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Vaucheria velutina ist eine Algenart der Gelbgrunen Algen Xanthophyceae Die Fadenalge bildet Matten und Buschel aus Faden meist in Salzmarschen und Watten der Meereskusten Aufgrund eines neu entdeckten Massenvorkommens im deutschen Wattenmeer vor der Insel Sylt wurde sie von der Sektion Phykologie in der Deutschen Botanischen Gesellschaft zur Alge des Jahres 2021 erklart Vaucheria velutinaVaucheria velutina nach Hippolyte Marie und Pierre Louis CrouanSystematikAbteilung OchrophytaKlasse Gelbgrune Algen Xanthophyceae Ordnung VaucherialesFamilie VaucheriaceaeGattung VaucheriaArt Vaucheria velutinaWissenschaftlicher NameVaucheria velutinaC Agardh Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung und Okologie 3 Neues Vorkommen im Wattenmeer 4 Taxonomie und Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung BearbeitenVaucheria Arten sind coenocytische siphonal organisierte Algen das heisst die langen schlauchartigen Filamente die den Thallus bilden sind nicht oder nur ganz sporadisch durch Querwande Septen gekammert sie bilden einen riesigen nicht in Einzelzellen geteilten Verband ein Syncytium Darin liegen zahlreiche Zellkerne und Plastiden diese sind scheibenformig und besitzen Pyrenoide Im Inneren des Schlauchs liegen grosse Vakuolen Die Farbe der Chloroplasten und damit der gesamten Alge ist mehr oder weniger frisch grun nicht markant gelbgrun wie eigentlich typisch fur die Xanthophyceae Die Faden sind durch farblose Seitenfaden Rhizoide genannt am Substrat verankert Die wenig verzweigten Faden bilden meist verwobene grune Matten aus die dem Substrat aufliegen Die einzelnen Arten der artenreichen Gattung sind morphologisch nur mikroskopisch anhand der geschlechtlichen Fortpflanzungsorgane oder Gametangien voneinander zu unterscheiden Daneben vermehren sie sich auch vegetativ uber abgerissene Schlauchbruchstucke sowie asexuell uber Sporen unbewegliche Zoosporen Aplanosporen genannt Bei Vaucheria velutina erreichen die Faden je nach Region und Autorenangabe 40 bis 50 1 etwa 70 2 3 oder sogar 80 bis 100 4 Mikrometer Durchmesser Die weiblichen Oogonien und die mannlichen Antheridien sind voneinander getrennt sie sitzen nicht einem gemeinsamen Stielchen auf sie sind meist sitzend seltener einzeln sehr kurz gestielt Antheridien und Oogonien offnen sich jeweils uber eine endstandige apikale Papille Die Oogonien sind eiformig birnenformig bis verkehrteiformig an der Basis spitzwinklig zuruckgebogen sie sitzen einzeln oder paarweise Die Antheridien sitzen immer getrennt von ihnen aber manchmal in der Nahe auf demselben Thallus oft in kleinen gereihten Gruppen an Die befruchteten Eizellen Oosporen genannt erreichen etwa 100 bis 190 Mikrometer Durchmesser Typisch ist dass die Oospore das Oogonium nicht ganz ausfullt Verbreitung und Okologie BearbeitenDie Art ist in geeigneten Lebensraumen fast weltweit verbreitet in warm bis kaltgemassigten Breiten Sie kommt sowohl im Atlantik wie im Pazifik und deren Nebenmeeren so auch im Mittelmeer vor Im Schwarzen Meer wurde sie erst 2018 zum ersten Mal nachgewiesen 5 Vaucheria velutina kommt wie die anderen marinen Arten der Gattung fast nur im Gezeitenwatt und in Salzmarschen auf Weichsubstraten wie Sand und Schlick vor Gegenuber anderen Arten der Gattung ist sie relativ empfindlich gegenuber Susswasser Einfluss Die Art wachst bei einer Salinitat von uber 10 Promille im euhalinen bis polyhalinen Bereich Sie bildet daher oft einen Gurtel tiefer und weiter seewarts als die anderen Vaucheria Arten so etwa an der spanischen Kuste 1 und der deutschen Nordseekuste 6 An der niederlandischen Kuste bildet sie einen Gurtel etwa auf Mittelhochwasserhohe im Salzwatt zusammen mit Queller gemeinsam mit zahlreichen anderen Vaucheria Arten mit Entwicklungsmaximum im Hochsommer 7 In der brackwasser beeinflussten Elbemundung wird sie durch andere Vaucheria Arten ersetzt Die Art ist gemeinsam mit Vaucheria subsimplex ein typisches Element dicht unterhalb der Mittelhochwasserlinie auf schluffigen Boden im Quellerwatt in Schlickgras Gesellschaften und in Andelrasen 6 In ahnlichen Lebensraumen ist sie auch entlang der nordamerikanischen Golfkuste die haufigste Vaucheria Art 2 An der irischen Kuste kommt sie vor allem auf Sandgrund im Bereich der Mittelhochwasserlinie vor 8 Neues Vorkommen im Wattenmeer BearbeitenIm ungewohnlich warmen Sommer 2020 entdeckte der Biologe und Wattenmeer Experte Karsten Reise vom Alfred Wegener Institut vor Sylt ausgedehnte Matten einer Fadenalge die vorher zumindest in dieser Fulle dort nie vorgekommen war Diese wurde anhand genetischer Tests DNA Barcoding als Vaucheria velutina identifiziert Alle Individuen erwiesen sich als genetisch identisch also ein asexuell vermehrter Klon Reise nimmt an die neue Alge sei moglicherweise mit eingefuhrten Pazifischen