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Thomas Grundmann 7 Oktober 1960 in Kiel ist ein deutscher Philosoph und Professor fur Philosophie an der Universitat zu Koln Im Zentrum seiner Arbeit steht die Erkenntnistheorie die Sprachphilosophie Kant und die Philosophie des Geistes Thomas Grundmann 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Positionen 3 1 Zur sog traditionellen Erkenntnistheorie 4 Literatur 4 1 Monographien 4 2 Herausgaben 4 3 Artikel und Aufsatze 4 4 Berichte Rezensionen und Lexikonartikel 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGrundmann wurde am 7 Oktober 1960 als Sohn des Apothekers Hans Heinrich Grundmann und seiner Frau Hannelotte Grundmann geb Heyne geboren Er besuchte das Gymnasium in Flensburg und erwarb 1980 das Abitur Von 1981 bis 1988 studierte er in Freiburg und Tubingen Philosophie Germanistik Geschichte und Altgriechisch Im Jahr 1988 erlangte er mit einer Arbeit uber Ontologie und Subjektivitat Untersuchungen zur transzendentalen Logik in Kants Kritik der reinen Vernunft bei Klaus Hartmann in Tubingen das Staatsexamen 1992 promovierte er ebenfalls in Tubingen bei Manfred Frank uber Analytische Transzendentalphilosophie Eine Kritik und wurde anschliessend Lehrbeauftragter spater wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophischen Seminar und schliesslich von 1994 bis 2001 wissenschaftlicher Assistent von Manfred Frank an der Universitat Tubingen Von 1996 bis 1997 besucht Grundmann als Feodor Lynen Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung die University of California Berkeley zu einem Forschungsaufenthalt bei Barry Stroud und Donald Davidson Im November 2001 erfolgte die Habilitation mit der Arbeit Die skeptische Methode Eine metaepistemologische Untersuchung und einem Kolloquium zum Thema Wenn der Determinismus wahr ware Uberlegungen zur Willensfreiheit und Ethik 1 Nach Lehrstuhlvertretungen in Essen 2002 Tubingen 2002 03 und Berlin 2003 wurde Grundmann 2003 zunachst C2 Hochschuldozent fur Analytische Philosophie und Geschichte der Philosophie an der Universitat des Saarlandes in Saarbrucken Ab 2004 ubernahm er erst vertretungsweise und dann ordentlich die C3 Professur fur Erkenntnistheorie Wissenschaftstheorie und Logik an der Universitat zu Koln Grundmann ist verheiratet und hat zwei Kinder Werk BearbeitenAusgehend von der intensiven Beschaftigung mit Kant gelangte Grundmann zu seinem heutigen Interessenzentrum der Erkenntnistheorie Schwerpunkte seiner Forschung und Lehre sind ausgehend von der Erkenntnistheorie der Skeptizismus Wissenschaftstheorie Logik die Philosophie des Geistes sowie Sprach und analytische Philosophie Weitere Arbeitsgebiete sind Empirismus und Rationalismus der Neuzeit die Metaphysik der Person Freiheit Tod Theorien der Person Rationalitatstheorien Normativitat und Metaethik Daruber hinaus beschaftigt sich Grundmann seit Beginn seiner Dozententatigkeit mit Fragen der Didaktik der Philosophie Positionen BearbeitenZur sog traditionellen Erkenntnistheorie Bearbeiten Fur das traditionelle Paradigma der Erkenntnistheorie beschreibt Grundmann neun Ansatze methodologischer Apriorismus z B Rudolf Eisler Erkenntnistheoretische Fragen werden ohne Bezug auf empirisches Wissen beantwortet Urteile werden also nicht durch Erfahrung sondern aus einer Begriffsanalyse heraus gerechtfertigt Die Kriterien fur das was als gerechtfertigte Meinung gelten soll und deren Reichweite der Umfang dessen wie weit