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Das Stift Spital am Pyhrn ist ein ehemaliges Kollegiatstift in Spital am Pyhrn in Oberosterreich im Bezirk Kirchdorf im Traunviertel Stift Spital am Pyhrn der Hof der Anlage Er war fruher in etwa doppelt so gross und geschlossen Spital am Pyhrn Blick vom Norden auf das ehemalige Dechant Stockl heute Pfarrhaus auf die Kirche und auf das Stift im Bildhintergrund Spital am Pyhrn Stiftsgebaude mit machtiger Portalanlage und daruberliegendem Erker der zu einem Saal mit Stuckdecke um 1680 gehort Spital am Pyhrn klassische symmetrische barocke Kirchenfassade mit zwei Turmen und Statuen in den Nischen Stift Spital am Pyhrn in den fruhen 1670er Jahren Stich aus Vischers Topographie Austriae Superioris Modernae Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Reformation und Gegenreformation 1 3 Aufhebung und kurzer Neubeginn 2 Baubeschreibung 2 1 Stiftsgebaude 2 2 Stiftskirche 3 Sonstiges 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Dass in Spital am Pyhrn eine so machtige Stiftsanlage entstehen konnte hangt mit der Bedeutung der Strasse zusammen an der sie liegt Es gab bereits eine Romerstrasse die eine der am starksten verwendeten Nord Sud Verbindungen war Der Strassenzug der von deutschen Landen bis an die Adria fuhrte war noch im Mittelalter eine wichtige Route Im Lauf der Zeit entstanden entlang der Strecke zahlreiche Beherbergungsbetriebe fur Reisende 1 Kaiser Heinrich II der letzte Regent aus dem Geschlecht der Ottonen hatte Bamberg zum Hochstift ernannt Er schenkte dem Bischof von Bamberg das Land am Pyhrn mit der Auflage dort eine Herberge zu errichten um den Ubergang uber den Pass auch im Winter zu ermoglichen 1418 erfolgte die Umwandlung dieses Hauses in ein Kollegiatstift von Chorherren Unter dem Bamberger Bischof Friedrich von Aufsess nahm es einen machtigen Aufstieg Er hatte als Bischof von Bamberg resigniert und sich nach Spital als Chorherr zuruckgezogen Da er vermogend war grundete er zahlreiche Stiftungen die zur Finanzierung etlicher Umbauten verwendet wurden Die damalige Stiftskirche und das Stift wurden erweitert die Kirchen in Vorderstoder und Hinterstoder erbaut und die St Leonhard Kirche beim Friedhof errichtet 2 Bei der Grundung des Kollegiatstifts Mattighofen 1438 wurde dem Stift Spital am Phyrn die Verantwortung fur die Ordnung und Besetzung des neuen Kollegiums anvertraut Das Stiftsgebaude brannte 1502 erstmals ab Das Stift wurde wiederaufgebaut und baulich erweitert Bei einer Besichtigung Kaiser Maximilians gelang es dem damaligen Leiter des Kollegiats Andreas Sackauer von ihm zumindest den Nachlass von Schulden zu erbitten Ob sich der Habsburger Herrscher auch finanziell am Bau beteiligte lasst sich nicht eruieren 3 Reformation und Gegenreformation Bearbeiten nbsp KirchenschiffUnter Dechant Wolfgang Pruggner 1553 1568 verweltlichte das Kollegiatstift vollig 1561 waren nur noch funf Kanoniker im Stift Dass die katholischen Traditionen letztlich ganz aufgegeben wurden begrundete man mit dem Willen der Bevolkerung Schliesslich konvertierten alle Chorherren zum evangelischen Glauben allerdings wurde noch bis 1566 das Chorgebet geubt 4 Johann Jakob Gienger von Grunbuhel 1570 1609 der seit 1568 in Wien Domherr zu St Stephan war wurde