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Der Tanuki 狸 Marderhund auch Yabyō 野猫 Wildkatze genannt ist ein fiktives Wesen aus der japanischen Folklore und gehort zur Gruppe der Yōkai Er gilt als Trickster mit ambivalentem Charakter Der Tanuki ist in ganz Japan fur seine Darstellungen mit ubergrossem Scrotum bekannt und er soll sich in magische Teekessel verwandeln konnen Ein Tanuki wie er in Sekiens Gazu Hyakki Yagyō erscheint Ein Tanuki wie er in Hokusais Bunbuku chagama zu erscheint Tanuki mit gigantischem Scrotum der eine Teezeremonie abhalt Zeichner Shorei um 1868 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Hintergrund 2 1 Ursprunge 2 2 Erste Uberlieferungen und Abbildungen 3 Bekannte Legenden 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer Tanuki soll sich in einen zauberkundigen Yōkai verwandeln konnen wenn er ungewohnlich alt alter als 20 Jahre geworden ist Dann lernt er aufrecht zu gehen zu sprechen und Tanuki bi eine Form von Irrlicht zu beschworen Er kleidet sich der Folklore nach gern in vornehme Kimonos und gibt sich adelig oder er kleidet sich in eine schlichte Kutte und Reishut und gibt sich als Bettelmonch aus Er kann ausserdem seine Gestalt nach Belieben andern und Stimmen imitieren und so ahnungslose Menschen narren Tanuki sollen dem Menschen gegenuber eine ambivalente Haltung einnehmen Es heisst dass sie dem Menschen einerseits nur ungern trauen und sich lieber von ihm fernhalten Andererseits erfreuen sie sich gleichwohl an den Streichen die sie den Menschen spielen Erst in moderneren Erzahlungen und Medien treten auch freundlich gesinnte Tanuki auf 1 Hintergrund BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Die Gestalt des Tanuki geht auf den real existierenden Marderhund Nyctereutes procyonoides zuruck der in Japan weit verbreitet ist Er sieht dem bekannteren nordamerikanischen Waschbaren ahnlich mit dem er aber nicht naher verwandt ist Der Begriff Tanuki bezeichnet allerdings sowohl die reale Tierart als auch den Yōkai was ofters zu Verwirrungen und Verwechselungen fuhrt Aus diesem Grund bezeichnet die landliche Folklore den Yōkai auch als Bake tanuki 化け狸 Kobold Marderhund oder Tanuki bake 狸化け Marderhund Kobold Im japanischen Volksglauben spielt der Marderhund seit Jahrhunderten eine tragende Rolle 1 Erste Uberlieferungen und Abbildungen Bearbeiten Eine bekannte Abbildung eines Tanuki findet sich im Emakimono Gazu Hyakki Yagyō 画図百鬼夜行 Bilderbuch der Nachtparade der 100 Damonen von Toriyama Sekien aus dem Jahr 1776 Sekien stellt seinen Tanuki ungewohnlich naturgetreu dar ohne irgendwelche anthropomorphen Zuge menschliche Bekleidung oder bei irgendeiner fur Tiere untypischen Tatigkeit zum Beispiel Lesen oder Musizieren Der Grund hierfur ist unklar moglicherweise wollte Sekien andeuten wie verschwommen die Ubergange von realem Tier und mythologischem Geschopf sein konnen 2 Eine besondere diesmal eindeutig ubernaturliche Form des Tanuki prasentiert Sekien in seinem Sammelband Gazu Hyakki Tsurezure Bukuro 百器徒然袋 100 Damonen im Handgepack von 1784 den Kinu Tanuki 絹狸 Seidentanuki Sekien schreibt uber ihn dass dieser Tanuki sich gerne in teure Hachijō Seide kleide und man deshalb ein besonderes Auge auf diesen Stoff haben musse Er wurde sonst namlich Beine kriegen und abhandenkommen Der Name