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Das Vorarlberger Brauchtum beschreibt Brauche Sitten und Feste die im osterreichischen Bundesland Vorarlberg gepflegt und gefeiert werden Diese unterscheiden sich grosstenteils von den Brauchen im Rest Osterreichs da Vorarlberg dem alemannischen Kulturkreis angehort Dennoch sind wesentliche Brauche traditionell katholisch bestimmt da 78 der Bevolkerung Vorarlbergs der romisch katholischen Kirche angehoren Dementsprechend werden auch die Brauche wahrend des Jahres in ein wirtschaftliches ein bauerliches und ein kirchliches Jahr eingeteilt Ebenso konnen bestimmte Brauche in den Lebenskreis einmalig im Leben eines Menschen vorkommende Ereignisse und den Jahreskreis periodisch wiederkehrende Brauche eingeteilt werden Inhaltsverzeichnis 1 Brauchtum im Jahreskreis 1 1 Neujahr anwunschen 1 2 Fasching 1 3 Funkenfeuer 1 4 Sonnwendfeuer 1 5 Moa und Halloween 1 6 Fest des Heiligen Nikolaus 1 7 Advent und Weihnachten 2 Brauchtum im Lebenskreis 2 1 Geburt 2 2 Taufe 2 3 Erstkommunion und Firmung 3 LiteraturBrauchtum im Jahreskreis BearbeitenUm einen Uberblick zu bewahren wurden die hier vorkommenden Feste und Brauche nach dem Datum geordnet beginnend am ersten Tag des Jahres und endend mit dem Silvesterfest am 31 Dezember Das bauerliche Jahr beginnt traditionell mit dem 11 November also an Martini dem ursprunglichen Zahltag der Landwirte Das kirchliche Jahr beginnt mit der Adventszeit wie im Christentum allgemein ublich Diese Aufzahlung orientiert sich jedoch am wirtschaftlichen Jahr das am 1 Janner beginnt Neujahr anwunschen Bearbeiten s Neujohr Ahwunscha ist eine sehr alte Tradition im landlichen Vorarlberg Am 1 Januar jedes Jahres wird den Nachbarn und Verwandten das Neue Jahr angewunscht Das heisst konkret dass insbesondere Kinder den Menschen die ihnen nahestehen ein gutes neues Jahr sowie Gluck und Segen wunschen Meistens geschieht dies in Form eines kleinen Spruchs oder eines Gedichts Oft bekommen die Kinder dann eine Kleinigkeit geschenkt fruher war das oft etwas Susses Auch die erwachsenen Vorarlberger wunschen sich gegenseitig traditionell Gluck fur das kommende Jahr weshalb die Zeit vom 1 bis zum 6 Janner oft fur Verwandtschaftsbesuche genutzt wird Fasching Bearbeiten In Vorarlberg beginnt die Faschingszeit oder auch Fasnacht wie fast uberall mit dem 11 November und erstreckt sich bis zum Aschermittwoch In Vorarlberg wird eine Form der Schwabisch Alemannischen Fastnacht mit grossen Faschingsumzugen und etlichen Ballen gefeiert Der Fasching geniesst in ganz Vorarlberg einen hohen Stellenwert bei der Bevolkerung und wird dementsprechend ausgelassen gefeiert Ein besonderer Vorarlberger Faschingsbrauch ist das Bratenstehlen am schmotzigen Donnerstag Dialekt gumpiga Donschtig von gumpa auf und abhupfen Dieser Brauch reicht bis ins 13 Jahrhundert zuruck wo es den Narren erlaubt wurde vor Beginn der Fastnacht den Braten aus der Klosterkuche zu stehlen Heute wird der Braten von Angehorigen der Faschingszunft zubereitet und von Mitgliedern der Faschingszunft gestohlen Es kommt jedoch vor dass Scherzbolde etwas in den Braten mischen oder den Braten von unbescholtenen Personen stehlen Brauche wie die Guggenmusik wurden aus der benachbarten Schweiz ubernommen Funkenfeuer Bearbeiten nbsp Funkenfeuer am Oberfallenberg in DornbirnIn Vorarlberg ist die Tradition des Funkenfeuers weit verbreitet Beinahe uberall im Land werden in den Nachten vom Samstag auf den Funkensonntag oder von jenem auf den darauf folgenden Montag grosse Scheiterhaufen genannt Funken abgebrannt Dieser Brauch wird als Volksfest gefeiert und soll dem alten Volksglauben nach den Winter austreiben Mittlerweile hat sich das Funkenfeuer in nahezu jeder Gemeinde Vorarlbergs etabliert und es wurden zahlreiche Funkenzunfte gegrundet Diese bereiten oft einen zweiten kleineren Funken vor der Kinderfunken genannt wird und bereits am Nachmittag bzw am fruhen Abend entzundet wird wahrend der Funken selbst normalerweise erst nach Einbruch der Dunkelheit angezundet wird Zugleich mit dem Funkenfest wird meistens auch noch eine Art Showprogramm geboten das sind Feuerwerke Klangfeuerwerke oder das traditionelle Scheibenschlagen Sonnwendfeuer Bearbeiten Erst in den letzten Jahren aufgekommen und noch nicht in ganz Vorarlberg verbreitet ist das Sonnwendfeuer Da auch bei diesem Fest ein Feuer abgebrannt wird sehen viele Vorarlberger das Sonnwendfeuer als gleichbedeutend mit dem Funkenfeuer Die uberaus unterschiedliche Geschichte der beiden Feuer sowie die grossen kulturellen Unterschiede sind dabei kaum jemandem bewusst Wahrend das Funkenfeuer auf einem sehr alten alemannischen Brauch beruht und noch heute viel mit