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Das Studio fur Elektronische Musik in Koln ist ein Tonstudio des Westdeutschen Rundfunks das als weltweit erstes seiner Art gilt Seine Geschichte spiegelt die Entwicklung der elektronischen Musik in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts wider Das Studio war zunachst im Funkhaus Wallrafplatz untergebracht von 1987 bis 2001 in WDR Raumen in der sudlichen Altstadt danach provisorisch in Kellerraumen in Ossendorf 1 Seit 2022 ist eine Wiederbelebung und Zusammenfuhrung mit dem Zentrum fur Alte Musik in Ehrenfeld geplant Das Studio wurde am 23 Oktober 2023 durch Uberlassungsvertrag vom WDR an die Stadt Koln in stadtisches Eigentum ubergeben 2 Westdeutscher Rundfunk Wallrafplatz Koln Studio fur Elektronische Musik von 1952 bis 1986 Foto 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Die Anfange 1 3 Serielle Musik und Sinustonkompositionen 1 4 Einbeziehen von Schallmaterial 1 5 Weitere Vorstosse 1 6 Modernisierung des Studios 1 7 Abkehr von seriellen Prinzipien und die weitere Entwicklung 1 8 Abbau und temporare Nicht Nutzbarkeit 1 9 Umzug nach Modrath und Aufnahme in das Zamus 2 Trivia 3 Literatur 4 Tontrager 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Am 18 Oktober 1951 fand im damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk eine Besprechung anlasslich einer Sendung eines Nachtprogrammbandes uber elektronische Musik am Abend desselben Tages statt Durch einen Bericht uber diese Besprechung informiert gab der Intendant des Senders Hanns Hartmann grunes Licht fur die Einrichtung des Studios Insofern kann dieser Tag als Grundungsdatum des Studios fur Elektronische Musik angesehen werden An der Besprechung nahmen neben anderen teil Werner Meyer Eppler Robert Beyer Fritz Enkel und Herbert Eimert Robert Beyer hatte bereits seit den 1920er Jahren von einer Klangfarbenmusik gesprochen Er sah die Zeit reif fur ihre Verwirklichung Fritz Enkel war der Techniker der die erste Einrichtung des Studios konzipierte Herbert Eimert war Komponist Musikwissenschaftler und journalist Er hatte in den 1920er Jahren eine Atonale Musiklehre geschrieben die ihm die Entlassung aus der Kolner Musikhochschule einbrachte spater wurde er dort Professor Er stand seit seiner Jugend auf der Seite des radikalen musikalischen Fortschritts und veranstaltete Konzerte mit Gerauschinstrumenten Eimert wurde der erste Leiter des Studios fur Elektronische Musik Werner Meyer Eppler war Dozent am Institut fur Phonetik und Kommunikationsforschung der Bonner Universitat Er hatte 1949 als erster den Begriff elektronische Musik im Untertitel eines seiner Bucher verwendet Elektrische Klangerzeugung Elektronische Musik und synthetische Sprache Nach einer Bestandsaufnahme der bis dahin entwickelten elektronischen Musikinstrumente in diesem Buch entwickelte Meyer Eppler in seinem Bonner Institut experimentell eines der grundlegenden Verfahren der elektronischen Musik namlich die kompositorische Musikgestaltung unmittelbar auf Magnettonband 3 Eine Abwandlung davon ist die Konkrete Musik Am Ende des genannten Berichtes wurde hingewiesen auf die Greifbarkeit der Herren Trautwein Dusseldorf und Meyer Eppler Bonn Koln liegt zwischen Dusseldorf und Bonn Friedrich Trautwein hatte Anfang der 1930er Jahre das Trautonium entwickelt eines der fruhen elektronischen Musikinstrumente Eine Version des Trautoniums das Monochord wurde fur das Studio geschaffen Meyer Eppler fuhrte seine Experimente in Bonn mit einem Melochord durch Harald Bode hatte dieses Instrument nach Meyer Epplers