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Thomas Lisle auch de Lisle OP um 1298 23 Juni 1361 in Avignon war ein englischer Ordensgeistlicher Ab 1345 war er Bischof von Ely Nach einem erbitterten Rechtsstreit mit dem Konig fluchtete er ins Exil Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Aufstieg als Geistlicher 2 Dienst als koniglicher Diplomat 3 Ernennung zum Bischof 4 Tatigkeit als Bischof 4 1 Tatigkeit als Geistlicher 4 2 Reaktion auf den Schwarzen Tod und Forderung der Universitat Cambridge 4 3 Konflikte Exil und Tod 5 Bewertung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Aufstieg als Geistlicher BearbeitenThomas Lisle stammte vermutlich aus Kent Moglicherweise war er mit einem Thomas Lisle auch Thomas de Insula verwandt der 1292 Zollbeamter in Sandwich war Seine Neffen Thomas Robert und William Michel stammten aus dem Gebiet des Erzbistums Canterbury Das Wappen das er als Bischof wahlte konnte auf eine Verwandtschaft zur Familie Lisle aus Hampshire hinweisen Seit dem 16 Jahrhundert wurde vermutet dass Lisle an der Universitat von Cambridge studiert hat Dort soll er in die Dominikanerniederlassung eingetreten sein und den Grad eines Doktors der Theologie erlangt haben Tatsachlich war Lisle spater ein bemerkenswerter Forderer der Universitat doch es gilt inzwischen als zweifelhaft ob er uberhaupt studiert hat Gesichert ist dass er am 18 Dezember 1322 als Mitglied des Dominikanerkonvents von Winchester von Bischof Rigaud de Asserio zum Priester geweiht wurde Bis spatestens 1340 stieg er zum Prior des Konvents auf Dienst als koniglicher Diplomat Bearbeiten1340 war Lisle zusammen mit anderen Gesandten im Auftrag von Konig Eduard III nach Avignon gereist um einen papstlichen Dispens fur die Ehe von Hugh Despenser und Elizabeth Montagu einer Tochter des Earl of Salisbury zu erreichen Der Dispens wurde am 27 April 1341 erteilt Bereits im Marz 1341 hatte der Konig seine Gesandten beauftragt die Bestatigung der Wahl von William Zouche zum Erzbischof von York zu verhindern Stattdessen sollten sie versuchen dass der Papst den koniglichen Sekretar William Kilsby zum Erzbischof ernennt Dazu sollten sie sich beim Papst uber das Fehlverhalten von Erzbischof John Stratford von Canterbury beschweren mit dem der Konig in Streit lag Ernennung zum Bischof BearbeitenNach dem unerwarteten Tod von Bischof Simon Montagu von Ely 1345 wahlten die Monche des Kathedralpriorats ihren Prior Alan Walsingham zum neuen Bischof Zu diesem Zeitpunkt war Lisle immer noch oder erneut bei der Kurie in Avignon Dort wurde er am 15 Juli zum Bischof der Diozese Ely ernannt und am 24 Juli zum Bischof geweiht Um die Kosten fur seinen Aufenthalt in Avignon zu decken wurde ihm erlaubt einen Kredit in Hohe von 12 000 Florin aufzunehmen den er durch Spenden aus seiner Diozese tilgen durfte Am 9 September 1345 war er in Canterbury wo er Erzbischof Stratford Gehorsam gelobte Bereits am nachsten Tag ubertrug ihm der Konig die Temporalien der Diozese Am 27 November erfolgte seine feierliche Inthronisation in der Kathedrale von Ely Tatigkeit als Bischof BearbeitenTatigkeit als Geistlicher Bearbeiten Nach seinem erhaltenen Urkundenregister war Lisle als Bischof ein fleissiger Geistlicher Mit Ausnahme von 1349 wo er im Ausland tatig war fuhrte er alle Priesterweihen und zahlreiche andere Amtshandlungen in seiner Diozese selbst aus 1346 unternahm er eine Visitation des Kathedralpriorats und bis 1347 unternahm er Visitationen in sieben weiteren