www.wikidata.de-de.nina.az
Das Testament Zar Peters des Grossen ist ein wirkmachtiges gefalschtes Dokument das die Absicht des zaristischen Russlands belegen soll langfristig eine militarische und politische Vormachtstellung in Europa erreichen zu wollen Obwohl es schon beim Erscheinen des Textes Zweifel an seiner Authentizitat gab und 1870 das Dokument zweifelsfrei als Falschung bewiesen werden konnte beriefen sich unter anderem sowohl Napoleon Bonaparte als auch Adolf Hitler wahrend oder im Vorgriff auf ihre Feldzuge gegen Russland bzw gegen die Sowjetunion propagandistisch auf dieses Dokument Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Autorenschaft und propagandistische Nutzung 3 Literatur 4 WeblinksInhalt BearbeitenIn seinem angeblichen Testament schwor Zar Peter der Grosse seine Nachfolger in einem minutios festgelegten Plan darauf ein Russland zur herrschenden Macht uber das Abendland aufzubauen und samtliche anderen europaischen Volker zu unterjochen Laut dem Testament sei es die Vorsehung des russischen Volkes in Zukunft die allgemeine Herrschaft uber Europa auszuuben Dazu solle zwecks Abhartung der eigenen Armee unablassig Kriege gefuhrt standig fahige Offiziere und Wissenschaftler rekrutiert Konflikte in Europa angeheizt Deutschland destabilisiert und durch Heiratspolitik an Russland gebunden Polen geteilt Schweden unterworfen die Seehoheit in Ostsee und Schwarzem Meer gewonnen die Eroberung des Osmanischen Reiches mit Hilfe von Osterreich durchgefuhrt alle orthodoxen Christen Sudosteuropas unter das Dach der russischen Kirche gebracht und der Einflussbereich bis Persien und Indien ausgedehnt werden Frankreich und Osterreich sollen als Verbundete gegen den jeweils anderen gewonnen aber insgeheim durch Intrigen militarisch gegeneinander ausgespielt werden bis auch der geschwachte Sieger unter russische Herrschaft gelangt Preussen und der Rest des Heiligen Romischen Reiches sollten von den russischen Armeen uberrannt werden Autorenschaft und propagandistische Nutzung BearbeitenAls Autor des Dokuments wird laut der historischen Forschung der polnische General Michal Sokolnicki angenommen Nach der polnischen Teilung von 1794 lebte der Offizier in Paris im Exil und wollte die Franzosen dazu bewegen militarisch gegen Russland vorzugehen das insbesondere von der Teilung Polens profitiert hatte Er verfasste das 14 Punkte umfassende Dokument gegen Ende des 18 Jahrhunderts und ubergab es 1797 dem franzosischen Direktorium das dem Text aber skeptisch gegenuberstand Sein Vorhaben ging erst 1812 auf als Napoleon mit einer leicht uberarbeiteten Fassung des Dokuments in einer Propagandaschrift des franzosischen Aussenministeriums seinen geplanten Feldzug gegen Russland rechtfertigte Infolgedessen wurde sogar die Autorenschaft Napoleons selbst an dem Dokument vermutet 1836 behauptete dagegen der populare franzosische Schriftsteller Frederic Gaillardet er habe eine wortliche Kopie des Testaments finden konnen Sie stamme angeblich aus dem Nachlass eines personlichen Vertrauten Konigs Ludwig XV der angeblich auf einer Reise nach Russland die Erlaubnis erhielt unbeaufsichtigt die geheimsten russischen Palastarchive zu durchstobern und dabei das Testament fand Nach der Publikation durch Gaillardet fand das Schriftstuck eine weite Verbreitung und erlangte eine hohere Bekanntheit Infolgedessen wurde das vermeintliche Testament wiederholt politisch gegen Russland instrumentalisiert So wahrend der russisch turkischen Konflikte in den 1820er Jahren oder wahrend des Krimkrieges 1853 bis 1856 als Napoleon III das Dokument als Plakat in Paris anschlagen liess Sowohl Karl Marx als auch Friedrich Engels beriefen sich wahrend des Krieges bei ihrer Korrespondententatigkeit fur die New York Daily Tribune auf Inhalte des Testaments Engels berichtete beispielsweise die englischen Zeitungen wurden einen publizistischen Kreuzzug gegen das Osmanische Reich veranstalten um das englische Publikum und die Welt auf den Augenblick vorzubereiten in dem die wichtigste Verfugung Peters des Grossen die Eroberung des Bosporus zur vollendeten Tatsachen wird Dabei war den meisten Rezipienten vermutlich bewusst dass das Testament nicht authentisch war Dies wurde aber nicht als Grund gesehen den Text nicht dennoch zu instrumentalisieren In dem russophoben deutschen Pamphlet Das Endziel Russlands wurde 1916 der Text mit dem Satz Auch Falschungen konnen Geschichte machen Und zwar vollig zu Recht weil doch die Falschung Russlands Politik besser charakterisiert als manche historische beglaubigte Wahrheit eingefuhrt Am 24 und 25 November 1941 wurde der Text als Dokument des russischen Grossenwahns durch Joseph Goebbels auf den Titelseiten samtlicher deutschen Tageszeitungen massiv medial ausgeschlachtet Funf Monate nach dem Beginn des Deutsch Sowjetischen Krieges geriet der Vormarsch der Wehrmacht ins Stocken Aufgrund dessen wurden die Propagandabemuhungen in der Heimat mit allen Mitteln forciert und Goebbels bestellte bei dem Berliner Historiker Wilhelm Schussler einen antirussischen Vortrag der fur seine hetzerischen Thesen das vermeintliche Testament Peter des Grossen als Beleg anfuhrte und Hitlers Beschluss gegen diese furchtbare Bedrohung zu kampfen in hochsten Tonen lobte Adolf Hitler selbst wischte Einwande gegen die Authentizitat des Textes mit der Bemerkung weg es komme nicht darauf an was irgendwelche Professoren festgestellt haben Entscheidend sei dass die russische Politik nach diesen Prinzipien wie sie in dem Testament niedergelegt sind gehandhabt worden sei Literatur BearbeitenAndreas Molitor Das Russland in Europa herrsche In Zeit Geschichte 3 2017 Gefalscht Die Macht der Luge Propaganda Falschungen Verschworungstheorien vom Mittelalter bis heute S 34 37Weblinks BearbeitenWilhelm Lobscheid Das politische Testament Peters des Grossen mit der deutschen Ubersetzung des Testaments urn nbn de hebis 30 1100697 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Testament Zar Peters des Grossen amp oldid 234693385