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Das Wagnersche Gesetz oder Gesetz der wachsenden Staatsausgaben geht davon aus dass das Wachstum der Staatsausgaben und Staatsquoten nicht bloss proportional sondern uberproportional zum Bruttosozialprodukt erfolge Es ist benannt nach dem Okonomen Adolph Wagner der es formulierte Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Inhalt 3 Heutige Ursachen 4 Kritik und Bedeutung 5 Literatur 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenAusserhalb der Rechtswissenschaft formales Gesetz spricht man in den Wissenschaften von einem Gesetz wenn aus einer Theorie orts zeit und kulturunabhangig allgemeingultige Aussagen abgeleitet werden die weltweit gelten In den Wirtschaftswissenschaften ist Gesetz die Bezeichnung fur solche Feststellungen uber Zusammenhange die durch empirische Evidenz als gesichert angenommen werden konnen Sie beruhen auf unvollstandiger Induktion oder auf vorzeitiger Generalisierung so dass ihnen eher die Bezeichnung vorlaufige Annahme oder Hypothese zukommen wurde Aussagen uber Gesetzmassigkeiten sind wesentlicher Bestandteil von Theorien 1 Das Gesetz der wachsenden Staatsausgaben entwickelte im Jahre 1892 der Okonom Adolph Wagner und benannte es Gesetz der wachsenden Ausdehnung der offentlichen und speziell der Staatstatigkeit 2 Es stellt einen Erklarungsversuch fur das international beobachtbare oft kontinuierliche Wachstum des Staatsanteils dar Dieses lasst sich an den steigenden Realausgabenquoten und Staatsausgabenquoten beobachten Wagner erklarte das kontinuierliche Staatswachstum durch die immer bessere Erfullung der Tatigkeiten der offentlichen Hand sowie durch neu hinzu kommende offentliche Aufgaben Bei einer Entwicklung vom reinen Ordnungsstaat hin zum Wohlfahrtsstaat nimmt die Staatstatigkeit zu Inhalt BearbeitenWagner schrieb dass bei fortschrittlichen Culturvolkern regelmassig eine Ausdehnung der Staatsthatigkeit und der gesamten offentlichen durch die Selbstverwaltungskorper neben dem Staate ausgefuhrten Tatigkeiten erfolgt 3 Hieraus folgerte er das Gesetz der wachsenden Ausdehnung des Finanzbedarfs sowohl des Staates als in der Regel auch der Selbstverwaltungskorper bei entsprechender Dezentralisierung der Verwaltung und ordentlichen Organisation der Selbstverwaltung 4 Als Ursache sah er die Staatsgewalt mit ihrer inneren und ausseren Sicherheit Justiz Militar Polizei Verwaltung oder auswartiger Dienst und die Kulturhoheit und Wohlfahrtsfunktion Schulen Gesundheitsvorsorge Sozialhilfe was im Ubergang vom Ordnungsstaat zum Wohlfahrtsstaat zu erkennen sei 5 Nach dem Wagnerschen Gesetz besteht zwischen Wirtschaftswachstum und Staatsausgaben ein Zusammenhang in der Form dass langfristig und im Durchschnitt bei steigendem Pro Kopf Einkommen die Staatsausgaben uberproportional zunehmen 6 Weitere Ursachen wie Kriegsfinanzierungen in der Peacock Wiseman Hypothese 7 oder die Gesetze zum Burokratiewachstum haben die Tendenz wachsender Staatsausgaben verstarkt Der Peacock Wiseman Hypothese zufolge kann der Staat in Krisenzeiten insbesondere in Kriegszeiten hohere Steuern und Ausgaben durchsetzen Nachdem sich die Burger hieran gewohnt haben sinken die Steuern und Ausgaben nach Beendigung der Krise nicht erneut auf das Ausgangsniveau zuruck ahnlich dem Sperrklinkeneffekt Eine hohere Staatsquote ist bei oder nach Rezessionen Wirtschafts oder Finanzkrisen eingetreten und kunftig auch zu erwarten Wirtschaftswachstum Sozialabbau oder Austeritatspolitik tragen dagegen zur Senkung der Staatsquoten bei 8 Heutige Ursachen BearbeitenDer Okonom Berthold U Wigger hat 2006 die heutigen Ursachen wachsender Staatsausgaben zusammengetragen 9 Werden demnach staatliche Leistungen als superiore Guter verstanden so nimmt die Nachfrage nach ihnen bei steigendem Einkommen zu Die Burger sind nicht imstande die Folgen hoher Staatsausgaben zu durchschauen und wahlen Regierungen die aufwendige Ausgabenprogramme anbieten fiskalische Illusion Diese Ausgabenprogramme werden durch weitere Staatsschulden finanziert so dass finanzielle Lasten auf kunftige Generationen verschoben werden intergenerationelle Lastenverschiebung Durch Urbanisierung muss der Staat hohere Ausgaben fur Stadte bestreiten Brechtsches Gesetz Dienstleistungen verteuern sich relativ zur Industrieproduktion weil der technische Fortschritt im Dienstleistungssektor geringer ist als in der Industrie Da der Staat uberwiegend Dienstleistungen anbietet steigen