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Die Vajont Staumauer in den Alpen im Nordosten Italiens 100 km nordlich von Venedig wurde ab 1956 zur Aufstauung des Flusses Vajont errichtet Sie ist durch die Katastrophe von Longarone Katastrophe vom Vajont italienisch strage del Vajont disastro del Vajont oder tragedia del Vajont am 9 Oktober 1963 bekannt geworden Vajont StaumauerDie Vajont Staumauer von Longarone aus gesehen Der Wald hinter der Mauer wachst auf dem Schuttberg der Katastrophe vom Oktober 1963 Die Vajont Staumauer von Longarone aus gesehen Der Wald hinter der Mauer wachst auf dem Schuttberg der Katastrophe vom Oktober 1963 Lage Longarone Provinz Belluno ItalienZuflusse VajontAbfluss Vajont PiaveGrossere Orte in der Nahe LongaroneVajont Staumauer Venetien Venetien ItalienKoordinaten 46 16 2 N 12 19 45 O 46 267222222222 12 329166666667 Koordinaten 46 16 2 N 12 19 45 ODaten zum BauwerkBauzeit 1956 1959Hohe uber Talsohle 261 6 mBauwerksvolumen 360 000 m Kronenlange 190 15 mKronenbreite 3 4 mBasisbreite 22 1 27 mDaten zum StauseeSpeicherraum 150 Mio m Besonderheiten BogenstaumauerDas Aufstauen des Stausees Vajont fuhrte zu einem Bergrutsch vom Monte Toc in den See Dieser Bergsturz verursachte eine grosse Flutwelle die sich uber die Mauerkrone in das enge Tal ergoss und das Stadtchen Longarone die Ortschaften Fae Villanova Erto sowie funf weitere 1 vollstandig zerstorte Bei der Katastrophe starben etwa 2000 Menschen Mehr als die Halfte der Leichen wurde nicht gefunden Die Staumauer blieb bei der Katastrophe weitgehend unbeschadigt und ist heute noch vorhanden der See wurde allerdings nicht wieder aufgestaut Inhaltsverzeichnis 1 Das Projekt 2 Planung und Bau der Talsperre 2 1 Vorarbeiten 2 2 Bauarbeiten 2 3 Protest der Einwohner 3 Uberschwemmungskatastrophe und die Folgen 3 1 Die Katastrophe 3 2 Nach der Katastrophe 4 Geologische Analyse 5 Zusammenfassung 6 Ahnliches Ereignis im Speicher Pontesei 1959 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Film 9 1 Dokumentation 9 2 Spielfilm 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseDas Projekt BearbeitenDas Projekt fur eine Staumauer im Vajont Tal wurde durch das Unternehmen Societa Adriatica di Elettricita SADE betrieben die besonders gegen Ende des 19 und wahrend der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts im Strommarkt im Nordosten Italiens aktiv war Ziel des Projekts war die Bereitstellung grosser Wasserreserven mitten in den Voralpen um so genugend Strom fur die Stadt Venedig wahrend der Trockenzeiten erzeugen zu konnen Der Fluss Piave und seine Nebenflusse fuhren in den Herbst und Fruhlingsmonaten ausreichend Wasser wahrend der Winter und Sommermonate jedoch sehr wenig Die Schluchten des Flusschens Vajont das in den Friauler Dolomiten entspringt und in den Piave mundet nachdem es am Monte Toc entlangfliesst eigneten sich besonders gut fur das Vorhaben Entlang des Flusslaufes bei den Bergdorfern Erto e Casso fanden der Geologe Giorgio Dal Piaz und der Bauingenieur Carlo Semenza eine scheinbar geeignete Stelle um die damals hochste Doppelbogenstaumauer der Welt zu bauen sie war bis zum Bau der Grande Dixence Staumauer im Jahr 1965 die hochste Staumauer der Erde Das Anfangsprojekt sah eine 202 Meter hohe Bogenstaumauer mit einem Stauinhalt von 58 2 Millionen Kubikmetern vor Die Plane wurden