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Walter Cohen geboren 18 Februar 1880 in Bonn gestorben 8 Oktober 1942 im KZ Dachau war ein deutscher Kunsthistoriker Kunstsammler und Kurator Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWalter Cohen war das jungste von elf Kindern von Friedrich Moritz 1836 1912 und Helena 1839 1914 Cohen Sein Bruder war der spatere Buchhandler und Verleger Friedrich Cohen Walter Cohen war von Kindheit an schwerhorig sodass er meist die Worte vom Munde ablesen musste Aus einer judischen Familie stammend wurde er getauft und erhielt eine protestantische Erziehung Am Stadtischen Progymnasium mit Oberrealschule machte er 1898 sein Abitur Ab 1898 studierte Cohen Kunstgeschichte Klassische Archaologie und Philosophie zuerst in Bonn dann Munchen und Berlin und zuletzt in Strassburg wo er 1903 bei Georg Dehio promoviert wurde Nach einer langeren Studienreise ins Ausland hatte er 1904 bis 1905 eine Beschaftigung bei der Redaktion des Allgemeinen Lexikons der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart in Leipzig 1906 folgte ein Volontariat an den Staatlichen Museen Berlin Kaiser Friedrich Museum und Kunstgewerbemuseum Eine Anstellung fand er ab 1908 zunachst als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter dann als Direktorialassistent am Provinzialmuseum unter Hans Lehner in Bonn Hier ordnete er die Abteilungen mittelalterlicher Kunst und neuer Kunst neu und veranlasste die Vereinigung der Gemaldegalerie mit der Sammlung Wesendonk Als August Macke vom Tegernsee kommend 1911 in Bonn sein Atelier in der Bornheimerstrasse einrichtete wurde dies zum Treffpunkt der Kunstszene Schnell baute er sein Netzwerk in Bonn aus Walter Cohen gehorte dazu der am Provinzialmuseum in Bonn arbeitete und dessen beiden alteren Bruder Friedrich und Heinrich die gegenuber der Universitat einen Buch und Kunsthandel betrieben 1 Cohen schloss Freundschaft mit Macke so wie mit vielen Kunstlern Die heitere allem wahrhaft Lebendigem erschlossene Wesensart und mitteilungsbedurftige Personlichkeit Walter Cohens brachte es mit sich dass er zu vielen Kunstlern seiner Zeit in ein nahes und freundschaftliches Verhaltnis trat In Bonn bereits war es neben Max Ernst der Kreis rheinischen Expressionisten mit Macke und Seehaus an der Spitze uber die er auch Wurdigungen niederschrieb In einer Kunststadt wie Dusseldorf wurde sein Umgang zumal mit den jungen Kunstlern fruchtbar fur die er sich mit Leidenschaft einsetzte wenn er ihren Wert erkannt hatte P O Rave Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil S 91 Bei der am 25 Mai 1912 in Koln eroffneten Internationalen Kunstausstellung des Sonderbundes welche aus heutiger Sicht zu den wegbereitenden Kunstausstellungen des fruhen 20 Jahrhunderts gehorte wirkte Cohen an den Vorbereitungen mit Dieser Ausstellung vorausgegangen war die 1909 in Dusseldorf gegrundete Vereinigung von Kunstlern Museumsdirektoren Sammlern und Handlern die sich zusammengeschlossen hatten um die Kunst der Avantgarde einem breiten Publikum zu eroffnen Vorsitzender war Karl Ernst Osthaus zum Vorstand zahlte unter anderen Walter Cohen Eine geplante Anstellung an den Berliner Museen scheiterte 1912 an seiner Schwerhorigkeit 1914 wechselte Cohen an die Stadtische Kunstsammlung Dusseldorf und wurde 1920 Kustos der Gemaldesammlung Karl Koetschau der Direktor wollte die Sammlung von alter Kunst durch Zukaufe erganzen Zusammen mit dem Kurator Walter Cohen erwarb er moderne deutsche Werke Cohen pragte den Namen Das Junge Rheinland der 1919 gegrundeten modernen Kunstlervereinigung 1918 hatte er mit der Gruppe die erste Ausstellung im Kolnischen Kunstverein veranstaltet Dort stellten bereits 113 Kunstler aus wobei die Mitgliederzahl rasch anwuchs Walter Cohen war ein Sammler zahlreicher Werke fuhrender deutscher Expressionisten von Kunstlern der Kunstlervereinigungen Brucke Der Blaue Reiter und Das Junges Rheinland wie Max Beckmann Otto Dix Kathe Kollwitz Paula Modersohn Becker Emil Nolde Otto Pankok Karl Schmidt Rottluff Gabriele Munter Erich Heckel Christian Rohlfs und vielen anderen Kunstlern Cohen sammelte nicht nur sondern war auch ein engagierter Forderer der damaligen Avantgarde darunter die Kunstler Dix Rohlfs August Macke Gerhard Marcks Zu dem Galeristen Alfred Flechtheim hatte er eine freundschaftliche sowie auch berufliche Verbindung Zu der Wiedereroffnung der Galerie Flechtheim nach dem Ersten Weltkrieg Ostern 1919 mit einer ersten Ausstellung uber die Expressionisten leistete er seinen Beitrag mit einem Vorspruch 2 1924 veroffentlichte er sein Werk Hundert Jahre Rheinischer Malerei in dem vierzig Kunstler vor allem des 19 Jahrhunderts vorgestellt wurden Walter Cohen genoss in den 1920er Jahren als weitsichtiger Museumskustos glanzender Kunstkritiker und engagierter Forderer breite Anerkennung 1928 richtete er das neu