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Steviosid ist ein Glycosid des Diterpens Steviol aus den Blattern der Steviapflanze Stevia rebaudiana eine von uber 200 Stevia Arten weltweit ein naturlicher Sussstoff und einer der Hauptbestandteile von Stevia Die Blatter enthalten zehn bislang entdeckte Sussstoffe wobei Steviosid fast immer den grossten Anteil darstellt Im weiteren Sinne wird auch das durch Extraktion gewonnene Gemisch dieser Sussstoffe als Steviosid bezeichnet Steviolglycoside wurden am 12 November mit Wirkung zum 2 Dezember 2011 in der EU unter der Bezeichnung E 960 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen 4 StrukturformelAllgemeinesName SteviosidAndere Namen 1 O 5b 8a 9b 10a 13a 13 2 O b D Glucopyranosyl b D glucopyranosyl oxy 18 oxokaur 16 en 18 yl b D glucopyranose IUPAC 19 O b D Glucopyranosyl 13 O b D glucopyranosyl 1 2 b D glucopyranosyl steviol E 960 STEVIOSIDE INCI 1 Summenformel C38H60O18Kurzbeschreibung farblose Prismen 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 57817 89 7EG Nummer 260 975 5ECHA InfoCard 100 055 414PubChem 442089ChemSpider 390625Wikidata Q415043EigenschaftenMolare Masse 804 90 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt 238 239 C 2 Loslichkeit schlecht in Wasser 1 25 g l 1 2 besser in Ethanol 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P SatzeSoweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Chemie 2 Eigenschaften 2 1 Eigenschaften als Sussstoff 2 2 Bestandteile im Sussstoffgemisch 3 Toxikologie 4 Rechtliche Situation 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseChemie Bearbeiten nbsp Steviol das Aglycon das bedeutet deglycosilierte Form von SteviosidSteviosid weist ein tetracyclisches ent Kauran Diterpen Grundgerust auf dessen Carboxygruppe an C 18 mit der 1b Hydroxygruppe einer D Glucopyranose verestert ist wahrend die Hydroxygruppe an C 13 glycosidisch mit dem Disaccharid Sophorose 2 O b Glucopyranosyl D glucose verknupft ist 2 Es lasst sich enzymatisch in das Aglycon Steviol und drei Molekule Glucose spalten 2 Eigenschaften BearbeitenSteviosid ist ein in der gereinigten Form weisses bis hellgelbliches feines Pulver ahnlich wie Puderzucker Wegen der einfacheren Dosierbarkeit gibt es verschiedene Flussiglosungen von dunner bis leicht zahflussiger Konsistenz Die Farbe der klaren Losungen ist farblos bis hellgelblich Eigenschaften als Sussstoff Bearbeiten Hauptartikel Stevia Die Susskraft besitzt eine sehr grosse Bandbreite und liegt zwischen dem etwa 70 fachen und dem 450 fachen derjenigen von Rohrzucker Der Wert hangt von verschiedenen Faktoren ab Anteil der einzelnen Sussstoffe am Gemisch Reinheit d h Anteil aller Sussstoffe an der Gesamtmasse pH Wert der Zubereitung in welcher das Steviosid verwendet wird maximale Temperatur der das Steviosid ausgesetzt wird je hoher die Temperatur umso niedriger die Susskraft Das Geschmacksprofil von Steviosid ist idealerweise fast das der Referenzsubstanz Zucker Es schmeckt in der richtigen Dosierung neutralsuss und vollmundig Der Geschmack halt etwas langer an als bei Zucker Zu hoch dosiert schmeckt Steviosid unangenehm bitter Ein bitterer Bei oder Nachgeschmack kann bei minderen Qualitaten auch bei richtiger Dosierung auftreten Steviosid ist nahezu kalorienfrei und gart in Zubereitungen wie etwa Getranken nicht Es ist karies und zahnbelagshemmend hitzebestandig bis ca 200 C und damit auch zum Kochen und Backen geeignet Steviosid ist geschmacksverbessernd und verstarkend weshalb es auch in Produkten wie Sauerkonserven und Senf eingesetzt wird Es hat kein Abhangigkeitspotenzial Die Reinheit liegt zwischen 85 und 99 99 wobei die Endverbraucher Produkte meist eine Reinheit zwischen 90 und 95 aufweisen Der Rest besteht aus anderen Pflanzenbestandteilen sowie Restfeuchtigkeit Der Anteil an der Blatter Trockenmasse variiert je nach Anbaubedingungen und Zuchtung zwischen 4 und 20 alle Sussstoffe zusammen Bestandteile im Sussstoffgemisch Bearbeiten Eigenschaften und Susskraft verschiedener