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Volksstimme hiess eine einflussreiche sozialdemokratische Tageszeitung zunachst nur fur den Rhein und Maingau Wetterau und Taunus ab 1906 fur Sudwestdeutschland die vom 25 Dezember 1889 Probenummer bzw regular vom 2 Januar 1890 bis zum 1 Marz 1933 in Frankfurt am Main erschien Sie erreichte eine verkaufte Auflage von bis zu 70 000 Exemplaren 1919 Anfangs und auch spater nochmals erschien sie vorubergehend unter dem Titel Frankfurter Volksstimme Ehemaliges Verwaltungsgebaude von 1929 in der Bockenheimer Landstrasse Titelseite eines von nur drei erhaltenen Exemplaren zum 1 Mai der Volksstimme Frankfurt aus den Jahren vor 1905 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Blutezeit der 1920er Jahre und Untergang im Nationalsozialismus 3 Fundorte 4 Personlichkeiten 5 Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn Frankfurt am Main gab es schon in den 1870er Jahren zwei Versuche eine sozialdemokratische Zeitung zu etablieren Der 1875 von Wilhelm Blos herausgegebene Frankfurter Volksfreund scheiterte schon nach kurzer Zeit der Volksfreund von Karl Frohme ein Jahr spater fiel 1878 dem Gesetz gegen die gemeingefahrlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie zum Opfer Die Volksstimme in Frankfurt kam zunachst im Verlag und als Kopfblatt des SPD eigenen Offenbacher Abendblattes heraus und erhielt ab 1 Mai 1890 einen eigenen Schriftleiter Redakteur Trager waren ab 1 Mai 1891 der eigens zu diesem Zweck gegrundete Verlag der Volksstimme Maier amp Co und ab 13 Marz 1916 die ebenfalls parteieigene Anfang 1900 gegrundete Union Druckerei und Verlagsanstalt GmbH beide Frankfurt am Main Die Tageszeitung erschien taglich ausser sonntags Die Probenummer kam in einer Auflage von 3 000 Stuck heraus 1894 hatte das Blatt etwa 6 000 Abnehmer 1900 8 000 das war angesichts der starken Frankfurter burgerlichen Konkurrenz eine hervorragende Zahl 1914 lasen bis zu 45 000 Leser die Zeitung 1918 bis zu 70 000 mit Strassenverkauf 1928 40 000 und 1931 wurden 24 000 Abonnenten gezahlt Die Zahlen vor 1929 sind allerdings unsicher da sie aus unterschiedlichen Quellen stammen und nicht immer klar ist ob die Zahl der Abonnenten mit oder ohne den Strassenverkauf gezahlt wurde An die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg erinnerte sich Volksstimme Redakteur Wilhelm Zander Die Redaktionsarbeit im preussisch deutschen Obrigkeitsstaat war voller Risiken Bis 1911 hatten es acht verantwortlich zeichnende Redakteure Gustav Hoch Georg Maier Wilhelm Schmidt Max Quarck Otto Zielowski Wilhelm Zander Oscar Quint und Richard Wittrisch auf zusammen drei Jahre und elf Monate Gefangnis gebracht Hochstbesteuerter war mit einundzwanzig Monaten der fur Lokales verantwortliche Otto Zielowski Selten ist einer von den verantwortlich zeichnenden Redakteuren ungerupft davongekommen alle haben sie ihre staatsburgerlichen Rechte in der Haftanstalt Preungesheim erworben Dazu kamen mindestens 60 000 bis 70 000 Mark Geldstrafen und Gerichtskosten Fur kleinliche Dinge die in anderen Gegenden uberhaupt nicht verfolgt oder hochstens mit geringen Geldbussen belegt wurden gab es in Frankfurt immer Gefangnis oder hohe Geldstrafen In den einundzwanzig Jahren von 1890 bis 1911 