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Das VSEPR Modell Abkurzung fur englisch valence shell electron pair repulsion deutsch Valenzschalen Elektronenpaar Abstossung auch EPA Modell Elektronenpaarabstossungs Modell oder ursprunglich VEPR Theorie englisch valence electron pair repulsion theory fuhrt die raumliche Gestalt eines Molekuls auf die abstossenden Krafte zwischen den Elektronenpaaren der Valenzschale zuruck VSEPR Modellefur zwei und drei ElektronenpaareFunf gleich geladene Partikel bewegen sich auf der neutralen Sphare von verschiedenen Startpositionen zu den optimalen Positionen mit maximalem Abstand voneinander Das Modell wird nach seinen Entwicklern auch Gillespie Nyholm Theorie genannt Inhaltsverzeichnis 1 Die abgeleiteten Regeln 2 Vorhersagen bei freien Elektronenpaaren am Zentralatom 3 Grenzen der Anwendbarkeit 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie abgeleiteten Regeln BearbeitenAus dem VSEPR Modell ergeben sich folgende Regeln fur Molekule des Typs AXn 1 Die Elektronenpaare der Valenzschale des Zentralatoms A d h des Atoms im Zentrum des Molekuls ordnen sich so an dass der Abstand zwischen ihnen moglichst gross wird Die freien Elektronenpaare hier mit E symbolisiert in einem Molekul vom Typ AXnEm beanspruchen mehr Raum als die bindenden Elektronenpaare und fuhren somit zu einer Vergrosserung der Winkel X A E und einer Verkleinerung der Winkel X A X Einzelne freie Elektronen in Radikalen nehmen weniger Raum ein als freie Elektronenpaare Grossere Elektronegativitats differenzen zwischen A und X vermindern damit den Raumbedarf der entsprechenden Bindung Mehrfachbindungen beanspruchen mehr Raum als Einfachbindungen wobei der Platzbedarf mit der Bindungsordnung steigt Fur die Bestimmung der groben Molekulstruktur werden jedoch nur die Sigma Bindungen herangezogen d h Mehrfachbindungen werden hier wie Einfachbindungen behandelt Kleinere Zentralatome bzw grossere negativ polarisierte Liganden bewirken eine starke sterische und elektronische Abstossungskraft die die eines freien Elektronenpaars ubertreffen kann Vorhersagen bei freien Elektronenpaaren am Zentralatom BearbeitenWenn keine freien Elektronenpaare am Zentralatom vorhanden sind konnen Molekulstrukturen recht einfach durch Abzahlen der Reste vorhergesagt werden Dennoch lasst sich auch die Betrachtung von Verbindungen mit einem oder mehreren stereochemisch aktiven freien Elektronenpaaren naherungsweise schematisieren Dazu werden diese ahnlich wie Bindungspartner als Pseudoliganden behandelt und mit dem griechischen Buchstaben ps Psi gekennzeichnet So gelangt man zur Pseudostruktur des jeweiligen Molekuls Beispiel Das Sauerstoffatom des Wassermolekuls an welches zwei Wasserstoffatome kovalent gebunden sind X 2 weist zwei freie Elektronenpaare auf E 2 Daraus ergibt sich eine Anzahl von 2 2 4 Pseudoliganden und somit eine tetraedrische Pseudostruktur Strukturtyp die als ps2 Tetraeder beschrieben werden kann Indem nun die freien Elektronenpaare weggedacht werden bleibt die in diesem Fall gewinkelte Realstruktur Molekulstruktur zuruck die nur durch die Atomkerne beschrieben wird Ein Beispiel fur ein ps1 Tetraeder d h mit nur einem freien Elektronenpaar ist das Ammoniak Molekul NH3 Molekultypen a