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Die Tholosgraber von Gerokambos griechisch 8olwtoi Tafoi Gerokampoy Tholotoi Tafoi Gerokambou sind die Uberreste zweier minoischer Rundgraber mit Anbauten aus der Zeit von etwa 3300 bis 1900 v Chr nahe der Sudkuste der griechischen Insel Kreta Sie befinden sich in der Gemeinde Gortyna des Regionalbezirks Iraklio etwa 2 1 Kilometer nordwestlich des Ortes Lendas Lentas am Westrand der Siedlung Gerokambos Gerokampos Als Tholos bezeichnet man unter anderem die Rundbauten bronzezeitlicher Kuppelgraber des mediterranen Raumes Grabanlage von Nordwesten Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Geschichte 1 1 Strukturen 1 2 Funde 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksLage und Geschichte BearbeitenDie Tholosgraber von Gerokambos liegen 540 Meter nordlich der Kuste auf einer etwa 90 Meter hohen Freiflache ungefahr 30 Meter nordlich und ostlich neben der Strasse von Dytiko Dytiko nach Tzingounas Tzigkoynas die dort in einer Kurve nach Norden schwenkt Es handelt sich um eine von drei Ausgrabungsstatten von Tholosgrabern rund um die antike Statte von Leben 1 Die beiden anderen sind Papoura Papoyra nordostlich von Dytiko Koordinaten 34 55 59 4 N 24 54 58 6 O 34 933166666667 24 916277777778 und Zervos Zerbos nordostlich von Lendas Koordinaten 34 56 7 8 N 24 56 0 8 O 34 9355 24 933555555556 Die Tholosgraber werden entsprechend durchnummeriert als Lebena I und Lebena Ia Papoura Lebena II und Lebena IIa Gerokambos und Lebena III Zervos Die Grabstatten wurden von der fruhminoischen bis in die mittelminoische Zeit genutzt Zugehorige Siedlungsreste konnte nicht gefunden werden 2 Strukturen Bearbeiten nbsp Tholosgrab Lebena IIDie heute eingezaunte Grabanlage von Gerokambos wurde 1958 1959 und 1960 von Stylianos Alexiou ausgegraben 3 Die Analyse der Fundestucke erfolgte 2004 gemeinsam mit Peter Warren von der Universitat Bristol Bei den Tholosgrabern von Gerokambos handelt es sich um zwei aneinandergrenzende Rundgraber unterschiedlicher Grosse an die vier Raume angebaut waren Das mit einem Innendurchmesser von 5 10 bis 5 15 Meter grossere der beiden Rundgraber 4 Lebena II ist die alteste Struktur Die untere Fundschicht wurde in die fruhminoische Zeit FM I datiert Daruber lagen in einer regelmassigen Reihe Steinblocke die offensichtlich von einem Deckeneinsturz stammten Auf ihnen erfolgten in den fruh und mittelminoischen Phasen FM II bis MM I A weiterhin Bestattungen in dem reparierten Grab nbsp Grabeingang von Lebena IINach Alexiou weisen der runde Grundriss des Grabes Lebena II die Wandstarke von 1 9 Meter die Innenneigung der bis auf eine Hohe von 1 6 Meter noch vorhandenen Aussenwand 5 die Tatsache dass im Inneren auf grossen Scheiterhaufen die Reste alterer Bestattungen verbrannt wurden um Platz fur neue Bestattungen zu schaffen sowie Beobachtungen zur Lage der hinabgesturzten Steinblocke darauf hin dass das Grab nach oben von einem Kraggewolbe aus Trockenmauerwerk gedeckt war 6 Der erhaltene 0 64 Meter hohe und 0 60 Meter breite Trilith Eingang des Grabes der oben etwas schmaler ist als unten liegt an der Ostseite 7 5 nbsp Tholosgrab Lebena IIaAn der Sudostseite von Lebena II schliesst sich das kleinere und jungere wahrscheinlich aus der fruhminoischen Phase FM II A stammende Rundgrab Lebena IIa an Es hat einen Innendurchmesser von 3 30 bis 3 40 Meter und ist an der Sudwestseite durch einen neuzeitlichen Bau teilweise gestort so dass eine Ausgrabung dort nicht moglich war 4 Die Starke der Grabwand betragt 1 00 Meter an ihrer hochsten Stelle ist sie bis auf 1 15 Meter erhalten Der Eingang zum Grab Lebena IIa wurde nicht gefunden Die Ausgraber halten es fur wahrscheinlich dass er sich im Norden neben dem Eingang zum Nachbargrab Lebena II befand Moglich ist auch ein sudwestlicher Eingang an der Stelle wo das Grab durch das neuzeitliche Gebaude uberdeckt ist Wie Lebena II hatte auch Lebena IIa ein Kraggewolbedach In der Mitte des Grabes fand man zwei Steine die wie Herdsteine positioniert waren Dort gab es eine Brandschicht menschlicher Uberreste die von Sand uberdeckt wurde wie der Boden des gesamten Grabes Alle Funde unter der Sandschicht konnten der Phase FM II A und B die daruber den Phasen FM III bis MM I A zugeordnet