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Ein Wahlabkommen ist eine Vereinbarung zwischen verschiedenen konkurrierenden politischen Parteien im Vorfeld einer Wahl in der Vereinbarungen uber Kandidaturen Wahlkreisabkommen und den Wahlkampf Wahlkampfabkommen getroffen werden In Landern mit Verhaltniswahlrecht sind Listenverbindungen ein vergleichbares Instrument Inhaltsverzeichnis 1 Wahlkreisabkommen 1 1 Wahlkreisabkommen in der Bundesrepublik Deutschland 2 Wahlabkommen auf Landesebene 3 EinzelnachweiseWahlkreisabkommen BearbeitenBei Wahlen im Mehrheitswahlsystem sind Wahlkreisabkommen ublich Hierbei gewinnt der jeweils im Wahlkreis starkste Kandidat das Mandat die Stimmen fur die anderen Parteien spielen keine Rolle mehr In Wahlkreisabkommen vereinbaren daher Parteien fur umstrittene Wahlkreise in denen sie selbst aber nicht damit rechnen konnen aus eigener Kraft starkste Kraft zu werden einen Verzicht auf die Kandidatur Stattdessen ruft die Partei zur Wahl des Kandidaten einer anderen Partei auf und hebt ihn dadurch ins Parlament Im Gegenzug verzichtet die andere Partei in anderen Wahlkreisen auf ihren Kandidaten und ruft dort zur Wahl des Kandidaten der Vertragspartei auf Wahlkreisabkommen werden ublicherweise von Parteien geschlossen deren Grunduberzeugungen Gemeinsamkeiten aufweisen Ansonsten ware die Bereitschaft der Wahler aus taktischen Grunden Kandidaten einer anderen Partei zu wahlen gering Wahlkreisabkommen sind rechtlich nicht einklagbar sondern basieren auf Vertrauen Beispielsweise wurde das Mandat des Reichstagsabgeordneten Wilhelm Kahl 1920 auch mit der Argumentation angegriffen es hatte ein abweichendes Wahlabkommen bestanden Das Wahlprufungsgericht erklarte jedoch Wahlabkommen sind fur die Beurteilung der Zuteilung der Abgeordnetensitze nicht zu berucksichtigen sie sind innerer Natur Wahlprufungsgericht 1 Carl Wilhelm Reibel beschreibt fur die Wahlen fur den Reichstag des Deutschen Kaiserreichs acht Typen von Wahlkreisabkommen Freies Bundnis Parteien typischerweise solche die keine Chance auf einen eigenen Sieg haben rufen zur Wahl von Kandidaten politisch nahestehender Parteien auf ohne dafur Gegenleistungen zu verlangen oder zu erhalten Organisationsbundnis Parteien bilden vor der Wahl einen gemeinsamen Wahlkreiswahlverein und einigen sich auf einen gemeinsamen Kandidaten Uberregionale Beispiele sind die Kartellparteien oder der Bulow Block Plattformbundnis Eine oder mehrere Parteien unterstutzten den Kandidaten einer anderen Partei nach dem dieser im Vorfeld inhaltliche Zusagen gemacht hatte z B sich einer bestimmten Fraktion anzuschliessen oder in bestimmten Abstimmungen ein vereinbarten Abstimmungsverhalten zu zeigen Dies war im Kaiserreich die haufigste Form eines Wahlkreisabkommens Diese Bundnisform ist ahnlich einer Wahlkapitulation Stellvertretungsbundnis Mehrere Parteien verzichten auf das Aufstellen eigener Kandidaten zu Gunsten eines Kandidaten einer anderen Partei Konnte man sich nicht auf die Fraktion einigen der der Kandidat beitreten sollte kandidierte dieser oft als parteilos oder unbestimmt Diachrones Abkommen Hier unterstutzte eine Partei den Kandidaten einer anderen Partei und diese unterstutze im Gegenzug bei der nachsten Wahl den Kandidaten der ersten Hierbei kam es oft auch zu der Kombination dass die zweite Wahl die nachste Landtagswahl war Alternierendes Abkommen Hier unterstutzte eine Partei den Kandidaten einer anderen Partei und diese stellte im Gegenzug bei der nachsten Wahl den gemeinsamen Kandidaten Letztlich war dies ein Sonderfall des Diachronen Abkommens und kam selten vor Wahlkreisubergreifendes Aussparungsabkommen Hier unterstutzte eine Partei den Kandidaten einer anderen Partei im Wahlkreis A und die andere unterstutzte im Gegenzug den Kandidaten der ersten Partei im Wahlkreis B 2 Als Stichwahlabkommen wird ein Wahlkreisabkommen bezeichnet bei dem zwei Parteien oder Kandidaten die im ersten Wahlgang gegeneinander antreten vereinbaren dass derjenige der die Stichwahl nicht erreicht in der Stichwahl zur Wahl des anderen aufruft Wahlkreisabkommen in der Bundesrepublik Deutschland Bearbeiten In der Bundesrepublik Deutschland spielen Wahlkreisabkommen eine untergeordnete Rolle da der Charakter des Verhaltniswahlrechtes uberwiegt Die wichtigste Ausnahme waren die Bundestagswahlen 1953 und 1957 Da die Deutsche Partei die Funf Prozent Hurde wahrscheinlich nicht uberspringen wurde verzichtete die CDU in einer Reihe von Wahlkreisen auf Kandidaten und rief zur Wahl der Wahlkreiskandidaten der DP auf Diese konnte aufgrund der erreichten Wahlkreismandate in den Bundestag einziehen 3 Wahlabkommen auf Landesebene BearbeitenGegenstand eines Wahlabkommens kann auch der Verzicht des Antritts bei ganzen Wahlen sein So vereinbarten die rechtsextremen Parteien Nationaldemokratische Partei Deutschlands NPD und Deutsche Volksunion DVU im so genannten Deutschlandpakt den gegenseitigen Verzicht auf die Teilnahme an den Landtagswahlen in Sachsen und in Brandenburg am 19 September 2004 Einzelnachweise Bearbeiten Urteil vom 30 Juni 1923 zitiert nach Stephan Meyer Das justizformige Wahlprufungsgericht beim Reichstag der Weimarer Republik Institution Verfahren Leistung 2010 ISBN 3832526773 S 77 78 online Carl Wilhelm Reibel Handbuch der Reichstagswahlen 1890 1918 Droste Verlag Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 7700 5284 4 S 26 ff Wolfgang C Muller Kaare Strom Hrsg Koalitionsregierungen in Westeuropa Bildung Arbeitsweise und Beendigung 1997 ISBN 3854362412 S 56 98 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wahlabkommen amp oldid 226879606