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Die ehemalige Synagoge von Norderney existierte von 1878 bis 1933 Auf der Insel gab es keine eigenstandige Gemeinde Die auf der Insel lebenden Juden waren Teil der Norder Gemeinde auf dem Festland Judische Badegaste finanzierten den Synagogenbau auf der Insel der anschliessend von einem Verein getragen wurde Nach 1933 fand kein Gottesdienst mehr in dem Gebaude statt Am 11 Juli 1938 verkaufte Landrabbiner Blum das Gebaude an einen Norderneyer Eisenwarenhandler fur 3500 Reichsmark unter der Bedingung alle Hinweise auf die Synagoge zu entfernen Die Synagoge entging so den Aktionen in Zusammenhang mit den Novemberpogromen SA Manner sollen versucht haben den Davidstern aus dem Giebel zu entfernen was aber nicht gelang Am 10 November 1938 trieb die SA die Juden der Insel zusammen und fuhrte sie an einen umzaunten Ort vor dem heutigen Haus der Insel Dort mussten sie den ganzen Tag stehend verbringen Abends konnten sie nach Hause gehen Im Unterschied zu den anderen Juden Ostfrieslands wurden sie nicht deportiert da der ortsansassigen SA die Weisung dazu fehlte Dennoch verliessen die meisten Juden in den folgenden Monaten die Insel Die letzten verbliebenen Juden waren zwei Frauen die mit Nicht Juden verheiratet waren Auch sie verliessen Norderney spatestens im April 1941 Heute befindet sich in dem vollig umgebauten Gebaude in der Schmiedestrasse ein Restaurant Eine Gedenkplatte erinnert seit 1996 an die einstige Nutzung des Hauses Die Norderneyer Synagoge um 1880 Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung 2 Geschichte 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseBaubeschreibung Bearbeiten nbsp Die Norderneyer Synagoge 1904Architektonisch entsprach die Norderneyer Synagoge dem Aufbau einer traditionellen Synagoge Aussen war sie ein schlichter Bau aus Backstein In ihrem Innenraum den man uber einen Vorraum betrat gab es im unteren Bereich 88 Sitzplatze fur Manner Die Frauenempore war balkonartig daruber angebracht Zu den Ausstattungsgegenstanden gehorten laut einem Artikel in der Zeitschrift Der Israelit vom 7 August 1930 alle heiligen Utensilien die zu einem Gotteshause gehoren Viele Mantelchen und Decken tragen in Goldlettern auf rotem Samt bekannte Frankfurter Namen 1 Geschichte BearbeitenNorderney wurde 1797 das erste deutsche Nordseeheilbad Schon fruh galt es als judenfreundlich Seit 1820 sind auf der Insel auch judische Badegaste nachzuweisen 2 In ihrem Gefolge liessen sich Juden auf der Insel nieder um auf deren spezielle Bedurfnisse wie koschere Nahrung einzugehen So kaufte etwa der Schlachter Abraham von der Wall 1845 ein Haus auf der Insel und liess sich dort nieder Sein Haus stellte er ab Ende der 1850er Jahre auch fur Gottesdienste zur Verfugung Diesen Raum bewarb Abraham van der Wall in einer am 6 Juni 1859 in der Allgemeinen Zeitung des Judentums erschienenen Anzeige Auch ist ein passendes Betlokal versehen mit einer Tora hergerichtet Die Zahl der judischen Gaste auf der Insel stieg in der Folgezeit stark an In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg betrug der Anteil der judischen Kurgaste darunter auch Gaste aus Russland und anderen osteuropaischen Landern mindestens ein Drittel der Erholungssuchenden auf Norderney 1 Das brachte dem Seebad neben Westerland Sylt und Heringsdorf Usedom den Ruf eines Judenbades ein Auf Norderney entstand allerdings keine eigenstandige Synagogengemeinde Die hier lebenden Juden waren Mitglieder der Synagogengemeinde in Norden auf deren Friedhof auch die Norderneyer Juden ihre verstorbenen Gemeindemitglieder bestatteten Noch 1932 nennt der Fuhrer durch die judische Gemeindeverwaltung Norderney zwar in der Liste der judischen Gemeinden separat betont jedoch keine selbstandige Gemeinde In steuerlicher Beziehung gehort Norderney zur Synagogengemeinde Norden 1 Ab 1877 gab es unter den judischen Kurgasten Bestrebungen fur die auf der Insel lebenden Juden und die zu