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Ein Tabakskollegium ist eine Gruppe von Menschen vorwiegend Mannern die sich regelmassig zu Tabakgenuss und Geselligkeit zusammenfinden Historisch wird der Begriff meist mit der entsprechenden Institution unter dem preussischen Konig Friedrich Wilhelm I in Verbindung gebracht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gegenwart 3 Literatur 4 Fussnoten 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Tabakskollegium Friedrichs I in Preussen um 1710 nbsp Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I von Preussen 1737Tabakskollegien haben ihren Ursprung wohl in den Niederlanden und gehoren seit dem 17 Jahrhundert zu den hofischen Gewohnheiten auch in den Schlossern von Berlin und Potsdam Konig Friedrich I in Preussen liess Tabakskollegien abhalten in Meinung dass der Gebrauch des Tabaks gegen alle bose Luft gut sei Wahrend seiner Regierungszeit nahmen auch Damen an diesen geselligen Zusammenkunften teil Das Rauchen war eigentlich Pflicht man konnte sich aber mit Geld fur wohltatige Zwecke davon freikaufen Ein Gemalde von Paul Carl Leygebe aus der Zeit um 1710 zeigt ein solches Kollegium in der Roten Kammer oder Drap d Or Kammer einem behaglich eingerichteten Raum des Berliner Stadtschlosses Das strenge Hofzeremoniell ist anscheinend gelockert das Konigspaar sitzt nicht mehr direkt unter dem Thronbaldachin Bedienstete Hofmohren und Kammerturken servieren Getranke der Tabak in den hollandischen Tonpfeifen wird mit Fidibus oder Kerzenlicht entzundet Der Sohn Friedrichs I der Soldatenkonig Friedrich Wilhelm I behielt die Institution des Tabakskollegiums bei anderte aber grundlegend ihren Charakter Nun waren dies reine Mannergesellschaften die in einfach eingerichteten Raumen zusammentrafen aus Ton oder Meerschaumpfeifen rauchten reichlich Bier tranken und uber Tagespolitik Religion und alle erdenklichen anderen Themen diskutierten 1 Auch hier waren die hofischen Verhaltensregeln weitgehend aufgehoben jeder sollte ungehemmt sprechen durfen niemand musste sich erheben wenn der Konig den Raum betrat Die Runde traf sich in den Schlossern von Berlin und Potsdam oft auch im Jagdschloss Konigs Wusterhausen sudlich von Berlin Zum festen Teilnehmerkreis gehorten hochgestellte Militars mit denen der Konig sich am liebsten umgab dazu kamen gelegentlich Reisende oder Diplomaten von denen man sich interessante Informationen erhoffte Regelmassig anwesend waren auch einige Gelehrte so genannte Lustige Rate die vom Hof materiell abhangig waren Sie wurden als Fachleute angehort haufig aber auch zu ubermassigem Alkoholgenuss und zu Streitgesprachen animiert die zum Vergnugen der ubrigen Anwesenden nicht selten in schweren Handgreiflichkeiten endeten Der Historiker Jacob Paul von Gundling war der Bekannteste dieser Hofgelehrten Er wurde vom Konig als Zeitungsreferent beschaftigt verbrachte viele Stunden unter vier Augen mit ihm und beeinflusste sicher auch manche seiner Entscheidungen Gleichzeitig sorgte der Konig dafur dass der eitle und willensschwache Gundling besonders im Tabakskollegium mit grobsten Scherzen traktiert und wieder und wieder gedemutigt wurde eine Demonstration der grundsatzlichen Abneigung Friedrich Wilhelms I gegenuber den Wissenschaften von denen er glaubte dass sie seine Untertanen zu sehr verfeinerten und weichlich machten Auch die Schriftsteller David Fassmann und Salomo Jakob Morgenstern waren Mitglieder des Tabakskollegiums Auch das Tabakskollegium des Soldatenkonigs wurde in einem zeitgenossischen Gemalde dargestellt Es wird dem Maler Georg Lisiewski nach anderer Quelle Dismar Degen zugeschrieben entstand 1737 und bildet den Schauplatz in Konigs Wusterhausen ab Der kaum moblierte nuchterne Raum entsprach dem Wesen und den Lebensgewohnheiten des Konigs Am schweren Eichentisch sitzen auf schlichten Banken ohne Lehne die Mitglieder des Kollegiums Der Konig vorn an der Schmalseite des Tisches wendet dem Betrachter halb den Rucken zu und erwartet offenbar seine Sohne die kleinen Prinzen Heinrich und Ferdinand der Thronfolger Friedrich lebte schon in Rheinsberg An der gegenuberliegenden Schmalseite sind zwei Lustige Rate platziert zwischen ihnen ein Hase in der Bildersprache des Barock ein Symbol fur Angstlichkeit aber auch fur Haselantentum nicht ernst zu nehmende Grosssprecherei Friedrich II Friedrich der Grosse der Sohn und Nachfolger des Soldatenkonigs hatte eine entschiedene Abneigung gegen das Tabakrauchen Er bevorzugte Schnupftabak und beendete die Tradition des Tabakskollegiums am preussischen Hof Gegenwart BearbeitenAuch heutzutage finden sich regelmassig gesellige Runden von Pfeifenrauchern zusammen Sie benutzen zum Teil den historischen Begriff nennen sich aber auch Pfeifenclub Pfeifenraucherclub Pfeifenrunde usw Ausdrucklich so genannte Tabakskollegien gibt es zum Beispiel in Berlin Bochum Bremen das Bremer Tabak Collegium Colditz Freiberg 2 Potsdam und Mainz und im niedersachsischen Lohne Oldb Das Tabacs Collegium zu Lohne geniesst in seinen monatlichen Collegien vorwiegend die Zigarre Diese Gruppierungen treten in sehr unterschiedlichen Formen auf Einige legen entschieden Wert auf Spontaneitat und zwangloses Verhalten ohne Vereinsbindung andere sind in mehreren Ebenen straff organisiert vom lokalen eingetragenen Verein mit Bewerbungsformular und Probezeit Adel verpflichtet Genuss verbindet uber den Verband Deutscher Pfeifenraucher VDP zum Comite International des Pipe Clubs CIPC Die Dachverbande betreuen u a Wettbewerbe im Pfeifelangzeitrauchen wie die Deutsche Meisterschaft 2007 in Koln und den Worldcup 2007 in Sankt Petersburg einen Teamwettbewerb mit 67 Mannschaften aus 21 Nationen mit 297 Teilnehmern insgesamt darunter 35 Frauen der beste Raucher kam aus Italien er heisst Stefano Caberlotto seine Rauchzeit betrug 2 54 24 Stunden Literatur BearbeitenKurt Zeissler Die Langen Kerls Geschichte des Leib und Garderegiments Friedrich Wilhelms I Ullstein Frankfurt am Main u a 1993 ISBN 3 548 34968 4 Fussnoten Bearbeiten Tagungsbericht Mehr als nur Soldatenkonig Neue Schlaglichter auf Lebenswelt und Regierungswerk Friedrich Wilhelms I auf der Website des Research Center Sanssouci abgerufen am 17 Mai 2017 https www freiberger tabakskollegium de abgerufen am 24 Juni 2019Weblinks BearbeitenUber Tabakskollegien an barocken furstlichen Hofen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tabakskollegium amp oldid 233769944