Wunschen modifiziert konstruiert Auch fur das Kolner Studio wurde deshalb ein Melochord angeschafft Das Monochord und vor allem das Melochord lassen sich als Vorlaufer bzw als Fruhform des Synthesizers auffassen Synthesizer spielten in der spateren Geschichte des Studios eine wichtige Rolle Die Anfange Bearbeiten Monochord und Melochord wurden im Kolner Studio zusammen mit weiteren Geraten verwendet Ein Rauschgenerator lieferte ein Rauschsignal wie es z B im UKW Radio auf Frequenzen zwischen den Radiokanalen horbar ist Wichtig fur Klangveranderungen waren Filter Ein Oktavfilter schwachte ein Eingangssignal wie z B das Rauschen auf mehreren eine Oktave breiten Frequenzbandern ab Zwei Bandpassfilter liessen von einem Eingangssignal nur ein einziges Frequenzband durch Bei den Bandpassfiltern war dieses Band im Unterschied zum Oktavfilter in Breite und Mittenfrequenz einstellbar Daneben gab es einen so genannten Ringmodulator der zwei Eingangssignale im Unterschied zur additiven Mischung in einem Mischpult multiplikativ mischte Der Ringmodulator wurde zur starken Klangtransformation benutzt Ein Oszilloskop diente zur Sichtbarmachung von Klangen Ein Vierspurtonbandgerat erlaubte die Synchronisation mehrerer getrennt produzierter Abfolgen von Klangen Zwei Einspurtonbandgerate wurden zum Kopieren von einem Tonband auf ein anderes benutzt Unter Benutzung des Mischpults liessen sich wahrend des Kopierens weitere Klange zusammen mit denen des ersten Tonbandes auf das zweite Tonband aufnehmen ein Hauptgedanke Meyer Epplers Das Mischpult bestand aus zwei Gruppen zu jeweils acht Kanalen Es hatte Fernsteuerungen fur das Vierspurtonbandgerat und das Oktavfilter Ausserdem liefen hier Aus und Eingange aller Schallquellen Filter Modulatoren in einem Kreuzsteckschienenfeld zusammen so dass die Verbindungen der einzelnen Gerate untereinander je nach Bedarf bequem herzustellen und zu verandern waren Weil ganz zu Beginn Monochord und Melochord noch nicht vorhanden waren wohl aber Tonbandgerate beschrankten sich Robert Beyer und Herbert Eimert auf Klangmaterialien die Meyer Eppler in Bonn hergestellt hatte Meyer Epplers Bander wurden bearbeitet und gemischt Hiermit konnten Beyer und Eimert zwar noch nicht eigenstandige Musik erzeugen doch wesentliche Erfahrungen im Umgang mit der von Meyer Eppler entwickelten Verfahrensweise machen Als das Studio schliesslich die oben beschriebene Form angenommen hatte produzierten Beyer und Eimert zusammen und alleine einige Klangstudien Diese Studien machen einen sehr freien Eindruck und verraten eine gewisse Unbekummertheit bei ihrer Produktion Wer die Klangfarben analoger Synthesizer kennt wird hier so manchen vertrauten Ton horen konnen Wahrend Beyer ziemlich zufrieden mit den Ergebnissen gewesen zu sein scheint war der strengere Eimert mit diesem improvisatorischen Spielen und Zusammensetzen nicht einverstanden Eimert wollte das Kompositorische in der elektronischen Musik etablieren Diese Meinungsverschiedenheit fuhrte ein Jahr spater zum Ausscheiden Beyers aus dem Studio Serielle Musik und Sinustonkompositionen Bearbeiten Eimert folgte von nun an aktiv der Empfehlung aus dem eingangs erwahnten Bericht an den Intendanten Es ware nur notwendig diese Einrichtungen geeigneten vom Rundfunk beauftragten Komponisten zuganglich zu machen Das heisst er lud junge Komponisten ein die ihm geeignet erschienen im Studio das Ideal einer komponierten elektronischen Musik zu verwirklichen Seit Beginn der 1950er Jahre waren die radikalsten europaischen Komponisten zu der Zielvorstellung einer in