www.wikidata.de-de.nina.az
Walter Dejaco 19 Juni 1909 in Muhlau bei Innsbruck Osterreich Ungarn 9 Januar 1978 in Reutte Tirol 1 war ein osterreichischer Architekt der im KZ Auschwitz als Bauleiter bei der Zentralbauleitung der Waffen SS und Polizei Auschwitz tatig war Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Zweiter Weltkrieg 3 Nachkriegszeit 4 Literatur 5 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenDejaco war der Sohn eines Postbeamten Er besuchte die Volks und spater die Realschule 2 Nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn studierte er an einer Bauschule in Innsbruck und schloss 1930 seine Ausbildung als Diplom Architekt ab Durch die Weltwirtschaftskrise konnte er nach zwei Jahren Beschaftigung bei einer Baufirma und spater einem Architekten ab 1932 nicht in seinem erlernten Beruf tatig werden und verdiente seinen Lebensunterhalt als Bergfuhrer Skilehrer sowie Hilfszeichner 3 2 Im Juli 1933 trat Dejaco der in Osterreich illegalen SS bei SS Nummer 295 135 4 und betatigte sich beim Sturmbann 2 der 87 SS Standarte Tirol Vorarlberg 5 Aufgrund illegaler nationalsozialistischer Betatigung fur die NSDAP wurde er 1934 wegen Geheimbundelei angeklagt 6 Dejaco wurde schliesslich zu einer funfmonatigen Haftstrafe verurteilt Nach der Haftentlassung lebte er in Frankreich und Italien da er die jeweilige Landessprache beherrschte Ab Sommer 1937 nahm er seinen Wohnsitz in Deutschland Seinen Lebensunterhalt bestritt er wahrend der Auslandsaufenthalte als Ski und Sportlehrer Nach dem Anschluss Osterreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im Marz 1938 kehrte er nach Innsbruck zuruck und arbeitete wieder als Architekt Am 14 August 1938 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 6 256 697 7 Seit Mai 1939 war er mit Herta Elsler 1912 verheiratet 5 Zweiter Weltkrieg BearbeitenNach Beginn des Zweiten Weltkrieges meldete sich Dejaco im November 1939 zum Kriegsdienst bei der Waffen SS und war mit der 8 SS Totenkopf Standarte in Krakau stationiert 8 Ab dem 6 Juni 1940 gehorte Dejaco der SS Neubauleitung Auschwitz an 9 Ab November 1941 leitete er dort die Abteilung Planung 8 Durch ein SS und Polizeigericht wurde Dejaco zwischenzeitlich zu einer dreimonatigen Haftstrafe verurteilt da er auf einer Ruckfahrt von Kattowitz nach Auschwitz einen Schaffner geschlagen hatte der die Schliessung einer Zugtur verlangt hatte Durch den Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler personlich wurde Dejacos Strafe reduziert und dieser kurz darauf zum Sonderfuhrer der Waffen SS befordert Dejaco war als Bauleiter massgeblich an der Planung Errichtung und Instandhaltung der Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz beteiligt 3 Der Architekt wurde von dem Leiter des SS Bauwesens Hans Kammler in einem Personalbericht von November 1941 als befahigter Baufachmann bezeichnet 8 Zum Studium der von SS Standartenfuhrer Paul Blobel erprobten Methoden zur Beseitigung von Massengrabern fuhr Dejaco am 16 September 1942 mit Lagerkommandant Rudolf Hoss und Franz Hossler in das Vernichtungslager Kulmhof 10 Hintergrund dieser Reise war die drohende Kontaminierung des Grundwassers in Auschwitz mit Leichengift da zigtausende Leichen von den Holocaustopfern in der Umgebung des KZ Auschwitz Birkenau in Massengrabern verscharrt waren Blobel empfahl seinen Besuchern auf einem Eisenbahnschienenrost je eine Lage Leichen und abwechselnd benzingetranktes Holz