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Vernatsch in Sudtirol italienisch Schiava sprich skjawa vergleiche in Deutschland Trollinger war bis zum Ende des 20 Jahrhunderts der dominante Wein im Weinbaugebiet Sudtirol und im nordlichen Trentino Das grosste Anbaugebiet ist der Kalterersee der auch in Lagen sudlich und nordlich des Zentrums von Kaltern im sudlichen Uberetsch angebaut werden darf Nordostlich der Stadt Bozen wird der St Magdalener in den Lagen um St Magdalena angebaut Weitere traditionelle Vernatschweine sind der Meraner Hugel und der Grauvernatsch Aus allen Sudtiroler Anbaugebieten darf der Sudtiroler Vernatsch stammen Charakteristisch fur einen Vernatsch ist das ausgepragte Frucht und oder Mandelaroma und die rubinrot glanzende Farbe St Magdalener Classico Flasche mit GlasDer Kalterersee mit umliegenden WeinguternTypisch traditioneller Anbau im Pergel SystemWeinglas und Weinflasche mit Vernatschetikette des Jahrgangs 2009Schiava im Buch von Viala amp VermorelVerkaufsanzeige fur Vernatsch Setzlinge in der Bozner Zeitung vom 18 Oktober 1918 Inhaltsverzeichnis 1 Namen Sorten und Herkunft 1 1 Fruhe Nennungen und Geschichte 1 2 Sorten und Hauptsynonyme 1 3 Moderne Erbgutuntersuchungen und Vergleiche 2 Anbau 3 Synonyme 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseNamen Sorten und Herkunft BearbeitenFruhe Nennungen und Geschichte Bearbeiten Vor dem 19 Jahrhundert waren reinsortige bzw streng reglementierte Weine selten und in Sudtirol nicht nachgewiesen d h meist waren Weine ein gemischter Satz verschiedene Sorten zusammen im Weinberg die sich nach Ertrag Erlos Grundgeschmack und auch Moden richteten Die fruhen Nennungen sind somit nicht erwiesenermassen mit den modernen Sorten ubereinstimmend da wenn nicht die Herkunft dann oft markante Merkmale im Anbau Rebe Erziehung Traube oder des Weines Geschmack fur die Namenswahl entscheidend scheinen Siehe Bozner Weine Traminer bzw Muskateller Vernatsch 1370 erlaubt Karl IV in Prag neben Vernatschia nur die Einfuhr von vier anderen teuren Weinen 1490 als Vernetzer von einem suddeutschen Kloster als bessere Sudtiroler Sorte genannt Um 1600 erwahnt Marx S v Wolkenstein den Vernatsch und den Trollinger 1644 listet Christoph A Lindner am Anreiterhof in Moritzing edler vernatsch schwarz vernatsch schwarze schlaven In der fruhen Neuzeit war Vernatscher als Sacklwein eine Sudtiroler Nachahmung eines Sussweines aus Brescia der offenbar vorwiegend aus weissen Sorten hergestellt wurde Die eigenstandige Sorte Weissvernatsch Vernaccia bianca war bis ins 19 Jahrhundert im Etschtal sudlich von Bozen verbreitet Die Umstellung auf die heute klassische Maischegarung fuhrte laut Quellen im 16 und 17 Jahrhundert zur vermehrten Fokussierung im Anbau auf roten Vernatsch und Gschlafene U a die kurzzeitige Herrschaft Bayerns um 1810 fuhrte zu gesteigerter Nachfrage aus Suddeutschland sodass der ertragreiche Vernatsch immer mehr bevorzugt wurde Nach der Reblausinvasion ab 1901 und dem Ersten Weltkrieg waren grosse Neuanpflanzungen notwendig Die starke Nachfrage aus dem D A CH Raum nach dem Zweiten Weltkrieg haben dann zur Dominanz der Sorte mit bis zu 70 der Weinmenge zu Ende des 20 Jahrhunderts in Sudtirol beigetragen Die DOC Bestimmungen ab 1971 und die Qualitatsausrichtung haben dann innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einer Halbierung der eingekellerten