allen Aspekten total organisierten Musik gekommen Sie gingen dabei von der Zwolftonmusik aus die aber nur die Tonhohen organisierte in Reihen von Tonhohen Der franzosische Komponist Olivier Messiaen hatte Ende der 1940er Jahre den Gedanken der Organisation von den Tonhohen auch auf die Tondauern lautstarken und konzeptuell auch auf die Klangfarben ubertragen Messiaen hatte in Paris zwei Studenten die seine Gedanken aufgriffen und fortan die bekanntesten Vertreter der wie man sie nannte seriellen Musik wurden Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen Boulez wurde in den 1970er Jahren Grunder und Leiter eines der wichtigen Institute auf diesem Gebiet des IRCAM Stockhausen hatte in Paris schon Erfahrungen mit den verschiedenen Aufnahme und Bandschnittverfahren sammeln konnen Von daher wusste er dass Tonhohen dauern und lautstarken zwar sehr genau bestimmt werden konnten sich die Klangfarbe jedoch der seriellen Organisation entzog Im Kolner Studio sah er die bereits erwahnten Instrumente Monochord und Melochord die auf Empfehlung von Meyer Eppler angeschafft worden waren fur die Produktion einer in allen Aspekten organisierten Musik als nutzlos an Er wandte sich an Fritz Enkel den Leiter der Messabteilung und fragte nach Sinusgeneratoren Er wollte die Klangfarben aus einzelnen Sinustonen nach eigenen kompositorischen Vorstellungen zusammensetzen In muhsamer Kleinarbeit wurde im Studio von Stockhausen Eimert und anderen Komponisten wie Karel Goeyvaerts Paul Gredinger Gottfried Michael Koenig Henri Pousseur Bengt Hambraeus und Franco Evangelisti eine Zeit lang jeder Klang aus einzelnen Teiltonen komponiert Eimert lieferte die Definition der seriellen Musik Die serielle Musik dehnt die rationale Kontrolle auf alle musikalischen Elemente aus Der Parameter wie man sagte der sich dieser Kontrolle am langsten entzogen hatte die Klangfarbe wurde im Studio fur Elektronische Musik komponierbar Jeder Sinuston konnte in Frequenz Amplitude und Dauer exakt bestimmt werden Ubereinander kopiert entstanden aus den Sinustonen Klange oder Tongemische deren Farbe direkt durch den Kompositionsplan bedingt war und nicht mehr von der Tradition wie im Falle mechanischer Instrumente oder des Instrumentenentwicklers abhing wie etwa im Falle des Melochords Zugrunde lag der Gedanke dass jeder Klang aus Sinustonen zusammengesetzt vorstellbar ist Wegen des mit jedem weiteren Kopiervorgang zunehmenden Rauschens und zunehmender Verzerrungen war mit der vorhandenen Technik jedoch nur eine sehr beschrankte Anzahl von Sinustonen ohne gravierende Verluste an Tonqualitat zusammensetzbar Die entstandenen Klange und Tongemische waren zwar nach Plan doch einfach und grob strukturiert Bei auf diese Weise entstandenen Stucken ist der Eindruck weniger der von Klangfarben sondern von Akkorden Theodor W Adorno bemerkte dazu sinngemass elektronische Musik hore sich an als werde Anton Webern auf der Wurlitzerorgel vorgetragen Die Komponisten selbst waren enttauscht Nur aus Sinustonen befriedigende Klange zu synthetisieren erfordert einen Einsatz von Technik die in den 1950er Jahren nicht zur Verfugung stand Die Komponisten suchten nach Moglichkeiten die starren Klange lebendiger zu machen und den Arbeitsaufwand zu verringern Dabei machten sie Gebrauch von den Moglichkeiten die sich im Sender boten wie den Hallraumen zur Hinzufugung von Nachhall und den im Studio verbliebenen Geraten wie Ringmodulator und verschiedene Filter Monochord und Melochord wurden nicht mehr verwendet nur der Impulsgenerator im Monochord wurde verstarkt eingesetzt Ein