zu schlichten um diese dann zu verbrennen Dejaco fertigte daruber Aufzeichnungen an und liess darauf basierend eine entsprechende Konstruktion in Auschwitz errichten Die dortigen Massengraber wurden durch KZ Haftlinge enterdet und die Leichen verbrannt 3 1943 44 war Dejaco Stellvertreter des Leiters der mittlerweile als Zentralbauleitung der Waffen SS und Polizei Auschwitz bezeichneten Bauleitung in Auschwitz Ab Mitte Mai 1944 besuchte er einen dreimonatigen Sonderlehrgang im Bereich Bauwesen an der SS Fuhrerschule des Wirtschafts Verwaltungsdienstes Arolsen Anschliessend wurde er wieder nach Auschwitz kommandiert wo er bis Januar 1945 eingesetzt war 8 Dejaco stieg im August 1944 zum SS Obersturmfuhrer der Reserve bei der Waffen SS auf seinem hochsten erreichten SS Rang 6 Nachkriegszeit BearbeitenNach Kriegsende befand sich Dejaco in sowjetischer Kriegsgefangenschaft aus der er 1949 50 entlassen wurde 8 Anschliessend leitete er als Baumeister in Reutte ein Kleinunternehmen mit etwa 15 Angestellten Nach Angaben des Auschwitzuberlebenden Rudolf Vrba soll Dejacos Unternehmen in Reutte das neue Pfarrhaus erstellt haben wofur sich der Innsbrucker Bischof herzlich bedankt haben soll 6 Bei diesem Gebaude handelt es sich um das Paulusheim erbaut von Dejaco von 1959 bis 1961 und benannt nach Bischof Paulus Rusch der hinter diesem Projekt fur das Franziskanerkloster Reutte stand 11 Durch den Auschwitzuberlebenden Hermann Langbein wurden die Angehorigen der Zentralbauleitung der Waffen SS und Polizei Auschwitz Dejaco und Fritz Ertl 1961 wegen ihrer Tatigkeit bei der Bauleitung Auschwitz angezeigt 12 13 Im April 1962 wurde Dejaco zu den Beschuldigungen erstmals durch einen Untersuchungsrichter vernommen das Verfahren selbst wurde erst im Juni 1971 fortgesetzt 14 Vor dem Schwurgericht des Landgerichts Wien begann am 18 Januar 1972 der Prozess gegen Dejaco und Ertl als erster Auschwitzprozess in Osterreich Verfahrensgegenstand war deren Beteiligung am Holocaust durch Planung Bau und Instandhaltung der Gaskammern und Krematorien des KZ Auschwitz Birkenau Dejaco war zusatzlich beschuldigt zwischen 1940 und 1942 zwolf KZ Haftlinge erschossen oder erschlagen zu haben 15 16 Ihre Bautatigkeit war von vornherein auf ein kurzfristiges Vegetieren der Haftlinge ausgerichtet und stellte eine Verhohnung der elementaren Grundsatze der Bautechnik dar Dass sich die Beschuldigten sehr wohl bewusst waren dass die von ihnen ohne Fenster und ausreichende Beluftung gebauten eng nebeneinander liegenden Baracken keinen ausreichenden Lebensraum fur Menschen boten ersieht man aus ihrem Bemuhen die fur die Wachhunde und Kuhe bestimmten Baracken durch entsprechende Beluftung zu verbessern um eine gesunde Haltung der Tiere zu gewahrleisten Aus der Anklageschrift vom 18 Juni 1971 gegen Walter Dejaco und Fritz Ertl vor dem Landgericht Wien 17 Der Prozess gegen Dejaco und Ertl endete am 10 Marz 1972 jeweils mit einem Freispruch 18 da Ertl und Dejaco nicht die geistigen Urheber der Gaskammern seien 3 19 In den Medien wurden Dejaco und Ertl als Baumeister des Massenmordes tituliert Der Prozess spielte jedoch in den Medien nur eine Nebenrolle und stiess auf geringes Zuschauerinteresse 15 20 Literatur BearbeitenNiels Gutschow Ordnungswahn Architekten planen im eingedeutschten Osten 1939 1945 Gutersloh 2001 ISBN 3 7643 6390 8 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Hans Schafranek Eine unbekannte NS Tatergruppe