kamen auf jede Nummer der Volksstimme funfeinhalb Stunden Gefangnis und funfzehn Mark Geldstrafe und Gerichtskosten Man wollte eben verurteilen Grunde fanden sich immer Zitiert nach Mit dem gedruckten Wort die Welt bewegen Neunzig Jahre Union Druckerei 1900 1990 Frankfurt 1990 12 Blutezeit der 1920er Jahre und Untergang im Nationalsozialismus BearbeitenMitte der 1920er Jahre ging es dem Verlag der Volksstimme hervorragend Das Unternehmen war eine Grossdruckerei geworden mit 220 Beschaftigten zu denen noch 600 bis 700 Austragerinnen kamen 1929 entstand ein neues grosses Verwaltungsgebaude in der Bockenheimer Landstrasse 136 138 ein architektonisches Glanzstuck im Stil des Neuen Bauens nach Planen des Architekten Johann Wilhelm Lehr 1 Mit dem Aufstieg der Nazis ging der Niedergang der sozialdemokratischen Presse einher Lapidar heisst es in der Verlagsgeschichte Der Kampf um die Republik den die Zeitung mit bemerkenswertem Mut fuhrte ging verloren Zuvor schon dreimal befristet verboten verstummte die Volksstimme mit ihrer Ausgabe vom 1 Marz 1933 Der Versuch das Unternehmen mit einer den Verhaltnissen angepassten neuen Tageszeitung der Mittags Post auf eine andere Grundlage zu stellen und damit auch die verbliebenen Arbeitsplatze zu sichern scheiterte Am 5 Mai 1933 besetzte bewaffnete SA Druckerei und Verlagsgebaude Funf Tage spater fuhr die Geheime Staatspolizei vor beschlagnahmte das Grundstuck trieb das Personal auf die Strasse und versiegelte die Turen 2 Das Gebaude in der Bockenheimer Landstrasse wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort Fundorte BearbeitenDie Zeitung ist nur teilweise erhalten Bis 1933 vielleicht noch vorhandenes Archivmaterial uberlebte nur luckenhaft So gelang es 1985 nicht fur den Band Die Maifeier im Spiegel der Frankfurter Volksstimme mehr als drei Titelseiten der Zeitung aus den Jahren vor 1906 aufzutreiben Erst ab November 1905 blieb die Zeitung wenn auch mit grossen Lucken in geschlossenen Jahrgangen erhalten vor allem durch einen 1953 in teilweise sehr schlechter Qualitat verfilmten Bestand des Internationalen Instituts fur Sozialgeschichte in Amsterdam sowie einem geschlossenen Bestand fur die Jahre 1920 1933 in Frankfurt der allerdings aufgrund seines schlechten Zustandes selbst fur das 1990 erschienene Jubilaumsbuch der Union Druckerei nicht reproduziert werden konnte Es gibt deshalb zum Beispiel keinen Beweis dafur dass etwa Samuel Spier Autor der Volksstimme gewesen sei wie H M Hensel in seiner Biographie Samuel Spiers schreibt Es existiert nur ein Bericht von Selmar Spier einem entfernten Verwandten dass sein Onkel Drohbriefe mit der Anrede Sie elender Saujud erhalten habe obwohl gar nicht dieser sondern ein anderer Redakteur der linken Frankfurter Presse mit gleichem Familiennamen der damit gemeinte Autor gewesen sei Allerdings sind im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden mehrere von Spitzeln angefertigte Ausschnitte der Volksstimme erhalten in denen Samuel Spier erwahnt wird und zwar im Zusammenhang mit seiner von der Obrigkeit argwohnisch beobachteten Basisarbeit fur die Frankfurter Genossenschaftsbewegung in den 1890er Jahren bis 1902Fur die Zeit vor 1905 existieren nur sehr wenige Ausgaben und Fragmente der Zeitung in Privatbesitz