auf einer Seite Aufbau BearbeitenGrundspirale Divergenz und Zyklus Bearbeiten Wenn man an einem Stangel mit wechselstandigen Blattern derart von unten nach oben fortschreitet dass man alle Blatter wie sie aufwarts aufeinanderfolgen beruhrt so beschreibt man eine den Stangel umwindende Spirallinie die sogenannte genetische oder Grundspirale spiral unijugate Hierbei ergibt sich die Eigentumlichkeit dass das Stuck der Stangelperipherie welches man mit der Spirale umlaufen muss um von einem Blatt zum nachsten zu gelangen bei samtlichen Blattern des Stangels gleich gross ist Dieses Bogenstuck nennt man Divergenz der Blatter sie lasst sich in Bruchteilen der Anzahl der Achsenumlaufe des Zyklus und Anzahl der Blatter eines Zyklus ausdrucken also eine Zahl zwischen 0 und 1 2 Der Teil der Grundspirale den man zurucklegen muss um von einem Ausgangsblatt bis zum nachsten senkrecht daruberstehenden Blatt zu gelangen nennt sich Zyklus veraltet Cyclus Die Blattanordnung lasst sich dann mit den Fibonacci Zahlen in Verbindung bringen die mit dem goldenen Schnitt zusammenhangen Siehe hierzu Fibonacci Folgen in der Natur Es kommen aber in der Natur daneben auch andere in dieser Reihe nicht passende Divergenzbruche vor Diese anderen Divergenzwinkeln entsprechen z B den Lucasfolgen Es konnen aber mehr als eine Grundspirale vorhanden sein diese Systeme werden als bi tri oder multijugate bezeichnet Oft ahneln die multijugate Muster den Spiralmustern die einzige Moglichkeit sie zu erkennen ist die Anzahl der im Muster sichtbaren Spiralen zu zahlen Parastichen genannt Wenn die Anzahl der Parastichen keinen gemeinsamen Divisor anders als 1 haben ist das Muster eine spiralformige Phyllotaxis Wenn die Anzahl der Parastichen einen gemeinsamen Divisor k haben dann ist das Muster multijugate genauer k jugate und es gibt k Elemente an jedem Knoten 3 4 Daneben gibt es noch weitere Systeme welche ein bestimmtes Muster aufweisen welches zu keinem der genannten spiral distichous multijugal whorled passt Auch gibt es noch irregulare Systeme Blattzeilen Orthostichen Bearbeiten Bei einigen Pflanzen sind diese Bruche rationale Bruch Teile der Peripherie woraus folgt dass jedes Mal nach einer bestimmten Anzahl von Blattern ein Blatt wieder genau uber dem Ausgangsblatt steht Wenn man bei einer Blattstellung mit einer Divergenz von 2 5 2 Kreise 5 Orthostichen funfzeilig pentastichous five ranked 144 in der Spirale vom Blatt 1 aufsteigt so ist Blatt 6 das erste das wieder senkrecht uber dem Ausgangsblatt steht Ebenso steht Blatt 7 uber Blatt 2 Blatt 8 uber Blatt 3 usw Die Blattstellung kann auch zweizeilig dreizeilig tristichous three ranked 1 3 120 oder achtzeilig octastichous oder eight ranked 3 8 135 5 13 138 27 usf sein Der Divergenzwinkel strebt in dieser Reihe dem sog Limitdivergenzwinkel von 137 30 28 137 5078 Goldener Winkel zu Bei dieser Blattstellung steht theoretisch kein Blatt direkt uber einem anderen was eine ideale Ausnutzung der Sonnenbestrahlung bedeuten wurde 5 6 Bei diesen Blattstellungen stehen die Blatter an der Achse in sog Orthostichen Geradzeilen deren Anzahl dem Nenner im Blattstellungbruch entspricht Es lassen sich also in diesen Fallen die Blatter die seitlich an einem Stangel sitzen durch eine Anzahl gerader Linien verbinden die man Blattzeilen Orthostichen nennt Durch Winkelversetzungen Schraubung entstanden in der Phylogenese bei vielen Pflanzenarten neue Blattstellungen bei denen sich die Blatter nicht mehr auf Geradzeilen Orthostichen sondern auf gleichsinnig gewundenen Zeilen sog Spirostichen Schraubenzeilen Orthostiche die leicht verdrillt sind auf der Grundspirale befinden Bei verzweigten Stangeln ist die Grundspirale der Hauptachse und der Zweige gleich oder verschieden Homodromie Homodrom Gleichwendigkeit Bezeichnung des Falles dass die Richtung der Blattspirale an zwei gleichwertigen Sprossen dieselbe gleichgerichtet ist Antidromie Amidromie Antidrom Ungleichwendigkeit Bezeichnung fur die Drehrichtung der Blattspirale eines Seitenzweiges wenn diese der Drehrichtung der Hauptachse gegenlaufig entgegengesetzt ist 7 Parastiche Bearbeiten Parastichen Schragzeilen Sekundarspiralen sind die schragen Schraubenlinien quer zur Grundspirale abwechselnd rechts und linkslaufig In einem Spiralgitter neigt das Auge dazu die nachsten Punkte in Spiralen zu verbinden Gut erkennbar sind sie deshalb an gestauchten Sprossachsen durch die Kontakte der jungeren Blatter zu den benachbarten Blattern alterer Umlaufe der Grundspirale 8 Die Differenz der Blattnummern der aufeinanderfolgenden Blatter die auf den Parastichen liegen ist