diese Meinung gelten sollen werden synthetisch gebildet und nicht aus der Begegnung mit der realen Welt abgeleitet Sie gelten daher a priori Diese Theorie der Rechtfertigung soll gemeinhin die Grundlagen des empirischen Wissens im Allgemeinen sichern Sie gilt als Fundament einer so genannten ersten Philosophie Antipsychologismus z B Rudolf Eisler Die klassische Theorie der Rechtfertigung will erkenntnistheoretische Fragen unabhangig von jeder Psychologie beantworten Erkenntnis ware demnach unabhangig von allem was heute uber die kausalen Zusammenhange zwischen mentalen Zustanden Wissen oder uber die kognitiven Fahigkeiten des Menschen bekannt ist epistemologischer Internalismus z B Roderick Chisholm Gemass der These von der Transparenz der Grunde sollen Meinungen rechtfertigende Tatsachen so beschaffen sein dass sie dem Meinungsinhaber durch blosse Reflexion direkt zuganglich sind erkenntnistheoretischer Individualismus z B John Locke Demnach darf die Rechtfertigung jeder Meinung ausschliesslich auf Informationen beruhen die der Meinungsinhaber selbst rechtfertigen kann oder zumindest konnte Eine erkenntnistheoretische Arbeitsteilung wird ausgeschlossen Anti ReduktionismusErkenntnis lasst sich nicht auf Erfahrung reduzieren D h rechtfertigende Tatsachen konnen nicht auf nicht epistemische Tatsachen zuruckgefuhrt werden Klassisch ist hier das Argument des sog naturalistischen Fehlschlusses vom Sein zum Sollen Anti Kontextualismus z B Descartes Roderick Chisholm Demnach soll Erkenntnis unabhangig vom z B sozio okonomischen Umfeld sein Die Rechtfertigung begrundeter Meinungen soll nicht relativ zu den wandelbaren sozialen physikalischen und sonstigen Bedingungen sein denen der Meinungstrager zufallig ausgesetzt ist Inferenzialismus z B Peter Bieri Eine Meinung soll nur dadurch gerechtfertigt werden konnen dass sie in bestimmten logischen Beziehungen zu anderen mentalen Zustanden steht welche selbst propositionalen Gehalt haben mussen Doxastizismus z B Donald Davidson Meinungen sollen nur durch Meinungen gerechtfertigt werden konnen d h nichts ausser Meinungen habe Rechtfertigungskraft Davidson dass nichts als Grund fur eine Meinung in Frage kommt was nicht selbst eine Meinung ist psychosemantischer InternalismusDas Mentale bzw dessen Gehalt soll vollstandig autonom seien These von der Autonomie des Mentalen Meinungen des Individuums entstehen unabhangig von seiner Umwelt Gemeinsam ist diesen Ansatzen nach Grundmann die Idee einer erkenntnistheoretischen Unabhangigkeit epistemische Autonomie Das Individuum der Meinungsinhaber ware demnach als erkennendes Subjekt in seinem Erkennen gegenuber Erkenntnistheoretischen Regeln vollig autonom Dies sei angesichts dessen dass die traditionelle Erkenntnistheorie entscheidend durch Descartes und Kant gepragt wurde nicht verwunderlich da beide apriorisches Wissens also vor jeder Erfahrung stehende Meinungen fur moglich halten Dies darf allerdings so Grundmann inzwischen als fragwurdig geworden gelten Bereits seit einer ganzen Reihe von Jahren werden die Grundpfeiler der traditionellen Erkenntnistheorie durch neuere einflussreiche Stromungen der Philosophie in Frage gestellt Die Vertreter eines radikalen Naturalismus reduzieren das Phanomen der Erkenntnis auf einen objektiven Gegenstand naturwissenschaftlicher Forschung In der Philosophie des Geistes wurde das traditionelle Bild durch die Thesen des Gehalts Externalismus und die Diskussion uber die Moglichkeit