spater so modifiziert dass die Mauer eine Hohe von 261 60 Meter mit einem Stauinhalt von 152 Millionen Kubikmetern erreichen sollte Der Stauinhalt wurde damit viel grosser als in allen fruheren Projekten die im Piave Tal durchgefuhrt worden waren Das Vajontprojekt erhielt die vollstandige Zustimmung des zustandigen Ministeriums am 17 Juli 1957 Planung und Bau der Talsperre BearbeitenVorarbeiten Bearbeiten 1929 machten Dal Piaz und Semenza erste Begehungen im Tal Die Projektarbeiten fur die Vajont Staumauer begannen etwa 1940 und das Vorhaben kam 1943 unter dem Namen Grande Vajont vor die zustandigen Organe Da die meisten Mitglieder der Kommission im Krieg waren und nicht abstimmen konnten wurde das Grande Vajont ohne das Erreichen einer Mindestanzahl von Stimmberechtigten gutgeheissen In den folgenden Jahren wurde dieses Ergebnis niemals in Frage gestellt Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das Vajont Projekt fur das die SADE grossen Druck ausubte Form anzunehmen und wurde schliesslich dem Genio Civile der zustandigen Stelle vorgestellt 1949 wurden die ersten grundlichen geologischen Ermittlungen durchgefuhrt Gleichzeitig begannen die Proteste der im Projekt involvierten Talgemeinden Erto und Casso denn der neue See sollte zahlreiche Wohnhauser und viel landwirtschaftlich genutztes Kulturland uberfluten Trotz des starken Protests der Talbewohner und Zweifeln der zustandigen Kontrollbehorden kam es gegen Mitte der 1950er Jahre zu den ersten Enteignungen und die Vorbereitungen fur die grosse Baustelle wurden vorangetrieben Die eigentlichen Bauarbeiten begannen 1956 ohne die Zustimmung des zustandigen Ministeriums Bauarbeiten Bearbeiten nbsp Staumauer von vorne 2013 nbsp Staumauer von oben hoherer Punkt des Schuttbergs betrachtet 2009 Wahrend der Bauarbeiten mussten am Projekt unvorhergesehene Anpassungen vorgenommen werden denn es ereigneten sich einige kleinere Bergsturze an den Flanken auf die sich die Mauer stutzte Aus diesem Grund mussten Zementinjektionen in den Fels gepresst werden Nach Arbeitsbeginn ereigneten sich einige kleine Erdbeben so dass die SADE weitere geologische Aufnahmen beantragen musste die auf dem Monte Toc die Reste eines uralten Bergsturzes aus palaolithischer Zeit zum Vorschein brachten Diese Gesteinsmassen drohten bei ansteigendem Wasserspiegel am Fusse des Bergsturzes in den See zu rutschen Diese neuen Befunde schickte die SADE nie an die zustandigen Kontrollorgane Die Bauarbeiten kamen voran Am 2 Februar 1960 kam es zur ersten Teilfullung des Sees bis auf 600 m spater in diesem Jahr stieg der Wasserspiegel bis 650 m Am 4 November 1960 kam es zu einem ersten Bergsturz 700 000 Kubikmeter Lockergestein und Fels sturzten in den See ohne jedoch grosse Schaden anzurichten Nach diesem ersten Bergsturz wurde das Institut fur Hydraulik und Wasserbau der Universitat Padua mit der Erstellung einer Simulation fur eine Katastrophe im Vajont Tal beauftragt In einem Modell wurden die Folgen eines 40 Millionen Kubikmeter Bergsturzes mithilfe von Kies simuliert Nach dieser Simulation die sich in den folgenden Jahren als falsch erwies ware eine Wasserspiegelhohe bis 700 m als sicher zu betrachten gewesen denn es waren dabei keinerlei Schaden entstanden Simulationen die nach der Katastrophe unter Betrachtung des richtigen Bergsturzumfanges und mit der Hilfe von