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Die vier sephardischen Synagogen befinden sich im judischen Viertel der Jerusalemer Altstadt Der Zugang erfolgt von der Mishmerot HaKehuma Strasse aus Die vier Synagogen wurden nacheinander in unmittelbarer Nahe zueinander gebaut und spater miteinander verbunden Aussenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Vorgangerbauten 2 Geschichte der Gemeinde 3 Baugeschichte 4 Die einzelnen Synagogen 4 1 Jochanan ben Sakkai Synagoge 4 2 Elijahu ha Navi 4 3 Emza i Synagoge 4 4 Istanbuli Synagoge 5 Grund fur die tiefe Lage 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgangerbauten BearbeitenDer alteste epigraphische Beleg fur eine Synagoge in Jerusalem ist die antike Theodotos Inschrift heute im Israel Museum 1 Danach sind bis zum Jahr 70 viele Jerusalemer Synagogen literarisch bezeugt sowohl im Neuen Testament Apg 6 9 als auch in der rabbinischen Literatur Mit der romischen Zerstorung Jerusalems endete das judische Gemeindeleben und konnte erst in fruhislamischer Zeit wieder aufgenommen werden Ein Brief des Rabbi Moshe Ben Nachman Akronym Ramban an seinen Sohn berichtet dass er 1267 in Jerusalem eingetroffen sei und dort nur zwei judische Familien gefunden habe immerhin sei am Sabbat ein Minjan in deren Haus zum Gebet zusammengekommen Er habe daraufhin eine Ruine als Synagoge eingerichtet indem er das Gebaude mit Torarollen aus Samaria ausstattete Dieser Bau wird im Brief so beschrieben ein Gebaude in Ruinen mit einer schonen Kuppel getragen von marmornen Saulen wir nahmen es als Bethaus denn die Stadt ist ein Trummerfeld und wer immer von einer Ruine Besitz ergreifen will kann das tun 2 Die Authentizitat des Briefs ist aber wie auch bei anderen dem Ramban zugeschriebenen Briefen fraglich 3 Das heute als Ramban Synagoge bezeichnete Gotteshaus wurde als Dauerprovisorium uber Jahrhunderte von den Juden der Stadt als religioses Zentrum genutzt Im 14 Jahrhundert war aber bereits eine Moschee direkt angrenzend an die Ramban Synagoge errichtet worden und 1473 74 wurde die judische Gemeinde aufgefordert ihre Synagoge zu schliessen um den Zugang zur Moschee zu verbessern 2 Die Synagogengemeinde appellierte dagegen an Sultan Kait Bay der ihr Recht auf den Grundbesitz 1474 75 bestatigte Trotzdem wurden von den Jerusalemer Muslimen Fakten geschaffen und die Synagoge rechtswidrig niedergerissen Kait Bay liess die Verantwortlichen hart bestrafen 2 Aber erst 1523 wurde die Synagoge wieder aufgebaut und diente dem judischen Gottesdienst bis 1566 In diesem Jahr ordnete der osmanische Gouverneur die Schliessung der Synagoge an In das Gebaude zog ein Betrieb ein der Traubensirup herstellte Unter dem Namen al Maragha bestand dieser Betrieb bis 1852 2 Geschichte der Gemeinde BearbeitenIn osmanischer Zeit waren die judischen Einwohner Jerusalems als eine ethnische Gemeinschaft taifa organisiert die in mehrere Untergruppen aufgeteilt war die Familien spanisch portugiesischen Ursprungs die Maghrebiner aus Nordafrika die Romanioten aus dem einstigen Byzantinischen Reich die alteingesessenen Mustaaribun die die Lebensweise und Kultur der arabischen Bevolkerung angenommen hatten ausserdem wenige aschkenasische Familien 4 Das 16 und fruhe 17 Jahrhundert brachte eine kontinuierliche Verschlechterung der Lebensverhaltnisse was sich im Verlust der Ramban Synagoge ausdruckte Am Ende des 17 Jahrhunderts lebten etwa 300 judische Familien in der Stadt nbsp Jochanan ben Sakkai Synagoge 1893 Jaakov Chagiz der aus Fez stammte bekannt als ein Gegner von Schabbtai Zvi wanderte 1620 uber Italien und Thessaloniki nach Jerusalem ein in Livorno sammelte er Spenden fur die Grundung einer Jeschiwa in Jerusalem Er war der erste Leiter dieser