Klostern Es gibt zwar keine Belege dass Lisle in den Pfarreien seiner Diozese Visitationen durchfuhrte aber bis 1352 weihte Lisle dreizehn Pfarrkirchen sowie die Hochaltare von sechs weiteren Kirchen 1349 erhielt Lisle die papstliche Erlaubnis die Einkunfte der Pfarrkirche von Leverington die sich auf etwa 85 jahrlich beliefen fur den bischoflichen Haushalt zu verwenden Dies geschah weil der Bischof seinen Landbesitz als Kronlehen hielt womit die Gefahr bestand dass sie beschlagnahmt werden konnten Die Verwaltung der Besitzungen wurde durch den Umstand weiter erschwert dass Papst Clemens VI zwar Kardinal Gaillard de la Mothe zum Archidiakon von Ely ernannt hatte es aber noch zwei weitere Bewerber um das Amt gab Von diesen hatte einer das Amt quasi inne doch er wurde offentlich des Ehebruchs und der Unzucht beschuldigt Der Name dieses Geistlichen wurde zwar nicht genannt doch dazu wurde ihm vorgeworfen dass er sein Amt nicht entsprechend dem kanonischen Recht ausubte Dies fuhrte zum Konflikt mit dem Konig der die Einkunfte des Archidiakonats beschlagnahmt hatte und sich eine Einmischung des Bischofs in die Angelegenheit verbat Lisle ging gegen das Vorgehen des Konigs an doch uber den weiteren Verlauf des Konflikts ist nichts uberliefert nbsp Das von Lisle geforderte Peterhouse in CambridgeReaktion auf den Schwarzen Tod und Forderung der Universitat Cambridge Bearbeiten Durch den Schwarzen Tod starben in der Diozese Ely zwischen Anfang April 1349 und Ende Januar 1350 mindestens 81 Inhaber von geistlichen Amtern wahrend von 1345 bis Ende 1348 gerade vierzehn Geistliche gestorben waren Vor Marz 1349 war Lisle selbst in Avignon doch vor seiner Abreise hatte er am 1 Oktober 1348 gleich funf Generalvikare ernannt Die Sterblichkeit durch die Pest war jedoch so gross dass Lisle am 9 April 1349 von Avignon drei weitere Generalvikare ernannte Dazu setzte er die Regel aus nach der bei bestimmten geistlichen Handlungen zwei Geistliche anwesend sein mussten Bis Ende 1350 war Lisle nach Ely zuruckgekehrt Am 1 Januar 1352 bestatigte er auf dem bischoflichen Gut in Hatfield die Neugrundung der Hall of the Annunciation durch Bischof William Bateman von Norwich aus der das Gonville and Caius College in Cambridge hervorging Am 3 Februar 1353 genehmigte Lisle die Grundung eines weiteren College in Cambridge unter dem Namen Guild of Corpus Christi Bereits wahrend seiner Abwesenheit hatte am 23 November 1349 sein Generalvikar John Hoo die Grundung von Pembroke College in Cambridge bestatigt Angeblich schenkte Lisle 1358 ohne Einwilligung des Kathedralpriorats von Ely die Guter von West Wratting und Swaffham Prior Peterhouse in Cambridge Konflikte Exil und Tod Bearbeiten Nach einem Chronisten galt Lisle als guter Seelsorger und hervorragender Prediger Er konnte allerdings auch ein strenger Richter sein obwohl er in seinen Predigten oft die gottliche Gnade thematisierte Sein Gefolge war umfangreich und die Mahlzeiten in seinem Haushalt galten als grosszugig Sein Verhaltnis zum Prior und den Monchen des Kathedralpriorats war zeitweise belastet nachdem er den Abbau von Kies und Ton auf bischoflichen Gutern fur Reparaturarbeiten an der Kathedrale von Ely untersagt hatte Da in der Diozese mehrfach Gerichtskommissionen tatig waren setzte Lisle seine Interessen anscheinend auch gewaltsam durch Bereits zu Beginn seiner Amtszeit gab es Beschwerden uber ihn doch zunachst hatte Lisle ein gutes Verhaltnis zu Konig Eduard III 1346 hatte er einen vierzehntagigen