auf Betreiben des Landesfursten gegen das Einverstandnis Bambergs 1570 Dechant im Stift Spital am Pyhrn wo er auch bald mit der Rekatholisierung beginnen wollte Da aber die hochsten Posten im Land mit Protestanten besetzt waren war das in dieser Epoche nicht moglich Als das Kollegiatstift durch Papst Paul V 1605 zur Propstei erhoben wurde war Gienger dessen erster Propst 5 Seitdem nahm die Zahl der Kanoniker wieder zu und auch die Stiftsverwaltung wurde personell erweitert Die Ortschaft Spital wuchs und erfreute sich bluhenden Wohlstands der im 18 Jahrhundert u a durch vier Sensenwerke begrundet war 1605 wurde das Kollegiatstift Propstei Die Propste der Barockzeit haben eifrig um und neugebaut Damian von Inama zeichnete fur den Bau des Stiftsgebaudes verantwortlich sein Nachfolger Heinrich Fursten liess ab 1714 eine neue Kirche errichten 6 In der Nacht vom 25 auf den 26 Oktober 1841 zerstorte ein weiterer Brand das Stift Der nordliche und westliche Teil des Gebaudes und alle Wirtschaftsnebengebaude sowie die beiden Kirchturme das Kirchendach und die Orgel wurden zerstort Dem Brand fielen auch etliche Einwohner von Spital zum Opfer und zahlreiche Privathauser wurden ein Raub der Flammen 7 Aufhebung und kurzer Neubeginn Bearbeiten nbsp Maria mit Kind uber dem EingangsportalPropst Matthaus Lichtenauer 1803 1807 der in der Chronik als ungebildet fast roh beschrieben wird bewies wenig Gespur in der Fuhrung des Kapitels und war auch ein nachlassiger Wirtschaftsfuhrer Nach funfjahriger wenig erfolgreicher Amtszeit ubergab Kaiser Franz II I den Spitaler Besitz den Benediktinern von St Blasien aus dem Schwarzwald deren Kloster drei Jahre fruher aufgelost worden war Die Benediktiner blieben mit ihrem Furstabt zwei Jahre in Spital um dann nach St Paul im Lavanttal zu ziehen St Paul war 1787 von Kaiser Josef II aufgehoben worden und sollte nun von den Schwarzwaldern neu gegrundet werden 8 Die Grundherrschaft Spital ging daraufhin im Religionsfondsgut auf Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche Im Stiftsgebaude amtierte ein Pfleggericht Als in franzisko josefinischer Zeit unter der k u k Forstverwaltung die spateren Bundesforste das Stiftsgebaude ausgebaut wurde mutierte Spital bald zum Treffpunkt des beamteten Adels der dort die Sommerfrische verbrachte Anfang 1945 war in der Gruft unter dem Presbyterium der Stiftskirche der gesamte Goldschatz der ungarischen Nationalbank 33 000 kg eingelagert 9 Von 1989 bis 1997 war der Forstbetrieb Spital Pyhrn im Stift untergebracht Zwischen 1964 und 1967 erfolgte eine erste Restaurierung am Aussenbau der Anlage eine weitreichende Innenrestaurierung der Kirche wurde von 1977 bis 1980 durchgefuhrt 10 Baubeschreibung BearbeitenStiftsgebaude Bearbeiten Ab 1642 bis etwa 1700 wurde das Stiftsgebaude in seiner heutigen Form als Vierflugelanlage errichtet Baumeister waren Kaspar Schoiswohl 1642 und Cipriano Novo 1654 Als Steinmetze arbeiteten Andreas und Jakob Provin als Stuckateure Lorenzo Canevale und Thomas Ferrada Unter Propst Inama 1642 1655 entstand der Nordtrakt des Stiftes Der Ostflugel mit dem machtigen Portal stammt aus dem letzten Viertel des 17 Jahrhunderts Hofseitig gibt es an diesem Flugel im Erdgeschoss Arkaden Uber dem machtigen Portal an der Schauseite befindet