www.wikidata.de-de.nina.az
Die Synagoge an der Reichenbachstrasse Munchen ist eine ehemalige Synagoge in Munchen Das Gebaude liegt in der Isarvorstadt nahe dem Gartnerplatz Von 1947 bis zur Eroffnung der neuen Synagoge Ohel Jakob im Jahr 2007 war sie Munchens Hauptsynagoge Aussenansicht der Synagoge 2021 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Bauwerk 2 Geschichte 2 1 Umstande bei der Eroffnung 2 2 Verwustung und Neuanfang 2 3 Zeit als Hauptsynagoge 2 4 Anschlage 2 5 Sanierung 3 Rabbiner 3 1 Vereine Linath Hazedek und Agudas Achim 3 2 Neugegrundete Gemeinde ab 1947 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Bauwerk BearbeitenDas Gebaude ein Werk von Gustav Meyerstein 1889 1975 liegt im Hinterhof der Reichenbachstrasse 27 Mit 27 Metern Lange 14 Metern Breite und 8 Metern Hohe bot der dreischiffige Bau Platz fur 850 Menschen 1 82 Zur Zeit der Erbauung der Synagoge im Jahr 1931 floss der Kaiblmuhlbach an der Ruckseite des sich anschliessenden Hofes vorbei so dass dort das Taschlich Ritual vollzogen werden konnte Das Gebaude steht heute unter Denkmalschutz 2 Geschichte BearbeitenUmstande bei der Eroffnung Bearbeiten Nach Beginn des 20 Jahrhunderts waren viele Juden aus dem Osten Osterreich Ungarn und Russland nach Munchen zugewandert Nach dem Ersten Weltkrieg kamen noch viele Emigranten aus der Sowjetunion hinzu so dass der Anteil der sogenannten Ostjuden in der judischen Gemeinde schliesslich etwa ein Viertel betrug Diese Gruppe von Juden hatte ein eigenes Zusammengehorigkeitsgefuhl und eigene Formen der Frommigkeit und zunachst auch da es sich nicht um deutsche Staatsangehorige handelte kein Wahlrecht fur den Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Bereits ab 1914 betrieben die ostjudischen Vereine Linath Hazedek Statte des Rechts und Agudas Achim Bund der Bruder einen Betsaal an der Reichenbachstrasse 3 Beide Vereine kauften 1921 gemeinsam das Gebaude an der Reichenbachstrasse 27 von der Schwabinger Brauerei AG und nutzten das Ruckgebaude fortan als Betsaal 1 82 Zu Beginn der 1930er Jahre lebten 2300 Juden aus dem Osten in Munchen so dass ein Synagogenneubau notig wurde an dem sich die Kultusgemeinde beteiligte Zur Eroffnung am 5 September 1931 sprachen die Rabbiner aller drei grossen judischen Gruppierungen in Munchen Samuel Wiesner der Rabbiner der neuen ostjudischen Synagoge Ernst Ehrentreu von der alten Synagoge Ohel Jakob und der Gemeinderabbiner Leo Baerwald von der damaligen Hauptsynagoge In Munchen gab es mit der neu eroffneten Synagoge nunmehr drei grosse Synagogenbauten In der grossten Munchner Tageszeitung den Munchner Neuesten Nachrichten wurde allerdings nicht uber die Eroffnung berichtet Die Ostjuden nannten ihre Synagoge damals Reichenbachschul vom jiddischen Wort Schul fur Synagoge 1 83 Verwustung und Neuanfang Bearbeiten Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge an der Reichenbachstrasse in der Nacht vom 9 auf den 10 verwustet die Feuerwehr verhinderte dass sie in Brand gesteckt wurde weil sie ein Ubergreifen des Feuers auf die Nachbargebaude befurchtete Da die beiden anderen Synagogen auch zerstort wurden musste die judische Gemeinde in einer ehemaligen Tabakfabrik in der Lindwurmstrasse Zuflucht suchen Ein Betsaal im ehemaligen Maschinenhaus bestand dort bis zum Juni 1942 4 Die Synagoge an der Reichenbachstrasse wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben ruiniert Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Israelitische Kultusgemeinde 1945 wiederbegrundet Im Jahr 1946 lebten wieder 2800 Juden in Munchen Die Synagoge in der Reichenbachstrasse wurde wiederhergerichtet und am 20 Mai 1947 in Anwesenheit von Militargouverneur Lucius D Clay 1 86 und anderen Vertretern der amerikanischen Militarregierung sowie der bayerischen Staatsregierung der Stadtverwaltung und der christlichen Konfessionen feierlich wiedereroffnet Unter den Mitgliedern der neuen judischen Gemeinde waren viele Displaced Persons die Gebetsordnung des neuen Gebetbuchs entsprach dem ostjudischen Ritus dem gleichen der nach Errichtung der Synagoge in den 1930er Jahren dort gepflegt wurde 5 Zeit als