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Die Stuttgart Formation ehemals Schilfsandstein oder Schilfsandstein Schichten ist eine sedimentare Gesteinseinheit vom Rang einer Formation im Keuper der Germanischen Trias Die Stuttgart Formation wird von der Grabfeld Formation und der Benk Formation unterlagert und von der Weser und der Steigerwald Formation uberlagert Die Ablagerungen der Stuttgart Formation sind uberwiegend fluviatilen und lakustrinen Ursprungs Lithostratigrafie der Keuper Gruppe im Germanischen BeckenSchilfsandstein in der Ausbildung als sandig tonige Stillwasserfazies Detail eines Aufschlusses bei GaildorfSchilfsandstein in Flutfazies aufgelassener Steinbruch bei Markertshofen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Definition 3 Gliederung 4 Ablagerungsraum 5 Wirtschaftliche Bedeutung 6 Fossilien 7 Siehe auch 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Name Schilfsandstein ruhrt von den Abdrucken fossiler Schachtelhalme im Gestein her die fruher irrtumlich als Schilfhalme gedeutet wurden Er geht auf Oscar Fraas zuruck der ihn im Jahre 1845 in die Literatur einfuhrte Der Name Stuttgart Formation wurde von Manfred Gwinner 1980 vorgeschlagen und von der Subkommission Perm Trias der Deutschen Stratigraphischen Kommission 1997 offiziell angenommen Definition BearbeitenDie Untergrenze der Stuttgart Formation ist in Norddeutschland die diskordante Flache D2 des Keupers Die Obergrenze ist unscharf und wird durch das Ende der siltig sandigen Sedimentation und Einsetzen der Gipsfuhrung definiert In Suddeutschland wird die Obergrenze an der Basis des Hauptsteinmergels gezogen Weiter nordlich wird die Obergrenze an die Basis des sogenannten Beaumont Sulfats oder an die Basis der Kuhl schen Brekzie gelegt Die Stuttgart Formation ist uberwiegend durch Sand und Siltsteine charakterisiert Untergeordnet kommen auch Ton und Kalksteine vor Die Machtigkeit erreicht in Norddeutschland bis 100 m durchschnittlich etwa 40 bis 60 m In Suddeutschland variiert die Machtigkeit von 40 m bis 10 m Lateral wird sie wahrscheinlich vom Ansbacher Sandstein vertreten dessen Status noch nicht geklart bzw definiert worden ist Die Stuttgart Formation wird in das mittlere Karnium Julium datiert Die STD 2002 1 veranschlagt fur die Stuttgart Formation einen Ablagerungszeitraum von 1 5 Millionen Jahren 226 bis 224 5 mya Zwischen Stuttgart und Grabfeld Formation liegt damit eine Schichtlucke von 3 Millionen Jahren Die Typlokalitat der Stuttgart Formation ist die Landeshauptstadt von Baden Wurttemberg Stuttgart Die Typusregion ist Baden Wurttemberg Gliederung BearbeitenDie Stuttgart Formation enthalt in etwa der Mitte eine Leitbank die sich uber grossere Entfernungen verfolgen lasst die Gaildorfer Bank Eine Untergliederung in Subformationen ist bisher nicht moglich In der Stuttgart Formation lassen sich drei Kleinzyklen unterscheiden Ablagerungsraum BearbeitenDie Sedimente der Stuttgart Formation wurden in einem weiten flachen Becken abgelagert in das sich zu Beginn einige Flussrinnen oft mehrere zehn Meter tief in die unterlagernde Grabfeld Formation eingeschnitten hatten Die Taler wurden dann in einer zweiten Phase mit Sandsteinen verfullt Sandsteinstrange In einem weiteren Zyklus schnitten sich erneut Taler in den Untergrund ein und wurden wiederum mit Sandsteinen verfullt In einem dritten Zyklus wurde das gesamte Gebiet flachig von Sand und Siltsteinen uberdeckt In den Bereichen zwischen den Flussen bildeten sich Uberflutungsebenen mit Wurzelboden Als Herkunftsregion der Sande und Silte gilt der Fennoskandische Schild Nordischer Keuper Wirtschaftliche Bedeutung BearbeitenDer leicht zu bearbeitende Schilfsandstein wurde in den vergangenen Jahrhunderten vielfach zum Bau von Hausern Brucken Kirchen und fur Monumentalbauten wie Burgen oder Schlosser verwendet Noch heute wird Schilfsandstein stellenweise abgebaut und als Baustoff fur die Renovierung historischer Bauten verwendet Fossilien BearbeitenDie Sandsteine enthalten haufig grossere Pflanzenreste vor allem Schachtelhalme Equisetites Fossile Sporen und Pollen von Landpflanzen die in den Gesteinen enthalten sind ergeben ein noch umfangreicheres Bild der damaligen Flora und lassen damit Ruckschlusse auf das Klima im mittleren Karnium Mitteleuropas zu Wirbellose Tiere sind oft durch Muschelkrebse Ostracoden Muscheln und Schnecken vertreten Die Landwirbeltier Fauna besteht fast ausschliesslich aus Temnospondylen Einige