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Stefan Jan Ryniewicz 26 Dezember 1903 in Tarnopol Galizien in Osterreich Ungarn 9 Marz 1988 1 in Buenos Aires Argentinien war ein polnischer Diplomat u a Stellvertreter des polnischen Gesandten in Bern in den Jahren 1938 1945 Er war Mitglied der Lados Gruppe eines informellen Kreises der polnischen Diplomate und Vertreter der judischen Organisationen die zur Rettung der Juden vor dem Holocaust eine grosse Anzahl lateinamerikanischer Passe illegal herstellten Ryniewicz spielte eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung der Diplomaten anderer Staaten fur die Passoperation Stefan Ryniewicz Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Lados Gruppe und Passaffare 3 Spateres Leben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenRyniewicz wurde in Tarnopol geboren Er besuchte ein Gymnasium in Lemberg Ende der 1920er Jahre heiratete er Zofia geborene Zasadni Das Ehepaar hatte zwei Sohne Jan Christian 1931 1989 und Tomasz Maria 1934 1983 der spater den Namen Vanryn verwendete Die Nachkommen von Ryniewicz leben heute in Argentinien und den USA 1928 begann Ryniewicz seine Arbeit als Mitarbeiter und dann als Leiter der Konsularabteilung der polnischen Gesandtschaft in Bern wo er bis 1933 arbeitete Danach war er Mitarbeiter im Buro von Aussenminister Jozef Beck und von 1935 bis 1938 Konsul und Leiter der Konsularabteilung der polnischen Botschaft in Riga Lettland Am 28 Dezember 1936 nahm er an einer Flugzeugkatastrophe unter Susiec teil in der er verletzt wurde Vom Dezember 1938 bis Juli 1945 arbeitete er erneut in der polnischen Gesandtschaft in Bern zunachst als 1 Sekretar und dann als Botschaftsrat In den Jahren 1940 45 war er Stellvertreter des Gesandten Aleksander Lados Lados Gruppe und Passaffare Bearbeiten1940 1945 war Ryniewicz in die Tatigkeit der Lados Gruppe involviert die die lateinamerikanischen Passe fur die Juden in Ghettos im Nazi besetzten Polen herstellte Dank Passen konnten deren Inhaber die Endlosung uberleben sie wurden nicht in Vernichtungs sondern in Internierungslager gebracht wo sie gegen die in Alliierten Staaten inhaftierten Deutschen ausgetauscht werden konnten 2 Die Blanko Passe wurden fur Bestechungsgeld vom Honorarkonsul Paraguays und Berner Notar Rudolf Huggli gekauft Ein judischer Mitarbeiter der polnischen Gesandtschaft Dr Juliusz Kuhl brachte sie dann zur Konsularabteilung in der Thunstrasse 21 wo sie vom Konsul Konstanty Rokicki ausgefullt wurden Die Angaben zur Ausfullung der Passe die Namenslisten mit Fotos wurden von zwei judischen Organisationen aus den Ghettos im besetzten Polen geschmuggelt RELICO von Abraham Silberschein und Agudat Israel von Chaim Eiss Der Gesandte Aleksander Lados und Ryniewicz boten den diplomatischen Schutz fur die gesamte Operation 3 4 Im Januar 1943 verhorte die schweizerische Polizei Rudolf Hugli und nach einigen Monaten Kuhl Eiss und Silberschein Die Einzelheiten uber den Modus Operandi der Lados Gruppe kommen vor allem von diesen vier Personen Nachdem die Gruppe von der Polizei aufgedeckt worden war intervenierte Ryniewicz bei dem Chef der Schweizer Polizei Heinrich Rothmund der als Hauptarchitekt der damaligen schweizerischen Auslanderpolitik galt Ryniewicz teilte dem Polizeichef mit dass die Teilnehmer der Operation aus humanitaren Grunden handelten Er uberzeugte Rothmund die Ermittlungen zu beenden Obwohl Rothmund seine stark negative Einstellung zu der Operation unterstrich Ich habe ihm Gefahrlichkeit und Unhaltbarkeit von Pass Manovern sehr energisch dargelegt wurde Silberschein aus der Haft entlassen und die polnischen Diplomaten nicht zur Rechenschaft gezogen 5 In der Sache konnte ebenfalls das Gesprach zwischen dem Gesandten Lados und dem schweizerischen Aussenminister Marcel Pilet Golaz geholfen haben 6 Ende 1943 deportierten die Nazis einen Grossteil der Inhaber paraguayischer Passe aus dem Internierungslager in Vittel nach Auschwitz Birkenau wo sie ermordet wurden Die Exilregierung Polens und der Heilige Stuhl forderten dann Paraguay sowie andere lateinamerikanische Regierungen auf vorubergehend die Passe anzuerkennen In 1944 folgte Paraguay dieser Bitte was wohl entscheidend fur die Rettung von