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Walter Otto Wilhelm Hollnagel 2 April 1895 in Alt Ruppin 8 Mai 1983 in Hamburg war ein deutscher Fotograf im Dienste der Deutschen Bundesbahn bis 1949 der Deutschen Reichsbahn Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Bildarchiv 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenWalter Hollnagel kam als eines von sechs Kindern eines Eisenbahn Obersekretars und einer Hausfrau im brandenburgischen Alt Ruppin zur Welt Dort besuchte er ab 1901 die Burgerschule die ihn schon fruh auf eher praktische Berufe vorbereitete Durch die dienstlichen Versetzungen des Vaters verbrachte der junge Hollnagel seine Jugend in Spandau Calbe Elbe Borssum und schliesslich in Magdeburg Dort begann Walter Hollnagel 1909 eine Ausbildung zum Maurer die er 1912 abschloss Im Anschluss besuchte er die noch junge Koniglich Preussische Baugewerksschule Um sich dieses Studium finanzieren zu konnen arbeitete Hollnagel nebenher im Tiefbau Am 7 April 1915 trat er seinen Dienst als technischer Buro Aspirant bei der Koniglichen Eisenbahndirektion in Bromberg heute Bydgoszcz in Polen an Am 15 Mai 1915 wurde er zum Militar eingezogen und diente als Soldat bei einer Maschinengewehr Abteilung Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges schied er am 29 Dezember 1918 aus dem Militardienst aus Als Folge des Krieges Bromberg wurde 1920 polnisch folgte der Umzug nach Magdeburg Hier nahm er gleich eine Anstellung als Technischer Zeichner bei der Eisenbahndirektion auf und noch im selben Jahr heiratete er Alice Paarmann die er in Bromberg kennengelernt hatte Aus dieser Ehe gingen drei Tochter hervor Schon zwei Jahre spater wurde Hollnagel am 1 Oktober in den Beamtenstand erhoben blieb aber weiter als technischer Zeichner tatig Die Reichsbahndirektion RBD Magdeburg errichtete 1926 eine Lichtbildstelle Mit dieser Aufgabe wurde der inzwischen zum Obersekretar aufgestiegene Walter Hollnagel betraut Im August 1931 erfolgte die Versetzung nach Altona heute Ortsteil von Hamburg der damals grossten schleswig holsteinischen Stadt um in der dortigen Lichtbildstelle tatig zu werden Diese Versetzung wurde notig weil die Reichsbahndirektion Magdeburg noch 1931 aufgelost wurde Die Reichsbahndirektion Altona ernannte Hollnagel am 1 September 1934 zum Technischen Reichsbahn Inspektor Anfang des Jahres 1939 liess sich Walter Hollnagel von seiner Frau Alice scheiden um schon am 22 April die Heidelberger Kaufmannstochter Johanna Hagelstein zu ehelichen Im Zuge der Gleichschaltung wurde Hollnagel 1934 Mitglied im Reichsbund der deutschen Beamten und 1942 in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt einer Fursorgeorganisation der NSDAP jedoch nicht in der NSDAP Trotz dieser Parteilosigkeit erfolgte die Abordnung in den Pressedienst des Reichsverkehrsministeriums unter Julius Dorpmuller um als Bildberichterstatter an den Kriegsschauplatzen der Reichsbahn tatig zu sein Reisen fuhrten ihn etwa in die Ukraine nach Italien Oberschlesien und in die Eifel Im Fruhjahr 1945 kehrte er in die Reichsbahndirektion Hamburg zuruck diese wurde schon 1937 im Zuge des Gross Hamburg Gesetzes und der damit verbundenen Eingemeindung Altonas in Reichsbahndirektion Hamburg umbenannt Am 1 Mai 1945 eine Woche vor Kriegsende wurde Walter Hollnagel zum Technischen Reichsbahnoberinspektor befordert Leistungen BearbeitenEs liegt nahe dass der Technische Zeichner Walter Hollnagel schon fruh erste Erfahrungen mit einem Fotoapparat machen konnte dass er jedoch Direktionsfotograf wurde ist eher einem Zufall zuzuschreiben Der hauptamtliche Fotograf der Reichsbahndirektion in Magdeburg fiel aus und Hollnagel sollte ihn vertreten Da Hollnagel auch privat ein grosses Interesse an der Fotografie hatte konnte er sich seinem Dienstherren problemlos durch entsprechende Referenzen empfehlen Hollnagel beschaftigte sich schon 1915 mit Fotografie als die moderne Aufnahmetechnik noch in den