Mengen gefuhrt Im neuen Jahrtausend reduziert sich die Menge weiterhin durch die Umstellung in den Weinbergen auf andere Rebsorten Bekannte mogliche Namensherkunfte bzw Ahnlichkeiten sind Vernaccia ursprunglich Ligurischer Weisswein Orte in Toskana und Sardinien Vernazza Verna lat in die Sklaverei geboren Vernacula lat einheimische Sorte Schiava Im zentralen und ostlichen norditalischen Raum seit dem Mittelalter erwahnt z B in notariellen Urkunden unter der Langobardenherrschaft seit dem 11 Jahrhundert als vineis sclavis 1195 in Brescia und spater als haufigster Sorten Name im Veneto Lombardischen Raum Belegt bzw vermutet ist ein fruherer Anbau im Veneto weiten Teilen der Lombardei und in Teilen Friauls Genannte mogliche Namensherkunfte bzw Ahnlichkeiten sind die Erziehungsform Sklave die Herkunft Slawen Schlavonia Slavonia in Ostkroatien Gschlafene ahnliche saurearme alte Sudtiroler Sorte seit 1320 erwahnt Trollinger ab dem Mittelalter im deutschsprachigen Raum nordlich der Alpen bis in die Pfalz fur Weine aus Tirol gebrauchlich z B in Wurttemberg in Zollordnungen von ca 1560 und 1661 Aus verschiedenen Quellhinweisen wird eine Anpflanzung in grosseren Mengen in Wurttemberg ab dem 16 oder spatestens 17 Jahrhundert angenommen Sorten und Hauptsynonyme Bearbeiten Von der Vernatschrebe sind mehrere Sorten bekannt Ampelographisch gibt es seit dem 19 Jahrhundert drei allgemein anerkannte moderne Hauptsorten die sich je nach Standort und diesbezuglichen Klonen ev mit Mutationen auch erkennbar unterscheiden Grossvernatsch italienisch Schiava Grossa und in Wurttemberg bzw Deutschland Trollinger Rebsorte Die Sorte ist aufgrund der ausfuhrlichen Klonforschung und guten Qualitaten heute dominant fruher war offenbar das Burggrafenamt Meraner Raum das Hauptverbreitungsgebiet Edelvernatsch wird modern als Name fur Weine aus vorwiegend dieser Sorte verwendet Der Tschaggelevernatsch wird als Mutations Selektion mit kleineren Traubengrossen meist auch dieser Sorte zugerechnet Mittervernatsch bzw Kleinvernatsch italienisch Schiava Gentile 1 Aufgrund der geringeren Qualitat im modernen Weinausbau und der kaum betriebenen Klonforschung wird die Sorte bei Neuanpflanzungen wenig verwendet fruher offenbar im Uberetsch und Bozen dominant und durch Ampelographen und Onologen als wertvollste Sorte angesehen wohl wegen der geringeren Ertrage Grauvernatsch italienisch Schiava Grigia und im Trentino Cenerina wird als komplett eigene Sorte angesehen auch wenn morphologisch und bei Aromen und Tanninen Ahnlichkeiten zu den anderen Vernatschsorten bestehen Aufgrund des schwierigen Anbaus u a Stiellahme und unreif bleibende Beeren existieren kaum mehr grossere Weinberge vorwiegend aus dieser Sorte sodass mit diesem Namen etikettierte Weine meist ein gemischter Satz sind Die Sorte wird als fruher typisch fur die St Magdalener Zone angesehen und soll historisch mit ausschlaggebend fur den hohen Ruf dieses Weines innerhalb der Vernatschweine sein Im gemischten Satz bzw als Verschnittpartner von Bedeutung sind in modernen Zeiten vorwiegend Lagrein und in geringem Masse Blauburgunder Die DOC Bestimmungen erlauben bis zu 15 andere rote Sudtiroler DOC Sorten wahrend St Magdalener heute bis zu 5 Lagrein verwendet sind die anderen Lagenabfullungen Kalterersee Meraner Hugel u a meist reine Vernatschweine Ausnahmen bilden Selektionen und meist teurere Nischenweine