Talmudhochschule die nach ihm Beit Jaakov hiess Rabbi Chaim Ben Attar wanderte 1742 aus Marokko nach Jerusalem ein und grundete eine Synagoge und ein Lehrhaus In Konstantinopel der Hauptstadt hatte sich 1724 ein Komitee zur Unterstutzung der judischen Gemeinde von Jerusalem gegrundet die Konsequenz daraus war dass die Jerusalemer Gemeinde im 18 Jahrhundert nur eine eingeschrankte Selbstverwaltung praktizieren konnte Mit dem Niedergang des Osmanischen Reichs ging auch die Unterstutzung durch die Muttergemeinde in Konstantinopel zuruck Die sefardische Gemeinde in Jerusalem die einen hohen Anteil an Talmudgelehrten hatte die eine Art Stipendium fur ihren Lebensunterhalt brauchten wandte sich daraufhin an die Gemeinden in der Diaspora um Hilfe und wurde besonders aus Livorno und Amsterdam unterstutzt 5 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan blau Jochanan ben Sakkai Synagoge violett Elijahu ha Navi Synagoge gelb Emza i Synagoge grun Istanbuli Synagoge Die sephardischen Juden bauten ihr neues Zentrum sudlich der alten Synagoge Die Jochanan ben Sakkai Synagoge und die Elijahu ha Navi Synagoge sind im Bericht eines anonymen judischen Reisenden 1625 erwahnt und daher wohl die altesten Gebetsraume Als die judische Gemeinde wuchs wurde Mitte des 18 Jahrhunderts die Mittlere Synagoge auch Emza i Synagoge geschaffen indem man die Frauensynagoge oder einen Hof dazu umbaute Als letzte kam die schlichte und grosse Istanbuli Synagoge hinzu die von Einwanderern aus Kleinasien aber auch Aschkenasim bis zum Bau der Churva Synagoge und Maghrebinern fur ihre Gottesdienste genutzt wurde Die osmanischen Behorden verboten alle Renovierungen so dass das Synagogenensemble im 18 Jahrhundert zusehends verfiel Im Jahre 1835 erhielt die sephardische Gemeinde vom Gouverneur des Heiligen Landes Ibrahim Pascha die Erlaubnis die vier Synagogen zu renovieren Die baufalligen Mauern wurden teilweise niedergerissen und ein vierteiliges Gotteshaus geschaffen das nun insgesamt Jochanan ben Sakkai Synagoge hiess Es wurden zum Zentrum des spirituellen und kulturellen Lebens der sephardischen Gemeinde Jerusalems 6 Wahrend des Palastinakrieges dienten alle vier Synagogen als Zufluchtsort fur die Einwohner des judischen Viertels der Jerusalemer Altstadt Nach der Eroberung der Altstadt Jerusalems durch Jordanien wurden die vier Synagogen verwustet und profaniert Sie dienten fortan als Stalle Nach der Ruckeroberung Ostjerusalems durch die Israelis 1967 im Sechstagekrieg fand man die Synagogen in einem desolaten Zustand vor Unter grossem finanziellem Aufwand wurden die vier Synagogen wiederhergestellt und 1972 neu eingeweiht Anstelle der zerstorten Innenausstattung schmucken seither viele Kultgegenstande aus italienischen Synagogen die im Zweiten Weltkrieg zerstort worden waren die Innenraume 6 Die einzelnen Synagogen BearbeitenDaruber wann die einzelnen Synagogen erbaut wurden findet man ungenaue und unterschiedliche Angaben Jochanan ben Sakkai Synagoge 1606 16 7 Elijahu ha Navi Synagoge 1606 1610 7 1570 8 Emza i Synagoge 1702 20 7 Istanbuli Synagoge um 1740 7 Jochanan ben Sakkai Synagoge Bearbeiten Die bedeutendste der vier Synagogen bewahrt im Namen die Erinnerung an Jochanan ben Sakkai dessen Lehrhaus sich vor der Zerstorung Jerusalems durch die Romer im Jahr 70 n Chr an dieser Stelle befunden haben soll Die Jochanan ben Sakkai Synagoge war der Amtssitz des Rischon le Tzion des Reprasentanten der Juden Palastinas gegenuber den osmanischen Behorden Auf trapezoidem Grundriss erhebt sich eine Halle mit drei Kreuzgratgewolben Im Zentrum des Raums ist die Bima der Ort fur die Toralesung der neogotische Toraschrein befindet sich an der Ostwand 9 Elijahu ha Navi Bearbeiten Auf etwa