werden 8 nbsp Raume AN vorn und D hinten Die ostlich an Grab Lebena IIa angrenzenden Raume AN und D entstanden in der Phase FM II etwa gleichzeitig mit dem kleineren Rundgrab von Gerokambos Raum AN misst 1 70 1 45 Meter der sich sudlich anschliessende Raum D 2 60 1 65 Meter In Raum AN gab es zwei Banke eine im Westen die andere in der nordostlichen Ecke Einen grossen flachen Stein interpretierte Alexiou als Opfertisch Er wies auf die Ahnlichkeit des Raumes mit spateren minoischen Schreinen hin Die Funde der untersten Schicht wurden in die Phase FM II B datiert die aus der oberen Ebene stammen wie die aus Grab Lebena IIa aus den Phasen FM III bis MM I A Auch in Raum AN wurde eine Brandschicht festgestellt Wie Raum AN hatte auch der grossere Raum D keinen ebenerdigen Eingang In ihm befanden sich viele menschliche Knochen und Grabbeigaben aber wenig Gefasse Aus diesem Grund konnte der Raum nicht anhand der Keramik datiert werden Sein Alter wird deshalb uber Raum AN geschatzt mit dem er aus architektonischer Sicht verbunden ist Ostlich von Raum D gibt es Spuren eines weiteren Raumes von dessen Wanden kaum etwas erhalten ist Ein gemeinsames Baudatum mit den Raumen AN und D ist wahrscheinlich 9 nbsp Raume M links und A rechts Ostlich von Grab Lebena II nordostlich von Lebena IIa und nordwestlich von Raum AN liegen die kleinen Raume A und M Beides sind spatere Anbauten wobei Raum A direkt dem Trilith Eingang zum Grab Lebena II vorgesetzt wurde Zwischen den auf einer etwas hoher gelegenen Ebene als der Grabboden angelegten Raume A und M bestand eine einen halben Meter breite Verbindung die zum Zeitpunkt der Ausgrabung von einer Steinplatte verschlossen war Wahrend in Raum A menschliche Knochen Tierknochen sowie grifflose Becher aus der mittelminoischen Phase MM I A gefunden wurden enthielt Raum M lediglich henkellose Tassen und einen Krug Alexiou vermutete deshalb dass Raum M nur als Bereich fur Opfergaben an die Toten diente 10 Funde Bearbeiten Im Grab Lebena II dem grosseren und alteren der beiden Tholosgraber waren die Toten bewegt worden um Platz fur neue Bestattungen zu schaffen Daher ist es nicht moglich die ursprungliche Platzierung der Leichen im Grab zu rekonstruieren Zudem wurde es in der Mitte moglicherweise in der Antike geplundert Andere Bereiche waren durch die Steinblocke des Deckeneinsturzes vor Plunderungen geschutzt Von vielen Gefassen mit Deckeln waren letztere entfernt damit die Toten darin enthaltene Gaben wie Oliven Kleintiere Vogel und Schnecken symbolisch trinken und essen konnten Insgesamt fanden sich 959 Topfe und 2253 Teile von Topfen von Hand und nicht auf einer Topferscheibe geformt sowie mit FM I FM II und MM I A Stilen dekoriert Eine grosse Anzahl gefundener Pyxiden enthielt wahrscheinlich aromatische Flussigkeiten wie Parfums nbsp Tonvase im Agios Onouphrios Stil 2800 2500 v Chr Aus der FM I Ebene des Grabes Lebena II stammen Kykladenidole Halsketten aus Tonperlen sowie zylindrischen Perlen aus Steatit zwei Bronzedolche ein grunes Chloritsiegel und Vasen im Agios Onouphrios Stil Aus den Phasen FM II bis MM I A stammen drei Bronzedolche Steinvasen aus grunem Chloritschiefer ein Anhanger ein Ring aus grauem Steatit und 18 Siegel aus verschiedenen Materialien wie Elfenbein Chlorit Serpentin und Steatit Ein agyptischer Skarabaus wurde ebenfalls entdeckt Aus 1138 Perlen konnten 14 Halsketten rekonstruiert werden Daneben fand man 124 Objekte aus Obsidian darunter 115 prismatische Klingen 11 Das kleinere Tholosgrab Lebena IIa enthielt in der unteren Ebene unter der Sandschicht 25 Gefasse darunter eine Pyxis Tassen im Vassiliki Stil sieben Siegel alle auf FM II datiert einige Obsidianstucke und einen Dolch In der Schicht oberhalb des in das Grab eingebrachten Sandes fanden sich 31 Gefasse aus den Phasen FM III bis MM I A zwei Fussamulette funf Siegel davon eines aus Elfenbein 200 Perlen aus Chlorit Serpentin und Steatit die zu sechs Halsketten zusammengesetzt werden konnten und einen agyptischer Skarabaus 8 Dieser konnte der 11 Dynastie des fruhen Mittleren Reiches zugeordnet werden 12 Der Skarabaus stellt einen wichtigen Hinweis fur die Synchronisierung der Phasen der minoischen Kultur mit der altagyptischen Chronologie dar 13 Die angebauten vier Raume waren