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Die Topologische Graphentheorie ist ein Teilgebiet der Mathematik welches an der Nahtstelle zwischen der Graphentheorie und Topologie gelegen ist und dabei beeinflusst wird durch verwandte Gebiete wie Geometrische Graphentheorie Geometrie Knotentheorie und Gruppentheorie Sie behandelt Problemstellungen im Zusammenhang mit der Frage der Darstellung von Graphen in topologische Raumen Die Entwicklung der Topologischen Graphentheorie wurde massgeblich bestimmt und vorangetrieben durch das Vier Farben Problem Inhaltsverzeichnis 1 Begriff der Darstellung 1 1 Definition 1 2 Bezeichnungen und Sprechweisen 2 Topologische Graphentheorie im engeren Sinne 3 Zentrale Fragen der Topologischen Graphentheorie 4 Bedeutende Satze der Topologischen Graphentheorie 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBegriff der Darstellung BearbeitenDefinition Bearbeiten Unter einer Darstellung eines gegebenen Graphen G displaystyle G nbsp versteht man einen Graphenisomorphismus von diesem auf einen Graphen G displaystyle G nbsp fur den folgende Bedingungen erfullt sind Die Vereinigungsmenge aus Knoten und Kantenmenge von G displaystyle G nbsp ist als Unterraum in einem topologischen Raum X displaystyle X nbsp enthalten Jede Kante von G displaystyle G nbsp ist eine Jordan Kurve in X displaystyle X nbsp In G displaystyle G nbsp sind ein Knoten v displaystyle v nbsp und eine Kante e displaystyle e nbsp dann und nur dann inzident wenn in G displaystyle G nbsp der zu v displaystyle v nbsp gehorige Punkt v displaystyle v nbsp Anfangs oder Endpunkt der zu e displaystyle e nbsp gehorigen Jordankurve e displaystyle e nbsp ist In G displaystyle G nbsp sind zwei Knoten v 1 displaystyle v 1 nbsp und v 2 displaystyle v 2 nbsp genau dann adjazent wenn diejenigen G displaystyle G nbsp Jordankurven welche v 1 displaystyle v 1 nbsp und v 2 displaystyle v 2 nbsp miteinander verbinden exakt den mit v 1 displaystyle v 1 nbsp und v 2 displaystyle v 2 nbsp inzidenten G displaystyle G nbsp Kanten zugehoren Bezeichnungen und Sprechweisen Bearbeiten Einen Graphen G displaystyle G nbsp der genannten Art nennt man einen topologischen Graphen Liegt ein Graphenisomorphismus wie oben vor so spricht man von einer Einbettung des Graphen G displaystyle G nbsp in den topologischen Raum X displaystyle X nbsp Verkurzend spricht man in Bezug auf G displaystyle G nbsp ebenfalls von der Darstellung des Graphen G displaystyle G nbsp und sagt dann auch dass G displaystyle G nbsp den gegebenen Graphen G displaystyle G nbsp realisiere bzw reprasentiere o a Den oben genannten Unterraum bezeichnet man in der Regel auch mit G displaystyle G nbsp Ist G R d d ganzzahlig d 1 displaystyle G subset mathbb R d d text ganzzahlig d geq 1 nbsp und sind dabei samtliche Kanten von G displaystyle G nbsp Strecken die sich zudem gar nicht oder hochstens in einem einzigen Punkt von G displaystyle G nbsp schneiden so nennt man G displaystyle G nbsp eine geradlinige Darstellung von G displaystyle G nbsp Eine derartige geradlinige Darstellung bezeichnet man als auch als Streckengraphen Topologische Graphentheorie im engeren Sinne BearbeitenIm engeren Sinne und in der Hauptsache finden die Untersuchungen der Topologischen Graphentheorie in der folgenden Ausgangssituation statt G displaystyle G nbsp ist ein endlicher schlichter Graph Der topologische Raum X displaystyle X nbsp ist eine Flache im d dimensionalen euklidischen Raum R d d ganzzahlig d 2 displaystyle mathbb R d d text ganzzahlig d geq 2 nbsp Dabei liegt in aller Regel der R d d 2 3 4 displaystyle mathbb R d d 2 3 4 nbsp vor Die Kanten der Darstellung G displaystyle G nbsp sind einfache Jordankurven in X displaystyle X nbsp G displaystyle G nbsp ist ein wegzusammenhangender Raum Die Knotenmenge von G displaystyle G nbsp hat mit jeder einzelnen Kante von G displaystyle G nbsp genau deren Anfangs und Endpunkt gemeinsam Zwei verschiedene Kanten von G displaystyle G nbsp schneiden sich entweder gar nicht oder hochstens in einem einzigen Knoten von G displaystyle G nbsp Die zu G