besonders gut erhaltene Stucke haben den Fundstellen denen sie entstammen eine gewisse Beruhmtheit eingebracht 2 So sind in den Steinbruchen auf der Feuerbacher Heide heute innerhalb Stuttgarts Mitte des 19 Jahrhunderts die Uberreste der Stereospondylen Cyclotosaurus robustus und Metoposaurus diagnosticus gefunden worden 3 4 5 Aus dem Steinbruch am Jagerhaus bei Heilbronn stammen Schadelteile des Trematosauriers Hyperokynodon keuperinus 6 Diese zwei bis vier Meter langen Urlurche lebten in Flussen und Flussdeltas Auch im thuringischen Mittelhausen nahe Erfurt wurden Knochen von Metoposaurus und Cyclotosaurus sowie von Gerrothorax gefunden Amniotenfunde sind dagegen sehr selten Bisher kennt man nur das Skelett des ratselhaften fruhen Krokodil Verwandten Dyoplax arenaceus aus Stuttgart 7 8 ein ebenfalls aus Stuttgart stammendes unter dem Namen Zanclodon arenaceus beschriebenes Unterkieferbruchstuck das einem Phytosaurier bzw einem den Phytosauriern nahestehenden Krokodil Verwandten zugeschrieben wird 9 sowie das Unterkieferbruchstuck eines wahrscheinlich kannemeyeriiformen Dicynodontiers aus Obernzenn in Mittelfranken 10 Siehe auch BearbeitenKlettgau FormationEinzelnachweise Bearbeiten Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 siehe Literaturliste Martin Schmidt Die Lebewelt unserer Trias Hohenlohe sche Buchhandlung Ferdinand Rau Ohringen 1928 461 S Andrew R Milner Late Triassic and Jurassic amphibians fossil record and phylogeny In Nicholas C Fraser Hans Dieter Sues Hrsg In the Shadow of the Dinosaurs Early Mesozoic Tetrapods Cambridge University Press Cambridge UK 1994 ISBN 0 521 45242 2 S 5 22 Tomasz Sulej Species discrimination of the Late Triassic temnospondyl amphibian Metoposaurus diagnosticus In Acta Palaeontologica Polonica Bd 47 Nr 3 2002 S 535 546 online ursprunglich beschrieben als Capitosaurus robustus und Metopias diagnosticus vgl Hermann von Meyer Theodor Plieninger Beitrage zur Palaontologie Wurttemberg s enthaltend die fossilen Wirbeltierreste aus den Triasgebilden mit besonderer Rucksicht auf die Labyrinthodonten des Keupers Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1844 urn nbn de bvb 12 bsb10226184 7 Rainer R Schoch Andrew R Milner Hanna Hellrung The last trematosaurid amphibianHyperokynodon keuperinusrevisited In Stuttgarter Beitrage zur Naturkunde Serie B Geologie und Palaontologie Nr 321 2002 PDF 119 kB Spencer G Lucas Rupert Wild Adrian P Hunt Dyoplax O Fraas a Triassic sphenosuchian from Germany In Stuttgarter Beitrage zur Naturkunde Serie B Geologie und Palaontologie Nr 263 1998 BHL Michael W Maisch Andreas T Matzke Thomas Rathgeber Re evaluation of the enigmatic archosaurDyoplax arenaceusO Fraas 1867 from the Schilfsandstein Stuttgart Formation lower Carnian Upper Triassic of Stuttgart Germany In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen Bd 267 Nr 3 2012 S 353 362 doi 10 1127 0077 7749 2013 0317 Axel Hungerbuhler The status and phylogenetic relationships of Zanclodon arenaceus the earliest known phytosaur In Palaontologische Zeitschrift Bd 75 2001 S 97 112 doi 10 1007 BF03022600 Rainer R Schoch A dicynodont mandible from the Triassic of Germany forms the first evidence of large herbivores in the Central European Carnian In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen Bd 263 Nr 2 2012 S 119 123 doi 10 1127 0077 7749 2012 0216Literatur BearbeitenGerhard Beutler Lithostratigraphie In Deutsche Stratigraphische Kommission Hrsg Stratigraphie von Deutschland IV Keuper Courier Forschungsinstitut Senckenberg Bd 253 Schweizerbart Science Publishers Stuttgart 2005 ISBN 3 510 61376 7 S 65 84 Gerhard Beutler Norbert Hauschke Edgar Nitsch Faziesentwicklung des Keupers im Germanischen Becken In Norbert Hauschke Volker Wilde Hrsg Trias Eine ganze andere Welt Mitteleuropa im fruhen Erdmittelalter Verlag Dr Friedrich Pfeil Munchen 1999 ISBN 3 931516 55 5 S 129 174 Edgar Nitsch Der Keuper in der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland 2002 Formationen und Folgen In Newsletters on Stratigraphy 41 1 3 S 159 171 Stuttgart 2005 doi 10 1127 0078 0421 2005 0041 0159 Deutsche Stratigraphische Kommission Hrsg Koordination und Gestaltung M Menning und A Hendrich Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 STD 2002 Potsdam 2002 ISBN 3 00 010197 7 online Weblinks BearbeitenLithostratigraphisches Lexikon Stuttgart Formation Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stuttgart Formation amp oldid 233829369