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Eine Pigou Steuer ist ein bestimmter Fall von Lenkungsabgaben also von Steuern die weniger einen Fiskalzweck haben als vielmehr hauptsachlich der gezielten Lenkung des Verhaltens dienen Sie ist nach Arthur Cecil Pigou benannt Pigou Steuern dienen ausschliesslich dazu durch die Internalisierung externer Effekte ein Marktversagen zu korrigieren Da das Marktgleichgewicht in diesen Fallen nicht Pareto optimal ist kann durch den Einsatz von Pigou Steuern eine Pareto Verbesserung erreicht werden Der Begriff Pigou Steuer umfasst insbesondere nicht Lenkungsabgaben auf Handlungen bei denen keine externen Effekte vorliegen sondern die aus anderen Grunden z B moralischen oder ideologischen gesellschaftlich unerwunscht sind Der fiskalische Effekt einer Pigou Steuer darf nicht nach dem Niveau der externalitatenerzeugenden Handlung bei Einfuhrung der Steuer berechnet werden da durch die Erhebung der Steuer die schadigende Aktivitat verringert werden soll Damit kann auch die Steuereinnahme sinken siehe Laffer Theorem Fiskalisch wirksam ist also nur das Ausmass der Aktivitat welches bei Erhebung der Steuer noch ausgeubt wird Im Gegensatz zu Subventionen handelt es sich bei Pigou Steuern um belastende Lenkungszwecknormen Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation 2 Theoretische Grundlagen der Pigou Steuer 3 Anwendungsbeispiele 4 Kritik 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAusgangssituation BearbeitenEin klassisches Beispiel ist eine Okonomie aus zwei Produzenten an einem Fluss einer Fabrik und einem weiter stromabwarts wirtschaftenden Fischer Die Fabrik leitet ihr im Rahmen der Produktion entstehendes Abwasser in den Fluss was die Gewinne des Fischers verringert negativer externer Effekt Ohne Regulierung wird die Fabrik in ihrer Entscheidung wie viel sie produzieren soll die Auswirkungen ihrer Entscheidung auf den Fischer nicht beachten Dies ist gesamtwirtschaftlich ineffizient daher muss die Fabrik ihre Verschmutzung reduzieren nbsp Ohne einen staatlichen Eingriff wurde die Fabrik emittieren bis der Grenzvorteil null betragt Die optimale Menge an Emissionen liegt aber weit darunter Es gibt mehrere Moglichkeiten die Fabrik zu einer geringeren Produktion zu bewegen Ein vom Staat vorgegebenes Maximum wurde die Produktion der Fabrik senken Diese Massnahme kann aber nicht auf eine ganze Wirtschaft angewandt werden Da jedes Unternehmen andere externe Kosten verursacht musste der Staat individuelle Grenzwerte festlegen der Aufwand ware zu gross Der Handel mit Emissionszertifikaten wurde die Produktion der Fabrik ebenfalls einschranken Wurde nach dem Muster des Coase Theorems einer der beiden Parteien das Eigentum an dem Fluss zugesprochen so kommt es auch zu einer einvernehmlichen Losung Wer das Eigentum innehat ist dabei aus gesamtwirtschaftlicher Sicht egal Der Staat erhebt eine Pigou Steuer Theoretische Grundlagen der Pigou Steuer BearbeitenDer Staat legt pro Emissionseinheit eine Steuer fest Die Fabrik hat nun die Moglichkeit entweder eine Einheit der Emission zu vermeiden oder sie zu emittieren und dafur die Steuer zu entrichten Eine ihren Profit maximierende Fabrik wird soweit produzieren bis der Grenzvorteil einer Emissionseinheit der Steuer fur diese entspricht Sei t der Betrag bei dem die Kosten einer zusatzlichen Emissionseinheit beim Fischer genau ihrem Nutzen fur die Fabrik entsprechen Legt der Staat als Steuer genau diesen Betrag t fest dann muss die Fabrik vollstandig