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Die Spiegelglashutte Amelith war eine 1776 gegrundete Glashutte im waldreichen sudlichen Solling beim Bodenfelder Ortsteil Nienover aus der die Orte Amelith und Polier hervorgingen Sie lag im Gebiet des heutigen Landkreises Northeim in Sudniedersachsen Spiegelglashutte Amelith 1921Die Hutte produzierte das damalige Luxusgut Spiegelglas das sie europaweit an vermogende Bevolkerungsschichten vermarktete Anfang des 20 Jahrhunderts als hauptsachlich Flachglas produziert wurde war die Hutte nicht mehr konkurrenzfahig und schloss 1926 1931 wurde das Huttengebaude abgerissen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und Lage 1 2 Aufschwung unter Ernst Jacob Eckhardt 1 3 19 und 20 Jahrhundert 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und Lage Bearbeiten nbsp Spiegelglashutte Amelith mittig an den Teichen Gutshof mit Herrenhaus Eckhardts Hoff links und Schloss Nienover rechts Die 1776 entstandene Glashutte Amelith entstand unter Georg III als Kurfurst von Hannover Sie stellte eine hannoversche Gegengrundung zur Spiegelglashutte auf dem Grunen Plan im braunschweigischen Grunenplan dar In Amelith wurde anfangs Hohlglas aus grunem Glas und Tafelglas aus weissem Glas produzierte Die Hutte Amelith wurde im Tal des Reiherbachs errichtet das von waldreichen Hohen umgeben ist Sie sollte die seit dem 15 Jahrhundert im Amtsbereich Nienover nachgewiesenen Wanderhutten fur Waldglas ablosen und die Glasmacher mit ihren Familien an ihren Arbeitsplatz binden Die Hutte entstand im dicht bewaldeten Solling dessen Holz zum Befeuern der Brennofen fur das Glasschmelzen eingesetzt wurde Auch die anderen Rohstoffe wie Pottasche Sand Kalk Ton und Salpeter fanden sich in dem Gebiet Die abgeholzten Waldbereiche um die Glashutte die vom staatlichen Eigentum in den Besitz der Hutte wanderten wurden in landwirtschaftliche Flachen als Felder und Wiesen umgewandelt Die Huttenarbeiter erhielten zur eigenen Bewirtschaftung Flachen zugeteilt Da mehr Land zur Verfugung stand als von den Arbeitern genutzt werden konnte entstand nahe der Glashutte ein Gutshof mit dem Herrenhaus Eckhardts Hoff aus der spater die Amelither Gutsverwaltung wurde Die Hutte wurde zunachst von Thomas Ziesich aus Grunenplan mit angeworbenen Belegschaften aus Bohmen Hessen und Wurttemberg gefuhrt Da er sich wirtschaftlich ubernommen hatte ging die Hutte nach dreijahrigem Betrieb 1779 in Konkurs Zudem gestaltete sich der Transport der Glasplatten mit dem Leiterwagen von Amelith zum Hafen nach Bodenfelde schwierig und viele Werkstucke uberstanden diesen Weg nicht unbeschadet Unter dem nachsten Pachter entwickelte die Glashutte sich zur bedeutendsten des Gebiets Glaser und Spiegel wurden nach Russland Schweden in die Niederlande und nach Grossbritannien exportiert Aufschwung unter Ernst Jacob Eckhardt Bearbeiten 1779 pachtete der Unternehmer Ernst Jacob Eckhardt zusammen mit seinem Kompagnon Isaak Caries aus Amsterdam die Hutte Seine Geschaftsidee bestand in der Produktion des damaligen Luxusgutes Spiegelglas fur wohlhabende Burger Adelige und die Furstenhauser Europas Mit dem Einsatz einer gewaltigen Summe aus Eckhardts Privatvermogen fuhrte dies in kurzester Zeit zu grossen Erfolgen Durch den Aufbau der Fabrik entstanden mit Amelith und Polier zwei neue Dorfer im Solling Im Umfeld der Glashutte in Amelith liess Eckhardt Hauser fur die rund 100 Arbeiter und ihre Familien errichten Die Glasmacher der Hutte hatten einen vergleichsweise hohen Lebensstandard waren aber vom Glashuttenbesitzer stark abhangig da Grund und Boden und auch ihre Wohnhauser in seinem Eigentum standen Insgesamt waren Anfang des 19 Jahrhunderts etwa 400 Familien von der Glashutte abhangig Die Glasschleiferei am Reiherbach in denen die Spiegelglastafeln geschliffen und poliert wurden bildeten die Keimzelle der Ortschaft Polier 1 Uber die Fabrik die grosse Auslandsgeschafte machte schrieb Eckardt Ich habe diese Fabrik dergleichen noch keine im Lande vorhanden war an einem Orte angelegt wo sich vorhin eine Wustenei befand Schmelzhutten Schleifmuhlen drei Poliermuhlen Stampfen Magazine und Oeconomiegebaude erstanden nach und nach Dort wo vorhin Holz und wildes Gebusch stand zum Teil mit Sumpfen umgeben sieht man jetzt einen Ort der einem kleinen Flecken gleicht und sich jahrlich vergrossert Ernst Jacob Eckhardt Zitiert nach Rudolf Schmidt Die Herrschaft Eckardstein 2 Eckhardt suchte nicht nur in der Glasherstellung nach Innovationen sondern fuhrte auch Experimente in der Landwirtschaft durch So liess er einige seiner Felder mit Pottasche der ausgelaugten Asche aus den Pottaschesiedereien dungen und freute sich dass auf diesem einst fast unbrauchbaren Felde nun die