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Unfallkosten sind im Verkehrswesen allgemein alle Kosten die durch Personen und Sachschaden bei Unfallen entstehen Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Volkswirtschaftslehre 3 Steuerrecht 4 Gliederung der Unfallkosten 5 Kosten durch Strassenverkehrsunfalle am Beispiel Deutschland 5 1 Kostensatze fur Personen und Sachschaden 5 2 Entwicklung der Unfallkosten 6 Wirtschaftliche Aspekte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenIm Alltag wird der Begriff auf die im Verkehr vorkommenden Verkehrsunfalle eingeschrankt Daruber hinaus entstehen Unfallkosten auch bei anderen Unfallarten wie Arbeits Haushalts oder Sportunfallen Verkehrsunfalle sind jedoch weltweit die am haufigsten vorkommende und deshalb von der Unfallforschung besonders untersuchte Unfallart sodass sich die Analyse ihrer Unfallkosten besonders lohnt Der Begriff des Verkehrsunfalls umfasst neben dem Strassenverkehr auch den Schienenverkehr Schiffsverkehr und Luftverkehr Unfallkosten zahlen auf dem Gebiet der ortlichen Unfalluntersuchung zu den Unfallkennziffern da mit deren Hilfe eine Bewertung Verkehrssicherheitsbewertung des Unfallgeschehens auf Streckenabschnitten und Verkehrsknotenpunkten durchgefuhrt werden kann 1 Volkswirtschaftslehre BearbeitenDie Anzahl und Schwere der Strassenverkehrsunfalle wird durch die Unfallkosten gemessen welche deren volkswirtschaftliche Verluste anzeigen und somit die Verkehrssicherheit mit einer Geldgrosse wiedergeben 2 Die Verkehrssicherheit sinkt mit zunehmender Unfallhaufigkeit und umgekehrt Unfallkosten messen die volkswirtschaftlichen Verluste externe Kosten fassen Anzahl und Schwere der Unfalle zusammen und ermoglichen Vergleiche der Verkehrssicherheit zu einem Preisstand Die Unfallkostendichte UKD projiziert die durchschnittlichen volkswirtschaftlichen Kosten in 1 000 a auf einzelne Strassenabschnitte 3 4 Die Bundesanstalt fur Strassenwesen BASt berechnet und veroffentlicht jahrlich die volkswirtschaftlichen Kosten von Strassenverkehrsunfallen in Deutschland Die methodische Basis fur diese Bewertung wurde 1984 nach einer konzeptionellen und empirischen Untersuchung von Krupp und Hundhausen gelegt 5 Diese Konzeption wurde 1999 von Baum und Hohnscheid konzeptionell uberarbeitet und durch empirische Neuerhebung der Strukturdaten aktualisiert 6 Diese Konzeption wurde seitdem beibehalten Aktuell basiert die Unfallkostenrechnung auf einem von Baum Kranz und Westerkamp entwickelten Berechnungsmodell 7 Das Berechnungsmodell der BASt ermittelt Unfallkosten Euro je Unfall bzw Personenschaden die nach dem Schweregrad der Personenschaden getotet schwerverletzt leichtverletzt bzw der Unfallkategorie der Sachschaden unterteilt sind Durch Verknupfung der schweregradabhangigen Unfallkostensatze mit der Haufigkeit ihres Auftretens im Erhebungsjahr lassen sich die volkswirtschaftlichen Kosten von Personenschaden und Sachschaden im Strassenverkehr berechnen Steuerrecht BearbeitenUnfallkosten die auf dem Arbeitsweg zwischen Wohnung und erster Tatigkeitsstatte entstehen werden als aussergewohnliche Belastungen neben der Entfernungspauschale nach 9 Abs 1 Satz 1 EStG als Werbungskosten berucksichtigt 8 Gliederung der Unfallkosten BearbeitenUnfallkosten konnen wie folgt gegliedert werden Reproduktionskosten sind die Kosten die aufgewendet werden um durch den Einsatz medizinischer juristischer verwaltungstechnischer und anderer Massnahmen einen aquivalenten Status wie vor dem Verkehrsunfall herzustellen Es lassen sich direkte und indirekte Reproduktionskosten unterscheiden Direkte Reproduktionskosten entstehen bei der medizinischen und beruflichen Rehabilitation der Unfallopfer Die medizinische Rehabilitation umfasst die stationare und ambulante Behandlung den Transport und die Nachbehandlung der Unfallopfer Die berufliche Rehabilitation umfasst Massnahmen die der beruflichen Wieder