Besuch weilenden Gaste eine Synagoge zu errichten Landrabbiner Buchholz begrundete das Vorhaben am 24 Dezember 1877 in einem Brief an die Landdrostei in Aurich Seit langer Zeit besteht auf der Insel Norderney eine Privatsynagoge im Hause des daselbst wohnenden v d Wall zur Abhaltung des Gottesdienstes fur die Badegaste judischen Glaubens Dieses Betlokal hat jedoch mancherlei Uebelstande besonders ist es wegen seines beschrankten Raumes der Gesundheit der zum Gebete sich Versammelnden schadlich weshalb es schon langst der Wunsch namentlich der alljahrlich das Bad besuchenden Gaste judischen Glaubens war dass ein wurdiges Gotteshaus auf Norderney hergestellt werde 3 Das wurde von der zustandigen Finanzdirektion in Hannover jedoch abgelehnt indem diese sich weigerte ein Grundstuck unentgeltlich zur Verfugung zu stellen 3 Um dennoch eine Synagoge auf der Insel errichten zu konnen wurde ein Verein gegrundet Dieser Verein unter dem Namen Komitee zur Beforderung des Synagogenbaues konnte schliesslich ein Grundstuck erwerben 4 In einem Brief des Amtshauptmanns in Norden an die Konigliche Landdrostei in Aurich vom 17 Oktober 1877 heisst es dazu 1877 grundete sich ein Comitee welches die Erbauung eines judischen Tempels auf Norderney befordert und an dessen Spitze ein Kaufmann M Bargebuhr aus Harburg sowie ein Dr phil Rosin in Breslau steht das mittels Kauf in den Besitz eines privaten Grundstucks gelangt sei auf welchem der Bau zur Ausfuhrung gelangen soll 5 Auch danach mussten noch viele weitere burokratische Hurden fur den Bau uberwunden werden die auch dank des Eingreifens zweier Minister des Preussischen Kultusministers Adalbert Falk sowie des Landwirtschaftsministers Karl Rudolf Friedenthal genommen wurde Nachdem das Komitee zur Beforderung des Synagogenbaues zudem erklarte dass mit dem Synagogenbau nicht zugleich eine eigenstandige Synagogengemeinde geplant und der Unterhalt der Synagoge durch den Verein gesichert sei wurde der Bau schliesslich genehmigt 4 1878 wurde die Synagoge dann erbaut gestutzt auf einen Sondererlass des Kaisers Wilhelm I und finanziert durch Spenden wohlhabender judischer Badegaste Der Entwurf des Gebaudes stammte von dem renommierten Hannoveraner Architekten Edwin Oppler Bei der Einweihung der Synagoge waren zahlreiche prominente Gaste zugegen darunter der preussische Justizminister Adolph Leonhardt Die Tragerschaft wurde durch Sondererlass von Kaiser Wilhelm I der Synagogenstiftung ubertragen da die judische Gemeinde in Norden die bereits eine eigene Synagoge hatte die laufenden Kosten und die Finanzierung von Instandhaltungskosten nicht ubernehmen wollte Im Statut dieser Stiftung wurde festgehalten dass die judischen Einwohner der Insel keine Gebuhren fur die Synagoge zahlen mussten Sie zahlten weiterhin Steuern an die Norder Gemeinde und nutzten deren Einrichtungen wie etwa den Friedhof mit Die Anlage eines eigenen Friedhofs auf der Insel wurde ihnen 1887 verwehrt 4 nbsp Heute befindet sich in dem vollig umgebauten Gebaude der ehemaligen Synagoge ein Restaurant Die Gedenkplatte befindet sich rechts neben der Eingangstur nbsp Die GedenkplatteGeoffnet war die neue Synagoge nur in den Sommermonaten im Winter wurde weiterhin das private Bethaus genutzt Ein 1930 im Israelit erschienener Badebrief beschreibt das religiose und soziale Leben rund um die Synagoge Demnach fanden zur Saison taglich Gottesdienste statt Die Voraussetzung dafur das Erreichen der fur einen Gottesdienst notigen Zehnzahl volljahriger judischer Manner Minjan war offensichtlich gegeben Zudem lud die Synagogenstiftung zum taglichen Thorastudium und religiosen Vortragen in das Gebaude Das religiose Leben wurde den Angaben des Badebriefes zufolge aber nahezu ausschliesslich von Badegasten getragen Ausserhalb der Saison fand es quasi nicht statt So seien die hohen judischen Feiertage der Hohepunkt der Saison nach dem die Synagoge fur ein halbes Jahr in den Winterschlaf ubergehe 6 Bis 1933 diente