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Der Begriff vulnerable Plaque franzosisch plaque plak deutsch Platte Fleck Schild lateinisch vulnus Wunde bzw vulnerare verwunden auch Hochrisiko Plaque genannt bezeichnet eine Form der atherosklerotischen Plaque welche ein erhohtes Risiko fur thrombotische Komplikationen wie Schlaganfalle oder Myokardinfarkte aufweist 1 2 Plaques die eine besonders schnelle Progression aufweisen werden ebenfalls als vulnerabel bezeichnet Wird durch eine vulnerable Plaque ein thromboembolisches Ereignis wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall verursacht so wird auch von einem culprit plaque englische Aussprache kʌlprɪt deutsch wortlich schuldig im Sinne von die fur ein Ereignis ursachliche Plaque gesprochen 3 Schematische Darstellung von Plaques in der Wand einer Arterie Sie fuhren zu einer Einengung des Gefasslumens und durchbrechen bereits die innerste Wandschicht Inhaltsverzeichnis 1 Kriterien einer vulnerablen Plaque 1 1 Hauptkriterien 1 2 Nebenkriterien 2 Pathophysiologie 3 Epidemiologie 4 Diagnostik und Therapie 5 Literatur 6 EinzelnachweiseKriterien einer vulnerablen Plaque Bearbeiten nbsp Rupturierte atherosklerotische Plaque bei einer massiven KarotisstenoseIn einem 2003 von einer Gruppe ausgewiesener und international bekannter Atherosklerosewissenschaftler u a Pathologen Radiologen Molekularbiologen Neurologen Internisten publizierten Konsensus Dokument wurden 5 Haupt und 5 Nebenkriterien der vulnerablen Plaque definiert 4 Dabei wurde allgemein festgehalten dass die Kenntnis des Stenosegrades einer atherosklerotischen Plaque alleine nicht ausreicht um deren Vulnerabilitat zu bestimmen Hingegen ist es wichtig die Zusammensetzung der Plaque sowie deren Morphologie zu kennen um somit Ruckschlusse auf deren Vulnerabilitat ziehen zu konnen Hauptkriterien Bearbeiten Aktive Entzundung innerhalb der Plaque Infiltration durch Monozyten Makrophagen seltener durch T Zellen Grosser Fettkern lipid necrotic core mit dunner fibroser Kappe Endotheliale Denudation mit Aggregation von Thrombozyten an der Oberflache Plaqueruptur Einriss der dunnen Endothelschicht uber einer Plaque Stenose des Gefasslumens im Bereich der Plaque gt 90 Nebenkriterien Bearbeiten In das Gefasslumen hineinragende Verkalkungen Gelblicher Aspekt der Plaque angioskopisch als Hinweis auf einen hohen Fettanteil Einblutung in die Plaque entweder durch Ruptur der fibrosen Kappe oder durch instabile Neogefasse die in die Plaque einspriessen Endotheliale Dysfunktion Expansives positives Remodeling nach aussen gerichtetes Plaquewachstum ohne starke Einengung des Gefasslumens Pathophysiologie BearbeitenIm Rahmen der Atherosklerose von arteriellen Blutgefassen kommt es vermutlich im Rahmen einer Endothelialen Dysfunktion durch extra und intrazellulare Lipidablagerungen zu Verdickungen in den subendothelialen Schichten der Tunica intima der Gefasswand Diese Verdickungen innerhalb der Gefasswand werden wenn sie herdformig auftreten auch als atherosklerotische Plaques bezeichnet Werden die vor allem aus oxidierten LDL Partikeln bestehenden Lipidablagerungen durch Makrophagen phagozytiert so werden diese zu Schaumzellen umgewandelt Die Bildung von Schaumzellen wiederum verursacht eine Entzundungsreaktion in deren Verlauf durch verschiedene Prozesse u a durch Proliferation von glatten Muskelzellen Verkalkungen vermehrter Bildung von kollagenen Fasern und Zellnekrosen ein allmahlicher Gewebeumbau stattfindet 5 Hierbei entsteht in der Arterie eine bindegewebsartige Kappe fibrose Kappe uber einem Lipidkern Bei weiterem Fortschreiten des Prozesses kann es zu einer zunehmenden Ausdunnung der fibrosen Kappe kommen Eine vulnerable Plaque entsteht Rupturiert die fibrose Kappe wird der hoch thrombogene Fettkern dem Blutstrom ausgesetzt Dies fuhrt zur Aktivierung und Aggregation von Blutplattchen was die Bildung eines Thrombus zur Folge hat Dieses Blutgerinnsel kann entweder direkt vor Ort das Gefasslumen verlegen oder als Embolus abgeschwemmt werden und weiter distal der Strombahn zu einem Gefassverschluss