eroffnete Museumsgebaude am Ehrenhof ein Doch dann kamen die Nazis beschlagnahmten 137 Ankaufe und entliessen Cohen 3 Auch seine private zusammengetragene Sammlung zeitgenossischer Kunst wurde von den Nationalsozialisten als Entartete Kunst diffamiert Trotz Taufe und protestantischer Erziehung wurde Cohen 1933 als Nichtarier gemass 3 des Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums zwangsweise in den Ruhestand versetzt und aus dem Museumsdienst entlassen verlor seinen Beamtenstatus und einen grossen Teil seiner Rentenbezuge Eine Klage auf Wiedereinsetzung in den Dienst wurde abgelehnt In der Folgezeit war er als Gutachter im Kunsthandel tatig Schwierige wirtschaftliche Bedingungen machten ihm zu schaffen auch hatte er Probleme mit seiner Gesundheit Unter dem ganzen Druck zerbrach auch die Ehe mit seiner nicht judischen Ehefrau Margarete Umbach 1892 1960 selbst Kunstlerin und Sammlerin welche er 1920 geheiratet hatte Einen Prozess wegen angeblicher Bildfalschung endete mit Freispruch Jedoch wurde Cohen in Schutzhaft genommen und ins Konzentrationslager Dachau verbracht und dort ermordet Seine Frau Margarete Umbach versteckte die Sammlung in einer Stadt bei Mulhausen im Elsass sie wurde dennoch fast vollstandig zerstort Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Richard Vogts 1906 1984 Sohn des Dusseldorfer Portratmalers Richard Vogts versuchte sie nach dem Krieg die Sammlung zu rekonstruieren und im Sinne Walter Cohens fortzufuhren Die Sammlung der Stiftung Cohen Umbach Vogts im Dreilandermuseum in Lorrach umfasst rund 200 expressionistische Druckgrafiken von Kunstlern wie Max Beckmann Wassily Kandinsky Otto Dix Kathe Kollwitz und Erich Heckel und spiegelt Leben und Schicksal ihrer drei Sammler in tragischer Weise die deutsche Geschichte des 20 Jahrhunderts wider 4 Veroffentlichungen Auswahl Bearbeiten nbsp August Macke Reihe Junge Kunst Band 32 Verlag von Klinkhardt amp Biermann 1922Studien zu Quinten Metsys Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde bei einer Hohen Philosophischen Fakultat der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg Munchen Alphons Bruckmann Munchen 1904 Katalog der Gemaldegalerie Vorwiegend Sammlung Wesendonk Provinzial Museum in Bonn Kommissionsverlag von Friedrich Cohen 1914 August Macke Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1922 Hundert Jahre rheinischer Malerei Kunstbucher deutscher Landschaften Cohen Verlag Bonn 1924 Zeitschriftenaufsatze Auswahl Alfred Rethel In Die Rheinlande 1918 Dusseldorfer und Frankfurter Kunst auf der Ausstellung deutscher Malerei im neunzehnten Jahrhundert zu Dresden In Die Rheinlande 1919 Erinnerung an Seehaus In Das Kunstfenster 1921 Literatur BearbeitenReichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Erster Band Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 ISBN 3 598 30664 4 Martina Sitt Auch ein Bild braucht einen Anwalt Walter Cohen Leben zwischen Kunst und Recht Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1994 ISBN 3 422 06128 2 Entartet zerstort rekonstruiert die Sammlung Cohen Umbach Vogts Hrsg Markus Moehring und Barbara Hauss Lorracher Hefte Bd 9 Rote Schriftenreihe des Dreilandermuseums Verlag W Lutz Lorrach 2008 ISBN 978 3 922107 81 1 Erich Cohen Aufbewahrtes Leben unter schutzenden Handen Dusseldorf 1998 ISBN 3 930250 30 6 S 502 ff Ulrike Wendland Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler Teil 1 A K Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11339 0 S 91 95 Cohen Walter In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 5 Carmo Donat Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1997 ISBN 3 598 22685 3 S 191 193 Helga Fremerey Dohnau und Renate Schoene Bearbeitung Judisches Geistesleben in Bonn 1786 1945 Verlag Ludwig Rohrscheid Bonn 1985 ISBN 3 7928 0489 1 S 32 34 Bild S 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Walter Cohen Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Zwei expressionistische Sommer in Bonn Archiv 2013 rheinische art de abgerufen 23 Mai 2015 Wiedereroffnung Ostern 1919 I Ausstellung Expressionisten Dusseldorf Konigsallee 34 Potsdam Gust Kiepenheuer Verlag Berlin 1919 Museum Kunstpalast Ein neues Bild zum Jubilaum wz newsline de abgerufen 23 Mai 2015 entartet zerstort rekonstruiert Die Sammlung Cohen Umbach Vogts Memento des Originals vom 20 Juni 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wewelsburg de Sonderausstellung 6 Februar 10 April 2011 Burgsaal der Wewelsburg Normdaten Person GND 119198592 lobid OGND AKS LCCN nr95021800 VIAF 40183001 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cohen WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker Kunstsammler und KuratorGEBURTSDATUM 18 Februar 1880GEBURTSORT BonnSTERBEDATUM 8 Oktober 1942STERBEORT Dachau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Cohen amp oldid 231340647