oder Neueingliederung der Unfallopfer dienen Indirekte Reproduktionskosten sind Verwaltungskosten aus dem Versuch der Wiederherstellung der Rechtslage Kosten von Polizei Justiz Versicherungsgesellschaften Ressourcenausfallkosten erfassen die Wertminderungen an wirtschaftlicher Wertschopfung die dadurch entstehen dass die durch Unfall verletzten oder getoteten Personen nicht mehr in der Lage sind am Produktionsprozess teilzunehmen Die Verletzung oder der Todesfall einer Person hat insofern eine Verringerung des kunftigen Sozialproduktes zur Folge Aussermarktliche Wertschopfungsverluste beinhalten Verluste an Wertschopfung die nicht im Sozialprodukt enthalten sind Dies umfasst die Schattenwirtschaft sowie die Haushaltsproduktion Humanitare Kosten umfassen Unfallfolgen wie die psychische Belastung oder die Umstellung der Lebensplanung die nicht in den Reproduktionskosten und den Ressourcenausfallkosten enthalten sind Staukosten oder Stauzeitverlustkosten sind die Kosten aus Zeitverlusten Verspatung oder okonomischen Verlusten erhohte Betriebskosten der Fahrzeuge wie Benzinkosten oder Abnutzung die durch einen unfallbedingten Verkehrsstau entstehen 9 Der Verkehrsstau in Verkehrsnetzen ist eine Netzstorung welche durch uberhohte Netzlast bei starker Verkehrsdichte insbesondere zu Hauptverkehrszeiten zustande kommt Kosten durch Strassenverkehrsunfalle am Beispiel Deutschland Bearbeiten nbsp Volkswirtschaftliche Unfallkosten im Jahr 2008 in Mrd Nach dem Berechnungsmodell der BASt ergeben sich fur das Jahr 2008 volkswirtschaftliche Kosten in Hohe von 31 Mrd Euro durch Personen und Sachschaden infolge von Strassenverkehrsunfallen in Deutschland Gegenuber dem Vorjahr sind die Unfallkosten damit um ca 3 970 Mill gesunken Von den insgesamt berechneten volkswirtschaftlichen Unfallkosten entfielen auf Kosten fur Personenschaden im Jahr 2008 insgesamt 14 04 Mrd darunter auf Getotete 4 64 Mrd auf Schwerverletzte 7 83 Mrd und auf Leichtverletzte 1 57 Mrd Insgesamt entspricht das einem Anteil von 45 an den Gesamtkosten Der Anteil der Kosten fur Sachschaden betrug 55 was einem Kostenumfang von 16 96 Mrd entspricht Kostensatze fur Personen und Sachschaden Bearbeiten Kostensatze fur Personenschaden je verungluckte Person Getotete 1 035 165 Schwerverletzte 110 506 Leichtverletzte 4 403 Kostensatze fur Sachschaden je Unfall Unfall mit Getoteten 40 242 Unfall mit Schwerverletzten 19 436 Unfall mit Leichtverletzten 12 775 Schwerwiegender Unfall mit nur Sachschaden 19 035 Ubriger Sachschadensunfall einschl Alkoholunfall 5 550 Mit dem Berechnungsmodell werden die Unfallkostensatze fur Personenschaden personenbezogen ermittelt um die Unfallfolgen nach dem Schweregrad der Personenschaden getotet schwerverletzt leichtverletzt zu schatzen Bei den Sachschaden werden die Kostensatze unfallbezogen ermittelt um sie in Abhangigkeit vom Schweregrad des Unfalls zu schatzen Einen Uberblick uber die Kostensatze je verungluckte Person bei Personenschaden sowie je Unfall bei Sachschaden gibt die nebenstehende Tabelle 10 Entwicklung der Unfallkosten Bearbeiten 2005 2006 2007 2008Kosten der Personenschaden 15 23 14 73 14 88 14 04davon Kosten fur Getotete 5 46 5 16 5 08 4 64 Schwerverletzte 8 15 7 98 8 16 7 83 Leichtverletzte 1 62 1 59 1 64 1 57Kosten der Sachschaden 16 25 16 22 17 09 16 96Volksw Unfallkosten insgesamt 31 48 30 95 31 97 31 00Aufgrund von Veranderungen hinsichtlich der Unfallzahlen Unfallschwere Kosten im Gesundheitssystem und der Einkommensverhaltnisse die den wirtschaftlichen Verlust durch Strassenverkehrsunfalle massgeblich bestimmen wurde das in der Vergangenheit verwendete Berechnungsmodell aus dem Jahr 1996 uberarbeitet Auf Grundlage des neuen Modells wurden die Unfallkosten seit dem Datenjahr 2005 fortgeschrieben Der dadurch entstandene Bruch zur vorangegangenen Methodik muss dabei zugunsten einer moglichst realitatsnahen Abbildung der volkswirtschaftlichen