Kinu Tanuki ist aussergewohnlich Er ist ein seltenes Palindrom im japanischen Silbenbau 3 Etwa ab der spaten Edo Zeit und beginnenden Meiji Zeit mehren sich Darstellungen von Tanukis mit uberdimensioniertem Scrotum Oft wird falschlicherweise angenommen diese Zurschaustellung symbolisiere gesteigerte Potenz Fruchtbarkeit aber auch Lusternheit In Wahrheit geht das uberdimensionierte Scrotum auf eine historische Begebenheit zuruck In bestimmten Prafekturen bluhte die Metallurgie und Schmiedeindustrie Die Industriestadt Kanazawa in der Prafektur Ishikawa genoss zu dieser Zeit den landesweit grossten Goldhandel Hochwertiges Goldblech wurde zu dunnen Blattern gehammert weil es dergestalt recht wenig wog und leichter formbar war Die Goldblatter wurden wiederum in Tanukihaut gewickelt weil diese hitzebestandig dehnbar und geschmeidig ist Bevorzugt die Bauch und Scrotumhaut wurde verwendet Aus dieser Gepflogenheit erwuchs im landlichen Volk wohl der Aberglaube die Hodensacke von Tanuki mussten voller Gold sein Tatsachlich bedeutet das japanische Wort fur die Hoden von Tanukis kintama 金玉 ubersetzt Goldhoden Uberdimensionierte Scrota stehen also symbolisch fur bescheidenen Wohlstand Grosszugigkeit und Uberfluss Illustratoren und Kunstler sollte dies allerdings nicht davon abhalten speziell den Aberglauben zum Anlass zu nehmen Tanuki mit Riesenscrota bei den unmoglichsten Tatigkeiten und in komisch lacherlichen Situationen zu portratieren 4 Andere bekannte Kunstwerke portratieren Tanuki mit dicken Bauchen die sie tatsachlich als Trommeln benutzen entweder mit ihren Handen oder mit goldenen Schlageln Die genaue Herkunft dieses Aberglaubens ist unbekannt doch wird von trommelnden Tanuki bereits in einem Gedicht des Poeten Fujiwara no Sadagana aus dem Jahr 1202 erzahlt Im Sammelwerk Rōō Chawa 老媼茶話 Teeplaudereien alter Frauen des Autors Kida Tomizō aus dem Jahr 1742 findet sich eine weitere Anekdote Die Geschichte beschreibt einen dankbaren Tanuki der fur eine gutherzige Familie allabendlich Musik spielt nachdem der Sohn der Familie den Tanuki vor dem Ertrinken gerettet hat 5 Die meisten Autoren und Zeichner haben ihren Bildern keinerlei erklarenden Beitexte hinzugefugt moglicherweise ein Hinweis darauf dass der Tanuki als Yōkai zu ihren Zeiten zwar schon langer bekannt war sie aber nicht viel daruber zu erzahlen wussten Oder sie dachten sich dass es aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades des Tanuki keiner Erklarung bedurfe Bekannte Legenden BearbeitenAus dem Jahr 1202 werden die ersten beiden greifbaren Legenden um zauberkundige Tanuki uberliefert Die erste Geschichte erzahlt von einem gelangweilten Tanuki der in einem verlassenen Kloster feststellt dass alle Glocken und Gongs nicht mehr funktionieren Also fangt er an auf seinem Scrotum und seinem Bauch zu musizieren Seine Gerauschkulisse lockt Monche und Schaulustige an die das Kloster schliesslich restaurieren und neu beziehen 5 Die zweite Sage ist deutlich bekannter wurde in der fruhen Edo Zeit wieder aufgegriffen und geringfugig ausgeschmuckt Sie ist unter dem Titel Bunbuku chagama 分福茶釜 Der Teekessel der reich machte bekannt Die Legende erzahlt von einem armen Holzfaller der einem Tanuki das Leben rettete Der Tanuki wollte es dem Mann danken und ersann einen Plan Er legte sich