sich im ersten Stock ein Saal mit Stuckdecke von um 1680 einem blaugrunen Ofen von circa 1730 und intarsierten Turen Daneben liegt die ehemalige Hauskapelle mit Stuckdecke und Stuckaltar aus dem vierten Viertel des 17 Jahrhunderts Der Flugel nordlich der Kirche das sogenannte Dechant Stockl heute Pfarrhof verfugt uber einen zweigeschossigen Saal mit Stuckdecken von Lorenzo Canevale 11 Stiftskirche Bearbeiten Die Stiftskirche heute Pfarrkirche ist der Himmelfahrt Mariens geweiht Die fruhere gotische Kirche auf dem Vischer Stich rechts hinten zu sehen war 1199 und nach einer Erneuerung 1434 geweiht worden Ab 1714 errichtete Johann Michael Prunner die neue barocke Kirche 1728 waren die Turme 1730 die Kirche vollendet Sie ist nach Westen orientiert und misst 56 m in der Lange und 22 m in der Breite Bemerkenswert ist die grosse Hohenentwicklung des Inneren und der Fassade An der linken und rechten Seite des Langhauses befinden sich jeweils drei Seitenkapellen die durch Durchgange miteinander verbunden sind Daruber verlauft die Empore mit vorgeschweiften Balkonen Zwischen den Turmen befindet sich die Vorhalle daruber die Musikempore Um in das Kircheninnere zu gelangen durchschreitet man das schmiedeeiserne Kirchengitter das ab 1728 in der Hofschmiede Ferdinand Andreas Lindemayrs entstand Der architektonische Entwurf der Seitenkapellen der Emporen und der Vorhalle stammt von Domenico Antonio Carlone 1724 Den Chor und den Fronbogen hat Bartolomeo Altomonte mit Fresken bemalt Sie bilden den kunstlerischen Hohepunkt der Kirche Das Altarfresko ist dem Patrozinium gemass der Himmelfahrt Mariens geweiht Die Muttergottes schwebt von Engeln getragen zum Himmel empor wo sie von Gottvater Gottsohn und dem Hl Geist erwartet wird An der Decke sind die Kardinaltugenden die Bundeslade und das Buch mit den sieben Siegeln dargestellt an den Seitenwanden die vier abendlandischen Kirchenvater 12 Die Architekturmalerei stammt von Francesco Messenta Die Malerei beider Kunstler bezieht sich auf Andrea Pozzos theoretisches Werk Perspectiva pictorum et architectorum 13 An der linken und rechten Seite des Langhauses befinden sich je drei Seitenaltare die auf der linken Seite vom Eingang aus betrachtet dem hl Karl Borromaus der Muttergottes und dem Stifter Otto von Bamberg geweiht sind Auf der rechten Seite vom Kircheneingang gesehen sind die drei Altare den 14 Nothelfern dem Kreuz und den Aposteln geweiht Die Gemalde stammen von Martin Johann Schmidt 1781 und von Michelalangelo Unterberger Die Kanzel schuf der aus Aussee stammende Johann Ignaz Thenny 1748 Im Kirchenschiff gegenuber befindet sich die Statue des hl Johannes von Nepomuk in der Glorie Sie ist ein Werk des Grazer Bildhauers Veit Koniger 1769 Die beim Brand im Jahr 1841 zerstorte barocke Orgel wurde 1846 durch eine neue von Ludwig Mooser aus Salzburg ersetzt Sie wurde zuletzt zwischen 2002 und 2007 restauriert 14 Sonstiges Bearbeiten nbsp Schmiedeeisernes Gitter zwischen Vorhalle und Kirchenschiff von Andreas Ferdinand Lindemayr um 1730 Das hiesige Handwerk der Steinmetz und Maurermeister erlangte unter Meister Giacomo Provino Anfang des 17 Jahrhunderts grosse Bedeutung nachdem er 1590 einen Steinbruch mit rotem und schwarzem Marmor entdeckt hatte Das Osterreichische Felsbildermuseum