eines nicht begrifflichen Wahrnehmungsgehalts nachhaltig erschuttert Der vor allem vom spaten Wittgenstein ausgehende Kontextualismus betont die Interessenrelativitat erkenntnistheoretischer Phanomene und klagt die traditionell vernachlassigte soziale Dimension des Wissens ein 2 Literatur BearbeitenMonographien Bearbeiten Ontologie und Subjektivitat Untersuchungen zur transzendentalen Logik in Kants Kritik der reinen Vernunft unveroffentlichte Staatsarbeit 213 Seiten Tubingen 1988 Analytische Transzendentalphilosophie Eine Kritik Schoningh Paderborn 1994 376 Seiten Der Wahrheit auf der Spur Ein Pladoyer fur den erkenntnistheoretischen Externalismus mentis Paderborn 2003 403 Seiten uberarbeitete Fassung der Habilitationsschrift Analytische Einfuhrung in die Erkenntnistheorie De Gruyter Berlin New York 2008 608 Seiten ISBN 978 3 11 017622 3 und 2017 in 2 Auflage 469 Seiten ISBN 978 3 11 053025 4 Herausgaben Bearbeiten Mitherausgeber von Philosophie der Skepsis Schoningh Paderborn 1996 Herausgeber von Erkenntnistheorie Positionen zwischen Tradition und Gegenwart mentis Paderborn 2001 2 Auflage Paderborn 2003 Mitherausgeber von Anatomie der Subjektivitat Suhrkamp Frankfurt am Main 2005 Mitherausgeber von Die Experimentelle Philosophie in der Diskussion Suhrkamp Frankfurt am Main 2014 Artikel und Aufsatze Bearbeiten Filosofia trascendentale analitica versus filosofia trascendentale conscienzia In Euntes Docete 44 1990 Attribution oder Proposition H N Castanedas Kritik an Chisholms und Lewis Selbstbewusstseinstheorien In Analytische Theorien des Selbstbewusstseins hrsg von M Frank Suhrkamp Frankfurt M 1994 Gibt es ein subjektives Fundament unseres Wissens In Zeitschrift fur philosophische Forschung 1996 S 458 472 Can Science be alikened to a well written fairy tale A contemporary reply to Schlick s objections to Neurath s coherence theory In Vienna Circle Institute Yearbook 4 1996 S 127 133 Bedingungen des Verstehens als Bedingungen der Gegenstande des Verstehens In Analyomen 2 hrsg von G Meggle P Steinacker Berlin New York 1997 Bd 1 S 232 245 Tendenzen der gegenwartigen analytischen Erkenntnistheorie In Zeitschrift fur philosophische Forschung 51 1997 S 627 648 The Two Faces of Skepticism in Aenesidemus Schulze In The Skeptical Tradition around 1800 hrsg von R Popkin J v d Zande Kluwer Dordrecht 1998 S 133 141 Burge s antirealistic argument against epiphenomenalism In Analyomen 3 hrsg von J Nida Rumelin Berlin New York 1999 S 521 528 BonJour s Self Defeating Argument for Coherentism In Erkenntnis 50 1999 S 463 479 amp Frank Hofmann Ist der radikale Empirismus epistemisch selbstwiderspruchlich In Die Zukunft des Wissens hrsg von Jurgen Mittelstrass Universitatsverlag Konstanz 1999 S 684 691 Die traditionelle Erkenntnistheorie und ihre Herausforderer In Erkenntnistheorie hrsg von T Grundmann Mentis Paderborn 2001 S 9 29 Eine psychologische Verteidigung des erkenntnistheoretischen Realismus In Erkenntnistheorie hrsg von T Grundmann Mentis Paderborn 2001 S 188 209 Das erkenntnistheoretische Regressargument In Zeitschrift fur philosophische Forschung 55 2001 S 221 245 Was der erkenntnistheoretische Internalist vergisst In Logos N F 7 2001 2 S 361 385 Warum wir Wissen als einen wichtigen Begriff der Erkenntnistheorie betrachten sollten Eine Antwort auf Ansgar Beckermann In Zeitschrift fur philosophische Forschung 56 2002 S 118 124 Die Struktur des skeptischen Traumarguments In Grazer Philosophische Studien 64 