Hauptsynagoge Bearbeiten Die Synagoge an der Reichenbachstrasse war nach dem Zweiten Weltkrieg die Hauptsynagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Munchen und Oberbayern Nach der Auflosung der Sowjetunion immigrierten wieder viele Juden aus Osteuropa Die Synagoge bot den 10 000 Juden in Munchen Stand 2005 nicht mehr genug Platz 1 87Seit der Eroffnung der neuen Munchner Hauptsynagoge Ohel Jakob am St Jakobs Platz im Jahr 2007 1 76 wird die Synagoge an der Reichenbachstrasse nicht mehr als solche genutzt Nach dem Umzug der Israelitischen Kultusgemeinde wollte die liberale Gemeinde Beth Shalom die Synagoge kaufen Dazu kam es aber nicht 1 87 Anschlage Bearbeiten Hauptartikel Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in Munchen Auf das im Vorderhaus der Reichenbachstrasse 27 befindliche Altenheim der Kultusgemeinde wurde am 13 Februar 1970 ein bis heute nicht aufgeklarter Brandanschlag verubt dem sieben Bewohner zum Opfer fielen Im Februar 2020 wurde aus Anlass des 50ten Jahrestages des Anschlags auf dem benachbarten Gartnerplatz ein Container mit Fotografien und Informationen zum Anschlag sowie einer Liste der Ermordeten aufgestellt Im Juni 1970 kam es zu einem weiteren antisemitischen Anschlag als Unbekannte in die Synagoge eindrangen und die Thorarolle sowie weitere Kultgegenstande schandeten 6 Sanierung Bearbeiten Seit 2013 7 engagiert sich der von Rachel Salamander und Ron C Jakubowicz gegrundete Verein Synagoge Reichenbachstrasse e V fur die Wiederherstellung der Synagoge in ihren ursprunglichen Zustand vom Jahr 1931 Sie befindet sich heute Stand 2021 im Umbau 8 Im Herbst 2021 fand in der Synagoge eine temporare Installation des Vereins in Zusammenarbeit mit dem Staatsministerium fur Unterricht und Kultus und dem Judischen Museum Munchen statt Diese Ausstellung diente dazu das Sanierungsvorhaben einer breiteren Offentlichkeit bekannt zu machen 9 Rabbiner BearbeitenVereine Linath Hazedek und Agudas Achim Bearbeiten Samuel WiesnerNeugegrundete Gemeinde ab 1947 Bearbeiten Aaron Ohrenstein Hans Isaak Grunewald Pinchas Paul Biberfeld Jitzchak Ehrenberg Steven LangnasLiteratur BearbeitenWolfram Selig Hrsg Synagogen und judische Friedhofe in Munchen Aries Munchen 1988 ISBN 3 920041 34 8 Weblinks BearbeitenIsraelitische Kultusgemeinde Munchen und Oberbayern Geschichte judischen Lebens in Munchen allemannia judaica Munchen Bayern Judische Geschichte Synagogen Zur Geschichte der Synagoge Website des Vereins Synagoge Reichenbachstrasse e V https www synagoge reichenbach deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Martin Arz Die Isarvorstadt Gartnerplatz Glockenbach und Schlachthofviertel Hirschkafer Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 940839 00 8 Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege BayernAtlas Abgerufen am 10 Oktober 2022 Elisabeth Angermair Eine selbstbewusste Minderheit 1892 1918 in Richard Bauer und Michael Brenner Hrsg Judisches Leben Vom Mittelalter bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54979 9 S 110 136 Andreas Heusler Verfolgung und Vernichtung 1933 1945 in Richard Bauer und Michael Brenner Hrsg Judisches Leben Vom Mittelalter bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54979 9 S 161 184 Shalom Ben Chorin Der dritte Tempel in Hans Lamm Vergangene Tage Judische Kultur in Munchen Oldenbourg Munchen 1982 ISBN 3 7844 1867 8 S 443 445 Michael Brenner Aufbruch in die Zukunft 1970 2006 In Richard Bauer ders Hrsg Judisches Munchen Vom Mittelalter bis zur Gegenwart Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54979 9 S 209 226 hier S 209 Das historische Baudenkmal wird saniert Baustellenbesichtigung in der Synagoge Reichenbachstrasse In Judisches Museum Munchen Abgerufen am 12 Oktober 2021 Nils Minkmar Judisches Leben Gibt es Rettung fur die alte Munchner Synagoge In Suddeutsche Zeitung 10 Oktober 2021 abgerufen am 12 Oktober 2021 Synagoge Reichenbachstrasse Abgerufen am 12 Januar 2022 englisch 48 130625 11 576597222222 Koordinaten 48 7 50 3 N 11 34 35 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge an der Reichenbachstrasse Munchen amp oldid 226925212