www.wikidata.de-de.nina.az
Die Studie uber ein Hochleistungsschnellverkehrssystem Kurzform Hochleistungs Schnellbahn Studie Abk HSB teils auch Studie uber ein Schnellverkehrssystem anfangs als Arbeitstitel auch als Studie zur Autoschienenbahn bezeichnet 1 ist eine in den Jahren 1969 bis Ende 1971 im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums entwickelte Studie uber die Einfuhrung eines Schienenschnellverkehrssystems in Deutschland Sie gilt als eine der wesentlichen Grundlagen des heutigen Eisenbahn Hochgeschwindigkeitsverkehrs in der Bundesrepublik 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Forschungsauftrag 1 2 Ergebnisse 2 Kritik 3 Auswirkungen 4 Literatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn den 1960er Jahren nahm der Strassenverkehr in der Bundesrepublik Deutschland stark zu Im Jahr 1964 belief sich der volkswirtschaftliche Schaden durch Staus und Unfalle auf etwa 12 Milliarden D Mark Der Eisenbahnverkehr war dabei weitgehend gepragt von qualitativen und kapazitiven Engpassen die wesentliche Verschiebungen des Modal Splits zugunsten der Schiene nicht erwarten liessen Vor dem Hintergrund steigender Einkommen zunehmenden Freizeitfahrten der Konzentration auf Ballungsraume sowie steigender Guterproduktion wurde mit deutlich steigenden Verkehrsbelastungen gerechnet Erst fur das Jahr 1985 rechneten Prognosen mit einer Sattigung des Kraftfahrzeugbedarfs Der Bedarfsplan fur die Bundesfernstrassen sah dabei um 1970 bis zum Jahr 1985 Investitionen von 150 Milliarden D Mark in das Bundesfernstrassennetz vor 2 Trotz des hohen Mitteleinsatzes wurde nicht damit gerechnet mit dem Ausbau der Strasseninfrastruktur den zunehmenden Verkehrsstromen in vollem Umfang Rechnung tragen zu konnen Das Projekt geht massgeblich auf das starke wirtschaftliche Wachstum in den 1960er Jahren zuruck 3 Vor diesem Hintergrund beauftragte das Bundesministerium fur Verkehr in den spaten 1960er Jahren zunachst eine Vorstudie Dieser lag die Idee einer zweigleisigen Hochleistungsschnellbahn zwischen Munchen und Hamburg zugrunde die uber weitere Zugangspunkte in Hannover Dortmund Koln Frankfurt Mannheim und Stuttgart verfugen sollte Gepruft wurde dabei zunachst lediglich ein Transport von Lkw Das Verkehrsaufkommen fur die Schnellbahn sollte dabei zu 84 Prozent von der Strasse kommen zu 16 Prozent aus der Eisenbahn 1 Die ursprungliche Idee war das Netz der Bundesautobahnen durch parallel fuhrende Neubaustrecken in denen Kraftfahrzeuge im Roll on Roll off Verfahren transportiert werden sollten zu entlasten 4 Darauf baute schliesslich die eigentliche Hochleistungs Schnellbahn Studie auf die am 1 August 1969 durch Bundesverkehrsminister Georg Leber beauftragt wurde Auftragnehmer war die Hochleistungs Schnellbahn Studiengesellschaft mbH die sich aus den Gesellschaftern Deutsche Bundesbahn Strabag Bau AG und Messerschmitt Bolkow Blohm zusammensetzte Projektleiter war Gotz Heidelberg 2 Die zunachst als Autoschienenbahn Studien und Entwicklungsgesellschaft ASB bezeichnete Gesellschaft war bereits 1968 durch die Bundesbahn und Strabag gegrundet worden Sie wurde spater in Hochleistungs Schnellbahn Studiengesellschaft HSB umbenannt 4 In 29 Monaten Bearbeitungszeit wurden 145 000 Arbeitsstunden eingesetzt und EDV Anlagen im Umfang von rund 100 Stunden genutzt Unterauftrage an Industrie und Forschung wurden im Umfang von 1 1 Millionen D Mark vergeben 2 Die Studie umfasst einen 101 seitigen Hauptband sowie funf Nebenbande und wurde planmassig Ende 1971 abgeschlossen und am 22 Dezember 1971 dem Bundesverkehrsminister ubergeben Ende 1972 erschien ein 87 seitiger Kurzbericht 2 Forschungsauftrag Bearbeiten Das wesentliche Ziel der Studie war zu prufen inwieweit das Strassennetz durch eine Verlagerung von Verkehren auf ein spurgefuhrtes Verkehrsmittel entlastet werden konne Eine Hochleistungsschnellbahn sollte dabei den nord und suddeutschen Raum mit hoher