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Standerbau in Quedlinburg Wordgasse 3 von 1349 Detailansicht Zapfenschloss Die Stander Geschoss oder Gefugebauweise ist eine Form des Fachwerkbaus bei der gebaudehohe Stander das tragende System eines Gebaudes bilden indem sie durchgehend von der Schwelle bis zum Dach reichen und gleichzeitig die Seitenwande darstellen 1 Dieses statische Prinzip hat Einfluss auf die Grundrissgestaltung da die Position der Stander festgelegt ist wahrend sie sich bei der neueren Rahmbauweise in gewissen Grenzen variieren lasst Zusammen mit der Rahmbauweise dem Blockbau und den neueren Varianten Rahmenbau Skelettbau und Tafelbau zahlt der Standerbau zu den grundlegenden Holzbausystemen 2 Im Unterschied zur ahnlich aussehenden Skelettbauweise sind beim Standerbau die Abstande zwischen den Standern bedeutend geringer sowie die Geschossdeckenanschlusse an die Stander unterschiedlich ausgefuhrt Die Konstruktion besteht traditionell aus Holz kann jedoch auch aus Stahl hergestellt werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliche Entwicklung 2 Verbreitung 2 1 Schweiz 3 Mehrreihenstanderbau 4 Bohlenstanderbau und Blockstanderbau 5 Moderne Standerbauweise 5 1 Standerkonstruktionen im Innenausbau und Fassadenbau 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichtliche Entwicklung Bearbeiten nbsp Varianten der Standerbauweise des niederdeutschen HallenhausesI ZweistanderhausII DreistanderhausIII Vierstanderhausa tragende Stander Hauptstanderwerk b Standerwerk Traufec Hauptbalkenlaged Hiehlee Sparrenf Auflangerg Aufschiebling nbsp Fachwerkkirche in Standerbauweise in Kernbach von 1687Die Standerbauweise entwickelte sich im 13 Jahrhundert aus der primitiveren Pfostenbauweise 3 Diese bereits seit der Jungsteinzeit bekannte Bauweise weist gegenuber der Standerbauweise eine geringere Haltbarkeit auf da die Pfosten in den Untergrund getrieben wurden und aus diesem Grund rasch abfaulten Zudem war die Stabilitat des statischen Systems der Pfostenhauser aufgrund fehlender Aussteifung schlecht ausgepragt Diese Unzulanglichkeiten wurden durch die Standerbauweise behoben Aufgrund der besseren statischen Voraussetzungen ermoglichte die Standerbauweise im Mittelalter die Errichtung mehrerer Stockwerke bzw Geschosse Daher wird die Standerbauweise auch als Geschossbauweise bezeichnet Die von der Schwelle bis zum Dachgebalk durchlaufenden Stander tragen die gesamten Lasten uber mehrere Stockwerke ab Gebaude mit mehreren Stockwerken wurden daraufhin als Langstanderbau bezeichnet Die auf einem gemauerten Sockel errichteten Stander waren durch waagrechte Balken die so genannten Ankerbalken miteinander verbunden Die Ankerbalken dienten gleichzeitig als Auflage fur die Deckenkonstruktion der einzelnen Geschosse Als Versteifung dienten Schwertungen diagonal uber mehrere Geschosse verlaufende Verstrebungen die von Stander zu Stander reichen Bekannte Gebaudetypen die in Standerbauweise errichtet wurden sind die niederdeutschen Hallenhauser Je nach Anzahl der Stander wurden sie als Zwei Drei oder Vierstanderbau bezeichnet Allen gemeinsam ist das Sparrendach Ein anderer regional typischer Bautyp ist der Standerbohlenbau oder Bohlenstanderbau im suddeutschen und Schweizer Raum Standerbauten mit Pfettendach haben Firststander Die Standerbauweise in diesem Sinne war die ursprungliche im Mittelalter gebrauchliche Fachwerkbauweise Sie wurde Ende des Mittelalters ab dem 16 Jahrhundert vor allem im alemannischen Fachwerk durch