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Das Streichquartett e Moll ist ein Kammermusikwerk des italienischen Komponisten Giuseppe Verdi Es entstand zwischen 1868 und 1876 also wahrend der Jahre in denen sich Verdi mit der Oper Aida und der Messa da Requiem beschaftigte Die Urauffuhrung einer ersten Fassung fand am 1 April 1873 als Privatauffuhrung in der Empfangshalle des Albergo della crocelle in Neapel statt Die Urauffuhrung der definitiven und wenig spater gedruckten Fassung folgte wiederum als Privatauffuhrung am 1 Juni 1876 im Hotel de Bade in Paris 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Satzbezeichnungen 3 Analyse 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenVerdis einziges Streichquartett entstand nach der Darstellung des Komponisten in wenigen Wochen wahrend der Proben zur neapolitanischen Erstauffuhrung der Aida am Teatro San Carlo wohin Verdi mit seiner Frau Giuseppina gereist war Nachdem sich die Proben wegen einer Indisposition der Sangerin Teresa Stolz die die Aida singen sollte verzogert hatten fand Verdi Zeit fur dieses Streichquartett Die Urauffuhrung einer ersten Fassung erfolgte zwei Tage nach der Aida Premiere im privaten Kreis Die seit 2019 zuganglichen musikalischen Arbeitsmanuskripte Verdis widerlegen jedoch diese Legende Erste Skizzen zum dritten und vierten Satz sind spatestens im Herbst 1868 entstanden In diesen Manuskripten findet sich uberdies eine fragmentarische Partiturhandschrift von Verdis Hand sowie ein vollstandiger Stimmensatz die beide eine erheblich von der spater gedruckten Version abweichende Fassung dokumentieren Verdi zogerte zunachst mit einer Veroffentlichung des Werks Erst nach der erfolgreichen Pariser Auffuhrung einer grundlegend uberarbeiteten Fassung erschien es bei Escudier in Paris bei Ricordi in Mailand und bei Schott Mainz im Druck 1 Satzbezeichnungen BearbeitenAllegro Andantino con eleganza Prestissimo von der musikalischen Form her ein Scherzo Scherzo Fuga Allegro assai mosso in der ersten Fassung von 1873 Finale Andante sostenuto Allegro vivo Die Spieldauer betragt etwa 24 Minuten Analyse BearbeitenTrotz der Anklange an Aida die sich vor allem im 1 Satz finden orientiert sich Verdi in seinem Streichquartett hauptsachlich an den Wiener Klassikern wobei Wolfgang Stahr wegen der Fuge im Schlusssatz eine formale Adaption von Joseph Haydns Streichquartett C Dur op 20 Nr 2 vermutet 2 Julian Budden dagegen sieht beim Kopfsatz Parallelen zu Mozarts g Moll Streichquintett 3 Der 1 Satz entspricht einer zweiteiligen Variante der Sonatensatzform Zunachst tragt die Zweite Geige das Hauptthema auf der tiefsten Saite vor Das Seitenthema folgt in Takt 57 im homophonen Satz aller vier Instrumente Am Ende der Exposition wird ein synkopisch rhythmisiertes drittes Thema eingefuhrt Nach Otto Emil Schumann bleibt in der Durchfuhrung die knappe Bildhaftigkeit erhalten 4 Der 2 Satz das Andantino ist dreigliedrig Es herrscht eine leichte a moll Wehmut vor die jedoch durch die Bewegungskraft des fur die definitive Fassung von 1876 nachkomponierten Mittelteils in Ges Dur aufgehoben wird 4 Der 3 Satz entspricht einem Scherzo Das Tempo ist zunachst prestissimo sehr schnell wie eine Danse infernale hollischer Tanz wahrend das Trio eher gesanglich ist und wie in einer Serenade vom Violoncello angestimmt und vom Pizzicato der anderen Streicher begleitet wird 5 Im Schlusssatz den Verdi mit Scherzo Fuga bezeichnete zeigt sich eine Kontrapunktik die auf die Messa da Requiem und die Schlussfuge im Falstaff sowie die Quattro pezzi sacri weist Die fugierte Form des Satzes wird bis zum Schluss beibehalten wird jedoch durch liebliche Harmonik und Kadenzen angereichert 6 Neben an der Wiener Klassik und der Kontrapunktik orientierten Stellen finden sich in Verdis Streichquartett durchaus opernhafte Elemente bei einzelnen Figuren der Begleitstimmen oder bei der Violoncello Kantilene im 3 Satz Auch Budden wies auf dieses Stilmittel hin das gelegentliche