hunderten Passinhabern war die sich immer noch im Internierungslager Bergen Belsen befanden Die genaue Zahl der Menschen die dank der Lados Gruppe gerettet wurden ist nicht bekannt Laut Agudat Israel kann man von mehreren Hundert Personen sprechen 7 wahrend die Journalisten Zbigniew Parafianowicz und Michal Potocki die Zahl der Geretteten auf 400 Menschen einschatzen 8 Zu beachten ist dass diese Menschen meistens religiose Juden waren die kaum Chancen hatten in der Holocaust Ara zu uberleben Das Wissen uber die lateinamerikanischen Passe war im Warschauer Ghetto weit verbreitet und sie waren sogar das Thema des Gedichts Passe von Wladyslaw Szlengel Die Passe wurden aber ausschliesslich mit den judischen Organisationen in Verbindung gebracht von denen die Dokumente unmittelbar geliefert wurden Die Rolle der polnischen Gesandtschaft in Bern bei der Herstellung der Passe war kaum bekannt Die Teilnahme von Ryniewicz und Rokicki an der Operation wurde erst im August 2017 nachgewiesen nachdem gleichzeitig die Artikel in der polnischen Dziennik Gazeta Prawna und in der kanadischen Tageszeitung Daily Globe amp Mail erschienen waren Spateres Leben BearbeitenAls die polnische Gesandtschaft in Bern von der Koalitionsregierung ubernommen worden war Lados und Kuhl waren ihre Anhanger gab Ryniewicz die diplomatische Arbeit auf und sprach sich fur die Polnische Exilregierung aus Trotzdem blieben die Beziehungen zwischen Ryniewicz und Lados sowie Kuhl gut Alle blieben in der Schweiz wo sie gemeinsam eine wirtschaftliche Tatigkeit fuhrten Sie trennten sich endgultig nachdem Kuhl in die USA ausreiste und Lados sowie Ryniewicz nach Frankreich Spater siedelte Ryniewicz nach Argentinien um wo er zum Vorsitzenden des Polnischen Klubs Club Polaco in Buenos Aires wurde Gleichzeitig fuhrte er seine wirtschaftliche Tatigkeit u a als Betreiber einer Autowaschanlage weiter fort Am 31 Dezember 1972 wurde Ryniewicz mit dem Offizierskreuz des Orden Polonia Restituta ausgezeichnet wahrscheinlich fur seine Tatigkeit in der polnischen Diaspora in Argentinien und nicht fur seine Verdienste wahrend seiner Berner Zeit die unbekannt waren In der vom Exilprasidenten Stanislaw Ostrowski unterschriebenen Auszeichnungsurkunde befindet sich keine Begrundung fur die Ordensverleihung Ryniewicz starb in Buenos Aires im 9 Marz 1988 und wurde auf dem Friedhof in Boulogne begraben Literatur BearbeitenMark Mackinnon He should be as well known as Schindler Documents reveal Canadian citizen Julius Kuhl as Holocaust hero The Globe and Mail 7 August 2017 Zbigniew Parafianowicz Michal Potocki Forgotten righteous How Aleksander Lados saved lives of hundreds of Jews Dziennik 8 August 2017 Rachel Grunberger Elbaz Die bewegenden Enthullungen des Eiss Archivs Uber eine bisher unbekannte Schweizer Rettungsaktion fur Juden im 2 Weltkrieg Audiatur 31 August 2017 Naomi Lubrich Passe Profiteure Polizei Ein Schweizer Kriegsgeheimnis Herausgegeben vom Judischen Museum der Schweiz Edition Clandestin Biel Bienne 2021 ISBN 978 3 907262 09 2 Weblinks Bearbeitenhttps www worldjewishcongress org en news world jewish congress ceo honors peruvian saviour of jews 7 3 2015 https www swissinfo ch ger holocaust wie ein polnischer gesandter in bern hunderte juden rettete 43402526Einzelnachweise Bearbeiten Nieznane zdjecia i dokumenty na temat Stefana Ryniewicza Chaim Eiss Vernehmung 14 Mai 1943 Bundesarchiv Bern Abraham Silbershein Vernehmung 1 September 1943 Bundesarchiv Bern Julis Kuhl Vernehmung 22 Mai 1944 Bundesarchiv Bern Heinrich Rothmunds Note uber ein Treffen mit Stefan Ryniewicz 6 September 1943 Bundesarchiv Bern Marcel Pilet Golaz Note uber ein Treffen mit Aleksander Lados 13 Oktober 1943 Bundesarchiv Bern Harry A Goodmanns Brief an das polnische MFA 2 Mai 1945 das Sikorski Institute London Wie ein polnischer Gesandter in Bern Hunderte Juden rettetePersonendatenNAME Ryniewicz StefanALTERNATIVNAMEN Ryniewicz Stefan Jan vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG polnischer DiplomatGEBURTSDATUM 26 Dezember 1903GEBURTSORT Tarnopol Galizien Osterreich UngarnSTERBEDATUM 9 Marz 1988STERBEORT Buenos Aires Argentinien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stefan Ryniewicz amp oldid 239048211