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52 373888888889 9 3655555555556 Koordinaten 52 22 26 N 9 21 56 O Urnengraberfeld Hohnhorstp1Ausgrabung des Urnengraberfeldes Hohnhorst 2011Ausgrabung des Urnengraberfeldes Hohnhorst 2011Lage Niedersachsen DeutschlandFundort HohnhorstUrnengraberfeld Hohnhorst Niedersachsen Wann vorromische Eisenzeit etwa um das 7 bis 3 Jahrhundert v Chr Wo Hohnhorst Landkreis Schaumburg NiedersachsenDas Urnengraberfeld Hohnhorst ist ein vorgeschichtliches Graberfeld bei Hohnhorst im Landkreis Schaumburg in Niedersachsen Es ist wahrend der vorromischen Eisenzeit etwa um das 7 bis 3 Jahrhundert v Chr als Bestattungsplatz mit Urnen genutzt worden Die Entdeckung im Jahre 2011 bei der Errichtung einer Biogasanlage fuhrte zu einer zweiwochigen Rettungsgrabung bei der rund 350 Bestattungen dokumentiert wurden Bei einer Erweiterung der Biogasanlage im Jahr 2014 kam es zu zwei weiteren Ausgrabungen die zum Auffinden von rund 80 Urnen fuhrten Das Graberfeld zahlt damit zu den grosseren Anlagen dieser Epoche in Norddeutschland Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Entdeckung und erste Ausgrabung 2 1 Ausgrabungsflache 3 Funde 3 1 Nienburger Tasse 3 2 Siedlungsbefunde 4 Prasentation 5 Weitere Ausgrabungen 6 Bewertung und Ausblick 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Fundort Hohnhorst liegt nordlich von Bad Nenndorf im nordlichen Bereich des Calenberger Landes am Rande der Calenberger Lossborde wo fruchtbarer Lossboden vorherrscht Der Untergrund im Bereich des fruheren Urnengraberfeldes ist aus Sand Schluff und Geschiebelehm mit daruber liegendem Loss aufgebaut Die meisten archaologischen Befunde befanden sich in der Schluffschicht in etwa einem halben Meter Tiefe Die Fundstelle liegt am Rande eines landwirtschaftlichen Hofgrundstucks am westlichen Ortsausgang ausserhalb von Hohnhorst Das umliegende flache Gelande auf 56 m u NN wird landwirtschaftlich genutzt Der Bereich der Fundstelle wurde in den letzten 15 Jahren als Weide und davor als Acker genutzt Entdeckung und erste Ausgrabung Bearbeiten nbsp Grabungsflache im Bereich der Silos die erst nach der Ausgrabung errichtet wurden 2012 Im Mai 2011 wurde nordlich der Hofanlage mit Bauarbeiten zur Errichtung einer Biogasanlage begonnen Beim Abtrag des Oberbodens bemerkte der Baggerfahrer in etwa 30 cm Tiefe dunkle Kreise mit hellen Brockchen im Boden Da er bereits fur Archaologen Fundorte ausgebaggert hatte erkannte er die Urnen mit verbrannten Knochen 1 Er meldete den Fund dem Bauherren der Anlage und der zustandigen Denkmalschutzbehorde Vorausgegangene Prospektionsmassnahmen durch eine Begehung und Absuche mit einem Metallsuchgerat hatten keine Anhaltspunkte auf archaologisch bedeutsame Befunde geliefert Bereits am Tag der Fundmeldung sicherten Mitarbeiter der Kommunalarchaologie der Schaumburger Landschaft die ersten Befunde die beim weiteren Bodenabtrag stetig zunahmen Durch die taglich ansteigende Fundzahl waren die archaologischen Kapazitaten der Kommunalarchaologie bald erschopft Verstarkung bei der eingeleiteten Rettungsgrabung leisteten freiwillige Helfer aus Hohnhorst und der Region sowie ein kurzfristig eingestellter Archaologe Ausserdem wurde ein Grabungsteam des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege herbeibeordert das eine eigene Ausgrabung an anderer Stelle vorubergehend stilllegte Wahrend der Grabung liefen die Bauarbeiten an freigegebenen Stellen weiter Die Ausgrabung stand unter hohem Zeitdruck so dass die Funde nicht immer optimal geborgen werden konnten Die Grabung mit insgesamt 19 Mitarbeitern dauerte bei 12 Stunden Schichten uber 11 Tage an Es wurden etwa 600 Fundkomplexe geborgen darunter waren rund 200 Blockbergungen von Urnengefassen Ausgrabungsflache Bearbeiten nbsp Die Ausgrabungsflache des Urnengraberfeldes Mai 2011 nbsp Zur Blockbergung