Die Union Druckerei selbst besass 1990 nur ein einziges Titelblatt des 1 Mai aus der Zeit vor 1906 Beschreibung des farbigen Titelblattes der Volksstimme vom 1 Mai 1901 Das abgedruckte Maigedicht endet mit den Versen Ihr Mammonsdiener nun seid gewarnt Den Raubzug am Volk zu erneuern Ihr die von schnoder Habgier umgarnt Das Brod uns das Brod wollt vertheuern Seid gewarnt Ihr die durch Schlachtenruhm Die Volker in Ketten wollt schmieden Wir wollen kein neues Hunnenthum Nein Menschenwohl Freiheit und Frieden Die Maiparole von 1901 Gegen Brodwucher und Hunnenkurs war zutiefst antimilitaristisch und gegen die Politik Wilhelms II gerichtet Dieser hatte in seiner Hunnenrede die Truppen die 1900 zur Niedermetzelung der Chinesischen Unabhangigkeitsbewegung von Europaern sogenannter Boxeraufstand entsandt wurden aufgefordert sie sollten in China wie die Hunnen haussen Kein Chinese solle es wagen einen Europaer scheel anzusehen Die Sozialdemokraten waren ahnlich der Haltung der SDAP Fuhrung beim Krieg gegen Frankreich 1870 gegen diesen Imperialismus dessen Auswirkung die kleinen Leute in Form hoherer Steuern ganz besonders bei Brot Salz und Petroleum spurten Im Juni 1900 hatte der Reichstag gegen die Stimmen der Sozialdemokraten eine Flottenvorlage angenommen Zur Finanzierung waren drastisch hohere Steuern etwa auf Getreide und Salz beschlossen worden Personlichkeiten BearbeitenGeorg Maier 1863 1928 verantwortlicher Herausgeber Inhaber des Verlags Gustav Hoch erster Redakteur 1890 1895 Monatsgehalt 80 Reichsmark Max Quarck 1896 1917 leitender Redakteur pragte das Blatt massgeblich verliess die Zeitung wegen Meinungsverschiedenheiten uber die redaktionelle Linie Wilhelm Schmidt 1891 1907 Redakteur Hans Marckwald Chefredakteur 1919 1930 Hermann Wendel Feuilletonredakteur 1908 1913 Salomon Grumbach Redakteur 1904 1907 Edmund Fischer Redakteur 1892 93 Leopold Emmel Politiker Mitbegrunder der Volksstimme 1889 Theodor Thomas Angestellter der Volksstimme Samuel Spier vermutlich Autor der Volksstimme Oscar Quint Redakteur 1903 1932 Jakob Altmaier Redakteur 1917 1919 Wilhelm Zander Redakteur 1902 1931 Simon Katzenstein Redakteur 1891 Quellen BearbeitenUnion Druckerei und Verlagsanstalt Franz Neuland Zusammenstellung Die Mai Feier im Spiegel der Frankfurter Volksstimme Ein Faksimile Querschnitt mit historischen Erlauterungen Frankfurt a M 1985 Union Druckerei und Verlagsanstalt Dieter Schneider Text Mit dem gedruckten Wort die Welt bewegen Neunzig Jahre Union Druckerei 1900 1990 Frankfurt a M 1990 Hans Michael Hensel Samuel Spier Hans M Hensel Hg John Gatt Rutter Italo Svevo Samuel Spiers Schuler Segnitz 1996 73 123 Selmar Spier Vor 1914 Erinnerungen an Frankfurt geschrieben in Israel Frankfurt 1961 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Volksstimme Frankfurt am Main Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Volksstimme Frankfurt am Main im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Verwaltungsgebaude der Volksstimme in Frankfurt a Main in Zentralblatt der Bauverwaltung 1930 Nr 17 S 317 ff Mit dem gedruckten Wort 18 f Normdaten Korperschaft GND 16113582 1 lobid OGND AKS VIAF 240981946 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksstimme Frankfurt am Main amp oldid 236208665