die Kosten des Fischers berucksichtigen und wird im Idealfall genau die optimale Emissionsmenge verursachen der externe Effekt ist vollstandig internalisiert In Fallen von positiven externen Effekten kann analog zur Pigou Steuer eine staatliche Subvention einen in diesem Fall wunschenswerten hoheren Nebeneffekt bewirken Pigou Subvention nbsp Durch die Pigou Steuer wird die Fabrik auf die optimale Emissionsmenge gelenkt Anwendungsbeispiele BearbeitenSteuern die eher der Lenkung der Bevolkerung als den Staatseinnahmen dienen sind z B die Alkopop Steuer oder die Tabaksteuer Gerade letztere wurde jedoch in der Vergangenheit bereits mehrfach erhoht um mehr Steuereinnahmen zu generieren Ausserdem sind in beiden Fallen nicht nur externe Effekte als Grund fur die Besteuerung zu nennen sondern es handelt sich aus Sicht des Staates auch um sogenannte demeritorische Guter d h Guter deren Nutzen der Konsument zu hoch einschatzt Haufig wird die deutsche Okosteuer als ein Beispiel fur die Pigou Steuer genannt Aufgrund der Ausgestaltung der Okosteuer ist dies aber nur eingeschrankt der Fall Unternehmen die sehr viel Energie verbrauchen zahlen lediglich einen ermassigten Satz Da fur diese Unternehmen der Anreiz zur Energieeinsparung sinkt ist das Prinzip der Pigou Steuer nicht vollstandig durchgesetzt worden Siehe auch UmweltsteuerKritik BearbeitenDer Staat benotigt genaue Kenntnisse uber den Verlauf der Grenznutzen und kostenkurven der Beteiligten um eine Steuer in moglichst optimaler Hohe festzulegen 1 Daruber hinaus kann es durch Staatsversagen zu einer nicht optimalen Hohe der Pigou Steuer kommen 2 In der Praxis ist es oft schwierig als Bemessungsgrundlage fur die Steuer die Emissionen selbst zu wahlen Zudem lassen sich externe Effekte nur in den seltensten Fallen genau wirtschaftlich bemessen Wahlt der Staat eine andere Grundlage zum Beispiel die produzierten Guter bzw deren Wert dann ist nicht unbedingt gewahrleistet dass das Unternehmen die unerwunschte Nebenwirkung der Produktion im erforderlichen Umfang reduziert 1 Durch Nachverhandlungen zwischen dem Schadiger Fabrik und dem Geschadigten Fischer kann eine andere Emissionsmenge vereinbart werden Der Fischer zahlt der Fabrik fur eine weitere Reduzierung der Verschmutzung es kommt insgesamt zu einem Wohlfahrtsverlust Die Pigou Steuer kann die Totalbedingung der gesamtwirtschaftlichen Effizienz verletzen Dadurch dass Unternehmen meist eher Mengen als Preisanpasser sind fuhrt die Steuer moglicherweise zu Marktaustritten Im Fall eines unvollkommenen Marktes ist sogar eine Wohlfahrtsverschlechterung moglich Ein Monopolist wurde die Steuern in seine Kalkulation aufnehmen und dadurch Emissionen vermeiden aber gleichzeitig dadurch seine Produktion noch weiter reduzieren als er dies aus Grunden der Gewinnmaximierung ohnehin schon tut 3 Siehe auch BearbeitenCoase Theorem EmissionsrechtehandelEinzelnachweise Bearbeiten a b Andreu Mas Colell Michael D Whinston Jerry R Green Microeconomic Theory 1st Indian Ed Auflage Oxford University Press 2006 ISBN 0 19 510268 1 S 356 Harold Demsetz The core disagreement between Pigou the profession and Coase in the analyses of the externality question In European Journal of Political Economy Elsevier Dezember 1996 ISSN 0176 2680 doi 10 1016 S0176 2680 96 00025 0 A H Barnett The Pigouvian Tax Rule Under Monopoly In The American Economic Review American Economic Association 1980 ISSN 0002 8282 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pigou Steuer amp oldid 227132334