vorbereitete UrnenDie Ausgrabungsflache hatte eine Grosse von 60 30 Meter Funde wurden in einem Bereich von 20 40 Meter gemacht In zwei Bereichen von jeweils etwa 50 m lagen die Urnen besonders dicht beieinander Das Urnengraberfeld ist in grossen Teilen ausgegraben worden obwohl sich die Grabung auf den Bereich beschrankte in dem die Biogasanlage errichtet wurde Eine Ausdehnung der Fundstatte nach Norden Westen und Suden wurde wegen fundleerer Bereiche und durch Sondagen ausgeschlossen Funde BearbeitenBei der Ausgrabung wurden 265 Urnen oder Reste von zerstorten Urnen gefunden In den meisten Fallen enthielten die Urnen Leichenbrand und zum Teil waren Beigefasse aus Ton vorhanden Der Leichenbrand liess erkennen dass die Knochen der Verstorbenen nach dem Verbrennen ausgelesen und gewaschen worden sind An rund 50 weiteren Stellen wurden Leichenbrandnester mit verbrannten Knochen ohne Gefasse gefunden Dabei war zu vermuten dass der Leichenbrand nicht in keramischen Gefassen sondern in Behaltnissen aus Holz Stoff oder Leder beigesetzt worden ist die sich nicht erhalten haben Insgesamt wird von rund 350 Bestattungen im untersuchten Bodenbereich ausgegangen Die Urnen traten bereits ab 30 cm unter der Erdoberflache zutage Zahlreiche Urnen waren von der ackerbaulichen Nutzung durch Pflugen in Teile zerrissen worden Andere erhaltene Urnen waren vom Erddruck deformiert oder rissig geworden Unter den Funden befand sich auch die Gefassform eines Harpstedter Rauhtopfs der der Harpstedt Nienburger Gruppe zugeordnet wird Die Grabstellen waren nicht markiert worden etwa durch Grabhugel oder umlaufende Graben Teilweise uberlagerten sich die Urnenbeisetzungen Der Umfang der Grabbeigaben war bescheiden und bei den noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen wurden nur wenige Metall und Glasstucke gefunden Das umfangreiche Fundmaterial ist mit der Ausgrabung im Jahre 2011 zwar gesichert aber noch nicht erschlossen worden Ein Jahr danach hatte 2012 die Aufarbeitung der Funde ansatzweise begonnen Die Erdblocke der rund 200 Blockbergungen werden vom Landkreis Schaumburg gegen Plunderungen sicher verwahrt sind aber bisher 2012 grosstenteils noch nicht gesaubert und naher untersucht worden Gleiches gilt fur das ubrige Fundmaterial wie Keramikscherben und Grabbeigaben 2 nbsp Gefasskeramik des Typs Nienburger Tasse vom Urnengraberfeld Hohnhorst nbsp Gefasskeramik des Typs Nienburger Tasse vom Urnengraberfeld Hohnhorst nbsp Restaurierte Urne des Graberfeldes nbsp LeichenbrandNienburger Tasse Bearbeiten Hauptartikel Nienburger Tasse Zur bisher ausgewerteten Gefasskeramik gehorte ein Fundstuck einer Nienburger Tasse Diese Keramik wird der Nienburger Gruppe zugeschrieben die sich im Bereich des heutigen Niedersachsens wahrend der fruhen Eisenzeit ab dem 6 bis 5 Jahrhundert v Chr bildete Bei der Nienburger Tasse handelt es sich um Keramikgefasse die kunstvoll verziert sind und einen randstandigen Henkel besitzen Die Kulturgruppe ist nach einem Grabhugelfeld in Erichshagen bei Nienburg als erstem Fundort der Keramik benannt worden Siedlungsbefunde Bearbeiten nbsp Schnitt durch eine der sieben vorgefundenen SiedlungsgrubenAuf der Ausgrabungsflache fanden sich 11 Befunde mit Siedlungsresten bei denen kein Zusammenhang zum Graberfeld vorlag Das oder die Gebaude konnen vor oder nach der Nutzung des Graberfeldes entstanden sein Zu den Siedlungsresten gehorten sieben unregelmassig rundlich geformte Abfallgruben in denen jeweils Fundstucke lagerten Sie waren knapp einen Meter tief Ausserdem fanden sich drei Pfostenlocher die auf ein fruheres ebenerdiges Gebaude hinweisen Einen weiteren Hinweis auf eine einstige Besiedlung an dieser Stelle gab ein Ofen Der zur Halfte erhaltene runde Ofen hatte einen Durchmesser von einem halben Meter und war noch 30 cm hoch Prasentation BearbeitenDas offentliche Interesse an einer