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Tricyclodecandimethanol ist das bei der Hydroformylierung von Dicyclopentadien und anschliessender Hydrierung entstehende Isomerengemisch aus primaren Diolen mit dem Grundgerust eines Tetrahydrodicyclopentadiens Aufgrund seiner interessanten fluiddynamischen und optischen Eigenschaften eignet sich TCD DM als Diolkomponente in Polyestern und Polyurethanen und als Molekulbaustein fur Meth acrylatmonomere StrukturformelIsomerengemischAllgemeinesName TricyclodecandimethanolAndere Namen Octahydro 4 7 methano 1H indendimethanol 4 8 Bis hydroxymethyl tricyclo 5 2 1 02 6 decan Isomerengemisch 8 Hydroxymethyl 3 tricyclo 5 2 1 02 6 decanyl methanol IUPAC TCD Alkohol DM TCD DMSummenformel C12H20O2Kurzbeschreibung farblose viskose Flussigkeit 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 26896 48 0 Tricyclodecandimethanol 26160 83 8 Tricyclo 5 2 1 02 6 decandimethanol 68398 16 3 Octahydro 4 7 methano 1H indendimethanol EG Nummer 248 096 5ECHA InfoCard 100 043 709PubChem 160138ChemSpider 88563Wikidata Q93965541EigenschaftenMolare Masse 196 29 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 1 136 g cm 3 bei 20 C 1 Schmelzpunkt 18 C 1 Siedepunkt 334 5 C 1 Dampfdruck lt 1 hPa bei 20 C 2 Loslichkeit loslich in Wasser 11 g l bei 20 C 1 mischbar mit polaren organischen Losungsmitteln 3 Brechungsindex 1 528 20 4 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 AchtungH und P Satze H 319P 264 280 305 351 338 337 313 1 Toxikologische Daten 2 250 mg kg 1 LD50 Ratte oral weiblich 5 gt 10 000 mg kg 1 LD50 Ratte transdermal 6 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 C Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen und Darstellung 1 1 Isomerie 2 Eigenschaften 3 Anwendungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorkommen und Darstellung BearbeitenAls nichtkonjugiertes Dien lasst sich Dicyclopentadien DCPD durch die von Otto Roelen entwickelte Oxosynthese 7 mit Kohlenmonoxid und Wasserstoff unter homogener Katalyse mit Rhodium in aromatischen Losungsmitteln stufenweise zum Monoaldehyd und weiter zum Dialdehyd hydroformylieren 8 nbsp Synthese von Tricyclodecandicarbaldehyd TCD DialDabei treten intermediar gebildete Rhodiumhydridocarbonyle mit den isolierten Doppelbindungen im starren Dicyclopentadien Gerust von der Ober und Unterseite des Ringsystems in Wechselwirkung und Kohlenmonoxid wird in die entstandene Rhodium Alkylbindung eingeschoben Wasserstoff verdrangt dann den gebildeten Acylkomplex unter Regenerierung des Rhodiumhydridocarbonyls und Bildung von TCD dicarbaldehyd Die direkte Hydrierung ohne Abtrennung des homogen gelosten Rhodiumkatalysators und ohne vorherige Isolierung des thermolabilen Dialdehyds erfolgt an heterogenen Nickel Festbettkatalysatoren wobei die Zugabe geringer Wassermengen zu wesentlich hoheren Ausbeuten ca 80 bezogen auf DCPD fuhrt 9 nbsp Hydrierung des Tricyclodecandicarbaldehyds zum TCD DiolDie Abtrennung und Reinigung des Produkts erfolgt durch Vakuumdestillation Isomerie Bearbeiten Das tricyclische Diol Tricyclodecandimethanol ist wie sein Prakursor Tricyclodecandicarbaldehyd ein Gemisch aus insgesamt 32 moglichen Isomeren die durch die regio und stereochemisch unselektive Hydroformylierung des Dicyclopentadiens entstehen das seinerseits ein Gemisch aus exo und endo Isomer darstellt 3 Den vier regioselektiven Isomeren I IV konnen jeweils acht 4 2 Stereoisomere zugeordnet werden der Angriff erfolgt von oberhalb der Molekulhauptebene blaue Pfeile und oder von unten grune Pfeile 10 nbsp Isomerenbildung bei der Hydroformylierung von DicyclopentadienEigenschaften BearbeitenDie Verbindung ist eine farblose Flussigkeit mit mildem Geruch die sich etwas in Wasser und gut in polaren organischen Losungsmitteln wie z B Alkoholen lost 3 Langere Lagerung bei Temperaturen um den Stockpunkt von 18 C erzeugt Trubungen durch kristallisierende Isomere Dank der starren und kompakten Molekulstruktur der verbruckten cycloaliphatischen TCD Diolisomeren besitzen die daraus