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Als Urrassen werden hypothetische fruhe Haustierrassen verstanden von denen heutige Rassen direkt abstammen Inhaltsverzeichnis 1 Historisches 2 Vermutete Urrassen des Haushunds 3 Weitere Verwendungen des Begriffs 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHistorisches BearbeitenVersuche die vielfaltigen Erscheinungsformen der Lebewesen zu systematisieren sind alt So hat beispielsweise Aristoteles in seinem Werk Historia animalium im 4 Jahrhundert v Chr schon derartige Systematisierungen vorgenommen Lange ging man jedoch davon aus dass die Arten eine von Gott gestaltete Schopfung und deshalb unveranderlich seien Noch Carl von Linne ging im 18 Jahrhundert von unveranderlichen Arten aus auf ihn geht die moderne Taxonomie zuruck Linne stellte auch Uberlegungen zur taxonomischen Einordnung des Haushunds an Er bezeichnete ihn als canis familiaris und stellte ihn damit neben den Wolf canis lupus was aus heutiger Sicht eine enge Verwandtschaft nahelegt von Linne aber nicht als solche sondern bloss als Ahnlichkeit interpretiert wurde Heute wird mit der Bezeichnung Canis lupus familiaris die Zugehorigkeit zur Art Canis lupus Wolf taxonomisch abgebildet Da Linne von der Unveranderbarkeit der Arten ausging suchte er nicht nach Abstammungslinien Urrassen wie sie spater postuliert wurden kamen in seiner Systematik noch nicht vor Erst mit der Erkenntnis dass Lebewesen sich verandern und weder Arten noch Rassen unveranderlich sind begann die Suche nach Abstammungslinien Die ersten Urrassen Theorien entstanden Vermutete Urrassen des Haushunds Bearbeiten Hauptartikel Urhund Es gibt verschiedene Theorien uber Urrassen die bedeutendste geht auf den Kynologen Theophil Studer zuruck und stellt funf hypothetische Urrassen dar Sie wurde zur gleichen Zeit formuliert als Ludwig Wilser die Bezeichnung Homo primigenius fur einen hypothetischen Urmenschen in die Palaoanthropologie einfuhrte vergl Archaischer Homo sapiens nbsp Hypothetischer durch DNA Analysen widerlegter Rassestammbaum nach Studer 1901 Studer postulierte 1901 einen Canis ferus einen dingo ahnlichen Wildcaniden von dem er annahm dass alle Hunde von ihm abstammten 1 Dieser Canis ferus sei dann zum Canis poutiantini domestiziert worden zum Urhund Diese Urhunde hatten sich spater zu den folgenden drei Urrassen fortentwickelt Canis leineri die hypothetische Stammform der Windhunde und des Irischen Wolfshunds Canis intermedius die hypothetische Stammform der Jagdhunde Canis matris optimae die hypothetische Stammform der SchaferhundeEine weitere Urrasse ist Studer zufolge durch Kreuzung des Urhunds mit dem Wolf entstanden Canis inostranzeni die hypothetische Stammform der Nordischen Hunde des Deutschen Schaferhunds und des MastiffsHeute hingegen gehen die Forscher davon aus dass die fruhe Formenvielfalt der Haushunde ein charakteristisches Merkmal der Domestikation ist und nicht auf bestimmte von unterschiedlichen Arten herleitbare Zuchtlinien zuruckzufuhren ist Daher wird auch die Zusammenfassung gleichartiger Hundetypen und ihre Charakterisierung als Ur Rasse heute als falsch angesehen Auch moderne DNA Analysen haben die fruheren Herleitungen der Haushunde von unterschiedlichen Arten widerlegt Alle Haushunde stammen diesen Befunden zufolge vom Wolf ab nbsp Theophil Studer 1845 1922 Wahrend in einigen Arbeiten aus dem 18 Jahrhundert der Schakal als moglicher Vorfahre aller Hunde postuliert wurde stammt bei Studer nur eine Urrasse von ihm ab Durch Kreuzung des hypothetischen Urhunds mit dem Goldschakal Canis aureus ist Studer zufolge eine funfte hypothetische Urrasse entstanden Canis palustris der Torfspitz die Stammform der Chow Chows Spitze Pinscher und TerrierDNA Analysen haben die Theorie der Abstammung des Haushunds vom Schakal inzwischen aber eindeutig und zweifelsfrei widerlegt Im 20 Jahrhundert wurde die Schakaltheorie im deutschsprachigen Raum besonders von Konrad Lorenz vertreten der zwischen dem vom Wolf abstammenden Einmannhund und dem vom Schakal abstammenden Kalfakter unterschied Bereits Mitte des 20 Jahrhunderts war diese Theorie aber aufgrund von morphologischen Untersuchungen und Verhaltensstudien weitgehend verworfen worden Die damals angefuhrten morphologischen Grunde waren Der Schakal hat ein kleineres Gehirn als der Hund eine Verkleinerung des Gehirns gilt jedoch als Domestikationsmerkmal Hirnstrukturen von Wolf und Hund weisen grosse Ubereinstimmung auf nicht aber die von Hund und SchakalDie damals angefuhrten verhaltensbiologischen Grunde waren Schakal und Hund paaren sich nicht freiwillig Das Heulen von Schakalen klingt anders als das der Wolfe und Hunde Hunde reagieren nicht darauf Warnlaute von Wolf und Hund haben Ahnlichkeiten die von Hund und Schakal nicht Die Mimik von Hund und Schakal ist deutlich unterschiedlich wahrend es bei Hund und Wolf Parallelen gibtWeitere Verwendungen des Begriffs BearbeitenDer Begriff Urrasse wurde auch verwendet um ursprunglich in einer bestimmten Region beheimatete Rassen zu kennzeichnen 2 Siehe auch BearbeitenHunderasse RassehundLiteratur BearbeitenErik Zimen Der Hund Abstammung Verhalten Mensch und Hund Goldmann 1992 ISBN 3 442 12397 6 Theophil Studer Ueber Hunde aus den Crannoges von Irland In Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 1900 S 132 134 PDF Datei 101 kB Einzelnachweise Bearbeiten Th Studer Die praehistorischen Hunde in ihrer Beziehung zu den gegenwartig lebenden Rassen In Abhandlungen der Schweizerischen Palaeontologischen Gesellschaft Band 28 1901 S 1 137 Zugang zum Volltext PDF 11 0 MB So zum Beispiel Friedrich Siegmund Voigt Lehrbuch der Zoologie Stuttgart 1835 S 293 1 Auch dort wird Urrasse ausserdem aber im Sinne einer Abstammung verwendet s S 407 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urrasse amp oldid 219633486