Kinderschuhen steckte und die entsprechende Ausrustung kostspielig aufwandig und schwer war Dass die Berufung des gelernten Maurers zum Fotografen in Reichsbahndiensten die richtige war beweist sein Werdegang in den Direktionen Die Lichtbildstellen in diesen Verwaltungen unterstanden den technischen Hochbauabteilungen was dazu fuhrte dass Walter Hollnagel seine Haupttatigkeit im Innendienst fand Die Schwarzweiss Abzuge mussten handwerklich bearbeitet und mit entsprechenden Informationen kenntlich gemacht werden um den zustandigen Bauabteilungen als Anschauungsmaterial zu dienen Alle Veranderungen im Reichsbahnbezirk wurden dokumentiert seien es nun Neubauten oder entstandene Schaden Zu Hollnagels Aufgaben gehorte es also auch Umbauten im Bild festzuhalten was er mit grosser Genauigkeit tat Zu seinem Handwerkszeug wahrend der Magdeburger Zeit gehorte zunachst eine 18 cm 24 cm Plattenkamera die die anspruchsvolle Architekturfotografie ohne sturzende Linien ermoglichte Derartige Apparate bedurften einer festen Montage auf geeigneten Stativen was dem streng bildnerischen Fotografierstil Hollnagels entgegenkam Neben den technischen Aufnahmen zahlte es zu den Aufgaben Hollnagels Feierlichkeiten im Bild festzuhalten und Portrataufnahmen der wichtigen Reichsbahnbeamten fur mogliche Veroffentlichungen bereitzuhalten Seinen spontanen Reportagestil konnte Walter Hollnagel erst mit der Serienreife der ersten Kleinbildkamera festigen Die hierzu notwendige Leica wurde 1925 auf der Fruhjahrsmesse in Leipzig vorgestellt Damit waren dann auch Aufnahmen von fahrenden Zugen moglich Das Reichsbahnzentralamt ermoglichte Mitte der 1920er Jahre dass die dienstlichen Grenzen uberschritten werden konnten Es forderte nicht nur die eigenen Mitarbeiter sondern auch alle Berufsfotografen auf sich an der Gestaltung des Deutschen Reichsbahn Kalenders zu beteiligen Das gab dem Direktionsfotografen Hollnagel die Moglichkeit sich mit Eisenbahnfotografen wie Carl Bellingrodt und Alfred Ulmer zu messen Hamburg war neben Berlin der Brennpunkt der Verkehrsentwicklung Die Stadt ist nicht nur eines der grossten europaischen Schienenverkehrszentren sondern liefert u a auch mit seinem Hafen besondere Eindrucke fur einen engagierten Fotografen Walter Hollnagel konnte hier die sturmischen Entwicklungen des Fliegenden Hamburgers des Schienenzeppelins und einiger anderer Neuheiten auf den Reichsbahngleisen im Bild festhalten Er dokumentierte auch den Bau der Reichsautobahnen im Direktionsbezirk mit den darauf fahrenden neuen aerodynamischen Omnibussen Man reiste in den 1930er Jahren noch uberwiegend mit der Bahn und so verwundert es nicht dass Walter Hollnagel auch zur Stelle war wenn Prominenz die Hansestadt besuchte Ob nun in der Lokalpresse bei den Herstellern des Reichsbahnkalenders oder beim Fachpublikum der Name Hollnagel war bald uberall bekannt Erste Farbfilmaufnahmen machte Hollnagel 1938 mit dem neuen Agfacolor Kleinbild Farbdiafilm dazu gehoren auch die Aufnahmen des SVT Koln dem neuesten Triebwagen auf Reichsbahngleisen Walter Hollnagel war den Neuerungen der modernen Fotografie durchaus aufgeschlossen blieb jedoch bis zu seinem Lebensende auch der Schwarzweissfotografie treu Unabhangig vom verwendeten Filmmaterial lasst sich ein typisches Verhalten Hollnagels feststellen Wann immer es moglich war versuchte er fur die Aufnahmen einen erhohten Standpunkt einzunehmen um so den erwunschten Uberblick zu erhalten Die Abordnung als Bildberichter ins Reichsverkehrsministerium stellt eine bemerkenswerte Etappe in Hollnagels beruflichen Werdegang dar Er gehorte damit zu dem kleinen Kreis der Direktionsfotografen die den Kriegsalltag des Eisenbahnbetriebs auch im besetzten Ausland dokumentierten Wie alle Berichterstatter hatte er eine klare Order Fur Propagandazwecke sollte der Auslandseinsatz der Reichsbahn ausschliesslich positiv dargestellt werden die Schattenseiten des Krieges waren auszublenden In