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Die ehemalige Synagoge in Norden Ostfriesland existierte von 1804 bis 1938 Wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstorten ortliche Nationalsozialisten das Gebaude Die dazugehorige judische Gemeinde loste sich danach auf Die letzten Juden verliessen die Stadt im Oktober 1940 Synagogengedenkstatte in Norden Ostfriesland Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung 2 Geschichte 2 1 Novemberpogrome 1938 2 2 Nachkriegszeit und Gedenken 3 Weitere Gebaude im ehemaligen judischen Gemeindezentrum von Norden 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseBaubeschreibung BearbeitenIn ihrem Aussehen war die Synagoge der reformierten Bargeburer Kirche sehr ahnlich Wie diese war sie ein schlichter Bau aus Backstein mit hohen Bogenfenstern Er war mit einem Walmdach versehen Uber dem Eingangsportal befand sich eine Inschrift Betretet seine Tore mit Dank seine Vorhofe mit Lobgesang Ps 100 4 EU In der Mitte wurde das Baujahr angezeigt Daruber befand sich eine Erinnerungstafel mit den Namen der Vorsitzenden der Gemeinde sowie die Worte Lasse Dein Angesicht auf Dein Heiligtum leuchten Daniel 9 17 EU 1 Die Einrichtung der Synagoge folgte dem traditionellen sephardischen Stil An der Ostseite des Gebaudes befand sich der Thoraschrein Im Zentrum des Gebaudes stand der Almemor ein Pult auf das die Tora bei der Lesung gelegt wird Die Banke fur die Manner standen in Langsrichtung an den Seitenwanden Zu den weiteren Ausstattungsgegenstanden gehorten grosse Messing Kronleuchter wie man sie auch in vielen Kirchen der Region findet 2 Geschichte BearbeitenDie judische Gemeinde von Norden war eine der altesten in Ostfriesland Es ist unklar wann sie sich grundete Das fruheste Zeugnis einer judischen Niederlassung in Norden ist ein Brief den die Emder und Norder Juden am 17 September 1577 an die Grafin Agnes von Hoya sendeten Der Schutzbrief fur den Norder Juden Meyer und seine Familie ist der alteste der bis heute erhalten ist Die Gemeinde durfte jedoch viel alter sein Das geht aus einem Schreiben des in Norden ansassigen Hofjuden Meyer Calmans an die Furstin Christine Charlotte hervor Er schrieb am 22 August 1669 dass die Juden in Norden schon vor hundert Jahren ein Stuck Land gepachtet hatten um darauf einen Friedhof anzulegen Dies war der alteste judische Friedhof in Ostfriesland 1 Wann die Gemeinde ihren ersten Gebetsraum einrichtete ist unklar 1679 erwarb sie ein Haus an der nordlichen Judenlohne heute Synagogenweg Ecke Neuer Weg das sie bis 1804 als Synagoge Betraum Schule und Wohnhaus nutzte Auch eine Mikwe war in dem Gebaude untergebracht Vielleicht wurde das Gebaude zuvor bereits mietweise als Betsaal Synagoge mit Mikwe genutzt 1 Rund um dieses Haus entstand ab 1804 das judische Gemeindezentrum Es befand sich zwischen dem Neuen Weg der Hauptgeschaftsstrasse von Norden und der Uffenstrasse die den Marktplatz mit dem alten Hafen verbindet Das Grundstuck hatte seit 1752 der judischen Familie Bargerbuhr gehort Noch 1804 begann der Bau der Synagoge heute Synagogenweg 1 fur die der preussische Konig 100 Reichstaler bewilligte Den Rest der Bausumme finanzierten Gemeindemitglieder und nichtjudische Spender aus Aurich Emden und Greetsiel 1 Novemberpogrome 1938 Bearbeiten In der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 kam es auch in Norden zu den von der Reichsleitung der Nationalsozialisten befohlenen Ausschreitungen gegen die Juden die spater als Reichskristallnacht oder Novemberpogrome 1938 bezeichnet wurden Kreisleiter Lenhard Everwien wurde in der Nacht durch Telefonanrufe von seinen Vorgesetzten in Oldenburg und Emden geweckt Er erhielt den Befehl alle vor Ort verfugbaren Krafte fur eine Vergeltungsaktion gegen die Juden bereitzuhalten Parallel dazu wurde die Norder Feuerwehr uber die geplante Aktion informiert Sie sollte nicht eingreifen und sich darauf beschranken ein Ubergreifen der Flammen auf umliegende Hauser zu verhindern Um