unterschiedlich befullt Neben den bereits genannten grifflosen Bechern aus Raum A den handlosen Tassen und dem Krug aus Raum M konnten in Raum AN insgesamt 119 Gefasse und Scherben von 524 weiteren Gefassen geborgen werden Sie stammen aus den Phasen FM II B uber FM III bis MM I A Der Raum D enthielt vor allem viele menschliche Knochen Ausserdem wurden in ihm 18 Gefasse Scherben von mindestens 77 weiteren Gefassen 17 Perlen aus verschiedenen Materialien und drei Steinvasen gefunden Versuche die Keramikfunde aus Raum D fur die Datierung des Raumes zu nutzen erwiesen sich nicht als schlussig 9 Literatur BearbeitenStylianos Alexiou Ein fruhminoisches Grab bei Lebena auf Kreta In DAI Hrsg Archaologischer Anzeiger 1958 de Gruyter 1958 ISSN 0003 8105 S 2 10 Stylianos Alexiou New Light on Minoan Dating Early Minoan Tombs at Lebena In ILN Band 237 Nr 6314 William Little London 1960 englisch Stylianos Alexiou Peter Warren The Early Minoan Tombs of Lebena Southern Crete In Studies in Mediterranean Archaeology Band 30 Paul Astrom Savedalen 2004 ISBN 978 91 7081 126 5 englisch Emily Miller Bonney A Reconsideration of Depositional Practices in Early Bronze Age Crete In Aegean Archaeology Nr 8 2005 2006 Art and Archaeology 2009 ISSN 1233 6246 Lebena Gerokampos EM I MM I S 36 37 englisch online Emily Miller Bonney Reassembling Early Bronze Age Tombs on Crete In Emily Miller Bonney Kathryn J Franklin James A Johnson Hrsg Incomplete Archaeologies Assembling Knowledge in the Past and Present Oxbow Books Oxford Philadelphia 2015 ISBN 978 1 78570 115 3 S 9 27 englisch online PDF 629 kB Einzelnachweise Bearbeiten Yannis Hamilakis Tombs for the living INSTAP Academic Press Philadelphia 2005 ISBN 1 931534 17 9 Lebena S 1091 Sp 2 englisch online Ian Swindale Yerokambos Early Minoan I tombs Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 4 Oktober 2020 englisch Stylianos Alexiou Peter Warren The Early Minoan Tombs of Lebena Southern Crete In Studies in Mediterranean Archaeology Band 30 Paul Astrom Savedalen 2004 ISBN 978 91 7081 126 5 Prologue S 9 englisch a b Emily Miller Bonney A Reconsideration of Depositional Practices in Early Bronze Age Crete In Aegean Archaeology Nr 8 2005 2006 Art and Archaeology 2009 ISSN 1233 6246 Lebena Gerokampos EM I MM I S 36 englisch online a b Ian Swindale Yerokambos Tomb II Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 4 Oktober 2020 englisch Stylianos Alexiou Minoische Kultur Sternstunden der Archaologie Musterschmidt Gottingen 1976 ISBN 978 3 7881 1508 1 Jungsteinzeit und Vorpalastzeit S 18 19 griechisch Minwikos politismos Herakleion 1964 Ubersetzt von Werner Liebich John C McEnroe Architecture of Minoan Crete Constructing Identity in the Aegean Bronze Age University of Texas Press Austin 2010 ISBN 978 0 292 77839 9 Identities in Early Prepalatial Architecture S 26 Sp 2 englisch online a b Ian Swindale Yerokambos Tomb IIA Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 4 Oktober 2020 englisch a b Ian Swindale Yerokambos Rooms D and AN Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 4 Oktober 2020 englisch Ian Swindale Yerokambos Rooms A and M Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 4 Oktober 2020 englisch Ian Swindale Yerokambos Finds in Tomb II Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 4 Oktober 2020 englisch Peter M Warren Oi prwimoi minwikoi tafoi ston Lebhna Krhths arxeion politismou gr Februar 2018 abgerufen am 3 Oktober 2020 griechisch Felix Hoflmayer Agyptische Skarabaen auf Kreta und ihre Bedeutung fur die absolute Chronologie der minoischen Altpalastzeit MM IB MM IIB In Manfred Bietak Hrsg Agypten und Levante Egypt and the Levant Nr 17 Osterreichische Akademie der Wissenschaften Wien 2007 ISBN 978 3 7001 4012 2 S 107 113 114 JSTOR 23788164 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tholosgraber von Gerokambos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ian Swindale Yerokambos Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 4 Oktober 2020 englisch Alexandros Roniotis Gewolbtes Grabmal von Gerokambos Cretan Beaches abgerufen am 4 Oktober 2020 34 936777777778 24 901333333333 Koordinaten 34 56 12 4 N 24 54 4 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tholosgraber von Gerokambos amp oldid 221484757