Geschwindigkeit miteinander verbinden Ob und in welcher Weise eine solche Strecke auch von konventionellen Eisenbahnzugen mit benutzt werden konnte war zunachst offen und wurde ebenfalls untersucht 2 Der Studie lag dabei ein breiter Forschungsauftrag zugrunde Unter Einbeziehung aller denkbaren Technologien sollte ein Verkehrssystem der Zukunft entwickelt werden Die Konzeption sah vor vorhandene Verkehrssysteme nicht zu ersetzen sondern dort zu erganzen wo diese an Leistungs und Kapazitatsgrenzen stossen wurden Die avisierte Hochleistungsschnellbahn sollte weniger den Charakter eines Flachenverkehrsmittels sondern eher den einer Hauptmagistrale haben Im Guterverkehr sollten Lkw und Container im Huckepackverkehr transportiert werden Im Personenverkehr war auch die Mitnahme von Pkw angedacht 1 Ausgehend von den Forderungen an ein Hochleistungsschnellverkehrssystem wurden Grundannahmen abgeleitet Darauf aufbauend wurden elf verschiedene Bereiche eingehend untersucht Losungen entwickelt und optimiert Uber mehrere Zwischenschritte wurde letztlich der volkswirtschaftliche Erfolg der verschiedenen Losungen anhand einer Kosten Nutzen Analyse bewertet Fur einige Modellkonfigurationen wurden auch betriebswirtschaftliche Betrachtungen herangezogen 2 Im Rahmen der Studie wurden auch zahlreiche technische Losungen gepruft darunter auch Magnetschwebe und Luftkissentechnik sowie konventionelle Schienensysteme mit einer von der Normalspur abweichenden Spurweite mitunter auch mit mehr als zwei Schienen Zu den wesentlichen weiteren Themen gehorten die Gestaltung des Fahrwegs sowie der Betriebsablauf und die Betriebseinrichtungen 1 Die Vorteile des Strassenverkehrssystems gute Verteilermoglichkeiten Prazision und Sicherheit des Transportvorganges sollten mit einer hohen Betriebsgeschwindigkeit verbunden werden Mit der Hochleistungsschnellbahn sollten die vorhandenen Verkehrssysteme entlastet und von Komponenten befreit werden die ihre Leistungsfahigkeit beschrankten 2 Ergebnisse Bearbeiten Ausgehend von Grundannahmen und Anforderungen an ein neues Verkehrssystem wurde ein spurgefuhrtes Transportsystem zur Beforderungen von Personen und Kraftfahrzeugen mit hoher Geschwindigkeit auf eigenen unabhangigen Strecken entwickelt Dabei sollte ein Anschluss an vorhandene Verkehrssysteme insbesondere durch den Transport von Lkw und Pkw in geschlossenen Wagen erfolgen wobei spezielle Bahnhofe mit Zu und Abfahrtsmoglichkeiten angelegt werden sollten 2 Die Studie erwartete deutlich verbesserte Verkehrsverhaltnisse zwischen dem nord und suddeutschen Raum nach der Inbetriebnahme einer solchen Hochleistungsschnellbahn Auch Wirtschaftlichkeit Reisezeit Transportangebot Fahrkomfort und Umweltbelastung sollten sich wesentlich verbessern 1985 sollten etwa 30 Prozent des gesamten bundesdeutschen Lkw Aufkommens in Tonnenkilometer auf die Hochleistungsschnellbahn abwandern entsprechend etwa 11 Mio Lkw Kilometern je Tag Im Personenverkehr sollte je nach Geschwindigkeit des neuen Verkehrssystems mit einer Entlastung der Strassen um 8 bis 15 Mio Personenkilometern je Tag gerechnet Der Transport von Personen und Fahrzeugen sollte dabei kostendeckend erfolgen 2 Als wirtschaftlich gunstigste Trasse wurde eine 886 km lange Linie so genannte C Linie von Hamburg uber Bremen Bielefeld Osnabruck Dortmund Koln Frankfurt Mannheim und Stuttgart nach Munchen fuhrende Trasse identifiziert Fur jeden dieser Verdichtungsraume war dabei ein eigener Bahnhof vorgesehen 3 Zu einem spateren Zeitpunkt sollte das Netz um eine 772 km lange grosse 8 mit Schnittpunkt in Frankfurt erganzt werden 4 Fur den entsprechenden Verkehr wurden drei Alternativen vorgeschlagen 4 Gemeinsame Zuge fur Personen Pkw und Lkw mit einer Geschwindigkeit von 275 bis 375 km h Schnelle aber getrennte Zuge fur Personen und fur Kraftfahrzeuge Eine schnelle Trasse fur Personenverkehr und parallel dazu eine fur niedrigere Geschwindigkeiten