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Eine Judische Gemeinde existierte in Husten spatestens seit Beginn des 19 Jahrhunderts Judisches Leben im Ort gab es bereits in der Fruhen Neuzeit Seit 1855 war die Gemeinde Teil des Synagogenbezirks Arnsberg als Untergemeinde Die Gemeinde verfugte uber einen Friedhof eine Synagoge und zeitweise uber eine judische Schule Die Gemeinde wurde durch den Holocaust vernichtet Bauplan der Synagoge Husten 1903Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bis zum Ende des Kaiserreichs 1 2 Von der Weimarer Republik bis zum Holocaust 2 Synagoge 3 Schule 4 Gedenken 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenBis zum Ende des Kaiserreichs Bearbeiten Bereits im 17 Jahrhundert wurden judische Einwohner erwahnt Im Jahr 1717 lebten im Ort funf Familien Einige Jahre spater waren es nur noch zwei im Jahr 1774 waren es vier Dieselbe Zahl ist auch fur 1801 uberliefert Mit Angehorigen und Gesinde lebten 37 Juden im Ort Dies entsprach 10 der Einwohner Die Familien lebten alle von Handelsgeschaften Der Wunsch nach einer eigenen Synagoge scheiterte am Einspruch der politischen Gemeinde 1 Auch wenn es im Gegensatz zu Arnsberg kein Judenverbot gab waren die Behorden auch noch zu Beginn des 19 Jahrhunderts bemuht judische Ansiedlungen zu behindern Der angebliche Schleichhandel der Juden behauptete die Kommune sei fur die zahlreichen christlichen Bettler verantwortlich 1 Im benachbarten Hachen Da in Arnsberg das Ansiedlungsverbot nach dem Ubergang des Herzogtums Westfalen an Hessen Darmstadt nicht mehr beachtet wurde siedelte Juden aus Husten in die Nachbarstadt uber Die Arnsberger Juden aber auch die aus Hachen und Bruchhausen besuchten zunachst die Synagoge in Husten und bestatteten ihre Toten auf dem Friedhof In Arnsberg bildete sich in den 1830er Jahren eine eigene judische Gemeinde Bis 1847 wurde der Hustener Friedhof benutzt Die Hustener Gemeinde gehorte seit 1855 zum Synagogenbezirk Arnsberg als Untergemeinde nbsp Judischer Friedhof HustenIm Jahr 1819 lebten 24 Juden in Husten Ein Jude grundete 1829 das erste Modegeschaft am Ort Im Jahr 1837 waren es 37 1858 29 Juden Im Jahr 1895 waren von etwa 3900 Einwohnern 48 Juden Von fast 7500 Einwohnern 1925 waren 43 Juden Um 1900 gab es einige Kaufleute einen Viehhandler einen Reisenden eine Verkauferin einen Rentner und einen Arbeiter bei der Hustener Gewerkschaft In der Chronik der judischen Schule heisst es im Jahr 1904 dass die Gemeinde vierzehn Familien umfasste Davon entfielen neun auf Husten in Hachen lebten vier und in Bruchhausen eine Familie Insgesamt gehorten der Gemeinde 80 Personen an Davon waren 55 aus Husten Im Jahr 1931 betrieb die Familie Jordan ein Kaufhaus und die Familie Apt ein Hutgeschaft Josef Gruneberg gehorte zu den Mitbegrundern der ortlichen Spar und Darlehnskasse Julius Gruneberg war Kompaniechef der Schutzenbruderschaft Von der Weimarer Republik bis zum Holocaust Bearbeiten Bereits zu Beginn der Weimarer Republik erlebte der Ort eine antisemitische Agitation durch den Kaplan Lorenz Pieper der auch Grunder des Jungdeutschen Ordens im Ort war Dagegen wandte sich der Amtmann Rudolf Gunst Pieper verliess 1923 Husten Er fuhr nach Munchen zu Adolf Hitler um einige Monate spater in Menden wieder als Vikar tatig zu sein Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft nahmen auch in Husten die Repressionen zu Die Familie Jordan wanderte 1936 nach Sudamerika und die Familie Gruneberg in die Niederlande aus Wahrend der Novemberpogrome 1938 kam es zu Ubergriffen auf judische Geschafte Josef Gruneberg wurde so schwer verletzt dass er wenige Wochen starb Funf Juden wurden verhaftet Fast alle judischen Geschafte wurden bis Ende 1938 arisiert Der letzte judische Schuler wurde der Schule verwiesen Am Ende dieses Jahres erschien in der NS Zeitung Rote Erde ein Hetzartikel gegen die Hustener Juden Juden wurden nunmehr zu Zwangsarbeit herangezogen Einige Kinder konnten 1939 noch nach England in