Abgleiten in eine friesartige Figuration verrat den Komponisten von Begleitfiguren wie sie in der Oper ublich sind 6 Rezeption BearbeitenVerdis Streichquartett steht im Kontext der seit der Mitte der 1860er Jahre ausgefochtenen Kontroversen um die Bedeutung der in Italien vorherrschenden Gattung Oper und reiner Instrumentalmusik Nach Verdis Meinung lebte das Streichquartett in Italien wie eine Pflanze ausserhalb ihres Klimas An dieser Situation anderte zunachst auch die 1861 durch Abramo Basevi gegrundete Societa del Quartetto Quartettgesellschaft in Florenz nichts Verdis Streichquartett das vielfach als Gelegenheitswerk angesehen wird ist trotzdem das einzige italienische Kammermusikwerk des 19 Jahrhunderts das sich durchgangig im Konzertrepertoire halten konnte Dies bestatigte auch Otto Emil Schumann in seinem Handbuch der Kammermusik Das musikalische Italien des 19 Jahrhunderts hat nur ein einziges wirklich bedeutendes Kammermusik Werk hervorgebracht das sich in der ganzen Welt durchzusetzen vermochte Verdis e moll Streichquartett 4 Budden resumierte Verdis Quartett mag nicht ganz das Niveau der grossen klassischen Quartette erreichen aber es ist gewiss ein schoner und origineller Beitrag zum Repertoire 6 Verdi gab vor dem Werk keine besondere Bedeutung zuzumessen 1 Doch feilte er jahrelang vor allem an den kontrapunktischen Passagen Dabei veranderte er vor allem den fugierten Finalsatz grundsatzlich In der ersten Fassung von 1873 war dieser Satz wesentlich vom Legato gepragt wahrend in der publizierten das Staccato in einem extrem schnellen Tempo dominiert Fast scheint es als wolle der Komponist das satztechnische Modell eines barocken Tonsatzes klanglich zur Unkenntlichkeit verzerren und der in der ersten Fassung sehr viel anmutiger erscheinenden Fuge jegliches espressivo austreiben Spater ausserte er Ich weiss nicht ob es gut oder schlecht ist aber ein Quartett ist es 7 Nachdem Anselm Gerhard 2021 im Staatsarchiv Parma die bis dahin unbekannte Erstfassung entdeckt hatte 1 liegt diese inzwischen auch in einer kritischen Edition beider Fassungen vor 8 Die erste Auffuhrung dieser Fassung seit 1873 bereitet das Vogler Quartett fur den 27 Marz 2023 fur ein Konzert im Foyer der Oper Leipzig vor Literatur BearbeitenAlfred Baumgartner Der grosse Musikfuhrer Musik der Romantik Kiesel Verlag 1983 ISBN 3 7023 4004 1 S 364 Julian Budden Verdi Leben und Werk Revidierte Ausgabe Philipp Reclam jun Stuttgart 2000 ISBN 3 15 010469 6 S 319 322 Anselm Gerhard Eine Komposition ohne die geringste Bedeutung Verdis Mussestunden in Neapel und seine mindestens sieben Jahre wahrende Arbeit am Streichquartett in e Moll in verdiperspektiven 5 2020 2022 S 59 112 Otto Emil Schumann Handbuch der Kammermusik Lizenzausgabe Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft Herrsching 1983 ISBN 3 88199 107 7 S 276 278 Weblinks BearbeitenNotentext Kurzbesprechung von Wiebke Matyschok auf BR online Memento vom 5 November 2009 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Anselm Gerhard Eine Komposition ohne die geringste Bedeutung Verdis Mussestunden in Neapel und seine mindestens sieben Jahre wahrende Arbeit am Streichquartett in e Moll in verdiperspektiven 5 2020 2022 S 59 112 Stahr in Programmheft der Berliner Philharmoniker vom 26 September 2007 1 2 Vorlage Toter Link www berliner philharmoniker de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Julian Budden Verdi Leben und Werk Philipp Reclam jun Stuttgart 2000 S 320 a b c Otto E Schumann Handbuch der Kammermusik Herrsching 1983 S 276 278 Analyse von Julian Budden Verdi Leben und Werk Philipp Reclam jun Stuttgart 2000 S 322 a b c Zitat Julian Budden Verdi Leben und Werk Philipp Reclam jun Stuttgart 2000 S 322 Zitat bei Julian Budden Verdi Leben und Werk Philipp Reclam jun Stuttgart 2000 S 319 Anselm Gerhard Hrsg Verdi Quartett in e Moll Studienedition Henle Munchen 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streichquartett e Moll Verdi amp oldid 232013281