die Ausgaben hierfur Kostenkrankheit Der demografische Wandel fuhrt durch Uberalterung zu erhohten Staatsausgaben fur Altersrenten Linderung der Altersarmut und verstarkten Gesundheits und Krankenpflegekosten Bemuhungen zur Limitierung der Staatsquote sind insbesondere der Europaische Fiskalpakt oder die Schuldenbremse 10 Kritik und Bedeutung BearbeitenWagners Gesetz beruht auf einzelnen Beobachtungen die er ohne zwingenden Nachweis verallgemeinerte er verwendete nur teilweise analytische Methoden und vorhandene Postulate grundeten sich auf dem von ihm vertretenen Kathedersozialismus 11 Zudem findet sich kein Argument mit dessen Hilfe eine relative Ausdehnung der Staatsausgaben zwingend oder wenigstens als hochwahrscheinlich nachgewiesen wird 12 Zahlreiche empirische Untersuchungen haben inzwischen Wagners Thesen in hohem Masse bestatigt allerdings unter bestimmten einschrankenden Bedingungen 13 Dies gilt nicht nur wenn man die Nachkriegsperiode mit der Situation um die Jahrhundertwende oder noch fruher vergleicht sondern auch fur die Entwicklung nach 1950 14 Seine Prognosen konnen heute tendenziell empirisch als verifiziert angesehen werden 15 nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Empirisches Beispiel DeutschlandZwar hatte sich die Zahl der im offentlichen Dienst Beschaftigten in Deutschland von 1960 3 1 Millionen bis 1994 6 3 Millionen verdoppelt ein Teil dieses Zuwachses ist jedoch auf den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik zuruckzufuhren denn dadurch wurden schlagartig ca 2 Mio Staatsfunktionare dem westdeutschen Personalbestand zugeschlagen Auch nach der Behordenabwicklung war 1994 noch davon auszugehen da insbesondere die Kommunalverwaltung in den neuen Landern im Vergleich zu Westdeutschland erheblich uberbesetzt war Auf tausend Einwohner kamen im Jahre 1996 in den westdeutschen Bundeslandern zwischen 41 8 und 58 0 Bedienstete wahrend es in den neuen Bundeslandern zwischen 57 6 und 64 8 Bedienstete waren Ausnahme Berlin West 82 1 Ost 57 6 Bis 1998 ist allerdings ein Ruckgang im Personalbestand des offentlichen Dienstes auf 5 07 Mio Bedienstete zu registrieren Diese Reduktion des Personalbestandes insbesondere nach 1994 ist uberwiegend auf Privatisierungen auf allen Ebenen des Staatsaufbaus zuruckzufuhren vor allem auf die Privatisierung von Bahn und Post mit der rund 1 Mio Bedienstete 1994 95 aus der amtlichen Statistik aber nicht aus der Vermogenshaftung des Bundes ausschieden Privatisierung und restriktive Fiskalpolitik haben dazu gefuhrt dass der Personalbestand 1998 fast das Niveau der Zeit vor der Wiedervereinigung 1990 mit 4 9 Mio erreicht hatte Angesichts der Konzentration des offentlichen Dienstes auf wenige Aufgabenbereiche kann man davon ausgehen dass das Wagnersche Gesetz standig steigender Staatsausgaben hinsichtlich seiner personellen Konsequenzen in diesem Zeitraum nicht galt Dem ist allerdings entgegenzuhalten dass die bewusste Unterbesetzung des offentlichen Dienstes nicht zu einer Widerlegung des Wagnerschen Gesetzes fuhrt da der tatsachliche Personalbedarf des Staates ja gestiegen ist alleine in der Finanzverwaltung Bayern fehlten laut Oberstem Rechnungshof 1900 Beamte Stand 2012 Literatur BearbeitenHans Ulrich Derlien Offentlicher Dienst im Wandel In Die Offentliche Verwaltung Band 54 2001 S 322 328 Adolph Wagner Grundlegung der Politischen Okonomie Teil I Grundlagen der Volkswirtschaft 3 Auflage C F Winter sche Verlagshandlung Leipzig 1893 Norbert Andel Finanzwissenschaft Mohr Siebeck 1988 books google de Siehe auch BearbeitenPopitzsches GesetzEinzelnachweise Bearbeiten Alfred Kuss Marketing Theorie Eine Einfuhrung 2013 S 85 f books google de Adolph Wagner Grundlegung der politischen Okonomie 1892 S 893 ff Adolph Wagner Grundlegung der politischen Okonomie 1892 S 893 Adolph Wagner Finanzwissenschaft 1883 S 76 Adolph Wagner Grundlegung der politischen Okonomie 1892 S 888 Peter Oberender Perspektiven unterentwickelter Lander 1981 S 107 Alan T Peacock Jack Wiseman The Growth of Public Expenditure in the United Kingdom 1967 S 42 ff Marc Hansmann Vor dem dritten Staatsbankrott 2012 S 37 books google de Berthold U Wigger Grundzuge der Finanzwissenschaft 2006 S 9 ff books google de Charles B Blankart Offentliche Finanzen in der Demokratie 2011 S 173 ff Willi Albers Hrsg Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft HdWW Band 1 1977 S 351 ff books google de 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