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Ein statistisches Modell manchmal auch statistischer Raum genannt ist ein Begriff aus der mathematischen Statistik dem Teilbereich der Statistik der sich der Methoden der Stochastik und Wahrscheinlichkeitstheorie bedient Anschaulich fasst ein statistisches Modell alle Ausgangsinformationen zusammen Welche Werte konnen die Daten annehmen welchen Mengen von Werten soll eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden und welche Wahrscheinlichkeitsmasse sind moglich beziehungsweise sollen in Betracht gezogen werden Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Alternative Definitionen 3 Klassifikation statistischer Modelle 3 1 Parametrische und nichtparametrische Modelle 3 2 Diskrete Modelle 3 3 Stetige Modelle 3 4 Standardmodelle 3 5 Regulare Modelle 3 6 Lokations und Skalenmodelle 3 7 Produktmodelle 4 Beispiele 5 Verwendungsarten statischer Modelle 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEin statistisches Modell E displaystyle mathcal E nbsp ist ein Tripel E X A P displaystyle mathcal E mathcal X mathcal A mathcal P nbsp bestehend aus einer Grundmenge X displaystyle mathcal X nbsp die alle moglichen Ergebnisse eines Zufallsexperiments oder einer Stichprobenziehung enthalt einer s Algebra A displaystyle mathcal A nbsp auf der Grundmenge X displaystyle mathcal X nbsp und einer Menge P displaystyle mathcal P nbsp von Wahrscheinlichkeitsmassen auf X A displaystyle mathcal X mathcal A nbsp Oftmals ist es handlicher die Menge von Wahrscheinlichkeitsmassen als Familie mit beliebiger Indexmenge zu notieren um auf ausgewiesene Elemente leichter zugreifen zu konnen Die Menge von Wahrscheinlichkeitsmassen wird dann auch mit P ϑ ϑ 8 displaystyle P vartheta vartheta in Theta nbsp notiert Dies bedeutet nicht zwangslaufig dass es sich um ein parametrisches Modell handelt Alternative Definitionen BearbeitenEs existieren mehrere alternative Definitionen eines statistischen Modells die sich in ihrer Detailliertheit unterscheiden Einerseits findet sich die Beschreibung eines statistischen Modells als eine Zufallsvariable X displaystyle X nbsp die Werte in dem Messraum X A displaystyle mathcal X mathcal A nbsp annimmt entsprechend den Verteilungen aus P displaystyle mathcal P nbsp 1 Der zugrunde liegende Wahrscheinlichkeitsraum der Zufallsvariable wird nicht naher prazisiert da er fur die Verteilungen nicht relevant ist Diese Beschreibung macht im Gegensatz zur obigen Beschreibung klarer dass die Stichproben also die Elemente aus X displaystyle mathcal X nbsp als Realisierung einer Zufallsvariable mit unbekannter Verteilung zu sehen sind Die Menge X displaystyle mathcal X nbsp heisst dann auch Stichprobenraum Bei vielen statistischen Anwendungen in der statistischen Schatz und Testtheorie ist X displaystyle X nbsp ein Zufallsvektor X X 1 X n displaystyle X X 1 dots X n nbsp von stochastisch unabhangigen und identisch verteilten reellen Zufallsvariablen X 1 X n displaystyle X 1 dots X n nbsp die eine Zufallsstichprobe bilden Der Stichprobenraum ist dann haufig R n displaystyle mathbb R n nbsp Andererseits findet sich auch die Beschreibung eines statistischen Modells lediglich als Familie oder Menge von Wahrscheinlichkeitsmassen P displaystyle mathcal P nbsp 2 Der entsprechende Grundraum ergibt sich dann implizit aus den definierten Wahrscheinlichkeitsmassen die verwendete s Algebra ist entsprechend die kanonische Wahl Potenzmenge im diskreten Fall Borelsche s Algebra sonst Klassifikation statistischer Modelle BearbeitenParametrische und nichtparametrische Modelle Bearbeiten Lasst sich die Menge von Wahrscheinlichkeitsmassen uber eine Parametermenge auch Parameterraum genannt beschreiben ist also P P ϑ ϑ 8 displaystyle mathcal P P vartheta vartheta in Theta nbsp fur eine Parametermenge 8 R n displaystyle Theta subset mathbb R n nbsp so spricht man von einem parametrischen Modell ansonsten von einem nichtparametrischen Modell Ist 8 R displaystyle Theta subset mathbb R nbsp so spricht man von einem einparametrigen Modell Die Parameter des Modells konnen zum Beispiel mit der Maximum Likelihood Methode mithilfe von Stichproben geschatzt werden Diskrete Modelle Bearbeiten Ist X displaystyle mathcal X nbsp endlich oder abzahlbar