das zu gewahrleisten war sie bereits vor dem Brandanschlag vor Ort Gemeinsam mit zwei anderen SA Mitgliedern organisierte Everwien Benzin bei einer Norder Tankstelle wahrend andere SA Mitglieder die vorgesehene Brandstelle mit Seilen absperrten Nach einigen missgluckten Versuchen ging die Synagoge schliesslich in Flammen auf und brannte bis auf die Grundmauern nieder Die Verantwortung dafur schoben die Nationalsozialisten noch in der Nacht dem Synagogendiener sowie dem Lehrer Klein zu Anschliessend wurde die Synagogenruine einem Norder Altwarenhandler zur Beseitigung und Wiederverwertung der Uberreste ubergeben 1 Nachkriegszeit und Gedenken Bearbeiten Nach dem Krieg benannte die Stadt Norden die ehemalige Judenlohne 1946 in Synagogenweg um Der Platz zwischen Sandpfad und Judenstrasse auf dem die Synagoge und die Schule gestanden hatten wurde eingeebnet und uberbaut 1 Im September 1985 wurde ein Grundmauernfragment der Synagoge freigelegt Die Okumenischen Arbeitsgruppe Synagogenweg grundete sich noch im selben Jahr und bemuhte sich um die Einrichtung einer Gedenkstatte am Ort der ehemaligen Synagoge Zwei Jahre spater kaufte die Stadt Norden das Grundstuck und liess dort eine Gedenkstatte einrichten in deren Zentrum ein Gedenkstein fur die beim Novemberpogrom niedergebrannte Synagoge steht Diese wurde wahrend einer Woche der Begegnung am 21 Juni 1987 in Anwesenheit ehemaliger Norder Juden und deren Angehorigen eingeweiht 2 Weitere Gebaude im ehemaligen judischen Gemeindezentrum von Norden BearbeitenDie Gebaude des ehemaligen judischen Gemeindezentrums von Norden sind bis auf die Synagoge weitgehend erhalten Damit ist das Ensemble einzigartig in Ostfriesland 3 nbsp Ehemaliges judisches Sekretariat in NordenNeben der Synagoge errichtete die Gemeinde an der Judenlohne heute Synagogenweg 2 im gleichen Jahr 1804 ein weiteres Gebaude mit einer Wohnung fur einen Gemeindebediensteten Vorsanger oder Synagogendiener sowie einem Raum fur Gemeindeversammlungen einem Sekretariat dem Lager fur Sargholz und Totenbahren und einer Mikwe im Keller 1891 liess die Gemeinde das Haus neu erbauen Neben der Eingangstur sind die Namen von Gemeindeausschuss und Baukommission zu lesen 3 nbsp Namen des judischen Gemeindevorstandes eingeritzt in die Wand des judischen LehrerhausesDas Nachbarhaus am heutigen Synagogenweg 3 liess die Gemeinde 1891 als Lehrerhaus errichten In diesem Gebaude wurde die Widerstandskampferin Recha Freier am 29 Oktober 1892 geboren Neben der Eingangstur sind die Namen von Gemeindevorstand und ausschuss sowie das Baujahr in die Steine geritzt Auch der Name von Rechas Vater Kantor M Schweitzer ist zu lesen 3 nbsp Ehemalige judische Schule in NordenAm Synagogenweg 4 steht die ehemalige judische Schule Sie wurde 1871 als Anbau an das Haus Neuer Weg 110 errichtet Die Schule hatte einen kleinen Schulgarten fur den Sportunterricht wurde die Turnhalle des Norder Turnvereins genutzt 3 Zum Gebaudebestand des ehemaligen Gemeindezentrums gehort auch das Gebaude auf dem Standort der alten Synagoge heute Synagogenweg Ecke Neuer Weg Dieses diente der Gemeinde bis 1871 als Schule 1903 liess die Gemeinde das Haus wegen Baufalligkeit abbrechen und mit einer Lehrerwohnung im Obergeschoss neu erbauen 3 Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Liste der ehemaligen ostfriesischen SynagogenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Daniel Fraenkel Norden Norderney In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 1122 1139 a b Alemannia Judaica Norden Kreis Aurich Ostfriesland Judische Geschichte Synagoge Online auf www alemannia judaica de Abgerufen am 7 Januar 2019 a b c d e Elke Kirsten Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Norden Ein Rundgang durch Norden Norden Dezember 2015 Online verfugbar als pdf Memento vom 7 August 2016 im Internet Archive 53 594777 7 208881 Koordinaten 53 35 41 2 N 7 12 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Norden Ostfriesland amp oldid 218829214