Besichtigung und dem Verbleib der Funde wurde im Jahr 2012 mit einer kleinen Ausstellung in der Kirche in Hohnhorst bedient 3 Die Gemeinde Hohnhorst hatte gemeinsam mit einer Spende des Bauherren der Biogasanlage uber mehrere Tausend Euro die Restaurierung von funf Urnen finanziert 4 Weitere Ausgrabungen BearbeitenBei Bauarbeiten zur Erweiterung der Biogasanlage im Juli 2014 wurden weitere Urnen im Boden entdeckt was zu einer erneuten Rettungsgrabung fuhrte Es konnten 80 Urnen freigelegt werden Die Archaologen stellten fest dass die Grabstellen ein linienartiges Muster aufwiesen mit bis zu zehn Urnen auf wenigen Quadratmetern was sie als Hinweis auf einen Familienverband deuteten Bei weiteren Bauarbeiten im September 2014 erfolgten wiederum archaologische Untersuchungen Die dabei festgestellten kreisformigen Verfarbungen wiesen auf einen Pfosten oder eine Stutzkonstruktion hin Anhand von Keramikresten konnten die Siedlungsfunde der romischen Kaiserzeit zugeordnet werden Wegen des zeitlichen Abstands von mehreren Jahrhunderten besteht kein Zusammenhang zum Graberfeld 5 Bewertung und Ausblick BearbeitenDas Urnengraberfeld Hohnhorst mit bis zu 350 festgestellten Bestattungen ist die bislang grosste Anlage dieser Art im Landkreis Schaumburg und eine bedeutende Fundstelle in Niedersachsen 6 Es gehort neben der rund 25 Kilometer entfernten Fundstatte des Urnengraberfeldes Leese mit etwa 1100 Bestattungen und dem Urnengraberfeld Runingen zu den wenigen grosseren Nekropolen der vorromischen Eisenzeit in Norddeutschland Das Urnengraberfeld Hohnhorst wird der Nienburger Gruppe zugerechnet Die Kulturgruppe wird durch die spezielle Gefassform des Urnentyps der Nienburger Tasse charakterisiert die dort gefunden wurde Die einst zum Graberfeld zugehorige Siedlung ist noch nicht lokalisiert worden Da damals erhohte Platze bevorzugt wurden vermuten Archaologen den Siedlungsplatz an einem leicht ansteigenden Gelande nahe der Fundstelle Als siedlungsgunstiger Platz kommt auch die heutige Ortslage von Hohnhorst infrage Es ist geplant die abgeschlossene Ausgrabung in einem mehrjahrigen Forschungsprojekt durch die Universitat Gottingen zu erschliessen das mit Forschungsgeldern finanziert werden soll Dabei ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung mit Restaurierungs und Zeichenarbeiten anthropologischen Untersuchungen Publikationen und Ausstellungen vorgesehen Ziel der Forschungen ist die Erlangung von Kenntnissen uber die Besiedlung und Bevolkerung dieser Gegend in den vorchristlichen Jahrhunderten Literatur BearbeitenJens Berthold Grabungsbericht zur Untersuchung des Urnengraberfeldes der vorromischen Eisenzeit bei Hohnhorst 2011 7 Jens Berthold Urnen in Hohnhorst Schaumburgs grosstes Graberfeld In Archaologie in Niedersachsen 2012 Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Urnengraberfeld Hohnhorst Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zeitungsbericht Von Urnen und Feuersteinen vom 12 Mai 2012 uber eine Vortragsreihe zur AusgrabungEinzelnachweise Bearbeiten Bagger legt fruhzeitliches Graberfeld frei in Schaumburger Nachrichten vom 26 Mai 2011 Urnen aus vorromischer Zeit sicher verwahrt in Schaumburger Nachrichten vom 27 Juli 2011 Wir wollen die Urnen in Hohnhorst behalten in Schaumburger Nachrichten vom 22 Februar 2012 Ist Hohnhorst die alteste Siedlung in Schaumburg in Schaumburger Nachrichten vom 15 Februar 2012 Verbrannt und vergraben in Schaumburger Zeitung vom 19 September 2014 Zeitungsartikel zum Arbeitstreffen der Kommission Kommunalarchaologie des niedersachsischen Landesarchaologen Verbandes in Buckeburg in Schaumburger Nachrichten vom 28 November 2011 Bericht Nr 28 Urnengraberfeld Hohnhorst unter Beitrage der Kommunalarchaologie der Schaumburger Landschaft Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urnengraberfeld Hohnhorst amp oldid 219537804