displaystyle G nbsp gehorige topologische Landkarte besitzt nur endlich viele Lander von denen entweder gar keines oder nur ein einziges unbeschrankt ist Ist unter den genannten Bedingungen G displaystyle G nbsp sogar ein ebener Graph also G X R 2 displaystyle G subset X mathbb R 2 nbsp so spricht man von einer ebenen Darstellung Zentrale Fragen der Topologischen Graphentheorie BearbeitenIn der Topologischen Graphentheorie werden die folgenden Fragen behandelt In welche topologischen Raume X displaystyle X nbsp lasst sich ein gegebener Graph G displaystyle G nbsp einbetten und welche sind deren Merkmale Speziell In welche Flachen F R d displaystyle F subseteq mathbb R d nbsp lasst sich ein gegebener Graph einbetten und welche sind deren Merkmale etwa Geschlecht Orientierbarkeit Frage der Plattbarkeit Fur welche Graphen G displaystyle G nbsp lasst sich eine ebene Darstellung G displaystyle G nbsp finden und wie lassen sich diese etwa kombinatorisch oder gruppentheoretrisch beschreiben In welche euklidischen Raume R d displaystyle mathbb R d nbsp lasst sich ein gegebener Graph G displaystyle G nbsp mit geradliniger Darstellung G R d displaystyle G subset mathbb R d nbsp einbetten Speziell Welche Graphen G displaystyle G nbsp haben eine geradlinige Darstellung als d displaystyle d nbsp dimensionaler Polytopgraph lassen sich also mit einem Streckengraphen G displaystyle G nbsp realisieren dessen Knoten und Kanten exakt aus den Ecken und Kanten eines konvexen Polytops im R d displaystyle mathbb R d nbsp bestehen Speziell Welche Graphen G displaystyle G nbsp haben eine geradlinige Darstellung als 3 displaystyle 3 nbsp dimensionaler Polyedergraph lassen sich also mit einem Streckengraphen G displaystyle G nbsp realisieren dessen Knoten und Kanten exakt aus den Ecken und Kanten eines konvexen Polyeders im R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp bestehen Bedeutende Satze der Topologischen Graphentheorie BearbeitenDie Topologische Graphentheorie umfasst eine Fulle von bedeutenden Satzen von denen an erster Stelle der eulersche Polyedersatz der Satz von Kuratowski sowie der Vier Farben Satz und seine ihm verwandten bedeutenden Satze uber Topologische Landkarten zu nennen sind Hervorzuheben sind auch drei weitere klassische Theoreme der Topologischen Graphentheorie namlich der steinitzsche Fundamentalsatz der konvexen Typen der Dreifarbensatz von Grotzsch und der tuttesche Satz zum Hamiltonkreisproblem In den Zusammenhang mit dem Vierfarbensatz lasst sich auch der Satz von Wagner und Fary bringen welcher grundlegend fur dessen Beweis ist da durch ihn erst die geradlinige Darstellung plattbarer Graph gesichert wird Im gleichen Zusammenhang erwahnenswert ist ein anderer Satz der die entsprechende Frage der raumlichen geradlinigen Darstellung in Bezug auf alle endlichen schlichten Graphen anspricht und diese umfassend und positiv beantwortet Der Satz besagt namlich 1 Jeder endliche schlichte Graph besitzt eine geradlinige Darstellung im R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp Literatur BearbeitenLowell W Beineke Robin J Wilson Hrsg Graph Connections Relationships between Graph Theory and other Areas of Mathematics Oxford Lecture Series in Mathematics and its Applications Band 5 Clarendon Press Oxford 1997 ISBN 0 19 851497 2 MR1634542 Lowell W Beineke Robin J Wilson Hrsg Topics in Topological Graph Theory Encyclopedia of Mathematics and its Applications Band 128 Cambridge University Press Cambridge 2009 ISBN 978 0 521 80230 7 MR2581536 Rudolf Fritsch Der Vierfarbensatz Geschichte topologische Grundlagen und Beweisidee Unter Mitarbeit von Gerda Fritsch BI Wissenschaftsverlag Mannheim Leipzig Wien Zurich 1994 ISBN 3 411 15141 2 MR1270673 Jonathan L Gross Thomas W Tucker Topological Graph Theory Wiley Interscience Series in Discrete Mathematics and Optimization John Wiley amp Sons New York 1987 ISBN 0 471 04926 3 S 201 224 MR0898434 Jonathan L Gross Jay Yellen Hrsg Handbook of Graph Theory Discrete Mathematics and its Applications CRC Press Boca 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