www.wikidata.de-de.nina.az
Der Vertrag von Benevent wurde am 18 Juni 1156 zwischen Papst Hadrian IV und Wilhelm I von Sizilien geschlossen Er regelte die Beziehungen zwischen der Romischen Kirche und den Konigen von Sizilien klarte aber nicht alle territorialen Streitfragen Einige kirchenpolitische und lehnsrechtliche Bestimmungen blieben bis zur Grundung des Konigreichs Italien 1861 in Geltung Das Konigreich Sizilien um 1154Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Vertrag 3 Die Folgen 4 Ausgabe 5 LiteraturVorgeschichte BearbeitenUnter Roger II hatten die normannischen Herrscher Siziliens einen Einflussbereich bis weit in die papstlichen Territorien Suditaliens hinein erobert Nach seinem Tod 1154 hatte sein Erbe Wilhelm I mit Aufstanden in Apulien zu kampfen und bemuhte sich angesichts dessen erstmals um eine Verstandigung mit Papst Hadrian IV Zugleich drohte sowohl den Normannen als auch dem Kirchenstaat eine Intervention des Byzantinischen Reiches das unter Kaiser Manuel I eine Restaurierung seiner Herrschaft in Suditalien anstrebte und 1153 Ancona eingenommen hatte Auf der anderen Seite hatte sich der romisch deutsche Kaiser Friedrich I Barbarossa mit dem Vertrag von Konstanz verpflichtet die Normannen in Zusammenarbeit mit dem Papst aus Suditalien zu vertreiben so dass ihnen eine geschlossene gegnerische Front gegenuberstand aus der auch der Papst nicht ohne weiteres hatte ausscheren konnen Allerdings blieb ungeklart ob das zuruckeroberte Land an Papst oder Kaiser fallen sollte Angesichts dieser komplizierten Vertrags und Interessenlage brach Barbarossa im Herbst 1154 zum Romzug auf mit dem er die Kaiserkronung anstrebte In deren Anschluss plante er mit der Ruckeroberung Suditaliens zu beginnen und sogar auf Sizilien zu landen Am 18 Juni 1155 wurde Friedrich I zum Kaiser gekront Kurz darauf musste Hadrian IV vor stadtromischen Aufstanden nach Benevent fliehen Barbarossa verhandelte zeitgleich mit byzantinischen Gesandten uber einen gemeinsamen Feldzug gegen Sizilien Bei den deutschen Fursten im kaiserlichen Heer stiess dies jedoch auf so heftigen Widerstand dass Friedrich sein Vorhaben aufgeben musste was wiederum die Beziehungen zu den Byzantinern massiv verschlechterte Diese boten Hadrian IV daraufhin ihre Unterstutzung gegen die Stadtromer an verlangten dafur aber die Ubergabe fester Stutzpunkte an der Kuste Apuliens Der Papst zogerte mit einer Zustimmung da er ihnen damit umfangreiche Zugriffsmoglichkeiten auf sein Territorium eingeraumt hatte Zugleich schurten die Byzantiner einen Aufstand im Normannenreich der bis zum Fruhjahr 1156 fast ganz Apulien erfasste und auch auf Sizilien ubergriff und nahmen zudem Brindisi ein Nachdem Wilhelm I sich jedoch von einer langen Krankheit erholt hatte schlug er die Aufstande auf dem italienischen Festland nieder und eroberte im Mai 1156 Brindisi zuruck Der Vertrag BearbeitenAngesichts dieses plotzlichen Machtgewinns der Normannen und der faktischen Abkehr Barbarossas von Suditalien orientierte Hadrian IV seine Politik grundlegend um und schloss Frieden mit den Normannen Im Juni 1156 wurde der Vertrag von Benevent vereinbart Hadrian sandte eine Delegation mit den Kardinalpriestern Humbald von Santa Prassede und Iulius von San Marcello unter Fuhrung des Kanzlers Roland zu Wilhelm I der seinerseits seinen ammiratus ammiratorum Maio von Bari die Erzbischofe Hugo von Palermo und Romuald von Salerno sowie den Bischof Wilhelm von Troia und den Abt Marinus von Cava als Unterhandler benannte Das Ergebnis wurde in zwei Urkunden festgehalten Die normannische Ausfertigung hat sich im Vatikanischen Geheimarchiv im Original erhalten die Gegenurkunde Hadrians ist nur abschriftlich erhalten geblieben Hadrian erkannte in ihnen das Normannenreich an Daruber hinaus verzichtete er auf jede Einflussnahme auf die Erbfolge und uberliess sie der Entscheidung des jeweiligen Normannenkonigs Im Gegenzug leistete Wilhelm dem Papst den Lehnseid was auch fur die jeweiligen Nachfolger gelten sollte Fur das Gesamtreich erhielt Wilhelm das Approbationsrecht fur kirchliche Wahlen Papstliche Legationen durften ohne ausdruckliche Zustimmung des Herrschers nur den Festlandsteil des Reiches betreten der Zustimmungsvorbehalt galt auch fur Appellationen des Klerus an den Heiligen Stuhl Der Papst hatte durch diesen Schritt einen Gegner zu einer neuen Schutzmacht umgewandelt Die Normannen hatten die Legitimierung ihres Konigreiches durch die hochste Instanz der katholischen Kirche gewonnen Wilhelm bewies seinen Willen zur Erfullung der neuen Aufgabe indem er 5000 Pfund Gold an die Romer zahlte die Summe die traditionell vom Papst bei seinem Amtsantritt an das Volk verteilt wurde Nach dieser Auszahlung endete der romische Aufstand und der Papst kehrte in die Stadt zuruck Die Folgen BearbeitenDer Vertrag von Benevent steht im Zusammenhang eines allgemeinen Koalitionswechsels 1158 vermittelte Hadrian einen Frieden zwischen Byzantinern und Normannen worauf diese zukunftige Aktionen gegen die staufischen Territorien in Italien vereinbarten Daruber hinaus stellte der Beneventer Vertrag auch einen wichtigen Schritt in der Verscharfung des Konflikts zwischen Papst und Kaiser dar Schliesslich hatte Friedrich die von Hadrian erhoffte Schutzfunktion gegen die Normannen nicht wahrgenommen und Hadrian hatte sich mit den Normannen verbundet die Barbarossa als Feinde ansah Ideengeschichtlich brach der Vertrag die Bindung von Kaiser und Papst auf Der Kaiser war durch ihn nicht mehr als alleiniger Vogt der Kirche und auch nicht mehr durch seine Funktion in der Stadt Rom legitimiert Ausgabe BearbeitenHorst Enzensberger Guillelmi I regis diplomata Koln Wien 1996 Codex diplomaticus Regni Siciliae Series prima tomus III S 32 36 D 12 ISBN 3 412 00689 0Literatur BearbeitenJosef Deer Papsttum und Normannen Bohlau Koln 1972 S 247 253 ISBN 3 412 95872 7 Hartmut Hoffmann Langobarden Normannen Papste Zum Legitimitatsproblem in Unteritalien In QFIAB 58 1978 S 137 180 Horst Enzensberger Der bose und der gute Wilhelm Zur Kirchenpolitik der normannischen Konige von Sizilien nach dem Vertrag von Benevent 1156 In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 36 1980 S 385 432 hier S 396 402 Horst Enzensberger Benevent Vertrag von in Lexikon des Mittelalters 1 1980 Sp 1911 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Benevent amp oldid 234723583