Internalisierung ist die Einbeziehung sozialer Zusatzkosten/-nutzen (Kostenrechnung), die durch externe Effekte (auch Externalitäten) verursacht werden, in das Wirtschaftlichkeitskalkül des Verursachers. Ziel der Internalisierung ist es, die durch Marktversagen (allokative Marktmängel) entstandenen Ineffizienzen zu minimieren und so das Wohlfahrtsoptimum zu erreichen.
Positive und negative externe Effekte des Wirtschaftssystems Bearbeiten
Das Wirtschaftssystem erzeugt im Laufe seiner Funktionsweise positive und negative Effekte. Derzeit verschärfen sich die Probleme, die mit der Notwendigkeit verbunden sind, negative externe Effekte zu minimieren, die globale Risiken für das globale Wirtschaftssystem darstellen. Die akutesten Risiken betreffen die Nachhaltigkeit des Finanzsystems, die Umweltverschmutzung, den Klimawandel und den Ausbruch neuer tödlicher Krankheiten. Die Lösung des Problems der Minimierung negativer externer Effekte ist mit der Schaffung eines Mechanismus für die Bilanzierung von externen Effekten und eines Mechanismus verbunden, der die Wirtschaftssubjekte dazu anregt, die durch ihre Aktivitäten verursachten negativen externen Effekte zu minimieren und die positiven externen Effekte zu maximieren.
Unterscheidung Bearbeiten
Allgemein kann man zwischen marktmäßigen und technologischen Externalitäten unterscheiden. Unter marktmäßigen (pekuniären) externen Effekten versteht man die Auswirkungen des Handelns einer Person (oder einer Gruppe von Personen o. ä.) auf einen zunächst unbeteiligten Dritten, welche durch übliche Marktprozesse ausgelöst werden. Beispielsweise wird ein Anstieg der Anzahl der BWL-Studenten zu einem Anstieg entsprechender Absolventen führen, die in den Markt drängen. Das wird sich wahrscheinlich auf Gehälter u. ä. für BWLer auswirken. Marktmäßige externe Effekte sind allerdings im Wesentlichen unproblematisch. Technologische Externalitäten hingegen sind aufgrund von nicht in Marktpreisen internalisierten Kostenarten und der damit verbundenen Fehlallokationen und entsprechender Ineffizienzen wirtschaftspolitisch von großem Interesse.
Externe Effekte können in zwei Klassen unterteilt werden:
Internalisierungsinstrumente Bearbeiten
Die durch Externalitäten entstehenden Ineffizienzen können auf verschiedenen Wegen bewältigt und internalisiert werden. Internalisierung bedeutet dabei, dass dem verursachenden Wirtschaftsakteur ein (ökonomischer) Anreiz gegeben wird, die sozialen Zusatzeffekte in sein Entscheidungskalkül mit einzubeziehen, womit die entsprechenden Wohlfahrtsverluste vermieden werden sollen. In der Praxis geschieht dies auf unterschiedlichen Wegen sowohl durch private als auch staatliche (öffentliche) Akteure. Immer geht es darum, möglichst eine Rückkehr zum volkswirtschaftlichen Optimum zu erreichen.
Private Internalisierungsansätze Bearbeiten
Staatliche Internalisierungsansätze Bearbeiten
Staatliche Eingriffe zur Korrektur ineffizienter Marktergebnisse aufgrund externer Effekte können zum einen in regulierenden, zum anderen in marktnahen Maßnahmen resultieren.
Oben genannte Ansätze fokussieren eher auf die Internalisierung negativer externer Effekte. Eine Internalisierung positiver externer Effekte erfolgt weitgehend analog, etwa über die Zahlung von Subventionen anstatt der Erhebung von Steuern.
Als Gegenbeispiel dazu können Kosten auch externalisiert werden. Hierbei werden die entstandenen und noch entstehenden Kosten in andere Regionen oder auf nachfolgende Generationen umgewälzt. Vor allem im klassischen Fall eines Marktversagens wird diese Alternative regelmäßig angewendet.
Beurteilungskriterien Bearbeiten
Die völlige Beseitigung von Externalitäten ist i. d. R. volkswirtschaftlich nicht optimal. Ziel einer effizienten Wirtschaftspolitik sollte deshalb sein, die „richtige Menge“ sowohl positiver als auch negativer externer Effekte herbeizuführen. Um die Zielerreichung der einzelnen Instrumente zu bewerten, stehen verschiedene Beurteilungskriterien zur Verfügung:
Siehe auch Bearbeiten
- Internalisierungstheorie multinationaler Unternehmen
- Beispiele für die Internalisierung externer Kosten: CO2-Abgabe (Schweiz), VOC-Abgabe, Wasserentnahmeentgelt, Maut, Stromsteuer und andere Umweltsteuern.
- Die Doppelte-Dividenden-Hypothese beschreibt den doppelten Gewinn von Lenkungsabgaben, wenn diese an Konsumenten und Wirtschaft rückverteilt werden.
Literatur Bearbeiten
- Fritsch, Michael (2010): Marktversagen und Wirtschaftspolitik: Mikroökonomische Grundlagen staatlichen Handelns, 8. Auflage, Verlag Franz Vahlen.
- Mankiw, Gregory N. (2004): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage, Stuttgart, Schäffer-Poeschel.
- Sadowsky, Tim / Steinhauer, Hans / Wagner, Sven (2007): PBSF im Hauptstudium: Ökosteuern und hybride Systeme, Kapitel 2.4: Internalisierung externer Effekte, Universität Trier.
- Samuelson, Paul A. / Nordhaus, William D. (2005): Volkswirtschaftslehre – Das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie, Landsberg am Lech, mi-Fachverlag (Redline Wirtschaftsverlag).
- Traub, Stefan (2007): Vorlesung Finanzwissenschaft – Kapitel 4: Externe Effekte, Universität Bremen.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Kompensation für Klimaschäden, Der Spiegel, 15. August 2015
- Bundesumweltamt, Freiwillige CO2-Kompensation: Noch viele offene Fragen, 17. März 2015
- (Memento des vom 29. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Bundesregierung kompensiert alle Treibhausgasemissionen ihrer Dienstreisen, Bundesumweltamt, 16. Dezember 2015