Ziel der Arbeit im Studio war die Umsetzung von Klangfarbenubergangen Ubergange also Zwischenstufen beispielsweise zwischen Tonhohen oder Tonstarken waren als Glissando bzw Crescendo Diminuendo schon mit traditionellen mechanischen Instrumenten und mit elektronischer Musik moglich Kontinuierliche Tondaueranderungen waren als Tempobeschleunigungen und verlangsamungen realisierbar Klangfarbenubergange jedoch etwa ein Mittelding zwischen einem Trompetenklang und einem Geigenklang waren und sind mit mechanischen Mitteln nicht darstellbar Hier lag eine Aufgabe der elektronischen Musik die Robert Beyer schon lange formuliert hatte Ab Mitte der 1950er Jahre wurden im Studio zur Klangerzeugung drei Arten von Generatoren verwendet Der Sinustongenerator der Rauschgenerator und der Impulsgenerator Letzterer erzeugte keine andauernden Signale sondern kurze Knackgerausche Der zeitliche Abstand zwischen den Knacken konnte eingestellt werden Bei Abstanden bis zu circa 1 16 Sekunde waren die Knackgerausche noch einzeln wahrnehmbar Bei kurzeren Abstanden begann die Wahrnehmung einer Tonhohe die umso hoher war je kurzer die Abstande wurden Es entstand ein Klang der sehr viele und hohe Teiltone enthielt und sehr schrill wirkte Er war daher ein ideales Objekt fur Filter mit dem sich aus dem Klang die gewunschten Frequenzanteile wieder herausfiltern liessen Zum Oktavfilter und den Bandpassfiltern kam ein Terzfilter hinzu Mit dem Terzfilter konnten Frequenzbander vom Umfang des Intervalls einer Terz in ihrer Starke angehoben und abgesenkt werden Heute sind Terzfilter unter der Bezeichnung Graphic Equalizer gebrauchlich Klange mit vielen Teiltonen so genannte Breitbandsignale konnten so nach Wunsch neu eingefarbt werden Ein weiterer Filter war ein so genannter abstimmbarer Anzeigeverstarker Dieses Gerat ein spezieller Bandpassfilter konnte bei Bedarf auf eine so kleine Bandbreite eingestellt werden dass er auf der eingestellten Mittelfrequenz selbst sinusformig zu schwingen begann sog Filter mit Eigenresonanz oder auch self oscillating filter genannt Ansonsten konnte er zum Beispiel bei Breitbandsignalen einzelne Teiltone isoliert horbar machen Einbeziehen von Schallmaterial Bearbeiten Stockhausen entschied sich nach zwei Sinustonkompositionen auch Schallmaterial zu verwenden das nicht von den Geraten im Studio erzeugt werden konnte namlich Sprache und Gesang Zweifellos wurde er dabei durch Meyer Eppler beeinflusst bei dem er in dieser Zeit Phonetik studierte Er stellte Verbindungen her zwischen den verschiedenen Kategorien der menschlichen Lauterzeugung auf der einen Seite und jenen der drei wesentlichen Arten der Klangerzeugung im Studio auf der anderen Seite Vokale a e i o u entsprachen dabei den Sinustonen und deren Kombinationen Plosivlaute p k t den Impulsen und Frikativen f s sch dem Rauschen Stockhausen unterwarf einerseits die Aufnahme einer Kinderstimme den gleichen Manipulationen wie die im Studio erzeugten Klange und Gerausche und versuchte andererseits die Letzteren in verschiedenen Graden an die Stimmlaute anzunahern Damit wollte er ein Kontinuum zwischen elektronischen und menschlichen Lauten erzielen Jedenfalls war damit der erste Schritt getan in Richtung auf die Einbeziehung anderer Klangmaterialien als nur rein elektronisch erzeugter Die elektronische Musik aus dem Kolner Studio naherte sich damit konzeptionell der Musique concrete aus Paris an Weitere Vorstosse Bearbeiten nbsp Lawo PTR MischpultGottfried Michael Koenig der im Studio Stockhausen und anderen Komponisten bei der Umsetzung ihrer Stucke