ein Teeblatt auf den Kopf und verwandelte sich in einen wunderschonen Teekessel Der Holzfaller verkaufte den vermeintlichen Kessel fur viel Geld an den leitenden Hohepriester 大祭司 Dai saishi des Morinji dera Tempel zu Tatebayashi nahe Tokio Der ahnungslose Hohepriester wollte es sich freilich nicht nehmen lassen das teure Schmuckstuck gleich auszuprobieren Zuvor aber stopfte er den Kessel in eine enge Holzkiste und versteckte diese aus Sorge vor Neidern und Dieben Am nachsten Abend also fullte er den Teekessel mit Wasser und hangte ihn uber eine Feuerstelle Dann ging er hinaus zum Vorratsraum um sich guten Tee zu besorgen Unterdessen wurde es dem armen Tanuki buchstablich ganz warm ums Herz und als die Hitze unertraglich geworden war nahm er seine Originalgestalt an und befreite sich Dann schalt er den Priester fur die lieblose Behandlung und rannte davon Bunbuku chagama wurde schon fruh in verschiedenen Variationen verbreitet bekannt ist die Version des Autors Katsushika Hokusai aus dem Jahr 1847 Hokusai erweiterte das Ende der Geschichte um die Anekdote dass der Tanuki zum Holzfaller zuruckkehrte und diesen mit seinen Zaubertricks und Verwandlungskunsten steinreich machte 6 Siehe auch BearbeitenKitsune Fuchs Yōkai mit ambivalentem Charakter der Irrlichter beschworen kann und dem Menschen wahlweise Gluck oder Ungluck beschert Kawauso Otter Yōkai der dem Menschen gerne Streiche spielt oder seinen Sake gegen Fisch eintauscht Mujina Dachs Yōkai der seine Verwandlungskunste gern dazu benutzt bei Menschen zu schnorren und zu betteln Literatur BearbeitenU A Casal The Goblin Fox and Badger and Other Witch Animals of Japan In Folklore Studies 18 Nanzan Press Nagoya 1959 ISSN 0385 2342 Hiroko Yoda Matt Alt Japandemonium Illustrated The Yokai Encyclopedias of Toriyama Sekien Dover Publications New York Mineola 2017 ISBN 978 0 486 80035 6 Walther G von Krenner Ken Jeremiah Creatures Real and Imaginary in Chinese and Japanese Art McFarland Jefferson 2016 ISBN 978 1 4766 1958 3 Michael Dylan Foster Pandemonium and Parade Japanese Monsters and the Culture of Yokai California Press Berkeley 2009 ISBN 978 0 520 25362 9 S 58 118 126 Michael Dylan Foster The Book of Yokai Mysterious Creatures of Japanese Folklore California Press Berkeley 2015 ISBN 978 0 520 27101 2 S 186 189 Murakami Kenji 妖怪事典 Mainichi shinbun Tokio 2000 ISBN 978 4 620 31428 0 Shigeru Mizuki 図説 日本妖怪大鑑 Kōdansha bunko Tokio 2007 ISBN 978 4 06 281126 2 Shigeru Mizuki 妖鬼化 Softgarage 2004 ISBN 978 4 86133 027 8 Einzelnachweise Bearbeiten a b U A Casal The Goblin Fox and Badger and Other Witch Animals of Japan Nagoya 1959 S 58 61 79 Hiroko Yoda Matt Alt Japandemonium Illustrated New York Mineola 2017 S 19 Hiroko Yoda Matt Alt Japandemonium Illustrated The Yokai Encyclopedias of Toriyama Sekien New York Mineola 2017 S 249 Walther G von Krenner Ken Jeremiah Creatures Real and Imaginary in Chinese and Japanese Art Jefferson 2016 S 101 a b Walther G von Krenner Ken Jeremiah Creatures Real and Imaginary in Chinese and Japanese Art Jefferson 2016 S 103 104 Fanny Hagin Mayer Ancient Tales in Modern Japan An Anthology of Japanese Folk Tales University Press of Indiana Bloomington 1985 ISBN 978 0 253 30710 1 S 165 167 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tanuki Yōkai amp oldid 235001935