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Der Thailand Kantschil Tragulus williamsoni ist eine wenig erforschte Saugetierart aus der Familie der Hirschferkel Tragulidae Er kommt im Norden Thailands und vermutlich im Suden Chinas vor wo er moglicherweise Flussufer in Tieflandern bevorzugt Bekannt ist er weitgehend nur von einem Individuum zuzuglich einiger Schadel Wie alle Hirschferkel besitzt er eine kleine Statur Sein Fell zeigt sich einheitlich ockerbraun gefarbt Uber die Lebensweise der Tiere liegen keine Informationen vor Wissenschaftlich benannt wurde der Thailand Kantschil im Jahr 1916 Er galt aber lange Zeit als Unterart des Kleinkantschils Erst im Jahr 2004 wurde er provisorisch auf Artebene gehoben Zur Bedrohung des Bestandes ist nichts bekannt Thailand KantschilSystematikUberordnung LaurasiatheriaOrdnung Paarhufer Artiodactyla Unterordnung Wiederkauer Ruminantia Familie Hirschferkel Tragulidae Gattung TragulusArt Thailand KantschilWissenschaftlicher NameTragulus williamsoniKloss 1916 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadel und Gebissmerkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 4 Systematik 5 Gefahrdung und Schutz 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Der Thailand Kantschil ist etwas grosser als das Kleinkantschil Tragulus kanchil Masse liegen nur fur das Holotyp Exemplar vor Dieses besitzt eine Kopf Rumpf Lange von 52 5 cm und eine Schwanzlange von 7 4 cm In der Farbgebung ahnelt es der Unterart Tragulus kanchil affinis Es weist eine einheitlich ockerbraune Ruckenfarbung ohne starkere braune Einsprenkelungen auf Am Nacken zieht sich ein nur schwer erkennbarer dunklerer Streifen entlang Die Haare des Ruckens enden in schwarzen Spitzen Die Unterseite und das Kinn sind weiss Beide Bereiche werden an der Kehle durch ein schrag verlaufendes rotlich braunes Band getrennt Abweichend davon ist beim Annam Kantschil Tragulus versicolor das Kehlband nicht vollstandig ausgebildet und die hellen Abschnitte so miteinander verbunden Die Beine des Thailand Kantschils sind ebenfalls ockerfarben hellen an den vorderen Gliedmassen zur Aussenseite hin etwas auf An den 4 3 cm langen Ohren bedecken feine kurze und dunkelbraune Haare die Aussenseite Die Hinterfusslange betragt 12 5 cm 1 2 Schadel und Gebissmerkmale Bearbeiten Der Schadel des Belegexemplars ist 10 3 cm lang und an den Jochbogen bis zu 4 6 cm breit Das Gebiss setzt sich aus 34 Zahnen zusammen die Zahnformel lautet 0 1 3 3 3 1 3 3 displaystyle frac 0 1 3 3 3 1 3 3 nbsp Die Lange der oberen Zahnreihe betragt 3 5 cm 1 2 Verbreitung BearbeitenDie Art ist bisher weitgehend nur vom Holotyp Exemplar bekannt das aus Meh Lem in der Provinz Phrae im Norden Thailands stammt Weitere Individuen aus dem Kreis Mengla in der chinesischen Provinz Yunnan konnen vermutlich aufgrund der Schadelmasse dem Thailand Kantschil zugewiesen werden 3 Des Weiteren wurden im Jahr 2014 Bilder von Kamerafallen im Waldgebiet von Xishuangbanna in Mengla vorgestellt die Hirschferkel mit einer vergleichbaren Fellfarbung wie beim Thailand Kantschil zeigen 4 Wahrscheinlich umfasst die Verbreitung dadurch ein grosseres Gebiet mit moglichen Vorkommen in Vietnam Laos und Myanmar 3 2 Lebensweise BearbeitenUber die Lebensweise des Thailand Kantschils ist kaum etwas bekannt Anhand von Trittsiegeln aus den Gebieten um Mengman und Longmen im Kreis Mengla von Yunnan bevorzugen die Tiere die unteren Hangbereiche und Flusstaler im Tiefland Die Landschaften sind mit Waldern aus Feigen sowie Vertretern der Gattungen Baccaurea Alpinia und Phrynium bewachsen Es besteht eine Praferenz fur Habitate mit hoheren Baumen und dichten Gebuschen die Versteckmoglichkeiten