assistierte war selbst Komponist elektronischer Musik und vor allem der konsequenteste Theoretiker der elektronischen Musik Ihn liess vor allem das Instrumentalmusikalische nicht ruhen das sich trotz der Verbannung von Monochord und Melochord nun uber die Instrumente Sinustongenerator Rauschgenerator Impulsgenerator hartnackig in der elektronischen Musik hielt Das Denken in den Parametern Tonhohe Tondauer starke usw war ja aus der Instrumentalmusik ubernommen worden Je langer nun im Studio Erfahrungen gesammelt worden waren desto deutlicher wurde dass diese Begriffe komplexen klanglichen Phanomenen wie sie bei der intensiven Benutzung aller technischen Moglichkeiten entstanden nicht mehr angemessen waren Dies spiegelte sich auch an den Schwierigkeiten wider die bei den Versuchen zur Notation der elektronischen Musik entstanden Konnten einfache Sinustonkompositionen mit Angaben uber Frequenzen Dauern und Schallpegel noch vergleichsweise einfach graphisch dargestellt werden war dies bei den zunehmend komplexeren Stucken ab Mitte der 1950er Jahre nicht mehr moglich Koenig wollte eine Musik schaffen die wirklich elektronisch das heisst von den gegebenen technischen Moglichkeiten des Studios her gedacht war und nicht mehr versteckte Reminiszenzen an uberlieferte instrumentale Vorstellungen mitschleppte Er fing deshalb sozusagen bei Null an fragte sich was kann das einzelne Gerat was fur Kombinationen zwischen den Prozessen innerhalb mehrerer Gerate gibt es gleichzeitig oder mittels Bandspeicherung nacheinander und welche Moglichkeiten gibt es diese Prozesse zu steuern Praktisch stellen seine Stucke die er bis 1964 im Studio verwirklichte systematische Experimente zur Auslotung der elektronischen Klanglichkeit dar Dabei war ihm aber theoretisch schon 1957 zu einer Zeit also als Max Mathews in den USA die allerersten Experimente mit der Klangerzeugung durch einen Computer machte klar dass die technischen Moglichkeiten dieses Studios doch sehr begrenzt waren Wenn der Sinuston sozusagen das nicht weiter zerlegbare Element des Schalls war konnte er mit seinen Eigenschaften Frequenz und Starke immer noch als instrumental aufgefasst werden In einem Aufsatz der einige von Koenigs Konsequenzen aus der Arbeit im Studio darstellt sprach er von der einzelnen Amplitude welche er bestimmen mochte Ein Sinuston ist ja schon eine Reihe von aufeinander folgenden Amplituden Heutzutage bezeichnet der Begriff Sample das was Koenig meinte namlich die Elongation Abstand von der Nullachse eines Signals zu einem Zeitpunkt Spater entwickelte Koenig ein Computerprogramm das Folgen von Amplituden produzieren konnte ohne Rucksicht auf ubergeordnete instrumentale Parameter Stockhausen wendete in einem weiteren Werk dieser Zeit seine Idee vom Klangkontinuum auf instrumentale Klange an Die elektronischen Klange sollten sich den Klangen von Schlaginstrumenten der Kategorien Metall Holz und Fell annahern Der Erzeugung metallischer Klange kam beispielsweise die Tatsache zugute dass das Studio nun uber eine Hallplatte zur Erzeugung von Nachhall verfugte Ausserdem wurde nach seinen Ideen eine Vorrichtung zur Rotation von Klangen im Raum gebaut ein Rotationslautsprecher dessen Klange von um ihn aufgestellten Mikrophonen aufgenommen wurden Der Studioleiter Herbert Eimert verzichtete in seinem langsten elektronischen Werk ganzlich auf durch Generatoren erzeugte Klange und verwendete als Ausgangsmaterial ausschliesslich die Aufnahme eines durch einen Schauspieler vorgetragenen kurzen Gedichtes Hier wurde die Idee des Kontinuums eigentlich vollkommen