2002 S 57 81 amp Catrin Misselhorn Transcendental Arguments and Realism In Kant and Strawson hrsg von H J Glock Oxford University Press 2003 S 205 218 Wenn der Determinismus wahr ware Uber die Moglichkeit von Willensfreiheit in der naturlichen Welt In Monismus Festschrift fur Andreas Graeser hrsg von Andreas Baechli Klaus Petrus Frankfurt London 2003 S 293 313 Was ist eigentlich ein transzendentales Argument In Warum Kant heute Bedeutung und Relevanz seiner Philosophie in der Gegenwart hrsg von Dietmar Heidemann und Kristina Engelhard Berlin New York 2003 S 44 75 Die Grenzen des erkenntnistheoretischen Kontextualismus In Deutsche Zeitschrift fur Philosophie 51 2003 Perceptual Representations as Basic Reasons In Perception and Reality From Descartes to the Present hrsg von Ralph Schumacher Paderborn 2003 S 286 303 Counterexamples to Epistemic Externalism revisited In The Externalist Challenge hrsg von Richard Schantz Berlin New York 2004 Inferential Contextualism Epistemological Realism and Scepticism A Reply to Michael Williams In Erkenntnis 61 2004 345 352 Widerspricht der erkenntnistheoretische Externalismus unseren Intuitionen In Knowledge and Belief Proceedings of the 26th International Wittgenstein Symposium hrsg von W Loffler P Weingartner Wien 2004 Descartes Cogito Argument Versuch einer sinnkritischen Rekonstruktion in T Grundmann Hg Anatomie der Subjektivitat Frankfurt am Main 2005 S 255 276 Die Grenzen des Verstehens Warum ich weiss dass ich kein Zombie bin Digitaler Ratgeber Mit Wikipedia durch die Corona Kontroversen In Frankfurt Allgemeine Zeitung Online Ausgabe vom 9 Oktober 2020 Berichte Rezensionen und Lexikonartikel Bearbeiten Bericht vom XVI Deutschen Kongress fur Philosophie In Zeitschrift fur philosophische Forschung 48 1994 S 292 299 Rezension von Geert Lueke Lueken Inkommensurabilitat als Problem rationaler Argumentation In Philosophische Rundschau 40 1993 S 325 329 Rezension von Alex Buri Hilary Putnam Frankfurt M 1994 In Philosophische Rundschau 1995 Rezension zu Hilary Putnam Renewing Philosophy HUP Cambridge MA 1992 Words and Life HUP Cambridge 1994 In Philosophische Rundschau 43 1996 S 64 70 Lexikonartikel zu Ding an sich Gehirn im Tank und Reliabilitat In Metzler Philosophie Lexikon hrsg von P Prechtl F P Burkard Metzler Stuttgart 1995 Rezension zu Thomas Bartelborth Begrundungsstrategien Akademie Verlag Berlin 1996 In Zeitschrift fur philosophische Forschung 1998 Rezension zu Robert Stern Hrsg Transcendental Arguments Problems and Prospects Oxford Clarendon 1999 und Robert Stern Transcendental Arguments and Scepticism Answering the Question of Justification Oxford Clarendon 2000 In Zeitschrift fur philosophische Forschung 56 2002 S 155 164 Weblinks BearbeitenGrundmann an der Uni Koln Allgemeinverstandliche Rezension zu Der Wahrheit auf der Spur Online zugangliche Arbeiten von Grundmann Memento vom 20 August 2018 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Wenn der Determinismus wahr ware Uberlegungen zur Willensfreiheit und Ethik Erkenntnistheorie Positionen zwischen Tradition und Gegenwart Paderborn 2001 Normdaten Person GND 136638856 lobid OGND AKS LCCN n94110819 VIAF 80949272 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grundmann ThomasKURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph Hochschullehrer in KolnGEBURTSDATUM 7 Oktober 1960GEBURTSORT Kiel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Grundmann Philosoph amp oldid 236831373