bieten Ausserdem halt sich der Thailand Kantschil haufig in Wassernahe auf 5 2 Systematik BearbeitenDer Thailand Kantschil ist eine Art aus der Gattung Tragulus innerhalb der Familie der Hirschferkel Tragulidae und der Ordnung der Paarhufer Artiodactyla Die Hirschferkel umfassen insgesamt drei Gattungen und zahlen zu den kleinsten Paarhufern Innerhalb der Gruppe der Stirnwaffentrager Pecora werden sie basal eingeordnet was unter anderem auch durch genetische Daten belegbar ist 6 7 Als besondere Merkmale konnen die fehlenden Stirnwaffen und die Auspragung des Tranengangs als einzelne allerdings langgestreckte Offnung am inneren Rand der Orbita angesehen werden 8 Der Gattung Tragulus schliesst gemeinsam mit dem Vietnam Kantschil insgesamt sechs Arten ein die allesamt in Sudostasien und im sudlichen Ostasien verbreitet sind Zu den bekanntesten gehoren der Grosskantschil Tragulus napu und der Kleinkantschil Tragulus kanchil Alle Arten sind Bewohner dichter Walder 2 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Thailand Kantschils erfolgte durch Cecil Boden Kloss im Jahr 1916 Kloss sah die neue Form als Unterart des Kleinkantschils an und bezeichnete sie dementsprechend mit Tragulus kanchil williamsoni vermerkte aber die ausserordentliche Grosse des Tieres Als Holotyp gilt ein ausgewachsenes Weibchen Dieses stammt nach der Originalbeschreibung aus dem Me Song forest in der nordthailandischen Provinz Phrae 1 In neueren Arbeiten wird zumeist Meh Lem im Landkreis Amphoe Mueang Phrae in besagter Provinz als Terra typica angegeben 9 2 Das Artepitheton ehrt W J F Williamson einen der Finder des Belegexemplars und gleichzeitig Mitherausgeber der Zeitschrift in der die Erstbeschreibung erschien 1 Fur den Rest des 20 Jahrhunderts blieb Kloss Belegexemplar das einzige eindeutig bekannte Individuum des Thailand Kantschil Eine im Jahr 1989 veroffentlichte karyologische Studie an Tieren aus der chinesischen Provinz Yunnan bezog sich zwar auf den Thailand Kantschil stellte die dazu genutzten Individuen aber nicht vor Der darin aufgefuhrte doppelte Chromosomensatz von 2n 32 entspricht dem der anderen Hirschferkel die bisher untersucht wurden 10 In der Regel behielt der Thailand Kantschil somit seinen Unterartenstatus bei Allerdings wurde er mitunter auch als Tragulus javanicus williamsoni gefuhrt Dies geht auf ein in den 1940er Jahren favorisiertes Zweiartenkonzept innerhalb der Gattung Tragulus zuruck bei dem nur zwischen dem Gross und dem Kleinkantschil unterschieden und letzterer aufgrund der Namensprioritat mit Tragulus javanicus bezeichnet wurde 9 Schadelmorphologische Untersuchungen aus dem Jahr 2004 legten aber nahe dass der Thailand Kantschil moglicherweise als eigenstandige Art anzusehen sei Die Autoren der Studie Erik Meijaard und Colin P Groves begrundeten dies mit den grossen Ausmassen des Schadels im Vergleich zum Kleinkantschil und erhoben den Thailand Kantschil provisorisch auf Artebene nicht ohne jedoch darauf hinzuweisen dass diese Einschatzung nur auf einem untersuchten Exemplar beruht In ihrer Aufarbeitung gruppierten sie den Thailand Katschil in eine Tragulus javanicus Gruppe welche neben diesem zusatzlich den Kleinkantschil und den namengebenden Java Kantschil beinhaltet Diese kleinformigen Arten stehen der Tragulus napu Gruppe mit grossen Vertretern wie dem Grosskantschil und dem Balabac Kantschil Tragulus nigricans gegenuber 9 Eine neue Untersuchung aus dem Jahr 2017 an zwei zusatzlichen grossen Schadeln aus dem Kreis Mengla in Yunnan unterstutzt die Ansicht einer eigenen Artstellung des Thailand Kantschils Um dessen taxonomischen Status aber genauer festlegen zu konnen bedarf es weiterer Analysen unter anderem