fuhren Wird durch den Gefassverschluss die Blutversorgung eines Organs unterbrochen oder kritisch vermindert sodass es zu einem Zelluntergang kommt so spricht man von einem Infarkt Besonders kritisch hierbei ist ein akuter Gefassverschluss der Gehirn versorgenden Arterien was bei nicht ausreichender Durchblutung des Hirngewebes zum Schlaganfall fuhrt oder ein akuter Verschluss der Myokard versorgenden Koronargefasse was einen Herzinfarkt zur Folge hat 6 Epidemiologie BearbeitenVerschiedene Studien haben gezeigt dass 65 75 der Myokardinfarkte mit ST Hebung im Elektrokardiogramm durch die Ruptur einer vulnerablen Plaque entstehen und dass die Mehrzahl der Myokardinfarkte in Gefassen ohne vorbestehende signifikante Stenose d h Stenose lt 50 auftritt 7 8 9 Ahnliche Daten liegen auch zur Pathogenese des ischamischen makroangiopathisch bedingtem Schlaganfall vor So weiss man dass von den ischamischen Schlaganfallen makroangiopathischer Genese nur rund 10 durch hochgradige Stenosen im Verlauf der hirnversorgenden Gefasse auftreten welche dann charakteristische Grenzzoneninfarkte verursachen Der Grossteil wird durch rupturierte Plaques verursacht die meist im Bereich der Karotisbifurkation auftreten in selteneren Fallen aber auch im Aortenbogen oder im Bereich der intrakraniellen Arteria carotis interna lokalisiert sein konnen 10 Neuere bildgebende Studien z B mittels MRT Magnetresonanztomographie konnten zeigen dass vulnerable Plaques signifikant haufiger in hirnversorgenden Arterien auf der Schlaganfallsseite als auf der nichtbetroffenen Seite auftreten 11 12 und dass das Vorhandensein vulnerabler Plaques unabhangig vom Stenosegrad mit einem bis zu 6 fach erhohten Risiko fur zerebrovaskulare Ereignisse assoziiert ist 13 Zudem konnte auch in vivo gezeigt werden dass vulnerable bzw eingeblutete Plaques mit einer schnelleren Progression der Atherosklerose assoziiert sind 14 Diagnostik und Therapie BearbeitenZiel ist es zum einen durch praventive Massnahmen wie z B eine Reduktion der kardiovaskularen Risikofaktoren das Entstehen von atherosklerotischen Lasionen zu verhindern oder zu verzogern und zum anderen Patienten mit vulnerablen Plaques rechtzeitig zu identifizieren und einer geeigneten medikamentosen chirurgischen oder interventionellen Therapie zuzufuhren bevor es zu schwerwiegenden Komplikationen kommt Einen Beitrag hierzu konnen u a die bildgebenden Verfahren leisten speziell das Feld der Plaquebildgebung welche zum Ziel hat mit verschiedenen Modalitaten wie beispielsweise Farbduplexsonographie CT und MRT fruhzeitig kritische atherosklerotische Veranderungen zu diagnostizieren 15 16 Literatur BearbeitenChristodoulos Stefanadis Christos Konstantinos Antoniou Dimitrios Tsiachris Panagiota Pietri Coronary Atherosclerotic Vulnerable Plaque Current Perspectives In Journal of the American Heart Association Band 6 Nr 3 17 Marz 2017 doi 10 1161 JAHA 117 005543 PMID 28314799 englisch Anouar Hafiane Vulnerable Plaque Characteristics 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Characteristics of coronary atherosclerotic plaques underlying fatal occlusive thrombi In British Heart Journal Band 50 Nummer 2 August 1983 S 127 134 PMID 6882602 PMC 481384 freier Volltext A Farb A P Burke u a Coronary plaque erosion without rupture into a lipid core A frequent cause of coronary thrombosis in sudden coronary death In Circulation Band 93 Nummer 7 April 1996 ISSN 0009 7322 S 1354 1363 PMID 8641024 Review L G Spagnoli A Mauriello u a Extracranial thrombotically active carotid plaque as a risk factor for ischemic stroke In Journal of the American Medical Association Band 292 Nummer 15 Oktober 2004 S 1845 1852 doi 10 1001 jama 292 15 1845 PMID 15494582 J P Parmar W J Rogers u a Magnetic resonance imaging of carotid atherosclerotic plaque in clinically suspected acute transient ischemic attack and acute ischemic stroke In Circulation Band 122 Nummer 20 November 2010 ISSN 1524 4539 S 2031 2038 doi 10 1161 CIRCULATIONAHA 109 866053 PMID 21041694 PMC 3008416 freier Volltext T 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