miteinander verbundenen Betonplatten durchgefuhrt wurden fuhrten zu einem mit der Realitat vergleichbaren Ergebnis Diese Studien mussten im Ausland in Auftrag gegeben werden denn in Italien wollte kein Institut die Resultate der ersten Simulation infrage stellen und somit die Universitat Padua in Verlegenheit bringen Zwischen 1961 und 1963 wurde der See mehrmals gefullt und wieder entleert um die Gefahr von Rutschungen des umliegenden Gelandes zu verhindern Am 4 September 1963 etwa einen Monat vor der Katastrophe stieg der Wasserspiegel sogar bis auf einen Pegel von 710 m Die Einwohner des Tals beklagten sich uber den Aufstau begleitende Bodenbewegungen und die zahlreichen Erdbeben wahrend aus dem Berg laute Gerausche zu horen waren Um der Gefahr eines Abschnurens des hinteren Stauraumes zu begegnen wurde in dieser Zeit ein Bypass Stollen errichtet Durch eine Massenbewegung in das Staubecken ware ein kontrollierter Abstau nicht mehr moglich gewesen Der Vajont Fluss wird auch heute durch den Tunnel geleitet bevor er uber einen Wasserfall unterhalb der Sperre in die Schlucht abfliesst Protest der Einwohner Bearbeiten Bereits seit dem Erscheinen der SADE auf dem Monte Toc versuchten die Einwohner des Vajont Tals ihre Besitzanspruche geltend zu machen indem sie sich gegen die Enteignungen wehrten und sich uber offensichtliche Fehler im Projekt beklagten Es entstanden zwei Burgerinitiativen das Comitato per la difesa del Comune di Erto und das Consorzio Civile per la rinascita della Val Ertana aber ihre Anliegen und Anzeigen wurden von den Behorden nie beachtet Tina Merlin 1926 1991 eine Journalistin der kommunistischen Zeitung L Unita publizierte mehrere Artikel zum Thema und wurde deshalb wegen Diffamierung und Storung des offentlichen Friedens angezeigt In einem Prozess wurde sie jedoch von den Vorwurfen freigesprochen 2 Uberschwemmungskatastrophe und die Folgen BearbeitenDie Katastrophe Bearbeiten nbsp Luftbild des Sees funf Wochen nach der Katastrophe rechts der Monte Toc links vorne Casso nbsp Vajont Staumauer von der Seeseite her mit Gedachtniskapelle rechts 1971 nbsp Die fehlende Flanke nach dem Bergsturz 2005 Am 9 Oktober 1963 um 22 39 Uhr kam es zu einem katastrophalen Bergsturz wobei auf 2 Kilometer Lange 270 Millionen Kubikmeter Gestein knapp das Doppelte des Stauvolumens vom Monte Toc in Richtung See rutschten und dessen Becken grossteils fullten Die plotzliche Verdrangung des angestauten Wassers verursachte eine riesige Flutwelle die die auf dem gegenuberliegenden Hang liegenden Dorfer Erto und Casso um wenige Meter verfehlte bevor sie talaufwarts floss und dort einige kleine Ortschaften zerstorte Etwa 25 Millionen Kubikmeter Wasser etwa ein Sechstel des Stauvolumens uberstromten die Mauer und erreichten das am Ende des engen Tals abwarts gelegene Stadtchen Longarone Dieses und einige umliegende Ortschaften wurden vollstandig zerstort Etwa 2 000 Menschen starben unmittelbar offizielle Quellen sprechen von 1917 Opfern andere von mehr die Anzahl wurde nie genau ermittelt Nur wenige Menschen uberwiegend Kinder wurden lebend gerettet Die Mauer selbst blieb weitgehend unbeschadigt Nach der Katastrophe Bearbeiten Das Ministerium fur offentliche Bauten Ministero dei Lavori Pubblici eroffnete sofort eine Untersuchung der Ursachen der Katastrophe Der Bauingenieur Pancini einer der