Austern eingeschleppt worden und konne den Lebensraum nachteilig verandern etwa uber angehauften Schlick die Wattwurmer vertreiben Um auf die neue Situation aufmerksam zu machen hat die Sektion Phykologie in der Deutschen Botanischen Gesellschaft Vaucheria velutina zur Alge des Jahres 2021 erklart 9 10 Andere Wattenmeer Schutzer wie die ostfriesische Naturschutzgruppe Wattenrat bleiben dabei skeptischer 11 Sie verweisen darauf dass die Art schon immer in der Nordsee heimisch war sie wurde sogar hier nach Exemplaren aus dem Oresund erstbeschrieben und auch von der deutschen Nordseekuste schon lange bekannt 6 12 sei Die Massenvorkommen weit draussen im Watt scheinen aber tatsachlich neuartig zu sein Grunde dafur sind unbekannt Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Gattung Vaucheria umfasst etwas weniger als 100 Arten sie ist uberwiegend im Susswasser und an Land terrestrisch verbreitet alle marinen Arten sind auf die Kusten beschrankt Innerhalb der Gattung wird die Art der Sektion Woroninia Solms Laubach zugeordnet Die Art Vaucheria velutina wurde 1824 durch Carl Adolph Agardh in seinem Werk Systema algarum nach Exemplaren aus Schweden erstbeschrieben 13 Ein Synonym ist Vaucheria thuretii Woronin 1869 Ungeklart ist die Beziehung zu als Vaucheria submarina Lyngbye Berkeley aus dem englischen Weymouth beschriebenen Exemplaren Diese sind nach Tyge Christensen 14 nicht von Vaucheria velutina unterscheidbar er fasst sie als eine Varietat von dieser Vaucheria velutina var separata auf Andere Autoren gehen zumindest vorlaufig weiterhin von getrennten Arten aus Einzelnachweise Bearbeiten a b Silvia Calvo amp Ignacio Barbara 2004 Vaucheria species from Galician salt marshes NW Spain Algological Studies 111 105 114 a b Richard A Pecora 1980 Observations on the Genus Vaucheria Xanthophyceae Vaucheriales from the Gulf of Mexico Gulf and Caribbean Research 6 4 387 391 doi 10 18785 grr 0604 06 Craig B Schneider amp Richard B Searles Seaweeds of the Southeastern United States Cape Hatteras to Cape Canaveral Duke University Press Durham and London 1991 ISBN 0 8223 1101 1 Vaucheria velutina auf S 108 M D Wilcox 2012 Occurrence of the marine yellow green algae Vaucheria velutina C Agardh and Vaucheria longicaulis Hoppaugh Xanthophyceae Vaucheriaceae in Auckland New Zealand New Zealand Journal of Marine and Freshwater Research 46 2 285 290 doi 10 1080 00288330 2011 622444 F P Tkachenko amp K B Sardarian 2018 First Record of Vaucheria velutina C Agardh Ochrophyta Vaucheriales in Ukraine International Journal on Algae 28 3 342 349 doi 10 15407 alg28 03 342 a b c H Krieg T Eller L Kies 1988 Verbreitung und Okologie der Vaucheria Arten Tribophyceae des Elbe Astuars und der angrenzenden Kuste Helgolander Meeresuntersuchungen 42 613 636 P H Nienhuis amp J Simons 1971 Vaucheria species and some other algae on a Dutch salt marsh with ecological notes on their periodicity Acta Botanica Neerlandica 20 1 107 118 J P Cullinane 1974 Identification of the Marine Species of the Genus Vaucheria in Ireland Proceedings of the Royal Irish Academy Section B Biological Geological and Chemical Science 74 403 410 JSTOR 20518956 Alge des Jahres 2021 Schlauchalge Vaucheria velutina verandert das Wattenmeer Pressemitteilung 21 Dezember 2020 Eingeschleppte Schlauchalge verandert das Wattenmeer Naturschutz und Landschaftsplanung 22 Dezember 2020 Neuartige Schlauchalge Vaucheria velutina vermehrte sich uppig vor Sylt Wattenrat Ostfriesland mit der Wattenpresse unabhangiger Naturschutz fur die Kuste 10 Januar 2021 Dirk Schories Uwe Selig Hendrik Schubert 2009 Species and synonym list of the German marine macroalgae based on historical and recent records Rostocker Meeresbiologische Beitrage 21 7 135 Vaucheria velutina M D Guiry in Guiry M D amp Guiry G M 2021 AlgaeBase World wide electronic publication National University of Ireland Galway abgerufen am 17 Februar 2021 Tyge Christensen 1986 On the identity of Vaucheria submarina auct Tribophyceae British Phycological Journal 21 1 19 23 doi 10 1080 00071618600650031Weblinks BearbeitenVaucheria velutina M D Guiry in Guiry M D amp Guiry G M 2021 AlgaeBase World wide electronic publication National University of Ireland Galway abgerufen am 17 Februar 2021 Vaucheria velutina Electronic Flora of South Australia Species Fact SheetAlge des Jahres in Deutschland Laminaria 2007 Micrasterias 2008 Emiliania huxleyi 2009 Froschlaichalgen Batrachospermum 2010 Fragilariopsis cylindrus 2011 Armleuchteralge Chara 2012 Lingulodinium polyedrum 2013 Chlamydomonas reinhardtii 2014 Meersalat Ulva 2015 Kieselalge Melosira arctica 2016 Blaugrune Felskugel 2017 Klebsormidium 2018 Chlamydomonas nivalis 2019 Chromera velia 2020 Vaucheria velutina 2021 Stylodinium 2022 Serritaenia 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vaucheria velutina amp oldid 209098504