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Die baumolsche Kostenkrankheit nach William J Baumol 1967 engl Cost Disease bezeichnet die Problematik der schlechten Rationalisierbarkeit von Dienstleistungen im Gegensatz zu anderen Sektoren Um die Bereitstellung und Qualitat von Dienstleistungen aufrechtzuerhalten mussen die Lohne jedoch mit allgemeinen Lohnerhohungen mithalten was treibend auf relative Kosten und Preise wirkt Prinzip BearbeitenBaumol unterscheidet zwei Bereiche Guter und Dienstleistungen die sich leicht automatisieren lassen Je mehr Maschinen Menschen ersetzen desto starker sinkt die Arbeitsmenge die notwendig ist eine zusatzliche Einheit herzustellen Die Produktivitat wachst die Lohne steigen aber der Preis der Produkte bleibt gleich Die Produktion oder Dienstleistung besteht in Anteilen erheblich und nicht verringerbar aus menschlicher Arbeit Die Produktivitat bleibt gleich dennoch steigen die Gehalter Das Ergebnis ist ein allmahlicher Anstieg der Kosten Baumol beschreibt dies so Nach und nach kumulieren die Unterschiede in der Kostensteigerung und machen personliche Dienstleistungen erheblich teurer als Industrieguter 1 Beispiele BearbeitenEs ist kaum moglich die Anzahl von Lehrern zu verringern ohne dass die Qualitat des Unterrichts abnehmen wurde Dennoch mussen die Lohne im Zeitverlauf mit dem allgemeinen Lohnanstieg mithalten Die Kostenkrankheit wirkt sich auch auf kunstlerische Dienstleistungen aus Dies lasst sich folgendermassen verstehen Um ein Streich Quartett aufzufuhren war vor 200 Jahren die gleiche Menge Arbeit notwendig wie heute Die Produktivitat stagniert in diesem Bereich In der Industrie steigt sie jedoch was in der Konsequenz bedeutet dass die relativen Kosten kunstlerischer Darbietungen voraussehbar steigen 2 Das Problem ist auch auf den offentlichen Sektor zu ubertragen Die Lohnkosten wachsen im offentlichen Sektor genauso stark wie im privaten allerdings ist das Rationalisierungspotential geringer Somit kommt es zu einem grosseren Wachstum der Kosten was einen Anstieg der Staatsausgaben zur Folge hat Auswirkungen BearbeitenDie Kostenkrankheit betrifft vor allem Berufe die sich einer Automatisierung verweigern da sie menschlichen Kontakt verlangen Offensichtlich wird dies in Bereichen von Reparaturen Massanfertigungen juristischen Dienstleistungen sozialen Diensten Post Strassenreinigung Sicherheitsdiensten Gastronomie Bestattungswesen und vielen weiteren Die Qualitat der beschriebenen Dienstleistungen ist direkt abhangig von der Menge an investierter Arbeit Baumol 2012 bemerkt hierzu Irgendwann wird es schwierig die Zeit zu reduzieren die notwendig ist um bestimmte Aufgaben auszufuhren ohne dabei gleichzeitig die Qualitat zu reduzieren Wer versucht die Arbeit von Chirurgen Lehrern oder Musikern zu beschleunigen hat gute Chancen eine verpfuschte Operation schlecht ausgebildete Schuler oder ein merkwurdiges Konzert zu bekommen Die These dass die Produktivitatssteigerung in Bereichen in denen menschliche Arbeit nicht reduziert werden kann automatisch einen Qualitatsverlust bedeutet lasst sich an vielen Stellen mit absehbarem Ergebnis beobachten Nicht dringliche Operationen werden aufgeschoben die Post wird weniger oft zugestellt Schulzeiten werden verringert Kindergarten umstrukturiert an Schaltern und Kassen bilden sich Warteschlangen In der gleichen Studie schreibt Baumol Die beunruhigende Moral der Geschichte ist dass sich unter den am meisten von der Kostenkrankheit bedrohten Gutern lebensnotwendige Attribute zivilisierter Gesellschaften befinden Literatur BearbeitenBaumol William J und William G Bowen 1966 Performing Arts The Economic Dilemma New York The Twentieth Century Fund Einzelnachweise Bearbeiten William Baumol The Cost Desease Why Computers Get Cheaper and Health Care Doesn t New Haven Yale University Press 2012 Rierre Rimbert Wie produktiv ist ein Streichquartett Dienstleistungen Roboter und der Wert der Arbeit In Le Monde Diplomatique Juli 2013 Seite 3 abgerufen am 17 Mai 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kostenkrankheit amp oldid 205556463