auch an der Typuslokalitat 3 In einzelnen Systematiken wie in der von Groves und Peter Grubb im Jahr 2011 veroffentlichten Revision der Huftiere wie auch im gleichjahrig erschienenen zweiten Band des Standardwerkes Handbook of the Mammals of the World wird der Thailand Kantschil als eigenstandig betrachtet 11 2 Gefahrdung und Schutz BearbeitenDie IUCN listet den Thailand Kantschil in der Kategorie ungenugende Datenlage data deficient Es fehlen vor allem Informationen zur Verbreitung und Lebensweise der Tiere so dass keine Bedrohung fur den Bestand ausgewiesen werden kann Im vermuteten Verbreitungsgebiet herrscht aber teilweise ein hoher Jagddruck auf Wildtiere 12 Literatur BearbeitenErik Meijaard Family Tragulidae Chevrotains In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of World Volume 2 Hooved Mammals Lynx Edicions Barcelona 2011 ISBN 978 84 96553 77 4 S 320 334 S 331 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d C Boden Kloss On a new mouse deer from upper Siam Journal of the Natural History Society of Siam 2 1916 S 88 89 1 a b c d e f g Erik Meijaard Family Tragulidae Chevrotains In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of World Volume 2 Hooved Mammals Lynx Edicions Barcelona 2011 ISBN 978 84 96553 77 4 S 320 334 S 331 a b c Erik Meijaard Marcus A H Chua und J W Duckworth und Is the northern chevrotain Tragulus williamsoni KLOSS 1916 a synonym or one of the least documented mammal species in Asia The Raffles Bulletin of Zoology 65 2017 S 506 514 Zhang Mingxia Cao Lin Quan Ruichang Xiao Zhishu Yang Xiaofei Zhang Wenfu Wang Xuezhi und Deng Xiaobao Camera trap survey of animals in Xishuangbanna Forest Dynamics Plot Yunnan Biodiversity Science 22 6 2014 S 830 832 doi 10 3724 SP J 1003 2014 14064 Cao Ming Zhou Wei Bai Bing Zhang Qin Wang Bin und Chen Min Yong Habitat Use of Williamson s Mouse deer Tragulus williamsoni in Mengla Area Southern Yunnan Zoological Research 31 3 2010 S 303 309 doi 10 3724 SP J 1141 2010 03303 Alexandre Hassanin Frederic Delsuc Anne Ropiquet Catrin Hammer Bettine Jansen van Vuuren Conrad Matthee Manuel Ruiz Garcia Francois Catzeflis Veronika Areskoug Trung Thanh Nguyen und Arnaud Couloux Pattern and timing of diversification of Cetartiodactyla Mammalia Laurasiatheria as revealed by a comprehensive analysis of mitochondrial genomes Comptes Rendus Palevol 335 2012 S 32 50 Juan P Zurano Felipe M Magalhaes Ana E Asato Gabriel Silva Claudio J Bidau Daniel O Mesquita und Gabriel C Costa Cetartiodactyla Updating a time calibrated molecular phylogeny Molecular Phylogenetics and Evolution 133 2019 S 256 262 J J M Leinders und Erik Heintz The configuration of the lacrimal orifices in Pecorans and Tragulids Artiodactyla Mammalia and its significance for the distinction between Bovidae and Cervidae Beaufortia 30 7 1980 S 155 160 a b c Erik Meijaard und Colin P Groves A taxonomic revision of the Tragulus mouse deer Artiodactyla Zoological Journal of the Linnean Society 140 1 2004 S 63 102 doi 10 1111 j 1096 3642 2004 00091 x Shi L und Chen Y The karyotype analysis of Yunnan mouse deer Tragulus javanicus williamsoni Acta Zoologica Sinica 35 1989 S 41 43 Colin P Groves und Peter Grubb Ungulate Taxonomy Johns Hopkins University Press 2011 S 1 317 S 56 59 R Timmins J W Duckworth und E Meijaard Tragulus williamsoni The IUCN Red List of Threatened Species 2015 e T136533A61978926 2 zuletzt abgerufen am 7 Juli 2020Weblinks BearbeitenTragulus williamsoni in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2015 Eingestellt von R Timmins J W Duckworth und E Meijaard 2014 Abgerufen am 7 Juli 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thailand Kantschil amp oldid 216164708