in den restaurierten Barockraumen des Stiftes wurde aufgelost Seit Dezember 2015 befinden sich das JUFA Hotel Pyhrn Priel Spital am Pyhrn im ehemaligen Stiftsgebaude und das Museum Zwischen Himmel und Erde Gerlinde Kaltenbrunner und die Welt der 8000er 15 Die Ausstellung prasentiert Filme und Bilder der hochsten Gipfel der Erde sowie die Erfolge der Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner die 2011 als erste Frau alle Achttausender weltweit ohne zusatzlichen Sauerstoff erfolgreich bestiegen hat Literatur BearbeitenRudolf Flotzinger Spital am Pyhrn In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 5 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2006 ISBN 3 7001 3067 8 Hans Krawarik Die weltlichen Chorherren von Spital am Pyhrn 1418 1807 In Forschungen zur Geschichte Oberosterreichs Band 15 1988 Hans Krawarik Zur Frage der Pfarre Spital am Pyhrn In Oberosterreichische Heimatblatter Linz 1990 S 142 151 mit einer Liste der Pfarrer von Spital am Pyhrn S 147 150 ooegeschichte at PDF Hans Krawarik Dorf im Gebirge Spital am Pyhrn 1190 1990 Linz 1990 Stadtarchiv Wiener Neustadt Hrsg Steinmetzakten Meister Provino und Petruzzy 1644 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stift Spital am Pyhrn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ehemalige Stiftskirche Spital am PyhrnEinzelnachweise Bearbeiten Erich Tischler Stiftskirche Spital am Pyhrn 9 Auflage Verlag St Peter Salzburg 2008 Erich Tischler Stiftskirche Spital am Pyhrn Schladming 2008 Hans Krawarik Die weltlichen Chorherren von Spital am Pyhrn 1418 1807 OO Landesarchiv Linz Linz 1988 S 208 Hans Krawarik Die weltlichen Chorherren von Spital am Pyhrn 1418 1807 OO Landesarchiv Linz Linz 1988 S 192 Hans Krawarik Die weltlichen Chorherren von Spital am Pyhrn 1418 1807 OO Landesarchiv Linz Linz 1988 S 89 ff Hans Krawarik Die weltlichen Chorherren von Spital am Pyhrn 1418 1807 OO Landesarchiv Linz Linz 1988 Vincenz Fink Album aus Oesterreich ob der Enns Herausgegeben zum Besten der durch den Brand am 26 Oktober 1841 verungluckten Bewohner von Spital am Pyhrn in Ober Oesterreich Linz 1843 Erich Tischler Stiftskirche Spital am Pyhrn 9 Auflage Verlag St Peter Salzburg 2008 Matthias Settele Nach Golde drangt am Golde hangt doch alles Evakuierung des Goldes der ungarischen Nationalbank 1945 nach Spital am Pyhrn In Waidhofner Heimatblatter Band 31 2006 S 81 86 hier 83 Erich Widder Zur Restaurierung der ehemaligen Stiftsanlagen und der Filialkirche St Leonhard in Spital am Pyhrn In Dorf im Gebirge Spital am Pyhrn 1190 1990 Linz 1990 S 200 ff Dehio Oberosterreich Die Kunstdenkmaler Osterreichs 4 Auflage Verlag Anton Schroll Wien 1956 S 319 f Dehio Oberosterreich Die Kunstdenkmaler Osterreichs 4 Auflage Verlag Anton Schroll Wien 1956 S 317 ff Andrea Pozzo Perspectiva pictorum et architectorum 2 Bande 1691 vol 1 1700 vol 2 Rom Gabriele Liechtenstein Stiftskirche Spital am Pyhrn Verlag St Peter Salzburg Zwischen Himmel und Erde Gerlinde Kaltenbrunner und die Welt der 8000er auf urlaubsregion pyhrn priel at47 664231111111 14 338446111111 Koordinaten 47 39 51 2 N 14 20 18 4 O Normdaten Korperschaft GND 4249810 7 lobid OGND AKS VIAF 236802437 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stift Spital am Pyhrn amp oldid 238822254