Steviolglycoside 5 Steviolglycosid Summenformel L H2O bei 25 Cin g l Susskraft Saccharose 1Dulcosid C38H60O17 5 8 0 30Rebaudiosid A C44H70O23 8 0 200 300Rebaudiosid B C38H60O18 1 1 150Rebaudiosid C C44H70O22 2 1 0 30Rebaudiosid D C50H80O28 1 0 221Steviolbiosid C32H50O13 0 3 0 90Steviosid C38H60O18 1 25 150 250Die wichtigsten Einzel Sussstoffe in den Blattern und damit im Steviosid Gemisch sind neben Steviosid 5 bis 10 das Rebaudiosid A 2 bis 4 und Rebaudiosid C 1 bis 2 das Dulcosid A 0 2 bis 0 7 die Rebaudioside B D F sowie das Steviolbiosid 2 6 Der Anteil der Einzel Sussstoffe an der Steviosid Gesamtmasse kann sehr stark variieren was wiederum sehr grossen Einfluss auf die Qualitat und den Geschmack hat Rebaudiosid A hat den besten Geschmack und die hochste Susskraft bis ca 450 fach 6 im Vergleich zu Saccharose Toxikologie BearbeitenNach Sichtung zahlreicher alterer und neuerer Studien kam die ANS ein Expertengremium der Europaischen Behorde fur Lebensmittelsicherheit zu der Einschatzung dass Steviolglycoside weder genotoxisch und krebserregend seien noch negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und Fortpflanzungsorgane des Menschen hatten Eine Bewertung des Risikos fur vorbelastete Personen mit entzundlichen Darmerkrankungen oder Allergien sei jedoch noch nicht moglich 7 8 Das Steviolglycosid fuhrt bei Hamstern bei der mittleren letalen Dosis von 5 2 g kg Korpergewicht zu akutem Nierenversagen da diese einen anderen Stoffwechsel als Menschen haben 9 Aus einer zweijahrigen Studie zur Untersuchung einer moglichen Toxizitat und Kanzerogenitat von Steviosid bei Ratten wird eine erlaubte Tagesdosis ADI fur Menschen von 7 9 mg pro kg Korpergewicht als sicher angesehen 10 Im Juni 2008 hat das Expertengremium der Ernahrungs und Landwirtschaftsorganisation FAO und der Weltgesundheitsorganisation WHO der Gemeinsame FAO WHO Sachverstandigenausschuss fur Lebensmittelzusatzstoffe JECFA eine erlaubte Tagesdosis fur Steviosid von 4 mg pro kg Korpergewicht als unbedenklich festgelegt Eine Nachfolgestudie des gleichen Expertenkomitees im Jahr 2006 berichtete von Untersuchungen mit Stevia Extrakten an Tieren und Menschen und schlussfolgerte dass Steviosid und Rebaudiosid A nicht genotoxisch sind weder in vitro noch in vivo und dass die Genotoxizitat von Steviol und einigen seiner Derivate die sich in vitro zeigen in vivo nicht auftreten Die Studie fand auch keinen Nachweis einer krebserzeugenden Wirkung Auch wurde auf den moglichen positiven gesundheitlichen Nutzen hingewiesen den Stevioside bei Patienten mit Bluthochdruck oder Typ 2 Diabetes haben konnen allerdings waren weitere Studien erforderlich um die genaue Dosierung zu erforschen 11 Studienergebnisse bei der Ratte zeigten uneinheitliche Ergebnisse 12 13 14 15 Rechtliche Situation BearbeitenSeit dem 2 Dezember 2011 ist Steviolglycosid in der EU als Sussungsmittel in mehreren Lebensmittelkategorien zugelassen 4 16 Zuvor war es zwar auf dem europaischen Markt nicht zugelassen konnte jedoch in einzelnen Landern wie Frankreich nach einer befristeten Zulassung und Deutschland nach per Gerichtsurteil erwirkter Verkaufszulassung in Nahrungsmitteln wie Joghurts dennoch eingesetzt werden Nachdem am 14 April 2010 die Europaische Behorde fur Lebensmittelsicherheit in Studien dessen Unbedenklichkeit festgestellt hatte war eine europaweite Zulassung bereits erwartet worden 7 Bis Ende 2011 war der Verkauf als Lebensmittelzusatz von Steviosid der Steviapflanze selbst als auch ihrer getrockneten Blatter in der EU nicht erlaubt nachdem die EU Kommission im Jahr 2000 im Rahmen der Novel Food Verordnung die Zulassung verweigerte 17 Diese Entscheidung ging zuruck auf eine Stellungnahme vom 17 Juni 1999 des wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der EU Kommission SCF dass die Sicherheitsstudien zu Steviosid nicht ausreichen um eine Unbedenklichkeit zu belegen 18 19 Der Einsatz von Stevia Extrakt und Steviosid als Sussstoff in Lebensmitteln ist in der Schweiz wie auch in einigen