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Die Stotzingen Mission auch Stotzingen Neufeld Expedition war das Vorhaben des Deutschen Reichs wahrend des Ersten Weltkriegs einen Stutzpunkt in Hudaida Jemen zu errichten um die Erhebung islamischer Bevolkerungsgruppen im Sudan gegen die britische Besatzung einzuleiten und zu organisieren Aufgrund des Ausbruchs der Arabischen Revolte im Juni 1916 musste die Mission bereits in der Anfangsphase abgebrochen werden Es war der letzte Versuch des Deutschen Reichs die einheimische islamische Bevolkerung in den Kolonien der Entente zu revolutionieren Inhaltsverzeichnis 1 Planung 2 Verlauf 3 Literatur 4 Anmerkungen und EinzelbelegePlanung BearbeitenDem Deutschen Reich war es wahrend des Ersten Weltkriegs kaum moglich seine kolonialen Streitkrafte Schutztruppe mit Nachschub oder Verstarkung zu versorgen Um wenigstens die Schutztruppe in Deutsch Ostafrika zu entlasten stellte Ende 1915 das Reichskolonialamt den Plan auf die Volksstamme im Sudsudan und in den Grenzlandern Abessiniens gegen die Briten mithilfe von Geldmitteln aufzuwiegeln Dazu sollte im Jemen eine Nachrichtenstelle errichtet werden von wo aus die Verhandlungen mit einheimischen Mittelsmannern gefuhrt sowie die Verteilung der Geldmittel koordiniert werden sollte Dieser Plan fand Unterstutzung beim Grossen Generalstab und beim Auswartigen Amt Nach Verhandlungen mit dem deutschen Militarattache Otto von Lossow gewahrte im Februar 1916 der osmanische Kriegsminister Enver Pascha die Ausfuhrung dieses Plans unter der Bedingung dass die Mission zum Schutz von einem osmanischen Regiment begleitet wird Derweil erweiterte der Generalstab den Plan um den Aufbau einer Funkstation Bereits im Januar fanden in der Schweiz zwischen den Gesandten Gisbert von Romberg und Fuad Selim Verhandlungen bezuglich des Aufbaus einer Funkstation im Jemen statt Die Absicht war eine Kommunikationsverbindung mit Addis Abeba herzustellen um das Kaiserreich Abessinien fur die Mittelmachte zu gewinnen 1 Ahnliche Missionen jeweils unter der Leitung von Leo Frobenius und Salomon Hall waren 1915 bereits gescheitert Verlauf Bearbeiten nbsp Karl Neufeld zwischen 1910 und 1915Zum Leiter der Mission wurde Major Othmar von Stotzingen ernannt Ihm unterstellt wurden Karl Neufeld der bereits als Agent fur Revolutionierungsvorhaben aktiv war ein Vertreter des Auswartigen Amtes zwei Unteroffiziere zur Bedienung des Funkgerats sowie ein arabischer Muttersprachler der beauftragt war in Medina Propagandazeitungen herauszugeben Spater schloss sich noch ein Inder an Die Mission reiste am 15 Marz 1916 aus Berlin ab und erreichte zwei Tage spater Konstantinopel Nach wochenlangen Vorbereitungen setzte die Mission ihre Reise fort Das Vorhaben eine Propagandazeitung in Medina herauszugeben wurde von Enver Pascha untersagt und der Araber aus der Mission entlassen In Aleppo schloss sich die Mission dem Regiment von Major Khayri Bey an das die osmanischen Truppen im Jemen verstarken sollte und erreichte am 16 April 1916 Damaskus Dort verzogerte sich die Reise da Cemal Pascha Oberbefehlshaber und Gouverneur Syriens von der Mission nicht in Kenntnis gesetzt wurde und auf Order aus Konstantinopel wartete Am 28 April 1916 setzte die Mission ihre Reise mit der Hedschasbahn fort nach al ʿUla der letzten Station vor Medina die Nichtmuslime betreten durften Haram Dort trennte sich die Mission von Kari Beys Regiment und setzte die Reise mit Kamelen nach al Wadschh fort und erreichte am 23 Mai 1916 Yanbu Dort wartete die Mission auf die Ankunft einer Gruppe unter Kapitanleutnant Erwin von Moller die aus der Internierung in Niederlandisch Indien geflohen war und versuchte uber Arabien die Heimat zu erreichen Allerdings wurden Moller und seine Gruppe Ende Mai oder