Angeklagten beging kurz vor dem Prozess Suizid Der Prozess begann 1968 und endete ein Jahr spater mit der Verurteilung aller beteiligten Angeklagten zu 21 Jahren Gefangnis wegen des verursachten Desasters und mehrfacher fahrlassiger Totung Das Appellationsgericht verringerte die Strafe fur einige Angeklagte und sprach die anderen wegen Fehlens von Beweismaterial frei 1997 mehr als 30 Jahre nach der Katastrophe wurde die Montedison die die SADE gekauft hatte zur Zahlung von Schadensersatz an die betroffenen Gemeinden verurteilt Am rechten Berghang wurde eine kleine Gedachtniskapelle gebaut Fur Uberlebende der Katastrophe von Longarone Disastro del Vajont wurde 1971 vom Staat eine neue Ortschaft mit dem Namen Vajont gegrundet Auch der Ort Longarone wurde in den 1960er und 1970er Jahren wieder aufgebaut Die Journalistin Tina Merlin schrieb ein Buch uber die Katastrophe Sulla Pelle viva Come si costruisce una catastrofe Il caso del Vajont Dafur fand sie aber erst 1983 einen Verlag 1993 1997 2001 und 2016 erschienen weitere Auflagen 3 Geologische Analyse Bearbeiten nbsp Der katastrophale Bergsturz am Monte Toc 2009 von Casso aus aufgenommen Am Ubergang vom Fels zum Baumbewuchs ist die Abrisskante zu erkennen Die Schutthalde ist inzwischen mit Baumen bewachsen nbsp Schuttberg des Monte Toc links und die Staumauer 2009 Der Bergrutsch von Vajont hatte mehrere Ursachen Zunachst ist es unbestritten dass das Kriechen also die Bewegung des Hangs erst deutlich wurde als der See eingestaut wurde Dadurch wurde der untere stutzende Teil des Hangs unter Auftrieb gesetzt und geschwacht Gleichzeitig sogen sich dunne nur zentimeterdicke quellfahige Tonschichten Smektit Montmorillonit und andere Tonminerale tief unter der Gelandeoberflache mit Wasser voll Damit nahm ihre Festigkeit ihr ohnehin nicht grosser Widerstand gegen Scherung weiter ab So entstand eine Gleitfuge oder es wurde wie manche Autoren annahmen eine durch einen Bergrutsch aus viel fruherer Zeit entstandene Gleitschicht reaktiviert 4 5 Der Hang setzte sich also in Bewegung Solange keine Gebaude oder Bauwerke im Hang betroffen waren schien dieses Kriechen aber nicht dramatisch Der Hang war nicht derart steil dass man von daher plotzliche Rutschereignisse zu befurchten hatte denn selbst in der tonigen Gleitfuge war immer noch so viel Reibung dass die Bewegung nicht uberaus schnell werden konnte Im schlimmsten Fall wurde ein Teil des Hangs so dachte man mehr oder weniger langsam in den See hineingleiten oder aber das Gestein sich schon nach einer gewissen Wegstrecke selbst blockieren Der Hang ahnelte namlich im Querschnitt einem Stuhl mit nahezu horizontalem stutzendem Sitz und etwa 40 steiler schrager Lehne 6 Kleinere ungefahrliche Rutschungen waren einkalkuliert und irgendwann wurde der Sitz die Lehne zum Halten bringen Dies versuchte man durch die mehrfach wiederholten Einstau und Absenkphasen bis 1963 zu erreichen Leider waren die Erwartungen die man an diese Massnahme richtete falsch nbsp Vajont Staumauer nahezu unbeschadigt nach der Katastrophe Dahinter ein Teil des Bergsturzes 1971 Mit zunehmendem Einstau nahmen die Kriechbewegungen immer mehr zu bis dann am 9 Oktober 1963 in einer Absenkphase der Spiegel war gut 9 Meter tiefer als beim vorangegangenen Einstau die zuvor allmahliche Kriechbewegung von einigen Zentimetern am Tag innerhalb