rechteckiger Grundflache erhebt sich ein uberkuppelter Raum Der Toraschrein im Nordosten stammt aus Livorno Im Nordwesteck fuhrt eine Treppe hinunter zur Grotte des Propheten Elija wo dessen Stuhl gezeigt wird Nach der Legende soll der Prophet Elija am Jom Kippur die Zahl der Beter erganzt haben so dass an diesem hohen Feiertag ein Minjan zusammenkam 10 Emza i Synagoge Bearbeiten Die Mittlere Synagoge ist ein langrechteckiger Raum mit Kreuzgratgewolben Sie wird von den Mitnagdim als Gebetsort genutzt 11 Istanbuli Synagoge Bearbeiten Um 1740 wurde diese jungste grosste und schlichte Synagoge gebaut Auf unregelmassigem Grundriss erhebt sich ein uberkuppelter Bau mit einem Toraschrein im Nordosten Aus dem italienischen Pesaro stammt die Bema mit ihren bemalten Holzsaulen wahrend die ubrigen Kultgegenstande aus der Synagoge von Ancona hierher gebracht wurden 12 nbsp Jochanan ben Sakkai Synagoge nbsp Elijahu ha Navi Synagoge nbsp Emza i Synagoge nbsp Istanbuli SynagogeGrund fur die tiefe Lage BearbeitenEs gibt verschiedene Vermutungen warum der Fussboden der Synagogen mehrere Meter tiefer liegt als das Strassenniveau 13 Weil das Strassenniveau sich seit dem spaten 16 Jahrhundert angehoben hat so dass ein Fussboden der bei Bauzeit ebenerdig war heute in einer Grube liegt Weil ein muslimisches Gesetz es den Dhimmi Juden und Christen verbot ihre Hauser hoher als die Muslime zu bauen und die Bauherren der Synagoge trotzdem das Erlebnis eines grossen Raumes schaffen wollten Weil Psalm 130 Aus der Tiefe O Herr rufe ich zu dir so verstanden wurde dass eine Synagoge im Gegensatz zum Tempel kein Gebaude sei zu dem man aufsteige sondern ein bescheidenes Bethaus Literatur BearbeitenAlisa Meyuḥas Ginio Between Sepharad and Jerusalem History Identity and Memory of the Sephardim Brill Leiden Boston 2015 ISBN 978 9004 27948 3 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 S 595 597 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vier sephardische Synagogen Jerusalem Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die vier sephardische Synagogen Memento vom 5 April 2012 im Internet Archive bei rova yehudi org The Four Sephardic Synagogues online auf jerusalem com articles Memento vom 3 Juni 2016 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Jonathan J Price Synagogue building inscription of Theodotos in Greek 1 c BCE 1 c CE In Hannah M Cotton u a Hrsg Corpus Inscriptionum Iudaeae Palaestinae Bd 1 Jerusalem Teil 1 De Gruyter Berlin 2010 S 53 56 a b c d Zitiert nach Denys Pringle The Churches of the Crusader Kingdom of Jerusalem Volume 3 The City of Jerusalem Cambridge University Press New York 2007 S 321 Norman Roth Art Synagogues In Ders Medieval Jewish Civilization An Encyclopedia Routledge New York London 2003 S 622 Alisa Meyuḥas Ginio Between Sepharad and Jerusalem History Identity and Memory of the Sephardim Leiden Boston 2015 S 67f Alisa Meyuḥas Ginio Between Sepharad and Jerusalem History Identity and Memory of the Sephardim Leiden Boston 2015 S 68 72 a b Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 S 595 a b c d The Sephardi Synagogues online auf 193 188 73 41 monuments ein Projekt der Harvard University Graduate School of Design Centre for Urban Development Studies und Royal Scientific Society Hashemite Kingdom of Jordan Building Research Center Eliyahu Hanavi Elijah Synagogue online auf jerusalem com Memento vom 3 Juni 2016 im Internet Archive Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Vandenhoeck amp Ruprecht 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Sfard 31 774752 35 231505 Koordinaten 31 46 29 1 N 35 13 53 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vier sephardische Synagogen Jerusalem amp oldid 232696931