Hollnagels Nachlass finden sich keine Aufnahmen von Lazarettzugen Verwundeten oder Toten vielmehr konzentrierte er sich neben seinem offiziellen Auftrag auf Motive die sich mit Land und Leuten beschaftigten Im Mai 1945 kehrte er von seinem letzten Einsatz in Oberschlesien uber Berlin zuruck nach Hamburg Wie alle im Staatsdienst Tatigen musste sich auch Walter Hollnagel nach dem Krieg einer Uberprufung im Zuge der Entnazifizierung unterziehen zumal er im medialen Bereich arbeitete und somit per se mit einem Berufsverbot belegt wurde Im Fruhjahr 1946 durfte er erste Inspektionsfahrten mit den britischen Besatzern fur die Hamburger Eisenbahndirektion unternehmen Gelegentlich missachtete er das auferlegte Fotografierverbot und dokumentierte so in einpragsamen Bildern die Nachkriegszeit im zerstorten Hamburg Die Hauptverwaltung der noch jungen Bundesbahn forderte Walter Hollnagel und einige andere Direktionsfotografen im Dezember 1951 fur ihren Pressedienst an um im darauf folgenden Jahr werbewirksame Aufnahmen zur Verfugung zu haben Im Dezember 1953 wollte man Hollnagel auf Grund seiner technischen Ausbildung und der dem entsprechenden Besoldung in den bautechnischen Dienst versetzen Sein Vorgesetzter reagierte ablehnend und fuhrte die langjahrige Erfahrung des Fotografen und das Lebensalter als Grund an Damit war Hollnagels beruflicher Weg fur die nachsten sechs Jahre bis zur Pensionierung vorgegeben Nach dem Ubergang in den Ruhestand im April 1960 blieb Walter Hollnagel seinem ehemaligen Arbeitgeber verbunden Seine Art der Aufnahmen war weiterhin gefragt so dass er noch 1962 mit offizieller Legitimierung an Bundesbahnstrecken unterwegs war und den Bau der Vogelfluglinie bis zur Fertigstellung begleitete Danach arbeitete er verstarkt fur die Lokalpresse und wurde erster Vorsitzender der Hamburger Fotogruppe des Bundesbahnsozialwerks Seine letzten Eisenbahnfotografien entstanden im Bahnhof Hamburg Altona anlasslich der City S Bahn Eroffnung am 21 April 1979 Im hohen Alter von 88 Jahren verstarb Walter Hollnagel in Hamburg Bildarchiv BearbeitenDer dokumentarische Wert der Aufnahmen von Walter Hollnagel wird erst mit zunehmendem Alter der Abbildungen deutlich Lange wurde davon ausgegangen dass bei den verheerenden Angriffen auf Hamburg die bis dahin entstandenen Bilder vollstandig vernichtet wurden Hollnagel hatte sein privates Archiv aber schon nach den ersten Bombenabwurfen auf die Stadt zu Verwandten nach Suddeutschland ausgelagert Dort blieb es bis weit uber seinen Tod hinaus unangetastet Heute befinden sich seine Aufnahmen u a im Archiv des Altonaer Museums und im Bildarchiv der Eisenbahnstiftung Literatur BearbeitenUdo Kandler Mit Walter Hollnagel durch Hamburg EK Verlag Freiburg 2011 ISBN 978 3 88255 309 3 Udo Kandler Joachim Bugel Walter Hollnagel Eisenbahnraritaten Von den zwanziger Jahren bis 1945 EK Verlag Freiburg 2008 ISBN 978 3 88255 306 2 Udo Kandler Joachim Bugel Walter Hollnagel Eisenbahnraritaten Von der Stunde Null zum Wirtschaftswunder EK Verlag Freiburg 2009 ISBN 978 3 88255 307 9 Udo Kandler Joachim Bugel Walter Hollnagel Eisenbahnraritaten Mit Walter Hollnagel durch die funfziger Jahre EK Verlag Freiburg 2010 ISBN 978 3 88255 308 6 Gert E Thalau Eisenbahndirektion Altona Hamburg 1884 1993 Verlag Bernd Neddermeyer Berlin 2010 ISBN 978 3 941712 01 0 ModellEisenBahner Spezial Nr 9 2008 ISSN 0026 7422 Udo Kandler Walter Hollnagel Reichsbahn hinter der Ostfront EK Verlag Freiburg 2014 ISBN 978 3 8446 6201 6Weblinks BearbeitenEisenbahnstiftungNormdaten Person GND 136363997 lobid OGND AKS LCCN n2012002683 VIAF 80721316 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hollnagel WalterALTERNATIVNAMEN Hollnagel Walter Otto Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher DirektionsfotografGEBURTSDATUM 2 April 1895GEBURTSORT Alt Ruppin Brandenburg STERBEDATUM 8 Mai 1983STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Hollnagel amp oldid 236949219