verwirklicht denn alles Horbare stellt lediglich starkere oder schwachere Abwandlung des Ausgangsmaterials dar wobei die schwachste Abwandlung mit dem Original identisch ist das am Anfang sowie in Teilen im weiteren Verlauf des Stuckes zu horen ist Bei der Produktion kam in herausragender Weise ein so genanntes Tempophon zur Verwendung Damit konnten einerseits Dehnungen und Stauchungen von Dauern ohne Tonhohenveranderung Transposition vorgenommen werden sowie andererseits Transpositionen ohne Daueranderung Im Extremfall konnte damit ein kurzer Sprachlaut z B das m in dem Wort Fischermann auf beliebige Dauer verlangert werden Modernisierung des Studios Bearbeiten Im Jahre 1962 wurde Herbert Eimert pensioniert Sein Nachfolger in der kunstlerischen Leitung des Studios wurde 1963 Karlheinz Stockhausen Zusammen mit Gottfried Michael Koenig fuhrte er eine Bestandsaufnahme und eine Einschatzung der Situation des Studios durch Aus dem kompakten ein Jahrzehnt zuvor von Fritz Enkel auf leichte Benutzbarkeit hin eingerichteten Studio war eine Ansammlung von Einzelgeraten geworden die grosstenteils fur eine Anwendung miteinander gar nicht gedacht waren Mittlerweile waren in anderen Studios und Forschungseinrichtungen schon wesentliche Schritte in Richtung auf eine bessere Integration der apparativen Einrichtungen getan worden In der ersten Halfte der 1960er Jahre wurden in den USA die Grundlagen zu dieser Integration verschiedener Gerate in Form der so genannten Spannungssteuerung gelegt Mussten viele der Apparate im Kolner Studio bis in die 1960er Jahre hinein von Hand z B durch das Drehen von Knopfen bedient werden so erlaubte die Spannungssteuerung eine automatische Regelung etwa der Lautstarkeverlaufe Wahrend dreier Jahre wurde die kompositorische Arbeit im Studio verringert Es wurden Kontakte zu anderen Studios geknupft die bisherige Arbeit wurde dokumentiert Das Studio zog in neue grossere Raume um und es wurde sehr viel Geld in ein dem neueren Stand der Technik entsprechendes Instrumentarium investiert In Amerika hatte Stockhausen die erwahnte Automatisierung kennengelernt die er bei seinen Vorschlagen zur Neuausstattung des Studios bereits 1965 als wunschenswert bezeichnete Dennoch dauerte es bis zum Anfang der 1970er Jahre bis das Prinzip der Spannungssteuerung in das Kolner Studio einzog Abkehr von seriellen Prinzipien und die weitere Entwicklung Bearbeiten Die Stucke die im Studio produziert wurden zeichnen sich durch eine Abkehr von strengen seriellen Verfahren der 1950er Jahre aus zumal Gottfried Michael Koenig als letzter Vertreter der seriellen Musik das Studio 1964 verlassen hatte um die Leitung des Instituts fur Sonologie an der Rijksuniversiteit in Utrecht zu ubernehmen Jungere Komponisten wie Johannes Fritsch David Johnson und Mesias Maiguashca entwickelten die Moglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung und veranderung nun auf eher spielerische und unkonventionelle Weise Ob elektronisch produziert und weiterverarbeitet oder mechanisch erzeugt per Mikrophon aufgenommen und dann elektronisch manipuliert kein Klang wurde grundsatzlich von der Verwendung in der elektronischen Musik ausgeschlossen Stockhausen selbst legte Aufnahmen von Nationalhymnen einem seiner langsten elektronischen Werke zugrunde Hinzu kamen Aufnahmen von Tierstimmen Menschenmassen Radiosendern Baustellengerauschen Gesprachen usw Das Hauptprinzip der Gestaltung wurde die Modulation von Eigenschaften eines Klanges durch die Eigenschaften anderer Klange So konnte der Lautstarkenverlauf einer Aufnahme beispielsweise