sudamerikanischen und asiatischen Landern u a Brasilien Sudkorea und Japan schon langer als in der EU zulassig In den USA wurde die Verwendung von Steviosid als Sussstoff in Lebensmitteln von der Food and Drug Administration FDA im Jahr 1991 vollstandig verboten da Bedenken wegen einer moglichen Karzinogenitat des Sussstoffes bestanden Dem folgte zunachst im Jahr 1995 eine Freigabe zum Verkauf als Nahrungserganzungsmittel dietary supplement bis 2008 ein begrenzter Einsatz als Lebensmittelzusatzstoff freigegeben wurde 2 Literatur BearbeitenJ M Geuns Stevioside In Phytochemistry Band 64 2003 S 913 921 PMID 14561506 steviainfo com PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Steviosid Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Stevia rebaudiana a sweetsimple story Stevia rebaudiana Memento vom 7 September 2011 im Webarchiv archive today auf ursprung at freestevia de stevia chEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu STEVIOSIDE in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 26 Marz 2022 a b c d e f g h Eintrag zu Steviosid In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 16 November 2011 Datenblatt Steviosid bei Sigma Aldrich abgerufen am 17 April 2017 PDF Vorlage Sigma Aldrich Name nicht angegeben a b VERORDNUNG EU Nr 1131 2011 DER KOMMISSION vom 11 November 2011 zur Anderung von Anhang II der Verordnung EG Nr 1333 2008 des Europaischen Parlaments und des Rates hinsichtlich Steviolglycosiden PDF Amtsblatt der Europaischen Union L 295 205 12 November 2011 GIT Labor Fachzeitschrift 12 2012 S 873 Zugriff 30 Oktober 2012 Jana Boden Stevia im Visier a b Wissenschaft Online Lexika Eintrag zu Stevia rebaudiana im Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen Abgerufen am 16 November 2011 a b EFSA EFSA bewertet die Sicherheit von Steviolglycosiden 14 April 2010 EFSA Scientific Opinion on the safety of steviol glycosides for the proposed uses as a food additive 10 Marz 2010 C Toskulkao u a Acute toxicity of stevioside a natural sweetener and its metabolite steviol in several animal species In Drug Chem Toxicol Band 20 1997 S 31 44 PMID 9183561 L Xili u a Chronic oral toxicity and carcinogenicity study of stevioside in rats In Food Chem Toxicol Band 30 1992 S 957 965 PMID 1473789 D J Benford M DiNovi J Schlatter Safety Evaluation of Certain Food Additives Steviol Glycosides In World Health Organization Joint FAO WHO Expert Committee on Food Additives JECFA Hrsg WHO Food Additives Series Band 54 2006 S 140 englisch whqlibdoc who int PDF 18 0 MB abgerufen am 7 November 2016 M S Melis Effects of chronic administration of Stevia rebaudiana on fertility in rats In J Ethnopharmacol 67 2 1 Nov 1999 S 157 161 PMID 10619379 R M Oliveira Filho O A Uehara C A Minetti L B Valle Chronic administration of aqueous extract of Stevia rebaudiana Bert Bertoni in rats endocrine effects In General Pharmacology Band 20 1989 S 187 191 PMID 2785472 V Yodyingyuad S Bunyawong Effect of stevioside on growth and reproduction In Hum Reprod 6 1 Jan 1991 S 158 165 PMID 1874950 G M Planas J Kucacute Contraceptive Properties of Stevia rebaudiana In Science 162 3857 29 Nov 1968 S 1007 PMID 17744732 Mehr Transparenz bei Lebensmittelzusatzen Europaische Kommission abgerufen am 14 November 2011 Entscheidung 2000 197 EC der Kommission vom 22 Februar 2000 uber die Zulassungsverweigerung von Stevia rebaudiana Bertoni Pflanzen und getrocknete Blatter als neuartige Lebensmittel oder neuartige Lebensmittelzutaten gemass der Verordnung EG Nr 258 97 des Europaischen Parlaments und des Rates Amtsblatt der EG Nr L 61 vom 8 Marz 2000 eur lex europa eu PDF Stellungnahme des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses der EU Kommission zur Verwendung von Steviosiden als Sussstoffe PDF 37 kB Ubersetzung Stellungnahme des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses der EU Kommission zu Stevia Rebaudiana Bertoni Pflanzen und Blatter PDF 22 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steviosid amp oldid 236344391