besten Fruchte wachsen 3 Nachdem die Regierung in Hannover Eckardts weitere Expansionsplane durchkreuzte verlegte er 1799 seinen Wohnsitz nach Berlin Dort wurde er unter der Bedingung sein Geld in Preussen anzulegen von Konig Friedrich Wilhelm III zum Freiherrn von Eckardstein geadelt Um einem Geldabfluss aus der Hutte nach Preussen vorzubeugen wandelte die Regierung in Hannover den Pachtvertrag der Fabrik in einen Erbzinsbrief um 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Die Glashutte um 1913Nach Eckardts Weggang 1799 leitete sein langjahriger Verwalter Johannes Bippart die Fabrik In dieser Zeit dehnte sich das an die Glashutte angeschlossene Gut stark aus und ubernahm Landereien des Amtes Nienover Johannes Bippart hatte zudem seit 1803 die Spiegelglashutte auf dem Grunen Plan in Grunenplan in Pacht 4 Um Konkurrenz der beiden Hutten zu vermeiden blieb es dadurch bei der Herstellung von Spiegelglas anstelle von Hohlglas 5 Bis 1837 blieben die von Eckardsteins Erbzinsnehmer in Amelith und Polier 1 und verkauften dann den Erbzinsbrief an die Familie Bippart Wahrend der Zeit des Deutschen Kaiserreichs war die Hutte zu einem Industrieunternehmen ausgebaut worden Die Anzahl der Arbeiter stieg von etwa 60 Ende des 19 Jahrhunderts auf 150 im Jahre 1906 Die Fertigung von Spiegelglas das zur Bekanntheit der Hutte beitrug wurde 1894 zugunsten der Fertigung von Flachglas eingestellt Anfang des 20 Jahrhunderts geriet die Hutte allmahlich in eine finanzielle Schieflage wegen auslandischer Konkurrenz hoher Energiekosten und schlechter Verkehrsanbindung Dies fuhrte 1913 zum Konkurs Wahrend des Ersten Weltkriegs war der Betrieb stillgelegt Danach lief die Produktion 1919 wieder an Trotz Investitionsmassnahmen wie Bau eines Fabrikgebaudes 1925 wurde die Glashutte 1926 geschlossen Sie war nicht mehr konkurrenzfahig gegenuber anderen Glashutten mit leistungsfahigeren Maschinen Kurzfristig wurde auf dem Huttengelande eine Glasschleiferei eingerichtet die 1930 schloss Nach der Schliessung konnten die Huttenarbeiter ihre Wohnhauser und Grundstucke erwerben 1929 kam es zu einem Brand von Gebauden des Gutshofes einschliesslich des Herrenhauses was zu einer Verurteilung des damaligen Glashuttenbesitzer Georg Lowenherz und eines Mitarbeiters wegen Brandstiftung fuhrte 6 1931 rissen die fruheren Arbeiter das Huttengebaude ab und verwendeten das Baumaterial fur eigene Bauvorhaben 1934 fiel der 68 Meter hohe Schornstein der Hutte Einige Neben und Wirtschaftsgebaude der Hutte sowie die Arbeiterwohnhauser haben sich bis heute erhalten Literatur BearbeitenOtto Bloss Die alteren Glashutten in Sudniedersachsen S 141 142 Veroffentlichungen des Instituts fur Historische Landesforschung der Universitat Gottingen Band 9 Lax Hildesheim 1977 ISBN 3 7848 3639 9 Walter Junge Chronik des Fleckens Bodenfelde von den Anfangen bis zur Gegenwart mit Beitragen zur Geschichte der Ortsteile Wahmbeck Nienover Amelith und Polier Gottingen Gottinger Tageblatt 1983 Wolfgang Schafer Hrsg Die Hutten und das Schloss Bilder Berichte und Dokumente aus den Sollingorten Amelith Nienover und Polier Verlag Mitzkat Holzminden 2000 ISBN 3 931656 26 8 Die Amelither Spiegelglashutte In Prunk und Gebrauchsglas des 18 Jahrhunderts aus Manufakturen der Welfen Gifhorn 2010 Daniel Althaus Die Fabrik im Wald Glas und Spiegel aus Amelith und Polier Dissertation Beitrage zur Geschichte des Sollings und des Wesertals Band 2 Verlag Jorg Mitzkat Holzminden 2015 ISBN 978 3 940751 46 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spiegelglashutte Amelith Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Daniel Althaus Serie Kaufmann Eckardt machte Amelith und Polier in der Welt bekannt Luxus vom Spiegelbaron In Hessische Niedersachsische Allgemeine HNA 25 Juli 2011 Zitiert nach Rudolf Schmidt Die Herrschaft Eckardstein Band 1 Beitrage zur Entwicklungsgeschichte von Protzel Pradikow Grunow Reichenow Sternebeck Harnecop Bliesdorf und Vevais Oberbarnimer Heimatbucher Band 5 hrsg vom Kreisausschuss Oberbarnim Bad Freienwalde Oder 1926 S 10 Daniel Althaus Serie zur Sonderausstellung Zur Spiegelfabrik Amelith gehorte einst ein grosses Gut Zwischen Fabrik und Feld In Hessische Niedersachsische Allgemeine HNA 23 August 2011 Helmut Radday und geben unsere Auswanderung bekannt ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Oberharzes im 19 Jahrhundert am Beispiel des Familienverbandes Koch 2000 S 19 A Lax Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 4 1927 S 54 Feuer im Herrenhaus In Hessische Niedersachsische Allgemeine 19 September 2011 51 69457 9 511564 Koordinaten 51 41 40 5 N 9 30 41 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spiegelglashutte Amelith amp oldid 210568782