gebildeten Derivate eine Reihe besonderer mechanischer und optischer Eigenschaften Der Brechungsindex von TCD DM ist fur eine nicht aromatische und halogenfreie Flussigkeit sehr hoch und die Viskositat betragt bei Raumtemperatur betrachtliche 14 106 mPa s Daher empfiehlt sich die Verarbeitung von TCD Diol bei erhohter Temperatur oder in Losung Anwendungen BearbeitenTricyclodecandimethanol wird wegen seiner mechanischen z B Adhasion und optischen Eigenschaften z B UV Bestandigkeit als Haftvermittler in hochwertigen Klarlacken z B fur Autoreparaturlackierungen vorgeschlagen 11 Als Diolkomponente verleiht TCD Diol ungesattigten homo und copolymeren Polyestern Polyurethanen und Polycarbonaten vorteilhafte Eigenschaften wie z B verbesserte Alterungsbestandigkeit verringerte Vergilbungstendenz hohere Warmefestigkeit geringe Schrumpfneigung erhohte Flexibilitat bei hoher Bruchfestigkeit Polyurethane mit TCD DM zeigen wegen niedrigerer Glasubergangstemperaturen hohere Flexibilitat in der Kalte und deutlich geringere Permeabilitat fur Wasserdampf 3 Der Diester mit Acrylsaure ist wegen seiner relativ niedrigen Viskositat ein auch fur den 3D Druck geeignetes Monomer das durch UV oder Elektronenbestrahlung polymerisiert werden kann nbsp Synthese von TCD DioldiacrylatDie resultierenden Polyacrylate werden wegen hoher Vernetzungsgeschwindigkeit grosser Harte geringer Schrumpfungsneigung und guter Adhasionseigenschaften als Dentalkunststoffe verwendet Der hohe Brechungsindex macht das TCD Dioldiacrylat fur optische z B fur Brillenglaser 12 und fur optoelektronische Anwendungen z B fur Lichtleitfasern und Beschichtungen interessant Literatur BearbeitenBoy Cornils Hydroformylierung Oxo Synthese In J Falbe U Hasserodt Katalysatoren Tenside und Mineraloladditive Georg Thieme Verlag 1978 ISBN 3 13 552601 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Eintrag zu Tricyclo 5 2 1 0 2 6 decandimethanol Isomerengemisch in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 4 Mai 2020 JavaScript erforderlich Registrierungsdossier zu Tricyclodecanedimethanol Abschnitt Vapour pressure bei der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 22 Dezember 2023 a b c d H Lange M Popp M Redetzky Dreimal schneller am Gelpunkt In Adhaes Kleb Dicht Band 60 Nr 6 2016 S 26 31 doi 10 1007 s35145 016 0029 8 Datenblatt 4 8 Bis hydroxymethyl tricyclo 5 2 1 02 6 decan Isomerengemisch 96 bei Sigma Aldrich abgerufen am 22 Dezember 2023 PDF Registrierungsdossier zu Tricyclodecanedimethanol Abschnitt Acute Toxicity oral bei der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 22 Dezember 2023 Registrierungsdossier zu Tricyclodecanedimethanol Abschnitt Acute Toxicity dermal bei der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 22 Dezember 2023 Patent DE849548 Verfahren zur Herstellung von sauerstoffhaltigen Verbindungen Veroffentlicht am 20 September 1938 Anmelder Chemische Verwertungsgesellschaft Oberhausen m b H Erfinder O Roelen Patent DE1618384 Verfahren zur Herstellung von Tricyclodecan Dimethylolen durch Hydroformylierung von Dicyclopentadien uber Rhodium enthaltenden Katalysatoren und anschliessende Hydrierung zu den entsprechenden Diolen Angemeldet am 10 Marz 1967 veroffentlicht am 16 September 1971 Anmelder Ruhrchemie AG Erfinder J Falbe Patent EP1604966B1 Verfahren zur Herstellung von Tricyclo 5 2 1 0 2 6 decandimethylol Angemeldet am 31 Mai 2005 veroffentlicht am 16 Januar 2013 Anmelder OXEA GmbH Erfinder W Dukat E Storm K Schmid Patent EP1323795A1 Radiation curable compositions for pigmented liquid inks Angemeldet am 20 Dezember 2001 veroffentlicht am 2 Juli 2003 Anmelder UCB S A Erfinder F Bergiers I Bhattacharya L Lindekens S van den Branden Patent EP1163303B1 Die Verwendung von Tricyclodecandimethanol zur Herstellung von Mehrschichtlackierungen Angemeldet am 21 Februar 2000 veroffentlicht am 16 Juni 2004 Anmelder BASF Coatings AG Erfinder H Baumgart H P Rink U Rockrath T Farwick Patent WO9638486A1 High index high Abbe number 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