weniger Minuten dramatisch zunahm und die Gesteinsmassen schliesslich mit gut 100 Kilometern pro Stunde in den See eintauchten Eine Untersuchung von 1985 7 kam zum Schluss dass starke Regenfalle und das gleichzeitige Absenken des Stauziels schon fur den Hangrutsch ausgereicht haben konnen In vertikale Klufte viele hatten sich sicher durch die Rutschbewegung geoffnet konnte Wasser eingedrungen aber nicht mehr abgeflossen sein Auch konnte gleichzeitig das im Hang eingestaute Wasser nicht schnell genug mit dem Absenken des Wasserspiegels drainiert haben Stehendes Wasser wirkt auf den Boden mit einem Druck der in einer Millimeter breiten Kluft bei gleicher hydrostatischer Hohe genauso gross ist wie im Meer hydrostatisches Paradoxon Sicherlich hat eingedrungenes Niederschlagswasser den Hang noch mehr geschwacht war aber vermutlich nicht der endgultige Ausloser fur die dramatische Rutschung Die Kriechgeschwindigkeit nahm schon in den Wochen zuvor unerklarlicherweise zu obwohl es in dieser Zeit nicht geregnet hatte Kann man diese Zunahme der Kriechgeschwindigkeit nicht mit dem Einstau des Sees in Einklang bringen muss es noch andere Erklarungsmodelle geben Die Reibung in der Scherfuge muss schlagartig verlorengegangen sein Leopold Muller einer der Gutachter nach der Katastrophe war der Meinung dass Thixotropie fur das Verhalten der Gleitfuge wesentlich gewesen sei also allein durch die Bewegung sich die Festigkeit des Materials deutlich verringert habe Eine Erklarung fur diesen Reibungsverlust ware dass der Druck in den winzigen wassergefullten Poren der dunnen Tonschichten so stark angestiegen ist dass er schliesslich ausreichte das gesamte Hanggewicht zu tragen und zu heben Der Hang konnte damit praktisch reibungsfrei in den See sturzen Ein solches Erklarungsmodell das vermutlich auch fur manches Versagen von Boschungen bei Erdbeben gilt wurde an der Universitat Padua entwickelt 8 Durch das andauernde Kriechen viskoplastisches Fliessen des Hanges entstand in der Gleitfuge Reibungswarme Dies war schon jahrelang der Fall denn der Hang kroch schon genauso lange und genauso lange war sie wieder an die Umgebung abgeflossen ohne dass es zu einem nennenswerten Temperaturanstieg im wassergesattigten Ton kam Wird das Porenwasser aber erwarmt steigt der Druck in den Poren an denn der sehr undurchlassige Ton entwassert nur langsam die Festigkeit der Schicht nimmt ab und die Kriechbewegungen nehmen zu Anfangs nur unmerklich und langsam aber immer kontinuierlich nahm die Geschwindigkeit innerhalb von 5 Monaten von unter einem Zentimeter am Tag auf bis zu 10 Zentimeter am Tag der Katastrophe zu Die errechnete Temperatur im Inneren der Tonschicht stieg dabei gegenuber der im Felsgestein zunachst nur um gut 3 C auf etwa 23 C Etwa drei Wochen vor der Katastrophe so besagt das nachtraglich mit den Messwerten der Hangbewegung kalibrierte Modell trat eine Anderung ein Der Temperaturanstieg konzentrierte sich ab jetzt immer mehr auf die dunne Scherzone den sich massgeblich verformenden Bereich inmitten der Tonschichten Der Zustand wurde zunehmend adiabatisch die Warme verblieb im Ton Wurde vormals noch zumindest etwa soviel Warme an die Umgebung abgegeben wie produziert wurde war jetzt ein Zustand erreicht wo die zunehmende Temperatur die Scherzone schwachte und dadurch die Hanggeschwindigkeit stieg Aus diesem