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Das Unternehmen Tanne Ost war der Deckname einer deutschen Militaroperation fur ein deutsches Seelandungsunternehmen auf der finnischen Ostseeinsel Hochland finn Suursari im Golf von Finnland am 15 September 1944 im gerade beginnenden Lapplandkrieg im Zweiten Weltkrieg Es endete mit einem finnischen Abwehrsieg Unternehmen Tanne OstTeil von LapplandkriegFinnischer Meerbusen und Lage der Insel HochlandDatum 14 September bis 15 September 1944Ort Hochland Finnischer Meerbusen OstseeAusgang Finnischer AbwehrsiegFolgen Taktische Niederlage und Kapitulation der deutschen Landungstruppen jedoch keinerlei strategische Auswirkung auf die Kriegslage KonfliktparteienDeutsches Reich NS Deutsches Reich Finnland FinnlandBefehlshaberVizeadmiral Theodor BurchardiKapitan zur See Karl Conrad Mecke Oberstleutnant Martti MiettinenTruppenstarke2 600 Soldaten14 Minensuchboote12 Artillerieprahme 38 sonstige Fahrzeuge 1 600 Soldaten2 Kustengeschutze 38 leichtere Geschutze9 MorserVerluste153 Tote175 Verwundete1 231 Gefangene3 Landeprahme1 Schlepper1 Raumboot3 kleinere Boote 36 Tote 70 Verwundete8 Gefangene 10 Geschutze2 Wachboote Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Deutsche Vorbereitungen 1 2 Die finnische Verteidigung 2 Verlauf 2 1 Die Gefechte um den Hafen 2 2 Funkstorungen und uberhasteter Abzug 2 3 Feuereinstellung und Kapitulation der Landungstruppen 3 Bilanz 4 Fazit 5 Literatur 6 WeblinksVorgeschichte BearbeitenVorausgegangen war das sich abzeichnende Ende der finnischen Beteiligung am Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite Fortsetzungskrieg die mit dem Waffenstillstand von Moskau zwischen Finnland und der Sowjetunion abgeschlossen wurde Parallel zum Unternehmen Tanne Ost plante das deutsche Marineoberkommando auch ein Unternehmen Tanne West welches eine deutsche Invasion der Alandinseln in der Ostsee vorsah Beide Unternehmungen waren bereits im Marz 1944 erstmals ausgearbeitet worden Ziel des Unternehmens Tanne Ost war es die deutsche Seeigel Minensperre in der ostlichen Ostsee die zwischen dem finnischen Kotka uber die Inseln Hochland und Gross Tutters in Richtung der estnischen Kuste etwa bis auf Hohe Narwas verlief aufrechtzuerhalten Im Falle einer Ubergabe von Hochland durch die Finnen an die Sowjets im Rahmen eines Waffenstillstandes ware der deutsche Minenriegel ausgehebelt worden da die Insel ein Angelpunkt der Sperre war Um dies und den damit verbundenen moglichen Ausbruch der sowjetischen Baltenflotte aus der Bucht von Kronstadt zu verhindern erwog die deutsche Fuhrung eine gewaltsame Besetzung von Hochland Deutsche Vorbereitungen Bearbeiten nbsp Die Insel Hochland grosse Insel im Hintergrund in Umrissen erkennbar von Kotka in Finnland aus gesehen Nachdem Finnland am 2 September 1944 angekundigt hatte die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich abbrechen zu wollen und die Aufforderung nach einem Abzug der deutschen Truppen aus Finnland binnen zwolf Tagen ausgegeben worden war begannen die Deutschen mit den Vorbereitungen fur den Plan Tanne Ost Zu diesem Zweck zogen sie zwei Flottillen mit Marinefahrprahmen die Sturmboot Kompanie 902 mit 20 Booten und rund 200 Mann die 7 Artillerietrager Flottille mit 12 umgebauten und mit 10 5 cm und 8 8 cm Geschutzen bewaffneten Fahrprahmen und die 5 Schnellboot Flottille zusammen Unmittelbare Sicherung sollten die 3 und die 25 Minensuchboot Flottille mit 14 Minensuchbooten und eine Flottille Raumboote geben Insgesamt waren am Unternehmen rund 65 Schiffe Prahme und Boote und etwa 2 600 Mann beteiligt davon sollten rund 1 400 Mann in der ersten Landewelle abgesetzt werden Die deutschen Truppen waren jedoch hastig zusammengestellt und bestanden sowohl