Verluste in Kauf genommen werden Die gesamten Unfallkosten sind im Vergleich zum Vorjahr infolge eines Ruckgangs sowohl der Personenschaden als auch der Sachschaden um ca 3 gesunken Die wichtigste Ursache dieser Entwicklung ist der auch in 2008 erneut deutliche Ruckgang der Anzahl todlich verletzter Unfallopfer um 472 gegenuber dem Vorjahr Die Kosten durch Getotete im Strassenverkehr sind um fast 9 gegenuber dem Vorjahr zuruckgegangen Entgegen dem Trend bei den Personenschaden haben die Kosten fur Sachschaden seit 2005 insgesamt eine Zunahme um 4 4 zu verzeichnen Wie sich die Unfallkosten seit der Modellanpassung im Jahre 2005 entwickelt haben zeigt die nebenstehende Tabelle 10 Werte in Mrd Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenDie Verkehrsteilnehmer gehen bei ihrer Entscheidung am Strassenverkehr teilzunehmen nicht davon aus dass sie in einen Verkehrsunfall verwickelt werden 11 Der Verkehrsunfall ist daher im Sinne der Netzwerkokonomie ein externer Effekt Dieses Marktversagen wird dadurch beseitigt dass die externen Kosten dem physischen Verursacher dieses externen Effekts angelastet werden So werden die Unfallkosten bei einem Verkehrsunfall dem Unfallverursacher als Kostentrager angelastet Umstritten ist ob es sich bei Staukosten um externe Kosten handelt Nach uberwiegender Ansicht sind es keine externen Kosten weil sich die Verkehrsteilnehmer gegenseitig storen englisch user on user effect so dass die Verursacher als Kollektiv gleichzeitig auch als Verursacher und Geschadigte die Kosten selbst tragen und nicht Dritte 12 Die Zeitverluste im Stau durch Verspatungen allerdings werden direkt internalisiert der Rest bleibt jedoch externe Kosten weil jeder zusatzliche Verkehrsteilnehmer der in einen Stau einfahrt nur die durchschnittlichen Staukosten einkalkuliert nicht aber die mit jedem zusatzlichen Verkehrsteilnehmer exponentiell steigenden Stau Grenzkosten 13 Siehe auch BearbeitenUnfallrateLiteratur BearbeitenHerbert Baum Karl Josef Hohnscheid Volkswirtschaftliche Bewertung von Personenschaden im Strassenverkehr Fortschreibung fur 1994 Bergisch Gladbach 1996 ISBN 3 89701 271 5 Einzelnachweise Bearbeiten Frank Hofler Verkehrswesen Praxis Band 2 Verkehrstechnik Bauwerk Verlag Berlin 2006 ISBN 3 934369 53 7 S 199 Matthias Kuhn Robert Froming Volker Schindler Fussgangerschutz 2006 S 56 Institut fur Strassenverkehr Sicherung des Verkehrs auf Strassen SVS Auswertung von Strassenverkehrsunfallen Teil 1 Fuhren und Auswerten von Unfalltypen Steckkarten Unfallforschung der Versicherer Koln 2003 Jurgen Gerlach Jorg Ortlepp Heiko Voss Shared Space Eine neue Gestaltungsphilosophie fur Innenstadte Unfallforschung der Versicherer Berlin 2009 ISBN 978 3 939163 26 8 S 34 Rudolf Krupp Gerd Hundhausen Volkswirtschaftliche Bewertung von Personenschaden im Strassenverkehr Bundesanstalt fur Strassenwesen Bergisch Gladbach 1984 Herbert Baum Karl Josef Hohnscheid Volkswirtschaftliche Kosten der Personenschaden im Strassenverkehr Wirtschaftsverlag NW 1999 Herbert Baum Thomas Kranz Ulrich Westerkamp Ermittlung der volkswirtschaftlichen Kosten der Strassenverkehrsunfalle in Deutschland Berichte der Bundesanstalt fur Strassenwesen 2009 BMF Schreiben vom 31 Oktober 2013 als Anlage zu H 9 10 LStR Wissenschaftlicher Beirat BMVBS 2010 S 84 a b Volkswirtschaftliche Kosten durch Strassenverkehrsunfalle in Deutschland 2008 Forschung kompakt In www bast de Bundesanstalt fur Strassenwesen abgerufen am 21 Dezember 2022 Bodo Sturm Carla Vogt Umweltokonomik Eine anwendungsorientierte Einfuhrung 2018 S 31 Assadollah Saighani Bewertungsverfahren fur einen okonomischen Vergleich stadtischer Verkehrssysteme 2020 S 151 Werner F Schulz Carlo J Burschel Martin Weigert Hrsg Lexikon Nachhaltiges Wirtschaften 2001 S 246Normdaten Sachbegriff GND 4129883 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unfallkosten amp oldid 229056320 Gliederung der Unfallkosten