die Rahmbauweise Stockwerksbauweise abgelost Bei ihr werden Stander verwendet die nur die Hohe eines Stockwerkes besitzen Diese Konstruktion wird als Rahmbauweise bezeichnet da die auf der Schwelle stehenden Stander oben mit einem Rahm abgeschlossen werden In anderen Regionen beispielsweise im frankischen Fachwerk hielt sich die Standerbauweise allerdings bis ins neunzehnte Jahrhundert nbsp Bohlenstanderhaus in HedingenVerbreitung BearbeitenSchweiz Bearbeiten Im Spatmittelalter herrschten drei verschiedene Bautypen vor Von Norden her reichte die Fachwerkbauweise bis in den Raum Winterthur Im Schweizer Mittelland dominierte die Standerbauweise in den Voralpen und Alpen der Blockbau Im Standerbaugebiet gab es im Flachland die strohgedeckten Steildacher und in den Voralpen die schindelgedeckten flachgiebeligen Tatschdacher Die grossen Stadte bildeten die Ausnahme da sie wegen der Brandgefahr bereits im 15 Jh vorwiegend Steinbauten mit Ziegeldachern besassen nbsp Mehrreihenstanderbau Kehlhof Schwamendingen mit 7 Jochen 1555 57 erbaut nbsp Jakob Gujer Geburtshaus Wertmatswil ZH Mehrreihenstanderbau von 1660Mehrreihenstanderbau BearbeitenBeim Mehrreihenstanderbau der sich ab dem 16 Jahrhundert entwickelte wurde die zum Dachbalken Firstpfette fuhrende Mittelstanderreihe Hochstud durch zwei innere Hochstanderreihen ersetzt die von der Schwelle bis zur Mittelpfette reichten Im gleichen Zeitraum wurden die Schindel und Strohdacher durch das steile Ziegeldach ersetzt Mit diesem speziellen Bautyp konnten breitere und grossere Gebaude errichtet und die Raumteilung Grundriss von zwei auf drei Raume Stube offene Herdstelle Kammer erhoht werden Dieser Grundrissstandard hielt sich bis weit ins 19 Jahrhundert hinein Die symmetrische Anordnung der inneren Standerreihen fuhrte dazu dass Stube und Kammer die gleiche Raumbreite aufwiesen Der mittlere Raum konnte durch den Abstand der beiden Innenstander variiert werden In Langsrichtung konnte das Gerustsystem flexibler gestaltet werden Die langlichen durch Gebinde abgegrenzten Raumgevierte wurden Joche genannt Das kleinstmogliche Mehrreihenstanderhaus umfasste vier Gebinde mit drei Jochen in denen Wohnteil Tenn immer in der Mitte und Stall untergebracht wurden Bei Bedarf konnten zusatzliche Joche angebaut werden Bohlenstanderbau und Blockstanderbau BearbeitenDer Bohlenstanderbau ist eine Wandbauweise bei der waagrechte Bretter oder Bohlen zwischen die tragenden lotrechten und mit einer Nut versehenen Stander oder Stiele eingefugt werden Beim Blockstanderbau werden als Wandausfachung 10 12 cm dicke Blockholzer nahezu bundig oder bundig eingelassen Damit erreicht die Wandfullung im Gegensatz zum Bohlenstanderbau annahernd die Starke der Stander 4 Die im Mittelalter sehr verbreiteten Bohlenstanderhauser waren billiger als Steinhauser sie konnten auch demontiert und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden Als nachteilig erwies sich die erhohte Brandgefahr die von diesen Bauten ausging Das abgebildete Bohlenstanderhaus in Hedingen wurde im Jahre 1983 an seinem bisherigen Standort in einem Industriegebiet zerlegt jeder Balken nummeriert umgezogen und in einem Weiler neben einem Zeitgenossen einem Blockstanderbau aus dem Jahre 1804 wieder aufgebaut Moderne Standerbauweise BearbeitenIn Mitteleuropa ist mit Beginn der Industrialisierung die herkommliche Stander und Rahmbauweise der Fachwerkhauser praktisch zum Erliegen gekommen und hauptsachlich durch die Massivbauweise ersetzt worden Erst mit dem