aus Luftwaffen als auch aus Marineeinheiten Und obwohl sowohl der befehlshabende deutsche Offizier vor Ort Kapitan zur See Karl Conrad Mecke als auch das deutsche Marinekommando Ostliche Ostsee Vizeadmiral Theodor Burchardi erhebliche Zweifel am Sinn und an der Durchfuhrbarkeit des Unternehmens hatten bestand die vom Fuhrerhauptquartier unter Druck gesetzte Seekriegsleitung auf einer Durchfuhrung des Planes Die finnische Verteidigung Bearbeiten nbsp Karte der Insel Hochland finn Suursaari Auf Hochland selbst standen rund 1 600 finnische Soldaten in gut ausgebauten und getarnten Stellungen Inselbefehlshaber war Oberstleutnant Martti Miettinen Neben zahlreichen Maschinengewehren und neun schweren 120 mm Morsern verfugten die Finnen zudem uber rund zwanzig 40 mm Flak acht 45 mm Panzerabwehrkanonen russischer Herkunft und etwa ein Dutzend Feldkanonen darunter auch zwei erbeutete 12 2 cm Geschutze ebenfalls russischer Herkunft und mehrere leichtere 7 5 cm Geschutze des Typs K17 Zudem galten die Gewasser um Hochland als potenzielles Minenwarngebiet da sich aus den umliegenden Minenfeldern immer wieder Treibminen losrissen Fur die deutschen Landetruppen bestand zudem das Problem dass Hochland nur einen halbwegs brauchbaren Hafen Suurkyla zum Ausschiffen besass Dieser an der Nordostspitze der Insel liegende Hafen war aber sehr klein allenfalls konnten nur zwei Landefahrzeuge gleichzeitig anlegen und Truppen ausschiffen und wurde zudem gut uberwacht Entgegen den irrigen deutschen Annahmen dass die Finnen die Insel eventuell sogar ohne Gegenwehr aufgeben wurden hatte die finnische Besatzung vor Ort den Befehl nicht gegen die Bedingungen des finnisch sowjetischen Waffenstillstandsabkommens vom 4 September 1944 zu verstossen und die Insel notfalls zu verteidigen Verlauf BearbeitenDie deutschen Landungskrafte wurden ab dem 11 September in Reval zusammengezogen und am Morgen des 14 September in den Bereitschaftsraum in der Loksabucht verlegt In den Abendstunden des gleichen Tages marschierte die Flotte in Richtung Hochland Vor dem Beginn der eigentlichen Landung ging der Chef des Stabes des Admirals ostliche Ostsee Fregattenkapitan Gustav Forstmann gegen 23 40 Uhr noch einmal an Land von Hochland und fuhrte mit dem finnischen Kommandanten noch eine kurze Unterredung uber eine mogliche Ubergabe der Insel die der Finne aber mit dem Hinweis dass er dies nicht entscheiden konne beendete Beide Offiziere gingen mit einem hoflichen Handschlag auseinander Kurz nach 0 20 Uhr liefen dann die ersten deutschen Raumboote in den Hafen von Suurkyla ein und beide Seiten eroffneten das Feuer Die im Hafen liegenden kleinen finnischen Wachboote VMV 10 und VMV 14 je 35 ts wurden von den Deutschen durch Artilleriefeuer versenkt Verluste gab es hierbei keine da die finnischen Besatzungen bei der Annaherung der deutschen Schiffe sich ins Inselinnere abgesetzt hatten Die Gefechte um den Hafen Bearbeiten nbsp Deutscher MarinefahrprahmBereits wahrend der ersten beiden Stunden erlitten die deutschen Angreifer durch das finnische Abwehrfeuer empfindliche Verluste alleine die Sturmboot Kompanie 902 verlor bis 3 00 Uhr etwa 50 Mann an Toten und Verwundeten Die deutschen Schiffe beschossen die Uferstellungen der finnischen Verteidiger zwar mit ihren 10 5 cm und 8 8 cm Geschutzen und setzten zwei finnische Feldkanonen ausser Gefecht doch waren die getarnten Stellungen der leichteren Abwehrwaffen vor allem der 40 mm Flak und der Morser in der Dunkelheit kaum auszumachen Es waren denn auch diese Waffen die die meisten Verluste der Deutschen verursachten Im finnischen Feuer sanken die Landeprahme F 177 154 ts und F 822 165 ts und drei Motorboote Ein weiterer Landeprahm F 868 165 ts erhielt mehrere Artillerietreffer und