Biografische Skizzen zu osterreichischen Angehorigen der 8 SS Totenkopf Standarte 1939 1941 In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Tater Osterreichische Akteure im Nationalsozialismus Wien 2014 Jahrbuch 2014 S 79 105 www doew at cms download b1c3n jb2014 schafranek pdf pdf Einzelnachweise Bearbeiten Sterberegister des Standesamtes Reutte Nr 9 1978 a b Hans Schafranek Eine unbekannte NS Tatergruppe Biografische Skizzen zu osterreichischen Angehorigen der 8 SS Totenkopf Standarte 1939 1941 In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Tater Osterreichische Akteure im Nationalsozialismus Wien 2014 S 94 a b c d Roland Stimpel Architekten in Auschwitz Tiefpunkt der Architekturgeschichte In Deutsches Architektenblatt 2011 Bundesarchiv R 9361 III 520921 a b Hans Schafranek Eine unbekannte NS Tatergruppe Biografische Skizzen zu osterreichischen Angehorigen der 8 SS Totenkopf Standarte 1939 1941 In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Tater Osterreichische Akteure im Nationalsozialismus Wien 2014 S 95 a b c Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Personenlexikon Frankfurt M 2013 S 88f Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 5970263 a b c d e Hans Schafranek Eine unbekannte NS Tatergruppe Biografische Skizzen zu osterreichischen Angehorigen der 8 SS Totenkopf Standarte 1939 1941 In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Tater Osterreichische Akteure im Nationalsozialismus Wien 2014 S 96 Niels Gutschow Ordnungswahn Architekten planen im eingedeutschten Osten 1939 1945 Gutersloh 2001 S 78 Aufzeichnungen Rudolf Hoss in Staatliches Museum Auschwitz Birkenau Hrsg Auschwitz in den Augen der SS Oswiecim 1998 S 79f Paulusheim feierte Jubilaum auf meinbezirk at abgerufen am 13 August 2018 Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht KZ Auschwitz Die Osterreicher waren die Argsten auf www orf at Hans Schafranek Eine unbekannte NS Tatergruppe Biografische Skizzen zu osterreichischen Angehorigen der 8 SS Totenkopf Standarte 1939 1941 In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Tater Osterreichische Akteure im Nationalsozialismus Wien 2014 S 96f Justiz und Erinnerung Ausgabe 10 2005 Wien 2005 S 23 PDF 867 kB a b Hans Schafranek Eine unbekannte NS Tatergruppe Biografische Skizzen zu osterreichischen Angehorigen der 8 SS Totenkopf Standarte 1939 1941 In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Tater Osterreichische Akteure im Nationalsozialismus Wien 2014 S 97 Osterreichische Auschwitzprozesse Prozess gegen Walter Dejaco und Fritz Ertl 18 1 10 3 1972 Memento des Originals vom 22 Februar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot de doew braintrust at Zitiert bei Justiz und Erinnerung Ausgabe 10 2005 Wien 2005 S 24 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Personenlexikon Frankfurt M 2013 S 89 S 110 Justiz und Erinnerung Ausgabe 12 2006 Wien 2006 S 20 PDF 712 kB Presse Echo des Prozesses gegen Walter DEJACO und Fritz ERTL Die Berichterstattung ausgewahlter Zeitungen zum 1 Wiener Auschwitz Prozess 1972 auf http www nachkriegsjustiz atNormdaten Person GND 1067274057 lobid OGND AKS VIAF 314863241 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dejaco WalterKURZBESCHREIBUNG osterreichischer ArchitektGEBURTSDATUM 19 Juni 1909GEBURTSORT Muhlau Innsbruck STERBEDATUM 9 Januar 1978STERBEORT Reutte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Dejaco amp oldid 237367448