Beispiel PS Struktur Pseudostruktur b Realstruktur c Winkel d1 nbsp AX1 H2 nbsp linear nbsp linear2 nbsp AX2 BeCl2 CO2 nbsp linear nbsp linear 180 nbsp AX1E1 CO nbsp linear nbsp linear3 nbsp AX3 BF3NO3 CO32 nbsp trigonal planar nbsp trigonal planar 120 nbsp AX2E SO2O3NO2 nbsp trigonal planar nbsp gewinkelt ca 115 nbsp AX1E2 nbsp trigonal planar nbsp linear4 nbsp AX4 CH4SO42 PO43 ClO4 nbsp tetraedrisch nbsp tetraedrisch 109 5 nbsp AX3E NH3PCl3 nbsp tetraedrisch nbsp trigonal pyramidal ca 107 nbsp AX2E2 H2O nbsp tetraedrisch nbsp gewinkelt ca 104 nbsp AX1E3 HCl nbsp tetraedrisch nbsp linear5 nbsp AX5 PCl5 nbsp trigonal bipyramidal nbsp trigonal bipyramidal 120 90 nbsp AX4E SF4 SCl4 nbsp trigonal bipyramidal nbsp Wippe bisphenoidal ca 175 110 nbsp AX3E2 ClF3 nbsp trigonal bipyramidal nbsp T formig ca 87 5 nbsp AX2E3 XeF2 nbsp trigonal bipyramidal nbsp linear 180 6 nbsp AX6 SF6 nbsp oktaedrisch quadratisch bipyramidal trigonal antiprismatisch nbsp oktaedrisch quadratisch bipyramidal trigonal antiprismatisch 90 nbsp AX5E ClF5 nbsp oktaedrisch quadratisch bipyramidal trigonal antiprismatisch nbsp quadratisch pyramidal ca 85 nbsp AX4E2 XeF4 nbsp oktaedrisch quadratisch bipyramidal trigonal antiprismatisch nbsp quadratisch planar 90 7 nbsp AX7 IF7 nbsp pentagonal bipyramidal nbsp pentagonal bipyramidal 90 72 nbsp AX6E XeOF5 nbsp pentagonal bipyramidal nbsp pentagonal pyramidal ca 90 ca 72 nbsp AX5E2 XeF5 nbsp pentagonal bipyramidal nbsp pentagonal planar 72 8 AX8 IF8 nbsp tetragonal antiprismatisch nbsp tetragonal antiprismatisch 78 73 Anmerkungen a Keilstrichformel mit Zentralatom A Liganden X und Elektronenpaar E b nicht gebundene Elektronenpaare blass gelb als gedachte Bindungspartner c reale raumliche Anordnung der Atome d Winkel zwischen Liganden und Zentralatom X A XGrenzen der Anwendbarkeit BearbeitenDas VSEPR Modell lasst sich auf Molekule anwenden bei denen die an das Zentralatom gebundenen Reste Atome oder Atomgruppen nicht allzu gross werden und keine spezifischen Wechselwirkungen aufeinander ausuben Nicht oder nur eingeschrankt anwendbar ist sie auf Ubergangsmetall verbindungen Vielfach stimmen jedoch auch bei einfachen Molekulen die Bindungswinkel nicht mit dem Modell uberein Fur Verbindungen mit delokalisierten Elektronen kann die Anwendung des Modells ebenfalls mit Schwierigkeiten verbunden sein hier ist die Hinzuziehung der Molekulorbitaltheorie notwendig Literatur BearbeitenReinhart Ahlrichs Gillespie und Pauling Modell ein Vergleich In Chemie in unserer Zeit Band 14 Nr 1 1980 S 18 24 doi 10 1002 ciuz 19800140104 Ronald J Gillespie Edward A Robinson Models of molecular geometry In Chemical Society Reviews Band 34 Nr 5 2005 S 396 407 doi 10 1039 B405359C R J Gillespie I Hargittai The VSEPR Model of Molecular Geometry 8 Aufl Allyn amp Bacon Boston 1991 ISBN 978 0 205 12369 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Allgemeine und Anorganische Chemie Struktur von Molekulen Lern und LehrmaterialienEinzelnachweise Bearbeiten A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 101 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 012641 9 S 136 Normdaten Sachbegriff GND 4273775 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title VSEPR Modell amp oldid 227368134