beliebige Parameter eines elektronisch erzeugten Klangs beeinflussen Mauricio Kagel legte in seiner Arbeit besonderen Wert auf komplexe Schaltungen der Gerate einschliesslich Ruckkopplungen von Gerateausgangen in ihre eigenen Eingange um moglichst unvorhersehbare Ergebnisse herbeizufuhren Johannes Fritsch liess einen Verstarker sein eigenes Rauschen und Brummen verstarken und machte es zum Klangmaterial einer Komposition Mesias Maiguashca nahm Gerausche u a aus dem Kolner Hauptbahnhof und von Zugfahrten in die Musik auf Telefun 1963 In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Die Darstellung der Zeit von 1970 bis heute fehlt Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Von 1971 bis zu seiner Pensionierung 2007 wirkte der Toningenieur Volker Muller geboren 10 April 1942 gestorben 16 Februar 2021 als technischer Leiter des Studios fur Elektronische Musik und galt als lebender Schaltplan und die menschliche Seele des Gerateparks 4 5 Abbau und temporare Nicht Nutzbarkeit Bearbeiten Bedingt durch den Verkauf des Hauses in dem das Studio untergebracht war wurde das Studio im Jahr 2001 abgebaut und temporar in einem Kellerraum des WDR aufgebaut Durch die raumliche Enge war eine Nutzung aller Gerate nicht moglich 1 Umzug nach Modrath und Aufnahme in das Zamus Bearbeiten Im Juli 2017 gab der Westdeutsche Rundfunk bekannt dass auf Anregung der Stiftung Haus Modrath das Studio in ein Nebengebaude des Hauses Modrath dem Geburtshaus von Karlheinz Stockhausen umziehen wird 6 Seit Januar 2020 steht dieses Modell allerdings wieder in Frage 7 Der Kolner Stadtrat hat am 3 Februar 2022 beschlossen dass das Studio in das Zamus integriert werden soll Damit beginnt eine vierjahrige Ausbau und Aufbauphase des Kreativzentrums gefordert vom Ministerium fur Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein Westfalen und der Stadt Koln 8 9 Trivia BearbeitenGoogle widmete dem Studio am 18 Oktober 2017 zum 66 Jahrestag der Grundung ein Doodle in seiner Suchmaschine 10 Literatur BearbeitenRobert Beyer Das Problem der kommenden Musik In Die Musik 9 1928 S 861 866 Herbert Eimert Was ist elektronische Musik In Melos 20 Januar 1953 S 1 5 ders Der Sinus Ton In Melos 21 1954 S 168 172 ders Artikel Elektronische Musik In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Bd 3 Spalten 1263 1268 Kassel 1954 ders Hrsg Elektronische Musik die Reihe Information uber serielle Musik Bd 1 Universal Edition Wien 1955 ders Einfuhrung in die elektronische Musik Akustische und theoretische Grundbegriffe Zur Geschichte und Kompositionstechnik Langspielplatte Mainz 1963 Musiktheoretische Grundbegriffe der Elektronischen Musik Auszug auf der Website des Synthesizerstudios Bonn mit Horbeispielen ders Notizen zum Epitaph und den sechs Stucken In Beiheft zur Schallplatte Herbert Eimert Epitaph fur Aikichi Kuboyama Sechs Stucke Mainz o J circa 1963 S 1 6 Franco Evangelisti Vom Schweigen zu einer neuen Klangwelt In Musik Konzepte 43 44 Munchen 1985 S 40 166 Werner Meyer Eppler Elektronische Kompositionstechnik In Melos 20 Januar 1953 S 5 9 Marietta Morawska Bungeler Schwingende Elektronen Eine Dokumentation uber das Studio fur Elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks Koln 1951 1986 Tonger Koln Rodenkirchen 1988 ISBN 3 920950 06 2 Gottfried Michael Koenig Elektronisches Musikstudio In Die Musik in Geschichte und Gegenwart 16 Spalten 59 62 Kassel 1976 ders Asthetische Praxis Texte zur Musik Pfau Saarbrucken Band 1 1954 1961 1991 ISBN 3 928654 03 9 Band 2 1962 1967 1992 ISBN 3 928654 04 7 Band 3 1968 1991 1993 ISBN 