Grund entstand noch mehr Reibungswarme die wiederum die Scherfestigkeit beeinflusste Das System schaukelte sich zu einem kritischen Zustand auf dies ging jedoch immer noch langsam und fast unmerklich vonstatten Innerhalb der letzten 3 Wochen stieg die Temperatur auf etwa 36 C Dies aber ist die errechnete kritische Temperatur ab der der Ton sein gebundenes Wasser freigeben mochte Dieser Effekt fuhrt dann schlagartig innerhalb von Minuten zu einem grossen fast explosionsartigen Porenwasserdruckanstieg 9 durch den es dann zur Katastrophe kam Die Scherfestigkeit ging verloren der Hang schwamm auf und rutschte in den See Zusammenfassung Bearbeiten nbsp Vom Stausee blieb nur noch ein kleiner Rest ubrig Von einem Hugel des Schuttbergs aus gesehen in Blickrichtung Osten 2009 Die Bergsturz Flanke gab bereits vor der Katastrophe und wahrend des Sperrenbaus durch diverse kleinere Bergabbruche und Erdbeben Anlass zu Besorgnis Gleichzeitig stellten Geologen einen erdgeschichtlich weit zuruckliegenden massiven Bergsturz fest Ein Gutachten der Universitat Padua gelangte mittels wissenschaftlicher Simulation zu dem Schluss dass auch ein katastrophales Abriss Szenario beherrschbar sei Diese Entscheidungsgrundlagen standen den Verantwortlichen Betreiber Baukonsortium und staatlicher Genehmigungsbehorde zur Verfugung als sich kurz vor der Katastrophe weitere Warnzeichen wie Schwachbeben sowie einen Monat vor dem Ereignis ungewohnliche Larmgerausche im Berg hauften Gestutzt allein auf das aus heutiger Sicht nachweislich falsche Padua Gutachten wurden die diversen Warnzeichen ignoriert und der Aufstauvorgang unbeirrt fortgesetzt mit fatalen Folgen 10 Ahnliches Ereignis im Speicher Pontesei 1959 BearbeitenEs ist weitgehend unbekannt dass sich bereits 1959 im gegenuberliegenden Tal von Forno di Zoldo beim ersten Einstau des Speichers Pontesei ein kleines Vajont ereignete Beschleunigte Hangbewegungen des linken Speichereinhanges ab 13 m unter dem Stauziel bewogen den Betreiber rasch abzustauen Vermutlich durch den Porenwasseruberdruck in einer vergleichbaren Gleitbahn wurden ca 3 Mio Kubikmeter Material mobilisiert und rutschten in den Stauraum Eine 20 m hohe Flutwelle uberstromte die Krone nur geringfugig der Sperrenwarter Arcangelo Tiziani Cagno Padela wurde dabei getotet Der Betreiber die SADE spielte diesen Vorfall herunter Heute zeugt das erste Hochwasserentlastungsbauwerk ein im Freien stehender Turm mit Uberfalltrichter von diesem Malheur die Hochwasserentlastung besorgt seit 1959 ein zweites tiefer angeordnetes Bauwerk Siehe auch BearbeitenListe der grossten Talsperren der Erde Liste der TalsperrenkatastrophenLiteratur BearbeitenRinaldo Genevois Monica Ghirotti The 1963 Vaiont Landslide In Giornale di Geologia Applicata Band 1 2005 S 41 52 Chronologische Zusammenfassung mit Vorstellung der Erklarungsmodelle zur Hangrutschung und Referenzen zu relevanten wissenschaftlichen Arbeiten der Vajont Katastrophe englisch Marco Paolini Gabriele Vacis Der fliegende See Chronik einer angekundigten Katastrophe ISBN 3 88897 207 8 Taschenbuchausgabe rororo 2000 ISBN 3 499 60841 3 Tina Merlin Sulla pelle viva Come si costruisce una catastrofe Il caso del Vajont 1 Auflage 1983 2001 ISBN 88 8314 121 0 Axel Bojanowski Naturkatastrophe Als der Berg in den See fiel In Suddeutsche Zeitung 29 Oktober 2007 sueddeutsche de