Ablass fur Gebete fur die sichere Ruckkehr des Konigs von seinem Feldzug nach Frankreich verkundet 1351 ubergab er die Rechte und Einkunfte an den Rektoraten von Whaddon und Caxton an die neuerrichtete konigliche Eigenkirche St George s Chapel in Windsor Castle Im August 1354 besiegelte er mit das Gesuch des Konigs an Papst Innozenz VI in dem der Konig den Papst bat im Krieg mit Frankreich als Vermittler zu dienen Im Sommer 1354 gab es in Colne bei Somersham in Huntingdonshire einen Aufruhr Nach der Beschwerde der Grundherrin Blanche of Lancaster wurden zwei Gerichtskommissionen zur Untersuchung des Vorfalls gebildet Der Bischof wurde nun wegen Ubergriffe auf die Besitzungen von Blanche of Lancaster beschuldigt worauf der Fall vor dem Court of King s Bench verhandelt werden sollte Dieses Verfahren wurde zunachst nicht weiter behandelt doch die zweite Gerichtskommission befand unter anderen den Bischof schuldig und machte ihn fur Schaden in Hohe von 900 verantwortlich Dieses Urteil wurde dann von Richter William de Shareshull in der Verhandlung vor dem Court of King s Bench bestatigt Zunachst war unklar ob Lisle aufgrund seines Status als Geistlicher verurteilt werden konnte doch schliesslich erklarten Shareshull und die anderen Richter dies fur rechtens Damit war Lisle gezwungen die Strafe zu zahlen Lisle behauptete nun dass die Richter zugunsten von Blanche of Lancaster geurteilt hatten da sie eine Verwandte des Konigs war Damit brachte Lisle nun den Konig gegen sich auf Im Sommer 1355 wurde er erneut angeklagt dieses Mal wegen Anstiftung zum Mord an einem Gefolgsmann von Blanche of Lancaster Nach der Tat soll er den Mordern Zuflucht gewahrt haben Angesichts dieser Beschuldigungen wollte Lisle nun ins Ausland fluchten doch der Konig verbot seine Ausreise Stattdessen lud er ihn vor das Parlament wo der Bischof sich im November 1355 verantworten musste Wahrend des Parlaments war der Konig uber das Verhalten von Lisle so erbost dass er selbst uber den Fall entschied Lisle fur schuldig befand und die Beschlagnahmung der Temporalien der Diozese Ely forderte Dieses juristisch zweifelhafte Vorgehen wurde nicht ausgefuhrt da nun ein Coroner Lisle vor dem Court of King s Bench anklagte Daraufhin untersuchte eine Jury den Fall und verurteilte Lisle 1356 wegen Mitschuld an dem Mord an dem Gefolgsmann Aufgrund seines Status als Geistlicher wurde Lisle nun Erzbischof Simon Islip zur Bestrafung ubergeben Der Erzbischof riet Lisle sich dem Konig zu unterwerfen was Lisle aber verweigerte Lisle hatte zuvor vergeblich eine Verhandlung vor den Peers gefordert um seine Unschuld zu beteuern Dies wurde ihm verwehrt wobei unklar ist ob er bereits als verurteilter Geistlicher galt oder ob der Erzbischof den weiteren Verlauf des Verfahrens furchtete und deshalb eine weitere Verhandlung verhinderte Daraufhin fluchtete Lisle im November 1356 an den Papsthof nach Avignon Am 18 November wurden die Temporalien der Diozese beschlagnahmt die dann im Februar 1357 an John Wesenham einem Kaufmann aus Lynn fur 3740 Mark jahrlich verpachtet wurden Dieser Betrag wurde in den Folgejahren auf 3000 Mark reduziert die Wesenham an die Wardrobe die auch das Vermogen des Konigs verwaltete zahlen musste Wesenham behielt die Verwaltung der Temporalien bis zu Lisles Tod 1361 Lisle setzte nun von Avignon aus den erbitterten Streit mit dem Konig fort Der Archidiakon von Richmond Henry Walton sollte sich nun vor der Kurie verantworten Als Walton nicht erschien