Aberglaube zu tun hat wurde das ursprunglich heidnische Sonnwendfeuer von der katholischen Kirche annektiert und zum Johannisfeuer umfunktioniert Moa und Halloween Bearbeiten nbsp Ein Moo erinnert stark an einen Halloween KurbisEine regionale Besonderheit bildet in Vorarlberg der an Halloween erinnernde Brauch des Moas Es ist dies ein Brauch der vorwiegend von Kindern ausgeubt wird Dabei wird von Anfang September bis etwa Ende Oktober mit einem geschnitzten Kurbisgesicht dem so genannten Moo der an ein Mondgesicht erinnern soll von Haus zu Haus gegangen und mit einem Spruch einem Lied oder einem Gedicht um etwas Susses gebeten Im Gegensatz zu Halloween wird hierbei aber keine Rache angedroht sollte man nichts bekommen Auch verkleiden sich die Kinder bei diesem Brauch nicht Mittlerweile muss der Brauch allerdings immer ofter dem aus Amerika ubernommenen Halloween Platz machen Viele Vorarlberger stehen dieser Entwicklung skeptisch gegenuber da sie eine Verdrangung des alten Brauchtums und eine zunehmende Gewalttatigkeit befurchten Fest des Heiligen Nikolaus Bearbeiten nbsp Nikolausfeier am BodenseeAm 6 Dezember wird jedes Jahr das Fest des St Nikolaus begangen Dabei verkleiden sich in vielen Gemeinden Vorarlbergs Angehorige der kirchlichen Pfarren als Nikolaus und dessen Gehilfe Knecht Ruprecht der auch Krampus genannt wird Diese besuchen dann an den Abenden vor dem 6 Dezember und an diesem selbst die Haushalte ihres Pfarrsprengels Dabei verlesen sie was die Kinder im vergangenen Jahr gut und weniger gut gemacht haben Oft singen die Kinder noch Lieder fur den Nikolaus oder tragen Gedichte vor bevor sie mit einem Nikolaussack meist gefullt mit Sussigkeiten beschenkt werden Advent und Weihnachten Bearbeiten Weihnachten ist in Vorarlberg ein typisch katholisches Fest Es unterscheidet sich kaum von den Brauchen anderer katholischer Regionen Vielfach wird in der Vorweihnachtszeit ein Adventskranz aus Tannenasten angefertigt auf dem jeden Adventssonntag eine Kerze angezundet wird Weihnachten selbst wird traditionell am Abend des 24 Dezembers mit der Bescherung d h das gegenseitige Beschenken gefeiert Wie in beinahe allen katholischen Haushalten ublich wird auch in Vorarlberg ein Christbaum aufgestellt und geschmuckt Bei der Auswahl der Weihnachtsspeisen fallt auf dass typisch fur die Region Kasespeisen der Vorzug vor Fisch und Fleischgerichten gegeben wird Am Abend des 24 Dezember gehen viele Vorarlberger traditionell in die Christmette Am 25 und 26 Dezember werden in vielen Familien Verwandte besucht oder eingeladen Brauchtum im Lebenskreis BearbeitenDie hier vorkommenden Feste und Brauche sind all jene die sich am Leben des betreffenden Vorarlbergers orientieren Geburt Bearbeiten In Vorarlberg werden die meisten Kinder in Krankenhausern unter hygienischen Bedingungen teilweise sogar mit speziellen Gebarmethoden zur Welt gebracht Geburten im eigenen Haus stellen mehr die Ausnahme als die Regel dar es kommen daher sogar mehr Babys im Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus auf die Welt als im eigenen Zuhause Taufe Bearbeiten Ublicherweise werden Kinder im katholisch dominierten Vorarlberg 1 bis 2 Monate nach ihrer Geburt in ihrer zukunftigen Heimatpfarre getauft Als Taufpaten werden dabei oft bereits Verwandte oder sehr nahe Freunde ausgewahlt Diese Verbindung zum Taufpaten ist in Vorarlberg traditionell auch in fortschreitendem Alter immer sehr gross Der mannliche Taufpate wird in Vorarlberg als Gotte bezeichnet die weibliche Taufpatin als Gotta Erstkommunion und Firmung Bearbeiten Der Termin der katholischen Erstkommunion und der Firmung ist verschieden von Pfarre zu Pfarre Meistens kommen die Vorarlberger Kinder im Alter von 8 Jahren in der 2 Klasse der Volksschule zur Erstkommunion und mit 12 Jahren in der 2 Klasse der Hauptschule zur Firmung In manchen Pfarren werden die Jugendlichen jedoch erst mit 16 oder gar 18 Jahren gefirmt Im Normalfall findet die Erstkommunion am Weissen Sonntag dem ersten Sonntag nach Ostern statt die Firmung dagegen an Pfingsten Der Vormund des Kindes bei der Kommunion ist der jeweilige Taufpate Bei der Firmung wird vom Jugendlichen ein weiterer Pate der sogenannte Firmpate wiederum Firmgotte bzw Firmgotta genannt bestimmt Ublicherweise wird das Fest der Heiligen Erstkommunion im Kreise der Familie und in weisser Kleidung meistens eine weisse Kutte gefeiert bei der Firmung gibt es keine Kleidungsvorschriften Literatur BearbeitenDr Artur Schwarz Heimatkunde von Vorarlberg Eugen Russ Verlag Bregenz 1949 Monika Hehle s Landlejohr Hecht Verlag Hard 2000 ISBN 3 85298 076 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vorarlberger Brauchtum amp oldid 224312934