Anfang Juni 1916 durch Beduinen bei Dschidda ermordet Im Glauben die Truppenentsendung Khayri Beys bezwecke die Verstarkung der osmanischen Prasenz im Hedschas entschloss der Emir und Scherif von Mekka Hussein ibn Ali den fur August 1916 geplanten Aufstand gegen die Osmanen vorzuverlegen Am 5 Juni 1916 brach die Arabischen Revolte aus worauf der Mission am 9 Juni 1916 die Ruckkehr nach Damaskus befohlen wurde Ein Teil der Mission reiste sofort ab und erreichte am 30 Juni 1916 Damaskus Der Rest blieb mit der Ausrustung samt Funkgerat zuruck und wurde drei Wochen spater bei der Abreise durch Beduinen uberfallen 2 Dieser Uberfall ist in T E Lawrences Werk Die sieben Saulen der Weisheit beschrieben Behind the Ashraf came the crimson banner of our last tribal detachment the Rifaa under Owdi ibn Zuweid the old wheedling sea pirate who had robbed the Stotzingen Mission and thrown their wireless and their Indian servants into the sea at Yenbo The sharks presumably refused the wireless but we had spent fruitless hours dragging for it in the harbour Owdi still wore a long rich fur lined German officer s greatcoat a garment little suited to the climate but as he insisted magnificent booty Hinter den Aschraf folgte das rote Banner des letzten zu einer Truppe geordneten Stammes der Rifaa unter Audi ibn Suweid dem pfiffigen alten Piraten der die Mission Stotzingen ausgeraubt und ihr Funkgerat samt der indischen Bedienungsmannschaft bei Janbo ins Meer geworfen hatte Die Haie werden vermutlich das Funkgerat verschmaht haben aber wir hatten manch nutzlose Stunde verbracht mit dem Versuch es wieder herauszufischen Audi trug noch einen langen dicken pelzbesetzten deutschen Offiziersmantel eine reichlich unzweckmassige Bekleidung fur dieses Klima aber wie er geltend machte ein prachtiges Beutestuck T E Lawrence Seven Pillars of Wisdom Book II Chapter XXV Ubersetzung von Dagobert von Mikusch Die sieben Saulen der Weisheit dtv Munchen 1979 S 168 Literatur BearbeitenErich Helmensdorfer Hartostlich von Suez Die feudale Halbinsel R S Schulz Munchen und Percha 1972 S 59 66 und S 75 78 Alexander Will Kein Griff nach der Weltmacht Boehlau Koln 2012 S 246 249 Donald M McKale War by Revolution Germany and Great Britain in the Middle East in the Era of World War I Kent State University Press Kent Ohio 1998 S 172 ff Hans Werner Neulen Feldgrau in Jerusalem Das Levantekorps des kaiserlichen Deutschland 2 Aufl Universitas Munchen 2002 ISBN 3 8004 1437 6 S 165 ff Martin Strohmeier The very real bogey The Stotzingen Neufeld Mission to the Hijaz 1916 In Arabian Humanities Revue internationale d archeologie et de sciences sociales sur la peninsule Arabique 6 2016 S 1 18 doi 10 4000 cy 3098 Anmerkungen und Einzelbelege Bearbeiten Auch die Herstellung einer funktelegrafischen Verbindung mit Mwanza in Deutsch Ostafrika wurde anfangs erwogen Dieser Teil der Mission wurde aber Mitte April 1916 als schwer durchfuhrbar verworfen Reinhard Klein Arendt Kamina ruft Nauen Die Funkstellen in den deutschen Kolonien 1904 1918 3 Aufl Wilhelm Herbst Verlag Koln 1999 ISBN 3 923925 58 1 S 318f Welche Mitglieder der Mission sofort abreisten und welches Schicksal den Zuruckgebliebenen ereilte ist nicht einheitlich dargestellt Nach Helmensdorfer S 76 blieben lediglich der Vertreter des Auswartigen Amtes und der Inder zuruck die nach dem Uberfall aber Damaskus Ende August 1916 erreichten Nach McKale S 178 reisten Stotzingen Neufeld und ein Dritter ab wahrend der Rest zuruckblieb und beim Uberfall der Beduinen getotet wurde Will S 249 erwahnt keinen Uberfall aber die Gefangennahme zweier Deutscher eines Turken und eines Inders durch Briten wobei die Deutschen ums Leben kamen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stotzingen Mission amp oldid 230934203