die teils keine der klassische Vernatsch Bezeichnungen am Etikett fuhren Historisch im 18 und 19 Jahrhundert relevant sind die Sorten Gschlafene im Trentino Rossara laut internationalem Weinregister ident mit Schiava Lombarda und Varenzasca Edelschwarze Negrara Schwarzwalsche Salzen Carbonera Zottelwalsche Schwarzhottler Malvasier Teroldego Marzemino Buchholzer Vernatsch und verschiedene weitere verschollene Sorten u a auch Weisse wie der Blaterle Moderne Erbgutuntersuchungen und Vergleiche Bearbeiten Genetisch teilen Grossvernatsch sowie Mittervernatsch etwa die Halfte des Erbguts Grauvernatsch teilt ungefahr die Halfte des Erbguts mit Mittervernatsch 2 Somit ware die Bezeichnung dieser drei Sorten als Familie zutreffend auch wenn Hierarchie und Stammbaum nicht aufgelost werden konnen und eine Eltern Kind Geschwister Beziehung von Ampelographen in Frage gestellt wird bzw von anderen Rebgenetikforschern in Vergleichs Studien nicht gelistet wurde Zusammen mit dem Teroldego ist Mittervernatsch als genetischer Elternteil vom Lagrein und Marzemino anerkannt 3 4 Von fruhen DNA Analysen von Pinot Teroldego und Lagrein 5 bis hin zu neueren Studien konnte keine Abstammung oder Geschwisterbeziehung der Vernatschfamilie mit den heute noch vorhandenen alten europaischen Sorten wie z B auch Savagnin nachgewiesen werden Eine lange Vermehrungskultur und damit Alter der Vernatschsorten bzw von dessen Ursorten scheint wahrscheinlich Eventuell kann die Untersuchung von Traubenkernen aus dem fruhen Mittelalter und romischer Zeit in der Zukunft hier neue Erkenntnisse bringen Die in Sudtirol bzw im zentralen Norditalien angebauten modernen Vernatschsorten sind nicht zu verwechseln mit folgenden eigenstandigen modernen Rebsorten Vernaccia verschiedene Weiss und Rotweinsorten in Italien Schiava Lombarda rote Sorte in der Lombardei fruher in Sudtirol als Gschlafene und im Trentino als Rossara im Anbau Kolportiert und angenommen ist die Herkunft bzw Abstammung aus dem Illyrischen Balkan oder Pannonia und ursprunglich u a von der Vitis vinifera orientalis Gestutzt wird die Namensherkunft von Schiava im Ansatz durch eine Untersuchung zur genetischen Ahnlichkeit von Schiava Lombarda Gschlafene mit Ribolla gialla und Heunisch Gouais blanc die auf eine gemeinsame Stammsorte und Herkunft in Ostmitteleuropa hinweist 6 Anbau BearbeitenDie Nutzung als Weinrebensorte der modernen Vernatschsorten hat seit den 1990er Jahren konstant abgenommen Siehe Anbau bei der Rebsorte Grossvernatsch Trollinger Schiava Grossa in Norditalien bzw dem Trollingerwein in Wurttemberg Die Bezeichnung Kalterersee hatte 1978 noch 2545 ha und ist im Jahr 2018 auf 373 ha eingetragene Rebflachen geschrumpft das St Magdalener Gebiet hat sich im selben Zeitraum um etwas mehr als die Halfte auf 178 ha im Jahr 2018 verkleinert ahnlich der Meraner Leiten auf 97 ha wahrend Sudtiroler Vernatsch Grauvernatsch Vinschgau Vernatsch Bozner Leiten und Klausner Leitacher zusammen nur auf ca 43 ha kommen 7 Entwicklung der Sudtiroler Rebflachen und Weinmengen Jahr Sudtirol gesamt Sudtirol gesamt Vernatschweine Anteil Vernatsch Kalterer see St Magdalener Meraner Hugel Sudt Vernatsch1978 5 316 ha 360 325 hl 3 572 ha 254 126 hl 67 71 2525 ha 191 662 hl 457 ha 36 539 hl 230 ha 10 243 hl 238 ha 10 779 hl1998 4 956 ha 342 736 hl 2 362 ha 190 001 hl 48 53 1001 ha 80 147 hl 308 ha 21 783 hl 199 ha 10 830 hl 