Archiviert 19 Mai 2010 Giovanni Barla Paolo Paronuzzi The 1963 Vajont Landslide 50th Anniversary In Rock Mechanics and Rock Engineering Band 46 Nr 6 26 September 2013 S 1267 1270 doi 10 1007 s00603 013 0483 7 Axel Bojanowski Katastrophe von Vajont Warum der Berg in den Stausee sturzte In Spiegel Online 20 April 2015 Georg Lux Helmuth Weichselbraun Verfallen amp vergessen Lost Places in der Alpen Adria Region Styria Verlag Wien Graz Klagenfurt 2017 ISBN 978 3 222 13551 4 S 120 127 Georg Lux Helmuth Weichselbraun Vergessen amp verdrangt Dark Places im Alpen Adria Raum Styria Verlag Wien Graz Klagenfurt 2019 ISBN 978 3 222 13636 8 Film BearbeitenDokumentation Bearbeiten Daniela Agostini Hannes Schuler Die Eroberung der Alpen 4 5 Wasserkraft Deutschland 2009 43 Min Link beim Filmfestival Graz 2009 11 Spielfilm Bearbeiten Renzo Martineli Vajont La diga del disonore Italien 2001 12 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vajont Staumauer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vajont La diga del disonore in der Internet Movie Database englisch Film uber die Katastrophe Katastrophe aus Menschenhand Vajont Staumauer In Structurae die Geschichte des Vajont italienisch oder franzosisch ProgettoDighe Vajont mit vielen Fotos und technischen Informationen Talsperre von Vajont Il disastro del Vajont successione cronologica dei principali eventi italienisch Lost Places Der Dolomiten Damm Video uber die Katastrophe mit Simulation des Erdrutschs Einzelnachweise Bearbeiten Felice Dal Monte Ihr Schicksal hiess SADE In Das Magazin Februar 1964 S 54 56 Toni Sirena Tina Merlin partigiana comunista giornalista Tina Merlin Sulla pelle viva Come si costruisce una catastrofe Il caso Vajont Cierre Edizioni 2016 Details zu den alteren Auflagen auch hier E Semenza Sintesi degli Studi Geologici sulla frana del Vajont dal 1959 al 1964 Mem Mus Tridentino Scie Nat XVI 1965 S 1 52 Alessandro Pasutoa Mauro Soldati The use of landslide units in geomorphological mapping an example in the Italian Dolomites 1991 David Petley Landslide information The Vajont Vaiont Landslide Memento vom 13 August 2006 im Internet Archive Land Man Net Abgerufen am 28 September 2015 A J Hendron F D Patton The Vaiont slide a geotechnical analysis based on new geologic observations of the failure surface Technical Report GL 85 5 U S Army Corps of Engineers Washington D C 1985 Emmanuil Veveakis Ioannis Vardoulakis Giulio Di Toro Thermoporomechanics of creeping landslides The 1963 Vaiont slide northern Italy In Journal of Geophysical Research Band 112 F03026 2007 doi 10 1029 2006JF000702 PDF 670 kB Als die Bergmassen in den See rutschten In derstandard at 30 Oktober 2007 Sinngemass gleich argumentiert Charles Perrow der in Normale Katastrophen 1988 auf S 286 von der Ignorierung alarmierender Informationen spricht und davon schreibt dass burokratischer Pfusch stattgefunden habe Daniela Agostini Hannes Schuler Die Eroberung der Alpen Teil 4 Wasserkraft Deutschland 2009 in Youtube Kanal von Karl Schreiber Upload vom 17 Januar 2014 In der Internet Movie Database IMDB Vajont La diga del disonoreStauanlagenunfalle in Italien Vajont Staumauer Gleno Talsperre Rutte Talsperre Alla Sella Zerbino Tesero Dammbruch Bruna Staumauer Staumauer von Subiaco Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vajont Staumauer amp oldid 238665552