gleich der Anzahl der gleichgerichteten Zeilen So lassen sich die Blattnummern aller Blatter bestimmen So kann dann die Grundspirale und die Divergenz erkannt werden 9 Wenn die Blatter in sehr engen flachen Spiralen angeordnet sind und es nicht moglich ist die Spirostichen Orthostiche zu zahlen wird dieser Typ als parastichisch parastichous bezeichnet Goldener Schnitt Bearbeiten nbsp Goldener Schnitt im BlattstandBei Pflanzen hat man festgestellt dass primitive Arten eine Divergenz Winkel zwischen drei aufeinanderfolgenden Blattern der Grundspirale siehe nebenstehende Abbildung besitzen die dem goldenen Schnitt entspricht Es gibt im Wesentlichen zwei Theorien weshalb dies bei Pflanzen so ist Die Blatter nehmen viel Platz ein und verdrangen andere Arten Die Zuckerlosung die durch Photosynthese produziert wird wird gleichmassig auf fast alle Leitbundel des Phloems verteilt da die Blatter genau uber einem anderen in den Zweig munden Steuerung uber Hormone BearbeitenDas primare Wachstum der Pflanze findet im apikalen Meristem statt sogenannter Apex auch Knospe Der Apex dreht sich wahrend des Wachstums um die eigene Achse dabei werden immer Blattprimordien gebildet d h Blattanlagen wo sich spater die Blatter bilden Das Hormon Auxin wird vom Apex zur Blattanlage hin transportiert Die Auxinabsorption durch die schon bestehenden Primordien dirigiert die Stellung des neuen Primordiums Auxin wird durch die schon bestehenden Primordien absorbiert und so aus der naheren Umgebung entfernt laterale Reduzierung Das neue Primordium kann nicht direkt neben der alten Blattanlage entstehen da eine Akkumulation von Auxin erst in einem bestimmten minimalen Abstand beginnen kann Weil die jungste Blattanlage das Auxin starker absorbiert als die zweitjungste entsteht das neue Primordium naher zum zweitjungsten als zum jungsten Primordium Dies ist der Grund weshalb der Divergenzenwinkel zwischen zwei nacheinander gebildeten Primordien einem typischen Winkel von 137 5 Goldener Schnitt entspricht Blutenblatter BearbeitenDa Blutenblatter Sonderbildungen der normalen Blatter sind findet man die Grundanordnungen der Phyllotaxis manchmal mit Verwachsungen der Einzelblatter auch bei den Bluten selbst sowie in den Blutenstanden Literatur BearbeitenDidier Reinhard u a Regulation of phyllotaxis by polar auxin transport In Nature 426 2003 S 255 260 doi 10 1038 nature02081 Roger V Jean Phyllotaxis A Systemic Study in Plant Morphogenesis Cambridge Univ Press 1994 1995 2009 ISBN 978 0 521 40482 2 Christel Kasselmann Aquarienpflanzen Ulmer Verlag Stuttgart 1995 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage 1999 ISBN 3 8001 7454 5 S 481 f und 485 Blattstellung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Phyllotaxis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Phyllotaxy Arrangement of Leaves auf biologydiscussion com abgerufen am 8 Dezember 2017 Phanomenologie der Blattstellung Phyllotaxis Uni Koblenz Website des Mathematikers Michael Becker Memento vom 1 April 2020 im Internet Archive Alfred Hohn Fibonacci und Lucasfolgen in der Phyllotaxis PDF 1 85 MB Andrea Kamphuis Sind Pflanzen Astheten oder Mathematiker In principia magazin de 13 November 2008 abgerufen am 2 April 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Phyllotaxis und Blattstellung Duden online I Adler D Barabe und R V Jean A History of the Study of Phyllotaxis In Annals of Botany 80 3 1997 231 244 doi 10 1006 anbo 1997 0422 online PDF 215 kB auf nicorg pbworks com PhiTaxis Fibonacci digital simulation of spiral Phyllotaxis Memento vom 18 August 2018 im Internet Archive englisch Phyllotaxis Classification Memento vom 9 Marz 2017 im Internet Archive math smith edu abgerufen am 19 Juni 2017 Claus Peter Ortlieb Caroline von Dresky Ingenuin Gasser Silke Gunzel Mathematische Modellierung 2 Auflage Springer 2013 ISBN 978 3 658 00534 4 S 31 46 Jonathan Swinton Erinma Ochu The MSI Turing s Sunflower Consortium Novel Fibonacci and non Fibonacci structure in the sunflower results of a citizen science experiment In Royal Society Open Science 5 2016 doi 10 1098 rsos 160091 Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 3 Leipzig 1905 S 34 Blattstellung bei Zeno org Joachim W Kadereit Christian Korner Benedikt Kost Uwe Sonnewald Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften 37 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 642 54434 7 S 106 ff K Giesenhagen Giesenhagen Lehrbuch der Botanik 9 Auflage Springer 1924 ISBN 978 3 663 15325 2 S 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phyllotaxis amp oldid 224897613 Wechselstandig