trieb manovrierunfahig auf eine Mine die das Schiff in zwei Teile riss und vor der Hafeneinfahrt versenkte Mehrere andere Schiffe darunter auch drei Minensuchboote wurden zudem durch das Geschutzfeuer beschadigt Durch die versenkten Fahrzeuge wurde der ohnehin schon kleine Hafen von Hochland weitgehend blockiert weswegen die Landeprahme die Order erhielten ihre Truppen nach Moglichkeit auf dem freien Strand im Umfeld abzusetzen Dies fuhrte zu einem erheblichen Durcheinander und zu willkurlichen Ausschiffungen So kam es dass ein Prahm eine Ladung dringend benotigter Flugabwehrgeschutze zwar absetzte der nachfolgende Prahm jedoch der die Munition fur diese an Bord hatte vor dem Hafen wieder umdrehte und in den Bereitschaftsraum zuruckkehrte was zur Folge hatte dass fur jede Flak gerade einmal acht Schuss zur Verfugung standen Trotz dieses Durcheinanders gelang es den Deutschen sich im Hafen von Suurkyla festzusetzen bis etwa 4 00 Uhr morgens einen Landekopf von etwa zwei Quadratkilometer zu erobern und nach und nach ins Landesinnere vorzustossen In den Morgenstunden etwa gegen 6 00 Uhr sturmten die Deutschen eine Anhohe oberhalb des Hafens und eroberten eine Stellung mit 40 mm Flak wodurch wenigstens der bestandige Beschuss auf den Molenbereich beendet werden konnte Etwa 100 Finnen wurden dabei gefangen genommen Vor einem weiteren Hohenzug wo auch der Kommandostand des finnischen Inselbefehlshabers sich befand blieb der deutsche Vormarsch dann jedoch stecken Funkstorungen und uberhasteter Abzug Bearbeiten Die gelandeten deutschen Truppen befanden sich zudem in einer verhangnisvollen Lage da es aufgrund von Funkstorungen dem auf der Insel sich befindenden Kapitan zur See Mecke nicht gelang Funkkontakt mit der deutschen Einsatzleitung in Reval herzustellen Dort nahm Vizeadmiral Burchardi wegen der nicht erfolgenden Lagemeldungen an dass die gelandeten Einheiten aufgerieben seien und setzte sich mit den vor der Kuste stehenden Minensuchbooten der 3 Flottille von Fregattenkapitan Forstmann in Verbindung Dieser vermochte jedoch nur eine unklare Lagebeurteilung abzugeben da er in der Finsternis nichts uber den Ausgang der Gefechte an Land wusste und zudem nur heftiges Artilleriefeuer melden konnte In diese Situation hinein erfolgte ein uberraschender sowjetischer Luftangriff mit zehn Schlachtflugzeugen des Typs Iljuschin Il 2 und einigen leichten Bombern Tupolew SB 2 auf den Hafen Suurkyla wobei zwar zwei Il 2 von der Flak abgeschossen werden konnten jedoch weitere Schiffe der Deutschen darunter der Landeprahm F 422 und das Schleppboot Pernau das spater auf Grund lief und von den Finnen erbeutet wurde beschadigt wurden Einige sowjetische Splitterbomben schlugen auch auf finnischer Seite ein Da in der anbrechenden Morgendammerung nun einerseits auch die schweren finnischen 12 2 cm Geschutze die deutschen Schiffe besser erkennen konnten und unter Feuer nahmen und andererseits die von der deutschen Luftwaffe zugesagte Luftunterstutzung nicht wie im gewunschten Masse erfolgte lediglich drei Bf 109 G Jagdbomber uberflogen gegen 11 00 Uhr die Insel und warfen erfolglos einige 50 Kilogramm Bomben ab befahl Vizeadmiral Burchardi den Ruckmarsch der restlichen Schiffe nach Reval um noch grossere Verluste zu verhindern er vermutete die Landetruppen ja bereits aufgerieben und damit den Abbruch des Unternehmens Eventuell noch existierende Truppenteile sollten evakuiert werden Feuereinstellung und Kapitulation der Landungstruppen Bearbeiten Das Bild der von der Kuste ablaufenden deutschen Schiffe die auch die Soldaten der 2 Landungswelle an Bord hatten wirkte sich ausserst negativ auf die Moral der Deutschen auf Hochland aus da diesen damit bewusst wurde dass man sie quasi aufgegeben hatte Einige