diese Synagoge den judischen Badegasten als Gebetsraum 1 Ab 1933 versuchte die Kur und Badeverwaltung Norderneys sich von diesem nun als Stigma empfundenen Ruf als Judenbad mit einer Reihe von Massnahmen zu befreien So brachte sie noch im selben Jahr beispielsweise eine Briefverschlussmarke mit der Aufschrift Nordseebad Norderney ist judenfrei heraus Zugleich seien von der Kurverwaltung Schreiben an judische Zeitungen gesandt worden in denen es u a hiess dass judische Kurgaste auf Norderney nicht erwunscht sind Sollten Juden trotzdem versuchen im kommenden Sommer in Norderney unterzukommen so haben sie selbst die Verantwortung zu tragen Bei vorkommenden Reibereien musste die Badeverwaltung im Interesse des Bades und der anwesenden deutschen Kurgaste die anwesenden Juden sofort von der Insel verweisen 7 Das fuhrte zu einem volligen Einbruch der judischen Gastezahlen auf der Insel und in der weiteren Folge zu einem Ruin der judischen Geschafts Restaurant und Hotelbesitzer auf Norderney 1 Die Synagoge blieb ab 1933 ungenutzt Der Norderneyer Jude Heinz Hoffmann barg im November 1933 die Thorarollen aus der Synagoge in Norderney und brachte sie nach Emden ehe er mit seiner Familie nach Leipzig verzog 1936 floh er aus Deutschland und emigrierte 1939 von Amsterdam nach Palastina Am 11 Juli 1938 verkaufte Landrabbiner Blum das Gebaude an einen Norderneyer Eisenwarenhandler fur 3500 Reichsmark unter der Bedingung alle Hinweise auf die Synagoge zu entfernen Die Synagoge selbst blieb von den Aktionen in Zusammenhang mit den Novemberpogromen verschont doch sollen SA Manner versucht haben den Davidstern aus dem Giebel zu entfernen was aber nicht gelang Der neue Eigentumer liess das Gebaude nach den Novemberpogromen zu einem Lagerraum umbauen 1 Nach 1945 wurde das Synagogengebaude als Diskothek argentinisches Steakhaus und spater als italienisches Restaurant genutzt Heute befindet sich in dem vollig umgebauten Gebaude ein Restaurant Vom Originalbau ist nur noch die die nordliche Mauer im ursprunglichen Zustand erhalten Eine Gedenkplatte rechts neben der Eingangsture erinnert seit 1996 an die einstige Nutzung des Hauses in der Schmiedestrasse 6 1 Sie wurde auf Anregung der Evangelischen Jugend von Norderney an der Fassade des Gebaudes angebracht 8 und tragt die Inschrift Ehemalige Synagoge 1878 1933 Dieses Gebaude wurde als Bethaus fur judischeBurger und Gaste errichtet Im Juli 1938verkauft entging es der Zerstorung in der Pogromnachtvom 9 November des JahresZur Erinnerung und zum Gedenken Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden auf Norderney Liste der ehemaligen ostfriesischen SynagogenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Alemannia Judaica Norderney Kreis Aurich Ostfriesland Judische Geschichte Synagoge Online auf www alemannia judaica de Abgerufen am 7 Januar 2019 Juden auf Norderney Forderverein Museum Nordseeheilbad Norderney e V archiviert vom Original am 25 Juli 2010 abgerufen am 28 Mai 2009 a b Martin Tielke Judeninsel Norderney In Herbert Reyer und Martin Tielke Hrsg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriesland Abhandlungen und Vortrage zur Geschichte Ostfrieslands Bd 67 Aurich 1988 S 191 213 a b c Daniel Fraenkel Norden Norderney In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 1122 1139 STAA Rep 15 12626 Lisa Andryszak Christiane Bramkamp Hrsg Judisches Leben auf Norderney Prasenz Vielfalt und Ausgrenzung Veroffentlichungen des Centrums fur religionsbezogene Studien Munster 2016 ISBN 978 3 643 12676 4 S 49f Frank Bajohr Unser Hotel ist judenfrei Bader Antisemitismus im 19 und 20 Jahrhundert 2 Aufl Frankfurt a M 2003 S 117 Ingeborg Pauluhn Zur Geschichte der Juden auf Norderney Von der Akzeptanz zur Desintegration mit Dokumenten und historischen Materialien Oldenburg 2003 240 Seiten ISBN 3 89621 176 5 S 4953 707935 7 143965 Koordinaten 53 42 28 6 N 7 8 38 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Norderney amp oldid 208364480