Aufkeimen der Fertighausindustrie sowie der Einfuhrung plattenartiger Wandbaustoffe Gipskarton und Spanplatten erfolgte eine Renaissance der Holzbauweise in Form des Holzrahmenbaues Umgangssprachlich wird der moderne Holzrahmenbau manchmal ungenau als Holzstanderbauweise bezeichnet obwohl diese Bauweise in der Regel eher mit der spatmittelalterlichen Rahmbauweise vergleichbar ist als mit der ursprunglichen Holzstanderbauweise deren Stander uber mehrere Geschosse durchlaufen In Nordamerika ist seit jeher die Holzbauweise im Wohnungsbau von grosser Bedeutung Die lange vorherrschende Bauweise das Balloon Framing ist eine Standerbauweise im klassischen Sinn Doch seit etwa Mitte des letzten Jahrhunderts verdrangte die Holzbauweise des Platform Framing eine moderne Art der Rahmbauweise fast vollstandig die ehemalige Standerbauweise Standerkonstruktionen im Innenausbau und Fassadenbau Bearbeiten Nicht tragende sogenannte leichte Trennwande werden heute beim Ausbau von Gebauden uberwiegend in Form von Standerkonstruktionen aus Holzlatten oder Blechprofilen hergestellt Die schlanken Stander im Verbund mit der aufgebrachten Beplankung sind hierbei das bestimmende konstruktive Element Die horizontalen Schwellen sowie die oberen Abschlussprofile vereinfachen lediglich die Befestigung von Standern und Beplankung sowie die Verankerung im Baukorper Da leichte Trennwande keine Auflasten abtragen mussen haben die eingesetzten Stander einen wesentlich geringeren Querschnitt als bei den tragenden Wanden im Rahmen und Standerbau ublich Im Fassadenbau werden Standerkonstruktionen die lediglich sich selber tragen auch als Pfosten Riegel Konstruktionen bezeichnet Trennwande werden meist mit Gipskarton oder Holzwerkstoff Platten oder seltener mit Paneelen oder Profil Brettern beplankt Das Standerwerk von mit Gipskarton Platten beplankten Leichtbauwanden besteht oft aus Metall Profilen Im Vergleich zu Konstruktionen aus Mauerwerk oder Beton spricht man hier von Trockenbau oder Montage Wanden weil sie trocken montiert werden konnen ohne mit Wasser angemischten Mortel oder Beton verwenden zu mussen Literatur BearbeitenManfred Gerner Fachwerk Entwicklung Gefuge Instandsetzung DVA Munchen 2007 ISBN 978 3 421 03575 2 Manfred Gerner Marion Schneider Margit Schoppner Fachwerklexikon Handbuch fur Fachwerk und Holzkonstruktionen DVA Stuttgart 1997 ISBN 3 421 03146 0 Zimmermann W H 1998 Pfosten Stander und Schwelle und der Ubergang vom Pfosten zum Standerbau Eine Studie zu Innovation und Beharrung im Hausbau Zu Konstruktion und Haltbarkeit prahistorischer bis neuzeitlicher Holzbauten von den Nord und Ostseelandern bis zu den Alpen Probleme der Kustenforschung im sudlichen Nordseegebiet 25 9 241 Einzelnachweise Bearbeiten Dietmar Grutze Bau Lexikon Carl Hanser Verlag Munchen 2007 ISBN 3 446 40472 4 S 256 Josef Kolb Systembau mit Holz Baufachverlag AG Zurich 1992 ISBN 3 85565 226 0 S 15 Sonja Steiner Welz Die deutsche Stadt Reinhard Welz Vermittler Verlag Mannheim 2007 ISBN 978 3 86656 538 8 S 10 Landliche Baukultur Berlin Brandenburg Lexikon laendliche baukultur de Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Standerbauweise Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Der Bohlenstanderbau von 1355 auf der Burg Zug Mittelalter Heft 2006 4 Das Hochstud Taunerhaus in Starrkirch Wil Der Mehrreihenstanderbau Ein bedeutender Zurcher Bauernhaustyp Normdaten Sachbegriff GND 4182788 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Standerbauweise amp oldid 230888816