ausgelegte Strecke fur Pkw und Lkw Wahrend fur den reinen Personenverkehr eine Magnetbahn mit bis zu 500 km h Hochstgeschwindigkeit vorgeschlagen war wurden im Rad Schiene System 275 km h fur moglich gehalten Eine Schnellbahn fur reinen Personenverkehr ohne Pkw Transport sah die Studie nicht vor 4 Kritik BearbeitenKritiker bemangelten dass die Trasse den Grundgedanken der Raumordnungspolitik zuwidergelaufen ware der eine ausreichende Versorgung mit Verkehrsinfrastruktur und eine angemessene Verkehrsbedienung fur alle Teilraume des Bundesgebietes vorsah Die Realisierung der HSB hatten ohnehin schon vorhandene und wachsende Disparitaten auf diesem Gebiet weiter verstarkt 3 Auch die Annahme eines unbegrenzten Wirtschaftswachstums das der Studie zu Grunde lag wurde in den 1970er Jahren kritisiert 3 Ebenfalls kritisiert wurde dass wesentliche Aspekte in der Studie nicht berucksichtigt wurden Effizienzreserven des bestehenden Schienennetzes neue Konkurrenz durch Grossflugzeuge Airbus und die zahlreichen bei Umsetzung der Vorschlage notwendigen Umbauten am Strassennetz Auch konne die HSB nicht isoliert ohne Betrachtung europaischer Rahmenbedingungen betrachtet werden 4 Auswirkungen BearbeitenDie Uberlegungen der HSB fuhrten zu einem Netz von Neu und Ausbaustrecken das 1973 in den ersten Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde Unmittelbar realisiert wurden die Schnellfahrstrecken Hannover Wurzburg Baubeginn 1973 und Mannheim Stuttgart Baubeginn 1976 Die beiden zwischen 1979 und 1991 eroffneten Strecken markierten den Beginn des Eisenbahn Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland Gleichzeitig ermoglichten die Strecken schnellen Guterzugen den Nachtsprung zwischen Nord und Suddeutschland Wahrend die Planung fur die ersten Neubaustrecken ursprunglich entsprechend den Vorschlagen der Hochleistungs Schnellbahn Studie einen Transport von Lkw Aufliegern in geschlossenen Eisenbahnwagen vorsahen wurden diese Plane 1975 verworfen nachdem Untersuchungen ergeben hatten dass den Mehrkosten in Hohe von etwa zehn Prozent fur ein Grosslichtraumprofil keine hinreichend grossen Mehrertrage durch den Huckepackschnellverkehr entgegenstanden 5 Letztlich entstanden damit konventionelle Eisenbahnstrecken die planerisch und technisch fur den Geschwindigkeitsbereich zwischen 250 und 300 km h ausgelegt waren und dem Einsatz des Intercity Express den Weg bereiteten Literatur BearbeitenHeinz D Neuber Hrsg Studie uber ein Schnellverkehrssystem Systemanalyse und Ergebnisse Hochleistungs Schnellbahn Studiengesellschaft Ottobrunn 1971 Siehe auch BearbeitenStudiengesellschaft fur Elektrische Schnellbahnen 1899 1904 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Hans Kalb Die Systemstudie Hochleistungsschnellbahn In Deutsche Bundesbahn Hrsg DB Report 70 Hestra Verlag Darmstadt 1970 S 141 147 a b c d e f g h i j Bundesministerium fur Verkehr Hrsg HSB Studie uber ein Schnellverkehrssystem Kurzbericht Systemanalyse und Ergebnisse Hormann Verlag Hof Saale 1972 ISBN Schriftenreihe des Bundesministers fur Verkehr Heft 42 a b c d J Westphal Raumordnung und Verkehr Ziele und Konflikte dargestellt an zwei Beispielen des modernen Schienenverkehrs In Lehrstuhl fur Institut fur Verkehrswesen Eisenbahnbau und betrieb der TU Hannover Hrsg Moderner Schienenverkehr in Forschung und Praxis Verlag Hannover 1977 ohne ISBN Wissenschaftliche Arbeiten Nr 10 S 149 166 a b c d e f Berndt von Mitzlaff Das neue Verkehrskonzept fur eine mobile Gesellschaft In Heinz Durr Knut Reimers Hrsg Hochgeschwindigkeitsverkehr Hestra Verlag Darmstadt 1991 ISBN 3 7771 0234 2 Jahrbuch des Eisenbahnwesens Band 42 S 87 Peter Munchschwander Hrsg Das Hochgeschwindigkeitssystem der Deutschen Bundesbahn R v Decker s Verlag G Schenk Heidelberg 1990 ISBN 3 7685 3089 2 S 74 76 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studie uber ein Hochleistungsschnellverkehrssystem amp oldid 233081343