787 ha 62 610 hl2017 5 318 ha 273 693 hl 807 ha 51 909 hl 15 19 401 ha 29 000 hl 186 ha 11 634 hl 103 ha 3 395 hl 103 ha 6 816 hlSynonyme BearbeitenAufgrund der fruheren weiten Verbreitung vor allem als Tafeltraube ist der Trollinger unter mindestens 183 Namen bekannt siehe Liste bei Trollinger Rebsorte Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Vernatsch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Vernatsch Schutzkonsortium fur Sudtiroler QualitatsweineLiteratur BearbeitenHans Ambrosi Bernd H E Hill Erika Maul Ernst H Ruhl Joachim Schmid Fritz Schumann Farbatlas Rebsorten 300 Sorten und ihre Weine 3 vollstandig neu bearbeitete Auflage Eugen Ulmer Stuttgart 2011 ISBN 978 3 8001 5957 4 Horst Dippel Hrsg Das Weinlexikon Sonderausgabe Gondrom Bindlach 1994 ISBN 3 8112 1114 5 Pierre Galet Dictionnaire encyclopedique des cepages Hachette Paris 2000 ISBN 2 01 236331 8 Christine Kramer Rebsorten in Wurttemberg Herkunft Einfuhrung Verbreitung und die Qualitat der Weine vom Spatmittelalter bis ins 19 Jahrhundert Tubinger Bausteine zur Landesgeschichte 7 Ostfildern Thorbecke 2006 Otto Linsenmaier Der Trollinger und seine Verwandten Gesellschaft fur Geschichte des Weines Schriften zur Weingeschichte 92 Wiesbaden Gesellschaft fur Geschichte des Weines 1989 Jancis Robinson Das Oxford Weinlexikon 3 vollstandig uberarbeitete Auflage Hallwag Munchen 2007 ISBN 978 3 8338 0691 9 Ivo Maran Stefan Morandell Vernatscher Traminer Kalterersee Wein Neues aus Sudtirols Weinbaugeschichte Schriften zur Weingeschichte 188 Gesellschaft fur Geschichte des Weines Wiesbaden 2015 Herbert Taschler Ivo Maran Stefan Morandell Barbara Raifer u a Sudtiroler Vernatsch gestern heute morgen Bozen Athesia Verlag 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Julius Kuhn Institut JKI Federal Research Centre for Cultivated Plants Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof Siebeldingen Erika Maul Reinhard Topfer Alina Ganesch SCHIAVA GENTILE Abgerufen am 21 Februar 2020 amerikanisches Englisch Thierry Lacombe Jean Michel Boursiquot Valerie Laucou Manuel Di Vecchi Staraz Jean Pierre Peros Large scale parentage analysis in an extended set of grapevine cultivars Vitis vinifera L In Theoretical and Applied Genetics Band 126 Nr 2 1 Februar 2013 ISSN 1432 2242 S Supplementary material 5 77 doi 10 1007 s00122 012 1988 2 J F Vouillamoz M S Grando Genealogy of wine grape cultivars Pinot is related to Syrah In Heredity Band 97 Nr 2 August 2006 ISSN 1365 2540 S 102 110 doi 10 1038 sj hdy 6800842 nature com abgerufen am 20 Februar 2020 Christian Rottensteiner Pedigree South Tyrolean wine grapes Vernatsch Schiava Trollinger Lagrein amp relatives 13 Dezember 2019 doi 10 6084 m9 figshare 7811627 v2 figshare com abgerufen am 19 Februar 2020 Jose F Vouillamoz M Stella Grando Genealogie des cepages le Pinot est apparente a la Syrah Hrsg IASMA Research Centre 2007 G de Lorenzis S Imazio L Brancadoro O Failla A Scienza Evidence for a sympatric origin of Ribolla gialla Gouais Blanc and Schiava cultivars V vinifera L In South African Journal of Enology and Viticulture Band 35 Nr 1 2014 ISSN 2224 7904 S 149 156 Markus Blaser Vernatsch Einst Massenwein bald Mangelware In Visto Vino amp Storia 19 Juni 2019 abgerufen am 19 Februar 2020 deutsch Normdaten Sachbegriff GND 4243036 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vernatsch amp oldid 234541457