verteilte ihn ein papstliches Gericht unter Androhung der Exkommunikation zur Zahlung einer Strafe von 10 000 Mark Auf Drangen von Lisle beorderte Papst Clemens VI dann drei der Richter die Lisle verurteilt hatten darunter Shareshull den Coroner und weitere in den Fall verwickelte Beamte nach Avignon Als sie nicht erschienen exkommunizierte der Papst sie und ubertrug den Vollzug an Bischof John Gynwell von Lincoln Erzbischof Islip wurde vom Papst wegen seines Verhaltens in dem Streit scharf gerugt Lisle starb in Avignon moglicherweise an einem erneuten Ausbruch der Pest Er wurde in der Kirche Sainte Praxede der Kirche der Dominikanerinnenniederlassung beigesetzt In seinem Testament vermachte er mehrere Bucher Peterhouse in Cambridge Seine Messgewander und sein Messgeschirr vermachte er dem Kathedralpriorat von Ely nbsp Das Kloster Sainte Praxede in Avignon in dessen Kapelle Lisle nach seinem Tod beigesetzt wurde Fotografie von 2013 Bewertung BearbeitenLisle stand als Bischof wie bereits andere Bischofe vor allem Adam Orleton und John Stratford wegen angeblicher Gewalttatigkeit im Konflikt mit der Regierung Diese waren jedoch aufgrund ihrer geistlichen Immunitat vor der weltlichen Gerichtsbarkeit geschutzt gewesen Der Biograph von Lisle ein ungenannter Monch aus Ely verteidigte ihn um den Ruf der Diozese zu wahren und beschuldigte stattdessen die Anklager Nach der neueren Forschung ist es aber moglich dass Lisle seine Interessen in East Anglia wie andere Adlige zu seiner Zeit auch mit Anwendung von Gewalt verfolgte Lisles Gefolgsleute schreckten dabei vor Brandstiftung Entfuhrung Erpressung und sogar Mord nicht zuruck 1 Zu diesen Gefolgsleuten gehorten mehrere Verwandte von Lisle vor allem sein Bruder John und Lisles Neffen unterstutzt von Dienern von den bischoflichen Gutern Fur Lisles Beteiligung an diesen Verbrechen sprechen vor allem die zahlreichen gewaltsamen Vorfalle in seiner Diozese und seine Weigerung sich von seinen Verwandten die in die Vorfalle verwickelt waren loszusagen Moglicherweise versuchte Lisle auf verbrecherische Weise seinen aufwandigen Lebensstil zu finanzieren was letztlich zu seinem Scheitern fuhrte Literatur BearbeitenJohn Aberth Criminal churchmen in the age of Edward III The case of Bishop Thomas de Lisle Pennsylvania State University Pennsylvania 1996 ISBN 0 271 01543 8 John Aberth The black death in the diocese of Ely The evidence of the bishop s register In Journal of Medieval History 21 1995 S 275 287 C R Cheney The punishment of felonous clerks In English Historical Review 51 1936 S 215 36Weblinks BearbeitenRoy Martin Haines Lisle Thomas c 1298 1361 In Henry Colin Gray Matthew Brian Harrison Hrsg Oxford Dictionary of National Biography from the earliest times to the year 2000 ODNB Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 861411 X oxforddnb com Lizenz erforderlich Stand 2004Einzelnachweise Bearbeiten John Aberth Criminal churchmen in the age of Edward III The case of Bishop Thomas de Lisle Pennsylvania State University Pennsylvania 1996 ISBN 0 271 01543 8 S 203VorgangerAmtNachfolgerSimon MontaguBischof von Ely 1345 1361Simon LanghamNormdaten Person GND 119449757 lobid OGND AKS VIAF 54958347 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lisle ThomasALTERNATIVNAMEN de Lisle ThomasKURZBESCHREIBUNG englischer Ordensgeistlicher Bischof von ElyGEBURTSDATUM um 1298STERBEDATUM 23 Juni 1361STERBEORT Avignon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Lisle amp oldid 239496168