Sicherheit gebracht Eine weitere Familie wanderte nach Sudamerika aus Nach der Bildung der Stadt Neheim Husten 1941 wurden die restlichen judischen Einwohner in Judenbaracken in Neheim untergebracht Die meisten wurden am 1 Marz mit einem Transport nach Auschwitz gebracht und meist ermordet Nur wenige Juden kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg zuruck nbsp Gedenktafel Ermordete Juden aus ArnsbergSynagoge BearbeitenEine Synagoge wurde 1861 erwahnt Es handelte sich um einen Anbau am Haus der Familie Jordan in der Marktstrasse Der Bau wurde 1903 abgerissen In der Nahe wurde ein neues Gebaude errichtet Er lag von der Strasse recht weit entfernt im Garten der Familie Jordan Im Bauantrag hiess es Dieselbe ist ganz einfach gehalten jedoch fur die kleine Gemeinde genugend grosse bemessen Die Wande sind aus Ziegelsteinen in Kalkmortel gedacht und enthalten genugend grosse Fenster Die Decke ist eine Holzbalkendecke mit Rigibsunterputz und Zwischendecken Der Betraum hatte eine Grundflache von etwa 30 m An der Kopfseite befand sich zwischen zwei Rundbogenfenstern auf einem Podest der Thoraschrein Es gab ein angebautes Treppenhaus zur Frauenempore Einen Rabbi gab es wohl weder in Husten noch in Neheim Eine Gedenktafel erinnerte spater an die judischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges Die Familie Jordan verkauften 1936 Haus Synagoge und Garten an einen nichtjudischen Besitzer Dennoch wurde das Gebaude wahrend der Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten beschadigt Zeitweise wurde das Gebaude vom ortlichen Deutschen Roten Kreuz bis 1941 genutzt Der Bau wurde in den folgenden Jahrzehnten durch An und Umbauten stark verandert so dass nichts mehr von seinem ursprunglichen Zweck erkennbar ist Schule BearbeitenBereits 1801 wurde ein judischer Schulmeister erwahnt In der Mitte des Jahrhunderts existierte eine judische Schule die aber wegen zu weniger Schuler aufgelost wurde In den folgenden etwa vierzig Jahren gab es keine eigene Schule Die judischen Kinder besuchten die katholische oder evangelische Schule Judischer Religionsunterricht wurde von Lehrern aus dem benachbarten Neheim gegeben Weil die Zahl der Kinder gestiegen war wurde 1902 eine judische Schule in angemieteten Raumlichkeiten eingerichtet Die Judenschule lag in der Freiheitsstrasse Es gab ein Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung Sie wurden uberwiegend selbst finanziert Hinzu kam ein Beitrag der politischen Gemeinde Husten pro Schuler Schuler kamen auch aus Bruchhausen Hachen Sundern und Allendorf Die Lehrerstelle war mit dem Kantorat in der Synagoge verbunden Zeitweise gab es sogar eine Lehrerin Einer der Lehrer grundete 1919 den Judischen Jugendbund Sauerland Im Jahr 1925 wurde die Schule nach dem Wegzug des bisherigen Lehrers geschlossen Im Jahr 1934 35 besuchten die Kinder aus Husten und Bruchhausen den Religionsunterricht in Neheim Gedenken BearbeitenAn die judischen Opfer der Gemeinde erinnern seit 2010 einige Stolpersteine und seit 2011 existiert auch eine Gedenktafel mit dem Namen der judischen Ermordeten auf dem Judischen Friedhof Literatur BearbeitenWerner Saure Geschichte und Schicksale judischer Mitburger aus Neheim und Husten Hrg Heimatbund Neheim Husten e V Arnsberg 1988 Werner Saure Leben und Sterben israelitischer Burger in Neheim und Husten in drei Jahrhunderten An Mohne Rohr und Ruhr Heft 59 2015 Michael Gosmann Ortsartikel Arnsberg Husten in Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg hg von Frank Gottmann Munster 2016 S 140 147 Online Fassung der Historischen Kommission fur Westfalen Einzelnachweise Bearbeiten a b Wilfried Reininghaus Die Juden im Herzogtum Westfalen im 18 Jahrhundert In Frank Gottmann Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im Regierungsbezirk Arnsberg Ardey Verlag Munster 2016 S 62 Weblinks BearbeitenJudentum in Neheim Husten auf judische gemeinden de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Husten amp oldid 228140332