Raumboote blieben dennoch zuruck und begannen noch einige wenige deutsche Soldaten etwa 60 Mann abzutransportieren In diese Bewegungen hinein stiess ein Vorstoss zweier finnischer Schnellboote wobei das Schnellboot Taisto 5 einen Torpedotreffer auf dem Raumboot R 29 erzielen konnte welches daraufhin nahe der Kuste sank Alle weiteren Evakuierungsversuche wurden als Folge davon eingestellt Nach dem Ruckzug der Flottillen blieben die deutschen Truppen auf Hochland vollig auf sich alleine gestellt Den ganzen 15 September uber tobten heftige Schusswechsel doch ging den Deutschen ab etwa 15 00 Uhr langsam die Munition aus Als ein finnischer Gegenangriff am Nachmittag die zuvor von den Deutschen eroberte Flak Stellung oberhalb des Hafens wieder in finnische Hand brachte wurde Kapitan zur See Mecke bewusst dass er den Kampf nicht mehr gewinnen konnte Er ging als Parlamentar hinuber zu den Finnen und erbat eine Waffenruhe um seine Soldaten nicht sinnlos zu opfern Da die finnische Seite den Deutschen nur die Wahl zwischen einer Aufgabe oder einer Vernichtung liess entschied sich Mecke gegen 18 00 Uhr zur Kapitulation worauf die Gefechte auf Hochland endeten und die deutschen Resttruppen in Gefangenschaft gingen Bilanz BearbeitenDas Unternehmen Tanne Ost war fur die Deutschen ein volliger Fehlschlag Von den gelandeten Soldaten wurden 153 getotet und 175 verwundet 1 231 deutsche Soldaten die Verwundeten sind hierin enthalten gingen in finnische Gefangenschaft und wurden spater teilweise an die Sowjets ausgeliefert Daneben verloren die Deutschen drei Landeprahme F 173 F 822 und F 868 das Minenraumboot R 29 drei Motorboote und den Schlepper Pernau Die finnische Seite verlor etwa 110 Mann an Toten und Verwundeten sowie zwei Patrouillenboote und einige Feldgeschutze und Flak Die etwa 100 finnischen Gefangenen bei den Deutschen wurden nach der deutschen Kapitulation fast alle befreit nur acht Finnen wurden von den Deutschen auf ein Landefahrzeug gebracht und abtransportiert Daneben gingen zwei sowjetische Flugzeuge verloren mit vier Mann Flugpersonal Fazit BearbeitenNicht nur dass das Unternehmen Tanne Ost ein taktisches Desaster fur die Deutschen war so war sie auch aus strategischer Sicht sinnlos Es hatte erkannt werden mussen dass die deutschen Seeigel Minensperren selbst im Falle einer erfolgreichen Eroberung Hochlands durch die Deutschen durchbrochen worden waren da die Finnen ihre Scharengewasser entsprechend dem finnisch sowjetischen Waffenstillstandsabkommen von Minen hatten raumen mussen So ware der nordliche Landanschluss der Minenriegel nahe Kotka also in jedem Fall verloren gegangen was dann auch geschah Dieser Umstand war sowohl von Vizeadmiral Burchardi als auch von Kapitan zur See Mecke erkannt und als Kritikpunkt angefuhrt worden Die Seekriegsleitung in Berlin hatte dies jedoch ignoriert Des Weiteren ware auch der Erhalt des Landanschlusses im Suden also an die estnische Kuste ausserst fraglich gewesen da die Rote Armee zu dieser Zeit ab dem 14 September 1944 eine Grossoffensive gegen die baltischen Staaten begann und die dortigen deutschen Wehrmachtteile bis November 1944 weitgehend aus dem gesamten Baltikum verdrangte Literatur BearbeitenMaanpuolustuskorkeakoulun Historian laitos ed 1994 Jatkosodan historia 6 Meri ja ilmapuolustus hallinto ja sotatalous huolto ja aselajit kotijoukot Werner Soderstrom osakeyhtio ISBN 951 0 15332 X S 114 119 Cajus Bekker Flucht ubers Meer Bechtermunz Verlag Augsburg 1999 S 78 105 Weblinks BearbeitenJurgen Rohwer Gerhard Hummelchen Chronik des Seekrieges September 1944 Jurgen Rohwer Gerhard Hummelchen Chronik des Seekrieges Bilder der Insel Hochland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unternehmen Tanne Ost amp oldid 232908649