unendlich und ist A 2 X displaystyle mathcal A 2 mathcal X nbsp die Potenzmenge so spricht man von einem diskreten Modell Die Wahrscheinlichkeitsmasse lassen sich dann durch Wahrscheinlichkeitsfunktionen beschreiben Stetige Modelle Bearbeiten Ist X displaystyle mathcal X nbsp eine Borel Menge des R n displaystyle mathbb R n nbsp und ist A displaystyle mathcal A nbsp die Einschrankung der Borelschen s Algebra auf diese Menge also A B R n X displaystyle mathcal A mathcal B mathbb R n mathcal X nbsp und besitzt jedes der Wahrscheinlichkeitsmasse in P displaystyle mathcal P nbsp eine Wahrscheinlichkeitsdichte so spricht man von einem stetigen Modell Standardmodelle Bearbeiten Handelt es sich um ein stetiges Modell oder um ein diskretes Modell so spricht man von einem Standardmodell 3 Bei Standardmodellen existiert also insbesondere eine Wahrscheinlichkeitsdichte oder eine Wahrscheinlichkeitsfunktion Manche Autoren nennen diese Modelle auch regulare Modelle 4 Regulare Modelle Bearbeiten Hauptartikel Regulares statistisches Modell Regulare statistische Modelle sind einparametrige Standardmodelle bei denen noch Anforderungen an die Existenz von Ableitungen der Dichtefunktion gestellt werden Sie werden zur Formulierung der Cramer Rao Ungleichung benotigt Lokations und Skalenmodelle Bearbeiten Statistische Modelle deren Verteilungsklasse eine Lokationsklasse ist also durch Verschiebung einer einzigen Wahrscheinlichkeitsverteilung entstehen werden Lokationsmodelle genannt ebenso werden statistische Modelle mit Skalenfamilien Skalenmodell genannt Produktmodelle Bearbeiten Hauptartikel Produktmodell Statistik Produktmodelle entstehen wenn man das mehrmalige Produkt eines statistischen Modells mit sich selbst bildet Sie formalisieren die Vorstellung dass man einen Versuch mehrmals hintereinander ausfuhrt und die Ergebnisse der Einzelversuche sich nicht gegenseitig beeinflussen Viele der gangigen Modelle wie das Normalverteilungsmodell sind Produktmodelle Beispiele BearbeitenEin Beispiel fur ein statistisches Modell ist der Grundraum X 0 1 100 displaystyle mathcal X 0 1 100 nbsp versehen mit der s Algebra A 2 X displaystyle mathcal A 2 mathcal X nbsp und als Menge der Wahrscheinlichkeitsmasse die Menge P Bin 100 ϑ ϑ 0 1 displaystyle mathcal P operatorname Bin 100 vartheta vartheta in 0 1 nbsp aller Binomialverteilungen mit Parametern 100 und ϑ displaystyle vartheta nbsp Dieses statistische Modell konnte man beispielsweise wahlen wenn man eine Munze 100 mal wirft und die Anzahl der Erfolge zahlt Diese ist binomialverteilt aber zu einem unbekannten Parameter da nicht klar ist ob die Munze gefalscht ist oder nicht Es handelt sich bei diesem Modell um ein einparametriges Modell da ϑ 8 0 1 R displaystyle vartheta in Theta 0 1 subset mathbb R nbsp ist Ausserdem ist es ein diskretes Modell da die Grundmenge endlich ist und die s Algebra durch die Potenzmenge definiert wird Damit ist es auch automatisch ein Standardmodell Die Menge von Wahrscheinlichkeitsmassen P P P ist W Mass auf X A displaystyle mathcal P P P text ist W Mass auf mathcal X mathcal A nbsp ergibt hingegen ein nichtparametrisches Modell Verwendungsarten statischer Modelle BearbeitenPrinzipiell lassen sich zwei Ansatze bei der Erstellung statistischer Modelle unterscheiden 5 bei der ersten Gruppe von Methoden werden zunachst generierende stochastische Modelle angenommen in der anderen werden die Modelle algorithmisch als Black Box erstellt und ihre pradiktive Genauigkeit analysiert Literatur BearbeitenLudger Ruschendorf Mathematische Statistik Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41996 6 doi 10 1007 978 3 642 41997 3 Hans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021526 7 doi 10 1515 9783110215274 Einzelnachweise Bearbeiten Ruschendorf Mathematische Statistik 2014 S 18 Czado Schmidt Mathematische Statistik 2011 S 39 Georgii Stochastik 2009 S 197 Claudia Czado Thorsten Schmidt Mathematische Statistik Springer Verlag Berlin Heidelberg 2011 ISBN 978 3 642 17260 1 S 41 doi 10 1007 978 3 642 17261 8 Breiman Leo Statistical modeling The two cultures with comments and a rejoinder by the author Statistical science 16 3 2001 199 231 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Statistisches Modell amp oldid 236820372