3 928654 05 5 Band 4 Supplement I 1999 ISBN 3 89727 056 0 Band 5 Supplement II 2002 ISBN 3 89727 084 6 Andre Ruschkowski Elektronische Klange und musikalische Entdeckungen Reclam Stuttgart 1998 ISBN 3 15 009663 4 Herman Sabbe Die Geburt der elektronischen Musik aus dem Geist der synthetischen Zahl In Heinz Klaus Metzger amp Rainer Riehn Hrsg Karlheinz Stockhausen wie die Zeit verging Musik Konzepte Heft 19 Edition Text und Kritik Munchen 1981 S 38 49 ISBN 3 88377 084 1 Karlheinz Stockhausen Texte zur elektronischen und instrumentalen Musik Band 1 Koln 1963 ders Texte zu eigenen Werken zur Kunst Anderer Aktuelles Band 2 3 Aufl Koln 1988 ders Texte zur Musik 1970 1977 Band 4 Koln 1978 Elena Ungeheuer Wie die elektronische Musik erfunden wurde Quellenstudie zu Werner Meyer Epplers Entwurf zwischen 1949 und 1953 Schott Mainz u a 1992 ISBN 3 7957 1891 0 Peter Donhauser Elektrische Klangmaschinen Die Pionierzeit in Deutschland und Osterreich Bohlau Wien Koln Weimar 2007 ISBN 978 3 205 77593 5Tontrager BearbeitenEinen Uberblick uber die Stucke der 1950er Jahre bietet die von Konrad Boehmer produzierte CD Acousmatrix history of electronic music VI Cologne WDR Bv Haast 2004Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Studio fur Elektronische Musik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Elektronische Musik aus Koln Memento vom 11 Juli 2002 imInternet Archive Artikel von Wolfgang Lack ehemals auf der Website der Universitat Osnabruck 8 Juni 2002 jetzt auf Webarchiv archive today 1 Mai 2014 Museum oder Produktionsstatte Das Studio fur elektronische Musik des WDR Artikel von Elisabeth Schwind in der Neuen Zurcher Zeitung 19 Oktober 2001 Ida Hermes Was wird aus dem WDR Studio fur elektronische Musik auf Deutschlandfunk Kultur 22 Januar 2020 Google Doodle am 18 Oktober 2017 zum 66 Jahrestag der Studiogrundung WDR 3 Westdeutscher Rundfunk Forum Kunst und Kultur im Diskurs vom 13 Februar 2022 Studio fur Elektronische Musik des WDR Elektronische und Alte Musik unter einem DachEinzelnachweise Bearbeiten a b Quelle im Abschnitt weblinks Museum oder Produktionsstatte Das Studio fur elektronische Musik des WDR In NZZ Stadt Koln Presseservice vom 23 Oktober 2023 Studio fur Elektronische Musik des WDR wechselt die Eigentumerin von Robert Baumanns abgerufen am 24 Oktober 2023 Sonja Diesterhoft Meyer Eppler und der Vocoder TU Berlin 2003 abgerufen im August 2020 Wirkungszeit gemass Sirius FM Expedition an den Bandtellerrand auf www1 wdr de Lebensdaten gemass Volker Muller auf www wirtrauern de Zitat gemass Studiobericht Studio Elektronische Musik des WDR auf groove de Stand jeweils 20 Marz 2021 Andreas Fasel Historisches Musikstudio Er ist der Urvater der Technomusik In Die Welt 20 September 2017 welt de abgerufen am 1 September 2021 WDR und Stiftung Haus Modrath Neue Zukunft fur das Studio fur elektronische Musik des WDR In presseportal de 24 August 2017 Haus Modrath Raume fur Kunst Das Studio Abgerufen am 25 Januar 2020 Stadt Koln Pressemitteilung vom 4 Februar 2022 Studio fur Elektronische Musik des WDR zieht ins Zentrum fur Alte Musik Koln von Robert Baumanns abgerufen am 6 Februar 2022 WDR Westdeutscher Rundfunk vom 4 Februar 2022 Studio fur Elektronische Musik hat neues Zuhause WDR abgerufen am 6 Februar 2022 Im Studio fur elektronische Musik kam ein neuer Sound zur Welt Welt Online abgerufen am 18 Oktober 2017 Normdaten Korperschaft GND 5229191 1 lobid OGND AKS LCCN nr90020502 VIAF 141157296 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studio fur Elektronische Musik Koln amp oldid 238451906